Love Against The Rules. Sarah Glicker
für mich. Bitte“, fügt er leise hinzu und nimmt meine Hand in seine, als er meine Verwirrtheit bemerkt.
Diese, vor allem nach dem Kuss, oberflächliche Berührung sorgt dafür, dass mein Herz aussetzt. Ich kann nur nicken, aber das scheint ihm zu reichen. Auch wenn ich noch nicht sagen kann, ob es die richtige Entscheidung ist.
Die Unsicherheit verschwindet aus seinen Augen, als wäre sie nie dagewesen, und er nimmt mich glücklich in die Arme.
Jayden Drake hat von Anfang an etwas mit mir angestellt, dem ich mich nicht entziehen kann. Das Einzige, das ich tun kann, ist herausfinden, was genau das ist. Und dafür muss ich mich nun einmal mit ihm treffen.
Kapitel 2
Als ich an diesem Abend endlich in meinem Bett liege, denke ich wieder an die letzten Stunden. So viele Fragen schwirren durch meinen Kopf. Aber es gibt eine Sache, die mich nicht mehr in Ruhe lässt. Ich frage mich, ob Jayden Drake mich wirklich geküsst und auf ein Date eingeladen hat oder ich mir das nur eingebildet habe.
Ich erinnere mich an seine Berührungen. Auch jetzt kann ich seine Hände auf meiner Haut spüren. Dabei fangen die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder an zu flattern. Seufzend drehe ich mich auf den Rücken und starre an die Decke.
Ich weiß nicht, was morgen passieren wird. Doch ich weiß, dass ich aufgeregt deswegen bin.
Aus diesem Grund dauert es eine halbe Ewigkeit, bis ich endlich in den Schlaf finde.
Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage, fühle ich mich total gerädert, weil ich ständig von Jayden geträumt habe und dann wach geworden bin. Dabei tauchten auch die Fernsehberichte über ihn auf, die ich in den letzten Wochen und Monaten gesehen habe. Gleichzeitig konnte ich seine Hände auf meinem Körper spüren, seine sanfte Stimme hören und seinen unsicheren Blick sehen, als er mich um das Date gebeten hat. Vor allem aber konnte ich den Kuss nicht vergessen.
Der Kuss.
Alleine bei dem Gedanken an seine Lippen auf meinen fängt meine Haut an zu kribbeln und mir wird schwindelig.
Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett verbringen und mich unter meiner Decke verkriechen. Aber das würde nur dafür sorgen, dass ich erneut über den gestrigen Abend nachdenke und das will ich nicht. Mich noch mehr damit auseinanderzusetzen würde mich wahrscheinlich verrückt machen. Deswegen klettere ich stöhnend aus dem Bett und stelle mich unter die Dusche.
Als das warme Wasser an meinem Körper hinunterfließt werden meine Muskeln zwar lockerer, aber erst dadurch spüre ich, wie angespannt ich eigentlich bin. Und das habe ich nur ihm zu verdanken.
Tief durchatmen, Kaylee, ermahne ich mich.
Heute Abend werde ich ihn wiedersehen und mit etwas Glück wird er mir ein paar Antworten geben. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie die Fragen aussehen.
Um mich abzulenken putze ich den ganzen Tag meine Wohnung wie eine Wahnsinnige. Ich schiebe sogar mein Sofa ein Stück zur Seite, damit ich dahinter sauber machen kann. Und das ist etwas, was ich nur äußerst selten mache. Alle Oberflächen werden von mir geschrubbt, bis sie glänzen.
Allerdings nutze ich den Tag nicht nur, um meine Wohnung zu reinigen, sondern auch, um im Internet mehr über Jayden und auch die Ermittlungen zu erfahren. Ich würde ja meinen Vater anrufen, aber der würde mich wahrscheinlich fragen, woher das Interesse plötzlich kommt. Und das möchte und kann ich ihm nicht beantworten.
Mein Gefühl und mein Verstand sagen mir, dass Jayden in jeder Hinsicht ein gefährlicher Mann ist. Aber sicher keiner von denen, die zum Beispiel einen Versicherungsbetrug begehen, indem sie ein Lagerhaus anzünden, so, wie es letztes Jahr der Fall war. Mein Dad ist jedoch überzeugt, dass Jayden etwas damit zu tun hatte, es fehlen ihm aber nach wie vor handfeste Beweise.
Wie immer.
Ich habe schon früh gelernt, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann. Und mein Bauch sagt mir nun einmal, dass Jayden so etwas gar nicht nötig hat. Egal, wie sehr ich es auch versuche, aber ich kann ihn mir nicht in der Rolle eines Schwerverbrechers vorstellen. Es hat nichts damit zu tun, dass er intensive Gefühle in mir wachruft. Ich kann nicht genau sagen, wo ich es hernehme, doch es ist da.
