Love Against The Rules. Sarah Glicker
er vor einem Hochhaus mitten in Beverly Hills stehen.
„Diesen Schlüssel werden Sie brauchen“, klärt Reylee mich auf, steigt aus und öffnet die Tür, sodass ich aussteigen kann. Dabei übergibt er ihn mir. Verwirrt nehme ich ihn entgegen.
Da ich nicht weiß, was er mir damit sagen will, hebe ich fragend eine Augenbraue. Doch er sagt nichts, sondern deutet lediglich auf den Eingang. Durch die gläserne Front kann ich den Aufzug erkennen, der sich auf der anderen Seite befindet. Ich nicke, verabschiede mich von ihm und mache mich auf den Weg in das Innere des Gebäudes.
„Ms. Warren“, werde ich von dem Portiert begrüßt. „Es freut mich Sie kennenzulernen.“ Freundlich lächelt er mich an und nimmt mir so ein wenig der Angst vor dem Ungewissen, auch wenn er wahrscheinlich gar nicht weiß, wie es mir geht. „Mr. Drake hat sie bereits angemeldet. Stecken Sie einfach den Schlüssel hier herein“, erklärt er mir.
„Danke“, murmle ich verlegen und stecke ihn in die dafür vorgesehene Vorrichtung, nachdem ich eingestiegen bin. Die Türen schließen sich sofort und der Aufzug setzt sich in Bewegung. Hibbelig schaue ich auf die Anzeige. Als ich endlich im 34. Stock anhalte, bin ich nur noch ein wandelnder Haufen Hormone.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnen sich die Türen und geben den Blick auf den Innenraum eines atemberaubenden Penthouses frei. Da ich Jayden nicht entdecken kann, mache ich vorsichtig einen Schritt vorwärts und schaue mich um.
Ich weiß nicht, womit ich gerechnet habe. Die Einrichtung hier erinnert in keinster Weise an die in seinem Büro im Freeze.
Sofa, Wohnzimmertisch und die riesige Schrankwand, die sich auf der anderen Seite des Raumes befindet, bilden mit ihrem hellen Farbton einen wunderschönen Kontrast zu dem dunkelbraunen Holzfußboden. Ein Mauerwerk gibt es nicht, da alle Außenwände aus Glasscheiben bestehen, die vom Fußboden bis zur Decke reichen. Sie geben den Ausblick auf die Stadt frei, die mir nun zu Füßen liegt.
Schon oft habe ich Bilder aus dieser Perspektive gesehen. Doch es in der Realität begutachten zu können, ist etwas ganz anderes.
Ohne darüber nachzudenken, gehe ich auf die großen Fenster zu und schaue hinaus. Es ist atemberaubend und schöner, als ich es mir je vorgestellt hätte.
„Gefällt es dir?“
Erschrocken zucke ich zusammen. Ich war so in den Anblick vertieft, dass ich nicht gemerkt habe, wie Jayden hinter mir getreten ist. Schwungvoll drehe ich mich um und begutachte ihn. Dabei nicke ich, da ich gerade keinen Ton herausbekomme.
Er trägt eine weite Jeans, die sexy auf seiner Hüfte sitzt. Dazu hat er ein T-Shirt an, das seinen Oberkörper, und damit auch seine Muskeln, betont. Seine Haare hat er unter einer Basketballmütze versteckt.
Sein Anblick lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen und als er mich schief angrinst, möchte ich ihm am liebsten um den Hals fallen. Es erfordert meine ganze Selbstbeherrschung, genau das nicht zu tun.
Nach wie vor finde ich meine Stimme nicht und kann ihn nur stumm anhimmeln. Aber das ist mir schon peinlich genug, weil ich mich nicht besser im Griff habe.
„Komm“, fordert er mich auf, nimmt meine Hand in seine und führt mich eine breite Glastreppe hinauf.
Hier oben befinden sich auch noch mehrere Räume. Ihre Türen stehen auf, sodass ich sehen kann, dass auch ihre Außenwände aus Glas bestehen. Jayden führt mich durch einen langen Flur, ehe er vor einer Tür stehen bleibt.
„Ich habe eine Überraschung für dich und hoffe, dass sie die gefällt.“ Seine Stimme klingt verunsichert. So ein Verhalten bin ich von einem Mann nicht gewohnt. Und schon gar nicht, von einem wie Jayden. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir so einer noch nicht über den Weg gelaufen ist.
Kommt es mir nur so vor, oder quält ihn wirklich die Befürchtung, dass es mir hier nicht gefällt?
