Purgatory - Wiedergeburt. Christian Leukermoser
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Copyright © 2021 Christian Leukermoser
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Purgatory Wiedergeburt
Für meine Liebsten!
Prolog
Leise gähnend rollte sich Aaliyah Dearing aus dem Bett. Das kalte elektrische Licht ließ die helle Haut ihres nackten Körpers leuchten, als bestünde sie aus Schnee.
Hier im Inneren des Schiffes hörte man kaum etwas von den laufenden Maschinen. Da war nur das gedämpft Summen der Stromgeneratoren, die sich im Deck unter ihrer Kabine verbargen.
Als Offizierin im Range eines Lieutenants hatte sie eine eigene Schlafkoje bekommen. Neben dem schmalen Bett gab es einen kleinen Schreibtisch, einen Schrank für die wenigen persönlichen Sachen und die Kleidung, sowie einen winzigen abgetrennten Raum, in dem sich eine Dusche mit Toilette befand.
Es war nicht viel. Es war nicht groß. Aber wenigstens gehörte es ihr alleine. Zumindest die meiste Zeit.
Brummend erhob sich Vega aus den zerwühlten Kissen und Decken. Sein muskelbepackter, tätowierter Körper hatte die letzten Minuten gute Arbeit geleistet. Nicht herausragend, doch auch nicht schlecht.
Aaliyah betrachtete ihn. Halb aufgerichtet lag er da und gähnte herzhaft. Sein Penis hatte wieder seine ursprüngliche Größe angenommen und baumelte lustlos zwischen seinen Schenkeln. Er machte sich nicht einmal die Mühe ihn zu bedecken.
Ihr Blick wanderte über die zahllosen Tätowierungen an seiner braun gebrannten Gestalt nach oben und blieb an den, tief in den Höhlen liegenden, Augen ihres Gespielen hängen. Die kurz geschorenen Haare, der kantige Schädel. Er hatte etwas von einem Höhlenmenschen. Vielleicht war es das, was sie angemacht hatte.
»Wie sieht’s aus, Lieutenant«, fragte er grinsend, »Hab ich deine Welt erschüttert?«
»Pah«, machte Aaliyah, »Nicht einmal ansatzweise. Oder seh‘ ich aus, als könnt‘ ich nicht mehr laufen?«
Sie deutete an ihrem Körper hinab und fühlte seinen Blick auf ihrer Haut. Unschwer war zu erkennen, dass Vega gefiel, was er sah. Denn sein kleiner Freund schien sich schon für eine weitere Nahkampflektion bereit machen zu wollen.
»Ziehen Sie sich an, Soldat«, sagte Dearing lachend und aktivierte den Bildschirm über ihrem Schreibtisch.
Eine große Uhr erschien auf dem Display. Sie lief nach Erdstandardzeit und zeigte 1125 vormittags.
»Um 1400 gibts eine Inspektion durch Captain Jaramago. Ich will bis dahin alles sauber und fertig zum Einsatz haben. Anzüge, Waffen, Munition, Ausrüstung, wirklich alles! Verstanden?«
Ächzend rollte sich Vega aus dem Bett und salutierte. Der nackte Mann wirkte dabei äußerst albern, doch die militärische Geste war auch nicht ganz ernst gemeint.
»Aye, aye, Lieutenant«, sagte er und griff nach der dünnen Stoffhose und dem Shirt, das er getragen hatte, als sie ihn zu sich bestellt hatte.
»Wegtreten«, meinte Dearing, ohne sich noch einmal umzusehen.
Kurz darauf hörte sie das leise Zischen der automatischen Tür und war wieder alleine in ihrem Zimmer.
Auf ihre Berührung hin wurde ein Abschnitt des großen Bildschirmes zu einem Spiegel, während daneben auf kleineren Teilen Einsatzberichte, Nachrichten und E-Mails angezeigt wurden.
Die Mendraner hatten sich offensichtlich bislang nicht von der frisch gestarteten Offensive erholt. Sie liefen davon wie die Hasen.
Endlich.
Noch zwei Jahre zuvor hatte es düster ausgesehen. Damals verloren die Menschen Schlacht um Schlacht. Aaliyah wurde von den Erinnerungen überwältigt. Wie jedes Mal, wenn sie an diese Zeit dachte.
Gefühle wallten in ihr auf, die sie nie ganz überwinden oder würde verdrängen können. Sie schluckte heftig, versuchte, nicht an die Vergangenheit zu denken, doch es war überwältigend.
Das Interkom blinkte auf der Multitouch-Oberfläche ihres Schreibtisches auf. Das altbekannte Surren übertönte auch die leisen Klänge der Musik, die aus dem Multifunktionsbildschirm drang und riss sie aus ihren Erinnerungen. Zurück blieb nur eine Gänsehaut.
Aaliyah wischte sich gedankenverloren die Stirn. Sie merkte, dass sie schwitzte und zitterte. Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie die Bilder und fuhr mit der Hand über die Fläche. Eine dreidimensionale Projektion baute sich auf, frei schwebend, direkt auf der Tischplatte. Ohne darüber nachzudenken, berührte sie die Stelle für die Kamera, und deaktivierte sie damit, bevor sie das Gespräch annahm.
Der Spiegel wurde kurz schwarz, dann erschien ein hochauflösendes Videobild einer Frau darauf.
Dunkle, braune Augen, die im Zentrum eines hellbraunen Gesichtes, mit strengen Zügen saßen, schienen sie zu durchbohren. Doch Captain Conchita Jaramago konnte sie nicht sehen, das wusste Aaliyah.
»Lieutenant Dearing?«, fragte die Offizierin unverkennbar genervt, »Wo sind Sie?«
»Ich bin hier, Captain.«
»Ich seh Sie nicht. Machen Sie verdammt noch einmal die Kamera an, wenn ich mit Ihnen spreche!«
Mit einem leisen Brummen aktivierte Aaliyah die Bildwiedergabe, indem sie den entsprechenden Punkt in der Projektion berührte. In einem winzigen Fenster unterhalb des Gesichts von Captain Jaramago erschien ihr Bild.
Aaliyah hatte vergessen, dass sie nackt war. Aber das war ihr auch egal. Sie mochte ihren Körper. Ihr war durchaus bewusst, dass sie mit ihren roten Haaren, grünen Augen und der blassen Haut ein äußerst seltener Anblick war.
Dazu kamen die natürlichen, kleinen Brüste und die nicht völlig enthaarte Scham, was dem Trend ihrer Generation widersprach. Ähnlich wie ihre stark trainierten Muskeln. Das Gesicht wirkte ernst, wenn die Sommersprossen ihm auch etwas Verspieltes gaben. Dennoch sah sie viel älter als 18 Jahre aus.
»Scheiße sind Sie gerade aufgestanden?«, fragte Jaramago naserümpfend.
Der Captain war nur zwei Jahre älter als Dearing, aber sie mochte die Kommandantin der kleinen Marineeingreiftruppe ihres Schiffes nicht. Dessen war sich Aaliyah bewusst. Die beiden Frauen würden niemals Freunde werden, doch das war bestimmt kein großer Verlust.
Dennoch gab es zwischen den Frauen einige Gemeinsamkeiten. Sie waren jung und hungrig. Der Krieg förderte steile Karrieren und sie