Im Internet steht nicht mehr, als auch in den Nachrichten einem mitgeteilt wird. Was ich aber herausgefunden habe, ist, dass Jaydens neuestes Wohltätigsprojekt anscheinend der Bau eines Jugendtreffs in Downtown L.A. ist. Die Organisationen, denen er Geld spendet, überschlagen sich im Internet förmlich mit Lob über ihn. Von ihnen sagt keiner etwas Schlechtes.
Jayden ist offenbar ein großartiger Geschäftsmann, der auch einige Erfolge in Übersee zu verbuchen hat. All diese Berichte zeigen mir, dass er sich mit den Dingen auskennt, mit denen er sein Geld verdient. Er weiß, was er macht und verlässt sich nicht auf sein Glück. Wobei das aber sicherlich auch eine große Rolle spielt. In einigen Fachzeitschriften, in denen es um die Wirtschaft geht, wird er sogar als Gastautor genannt.
Sein Fokus liegt auf dem Hotelwesen, wo er die meisten Firmen besitzt. Aber wenn ich die Beteiligungsstruktur vor mir richtig deute, ist er auch Aktionär in anderen großen Firmen und hat seine Finger auch in der Medienbranche.
Plötzlich kommt mir in Erinnerung, was er gestern gesagt hat: Ich habe das nicht geplant. Erneut frage ich mich, was er damit gemeint hat. Und auch, was er eigentlich geplant hat. Seufzend lasse ich mich in die dicken Kissen zurückfallen und betrachte die Zimmerdecke.
Ich gebe es auf, im Internet nach Informationen zu suchen. Es bringt nichts. Alles, was ich finde, bringt mich nicht weiter oder es wirft noch mehr Fragen auf.
Als es um sieben Uhr an meiner Tür klingelt, werfe ich noch einen Blick in den Spiegel. Da ich nicht weiß, was Jayden geplant hat, habe ich mich dazu entschieden, mein pinkfarbenes Lieblingskleid anzuziehen. Es passt zu den meisten Anlässen und sieht trotzdem sexy aus. Dazu trage ich High Heels in der gleichen Farbe. Außerdem habe ich mir meine Haare hochgesteckt.
Im Vorbeigehen schnappe ich mir meine Tasche vom Sofa und öffne die Tür. Ich erwarte, dass Jayden vor mir steht, doch das ist nicht der Fall. Der Mann, der sich mir gegenüber befindet, ist mindestens drei Köpfe größer als ich und so breit gebaut, dass er den Türrahmen auszufüllen scheint. Seine Haare sind so kurz, dass auf dem Kopf nur ein paar Stoppeln zu erkennen sind. Bei ihm handelt es sich um den gleichen Typen, der gestern die beiden betrunkenen Männer aus dem Club geworfen hat. Nun schaut er aber nicht mehr so verbissen, sondern lächelt mich freundlich an.
„Ms. Warren“, begrüßt er mich. „Mein Name ist Reylee. Mr. Drake hat mich beauftragt Sie abzuholen.“ In seiner schwarzen Kleidung, die aus einer Jeans, einem Shirt und einer Jacke besteht, würde er mir Angst einjagen, wenn ich ihm nachts über den Weg laufen würde. Er sieht ein wenig aggressiv aus. Da ich allerdings weiß, dass er wirklich für Jayden arbeitet, mache ich mir keine Sorgen.
„Freut mich“, antworte ich, wobei ich nicht für mich behalten kann, wie nervös ich bin. Gestern bin ich davon ausgegangen, dass er zum Team der Türsteher gehört. Nun schießt mir die Frage in den Kopf, ob Reylee der persönliche Bodyguard von Jayden ist, oder etwas in der Art.
Er macht einen Schritt zur Seite und bedeutet mir so, dass ich ihm folgen soll. Ohne ein weiteres Wort von mir zu geben, gehe ich hinter ihm her auf die Straße und dort auf den großen Geländewagen zu, der ein paar Meter weiter steht.
Er hält mir die Hintertür des schwarzen BMW X6 auf, sodass ich einsteigen kann. Mit offenem Mund sitze ich auf der Rückbank und lasse meinen Blick von rechts nach links wandern. Jedes noch so kleine Detail sauge ich in mir auf. Von innen ist das Auto komplett mit Leder ausgestattet, und vorne sieht alles so aus, als wäre es auf dem neusten Stand der Technik. Noch nie habe ich in so einem Wagen gesessen. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich eines dieser Luxus-Autos jemals von innen zu sehen bekomme. Umso geschockter bin ich jetzt.
Während der gesamten Fahrt sagt Reylee kein Wort, trotzdem sieht er mich immer wieder prüfend an. Wahrscheinlich überlegt er, was genau