Mir geht diese Frage zwar durch den Kopf, doch ich stelle sie ihm nicht. Soweit sind wir nicht. Er steht direkt vor mir und versperrt mir damit die Sicht auf das, was sich hinter der Tür befindet. Seine Geheimniskrämerei macht mich neugierig.
Wie von alleine hebt sich meine Hand, sodass ich ihm über die Wange streichen kann. Ich will es nicht, kann es jedoch auch nicht verhindern. Sein Blick ist liebevoll und voller Wärme. Einen Moment bleiben wir so stehen, ehe er die Tür öffnet und den Blick auf einen riesigen Blick freigibt. Er befindet sich in der Mitte einer überdimensionalen Terrasse. Überall sind Kerzen aufgestellt, sogar im Wasser schwimmen Teelichter. Scharf ziehe ich die Luft ein.
In der rechten Ecke kann ich einen kleinen Tisch erkennen, auf dem ebenfalls Kerzen stehen. Und in der Mitte befindet sich ein großer Blumenstrauß.
„Wow, das habe ich nicht erwartet“, flüstere ich.
„Ich habe gehofft, dass du das sagst.“ Jayden folgt mir, als ich hinausgehe. Dabei legt er seine Hand auf meinen unteren Rücken.
Ich bin überwältigt. Anders kann ich das Gefühl gerade nicht beschreiben, was sich in mir befindet.
Ob er mir sein Verhalten von gestern erklären wird?
Dieser Gedanke trifft mich völlig unvorbereitet. Schnell schiebe ich ihn wieder zur Seite, da ich in diesem Moment nicht darüber nachdenken möchte.
Unsere Finger verschränken sich miteinander, während er mich am Pool vorbei zum Tisch führt. Dort reicht er mir eine einzelne rote Rose, die neben der Vase liegt. Danach beugt er sich ein Stück zu mir herunter und küsst mich zärtlich.
„Ich war damit beschäftigt, alles vorzubereiten, dass ich keine Zeit mehr hatte, mich umzuziehen“, entschuldigt er sich, nachdem er einen Blick auf mein Klein geworfen hat.
„Das ist nicht schlimm. Du gefällst mir so.“ Mit diesen Worten streife ich mir meine Schuhe von den Füßen und löse die Klammern, sodass meine Haare mir in leichten Wellen über die Schultern fallen.
Normalerweise würde ich so was nicht tun. Und ich weiß auch nicht, wieso ich es jetzt mache. Doch ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart.
Jayden macht einen Schritt auf den Tisch zu und zieht den Stuhl zurecht. Während ich mich setze, erscheint eine Frau auf der Bildfläche, die ungefähr in dem gleichen Alter wie Reylee ist und gießt uns Champagner ein. Dabei lächelt sie mich freundlich an und kurz meine ich sogar, ein Glitzern in ihren Augen zu erkennen.
Sie hat blonde Haare, die sie zu einem Dutt hochgesteckt hat. Auf mich macht sie einen mütterlichen Eindruck. Nachdenklich schaue ich ihr nach, als sie wieder verschwindet.
„Das ist meine Haushälterin Julie. Ich glaube, sie und Reylee haben eine Wette abgeschlossen“, erklärt er mir. Dabei scheint er sich jedoch nicht sicher zu sein, ob das gut ist oder nicht.
„Eine Wette?“, frage ich ihn belustigt.
„Wie lange ich brauche, um das hier zu versauen.“
„Wieso solltest du das machen? Bis jetzt ist es doch perfekt.“
Ein glückliches Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, trotzdem zögert er mit seiner Antwort. „Ich werde es noch schaffen. Um ehrlich zu sein habe ich sogar damit gerechnet, dass ich es in den Sand setze, noch bevor du überhaupt hier erscheinst.“
Solange er mich nicht verhören will, um rauszubekommen, was mein Vater gegen ihn in der Hand hat, kann er nicht sehr viel falsch machen.
Mein aufmerksamer Blick ist noch immer auf ihn gerichtet, als er fortfährt: „Ich gebe zu, dass ich mich gefragt habe, ob du vielleicht absagst.“
Sein Geständnis überrascht mich. Und das behalte ich auch nicht für mich, als ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansehe.
„Wieso hätte ich das machen sollen?“, frage ich ihn, als er sonst nichts mehr dazu sagt.
„Dein Vater führt Ermittlungen gegen meine Familie und auch gegen mich.“ Seine schlichte Antwort verschlägt mir die Sprache,