Die Spur führt nach Altötting.... Irene Dorfner
wollte, und war sogar beim Friseur gewesen.
„Du siehst ja richtig gut aus,“ rief Frieda erfreut aus, als sie ihn erblickte. Stolz präsentierte er seine neue Kleidung, die bei ihr ebenfalls großen Anklang fand.
„Wie hast du das bezahlt?“
Frieda war zu süß. Sie machte sich tatsächlich Gedanken um seine Finanzen und griff zu ihrem Geldbeutel.
„Keine Sorge, Frieda, ich habe genug Geld auf meinem Konto. Bis zu meiner Abreise vor drei Jahren hatte ich ein hübsches Sümmchen gespart und die letzten Jahre habe ich fast nichts gebraucht.“
„Dann ist‘s ja gut. Bitte versprich mir, dass du es mir sagst, wenn du Geld brauchst, daran soll es nicht scheitern.“
Leo Schwartz war Mario gefolgt. Natürlich hatte er den Makler unter die Lupe genommen und auch Einsicht in den Maklervertrag beantragt, nachdem er erfahren hatte, dass dieser Makler mit dem Verkauf des Hauses Pini beauftragt wurde. Wie zum Teufel hatten Frau Votteler und Mario diesen Makler ausfindig gemacht? Und was wollten sie von ihm? Es hatte den Anschein, als würde sich Mario Pini für den Kauf des Hauses interessieren, was ihm nicht abwegig erschien.
Mario war in mehreren Geschäften gewesen. Er kaufte Kleidung, Schuhe und einen Koffer. Nach dem Friseur ging er in einen Handy-Laden. Als er nach einer knappen Stunde wieder rauskam, ging Leo sofort zu dem Verkäufer. Er wies sich als Polizist aus.
„Was wollte der Kunde von Ihnen?“
„Was wird er wohl hier gewollt haben?“ Der Verkäufer mochte keine Polizisten. Vor allem war er kein Denunziant.
„Er hat ein Handy gekauft?“ Der Verkäufer nickte und Leo verlangte die Nummer des Handys, die er umgehend genannt bekam. Der Verkäufer kam überhaupt nicht auf die Idee, nach einem Beschluss zu fragen. Was würde das bringen? Dann musste er die Nummer später rausrücken, was auch nichts änderte. Die Polizei bekam ihre Information so oder so.
Leo fuhr umgehend nach Pfullingen, wo er zum Glück Mario am Fenster im Haus von Frau Votteler sah. Zum Glück hatte er ihn nicht verloren.
Was zum Teufel hatte Mario Pini vor?
5.
Sofort nach dem Frühstück holte sie das am Vortag bestellte Taxi ab und Frieda war aufgeregt wie ein kleines Kind, was Mario sehr amüsierte. Beide hatten vorsorglich für mehrere Tage Gepäck dabei, da sie nicht wussten, was auf sie zukam. Auch Bargeld hatten sie in ausreichender Menge dabei. In der Bahn bis Stuttgart sprachen sie nicht viel, da sich Frieda an der Umgebung nicht sattsehen konnte. Offensichtlich war sie schon lange nicht mehr aus Pfullingen rausgekommen. Mario nutzte die Gelegenheit, sich mit mehreren Tageszeitungen über das aktuelle Geschehen zu informieren und war erstaunt darüber, was sich während seiner Abwesenheit so alles getan hatte. Die Namen der großen Politiker sagten ihm nicht viel, auch Sportler und Promis, die riesige Schlagzeilen hatten, waren ihm fast alle unbekannt. Er war erschrocken, denn er war nur drei Jahre weggewesen. Als er das Fernsehprogramm studierte, musste er zufrieden feststellen, dass er fast alle Sendungen kannte. Auch die Spielfilme und Krimis waren ihm bekannt, denn die wurden schon seit Jahren Zig-Male wiederholt. Zumindest auf das Fernsehen konnte er sich verlassen, hier hatte sich in den drei Jahren fast nichts verändert.
Am Hauptbahnhof Stuttgart mussten sie über eine Stunde warten und genehmigten sich daher ein zweites Frühstück.
Der ICE fuhr in den Bahnhof ein, was Frieda mit lauten Freudenschreien kommentierte. Zu seiner Belustigung drängelte sie sich an den anderen Fahrgästen vorbei in den Waggon, sodass Mario sie für einige Zeit aus den Augen verlor. Sie hatten schließlich reservierte Sitzplätze und er sah keinen Sinn darin, zu drängeln. Aber Frieda hatte es nun mal eilig. Als er seinen Platz einnahm, saß sie bereits, hatte auch schon den Mantel ausgezogen und sah aus dem Fenster. Endlich ging es los. Nach Ulm verlor Frieda langsam das Interesse daran, aus dem Fenster zu sehen, zog eine Klatschzeitschrift aus ihrer Handtasche und blätterte lustlos darin.
„Was ist das eigentlich mit deinem anderen Haus in Reutlingen, dessen Unterlagen du gestern mit Baumann durchgegangen bist? Hast du etwa außer deinem Pfullinger Haus wirklich noch ein anderes?“
Sie verstand sofort, worauf Mario hinauswollte und grinste, während sie weiter in ihrer Klatschzeitung blickte.
„Geerbt, gekauft, wie das eben so geht.“
„Du meinst, du hast mehrere Häuser?“
„Kann sein.“ Frieda lächelte nur und wollte nicht darüber sprechen, auch sie hatte ihre Geheimnisse.
„Daher also deine Kenntnisse über das Grundbuchamt. Du bist ein richtiges Luder, das hätte ich dir nicht zugetraut.“
Diese Frieda! So eine durchtriebene Person! Nach außen hin tat sie so harmlos und in Wirklichkeit hatte sie es faustdick hinter den Ohren. Sie war also vermögend, das war ihm nun klar. Er freute sich für sie, denn zu viele alte Menschen hatten nicht viel oder gerade genug zum Leben. Das hatte er nicht nur auf dem Jakobsweg hautnah mitbekommen, sondern vor allem in Venezuela. Die große Armut in manchen Gegenden ging ihm an die Nieren.
Mittags nahmen sie das Essen im Bordrestaurant ein. Trotz der angenehmen Unterbrechung war Mario von der Zugfahrt genervt. Endlich waren sie in München angekommen, wo sie in den Zug nach Mühldorf umsteigen mussten. Während sich Marios Laune wegen der riesigen Menschenmassen auf dem Münchner Bahnhof immer mehr verschlechterte, war Frieda von den Eindrücken überwältigt. Sie plapperte ständig und zeigte in alle Richtungen. Dann stiegen sie in den Zug nach Mühldorf ein. Der war zwar leer, aber sehr dreckig. Sie mussten lange suchen, um einen einigermaßen sauberen Sitzplatz zu finden. Sie schwiegen die meiste Zeit und Frieda war kurz eingenickt. Mario war genervt und hatte genug von Zügen. Endlos zog sich die Strecke hin und er schwor sich, dass sie auf keinen Fall die Rückfahrt mit der Bahn vornehmen würden. Er musste Frieda davon überzeugen, dass ein Leihwagen die bessere Lösung war. Frieda schlief und er lehnte sich zurück. Er dachte an Conny. Wie es ihr wohl ging? Was sie jetzt gerade machte? Er vermisste sie und verdrängte die Erinnerungen an sie.
Endlich kamen sie in Mühldorf an und mussten abermals umsteigen; dieser Zug fuhr nun nach Altötting, dem Ziel ihrer Reise. Dieser Zug gab Mario echt den Rest, denn einen langsameren Bummelzug hatte er noch nicht erlebt. Zeitweise hatte er das Gefühl, dass die Fußgänger schneller waren als sie. Frieda war inzwischen auch genervt, denn sie nörgelte über die mangelnde Sauberkeit, zumal die Toilette nicht zu benutzen war, sie war defekt. Nach zwanzig Minuten Fahrt erreichten sie endlich kurz vor fünfzehn Uhr den Wallfahrtsort Altötting. Es war stark bewölkt und für die Zeit im Mai eigentlich viel zu kalt. Zum Glück kannte sich Frieda in Altötting gut aus, da sie bereits früher schon mehrere Male in Altötting war und daher wusste, dass es direkt am Kapellplatz ein schönes Hotel gab. Sie nahmen ein Taxi und fuhren die kurze Strecke direkt dorthin, denn Frieda wollte auf keinen Fall ihren schweren Koffer bis zum Hotel hinter sich herziehen. Er könnte beschmutzt oder gar ruiniert werden. Der Koffer war zwar alt, aber wenig benutzt. Außerdem hingen sehr viele Erinnerungen daran. Der Taxifahrer unterhielt sich während der nur fünfminütigen Fahrt angeregt mit den beiden. Frieda war überglücklich, dass ihr Zimmer einen direkten Blick auf den Kapellplatz und somit auf die Gnadenkapelle hatte. Mario interessierte der Blick aus seinem Zimmer herzlich wenig, er sah nicht einmal hinaus. Nachdem sie ihr Gepäck verstaut und sie sich etwas frisch gemacht hatten, gingen sie in einen gemütlichen Gasthof, der ihnen von dem Taxifahrer empfohlen wurde. Dort beratschlagten sie bei einem kühlen Weißbier und einer kleinen Brotzeit, wie sie nun vorgehen würden.
„Das Einfachste wäre das Telefonbuch, aber damit kommt man heute nicht mehr weit.“
„Auf die Idee bin ich auch schon gekommen. Vorhin im Foyer des Hotels habe ich im Internet nachgesehen. Nichts, kein Peter Friedrich in Altötting.“
„Schade. Einwohnermeldeamt?“
„Können wir versuchen, ist aber fraglich, ob wir da einfach so Auskunft bekommen.“
„Denke ich auch, aber wir haben noch die Schulen,