Friedrich Gerstecker: Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Amerika 1837-43. Friedrich Gerstecker

Friedrich Gerstecker: Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Amerika 1837-43 - Friedrich Gerstecker


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selbst salzig, doch den größten Teil des im Fleische enthaltenen Salzes herauszieht, worauf sie, mit den Hülsenfrüchten zusammengekocht, ein ganz schmackhaftes Essen liefern, – besonders wenn man hungrig ist. Den Pudding aber, den wir uns selber zurechtmachen mussten, will ich etwas näher beschreiben.

      Der Steuermann gab uns schon am Sonnabend den Wink, uns einen Sack zu nähen, in welchem wir unseren Pudding kochen könnten; wir möchten ihn aber nicht zu klein machen, damit für fünf Mann hineinginge. Der Engländer sagt: a wink is as good as a nod to a blind horse, und wir ließen uns das nicht zweimal sagen, so dass, als wir am nächsten Morgen mit unserem Sack ankamen, der Steuermann laut auflachte und meinte, da ginge für fünfundzwanzig Mann hinein. Wir bekamen übrigens reichlich Mehl und Pflaumen. Eine große Schwierigkeit war, jetzt eine Art Trog zu bekommen, in dem wir die Masse ankneten konnten; aber auch das wurde zuletzt ermöglicht. Mlhr. und Vgl. streiften sich die Ärmel in die Höhe und fingen an, die Masse aus Leibeskräften mit Wasser und Butter zusammen zu kneten; zu der ganzen Mischung gossen wir noch etwas von unserem Rum, taten dann das Ganze in den Sack, der eine 12–14 Zoll lange und 6–7 Zoll im Durchmesser haltende Wurst bildete, banden ihn oben recht fest zu und übergaben alles nun seinem Schicksal und dem Koch, welcher es in einen ungeheuren Kessel zu den anderen Würsten hineinwarf. Um ihn später wieder zu erkennen, mussten wir übrigens ein Zeichen daran machen, das in einem daran gehängten Stückchen Holz mit der Kojennummer bestand. Auf ähnliche Weise wurde auch unser Fleisch gezeichnet.

      Als wir am ersten Sonntagmittag unser Gebäck auseinander schnitten, wozu wir für die Doppelkoje, d. h. auf zehn Mann, eine Flasche Sirup bekamen, war das Innere noch ein weißer Brei; das verschlug uns aber nicht das geringste. Die nicht gare Masse wurde mit einem Löffel herausgenommen, wieder in den Sack getan, zugebunden und dann noch einmal dem kochenden Wasser übergeben, und mit der größten Behaglichkeit wurde dann dieses „erste Kind unserer Laune“ verzehrt. Am Abend gibt's Tee und Schiffszwieback, und den Tee ebenfalls dünn genug. Doch genug jetzt über Essen und Trinken; ich habe dies auch nur hier angeführt, um wenigstens ein kleines Bild von der Haushaltung auf einem mit Auswanderern beladenen Schiffe zu geben.

      Wir waren jetzt der französischen Küste nahe, die, erst als blauer Streifen auftauchend, immer größer und deutlicher wurde. Noch vor Dunkelwerden liefen wir nahe genug an Calais vorbei, die Türme und Häuser zu erkennen, und nach England hinüberschneidend, bekamen wir auch Albions Küste vor Nacht zu sehen. Deutlich erkennen ließ sich aber nichts mehr, nur glänzten hellstrahlend Dovers beide Leuchttürme nach kurzer Zeit durch die Nacht, während auch noch die französischen Leuchtfeuer sichtbar waren. Am nächsten Tage jedoch kamen wir ziemlich nahe am englischen Ufer vorbei, und majestätisch dehnten sich die weißen Kreidefelsen zu unserer Rechten hin, von der glühenden Morgensonne mit rosenfarbenem Schimmer übergossen. Gegen Abend fuhren wir an der Insel Wight vorbei. Leider drehte sich der Wind, so dass wir nur durch Lavieren höchst langsam vorwärts kamen. Überhaupt ist der Kanal bei ungünstigem Winde eines der fatalsten und sogar gefährlichsten Gewässer. Das Fahrwasser ist sehr schmal und gestattet nur wenig Raum zum Kreuzen, während die südlich gelegenen Ufer von Frankreich und Holland meist seicht sind, und selbst an der englischen Küste, nahe der Themsemündung die Goodwinsands liegen, an denen schon unzählige Schiffe strandeten.

      Bis zum 27. Mai trieben wir uns im Kanal herum und ließen dann erst die Insel Scilly, das letzte englische Land, zurück, somit der alten Welt ein ernstfreundliches Lebewohl bietend.

      Fahr denn wohl, du neblige Küste,

       Fahr denn wohl, du nördlich Land!

      * * *

      Kapitel zwei – Der Atlantische Ozean

       Kapitel zwei – Der Atlantische Ozean

      Wir segelten nun im Weltmeere, das uns mit seinem gewaltigen Wasserzirkel umzog. Einen lieblichen Anblick bot die ungeheure Anzahl von Fischerbooten, die sich auf dem keineswegs ruhigen Wasser schaukelten und sich mit ihren bald gelben, bald weißen, bald roten, bald ganz schwarzen Segeln gar malerisch ausnahmen. Das Wasser war übrigens hier noch grün, und diese seegrüne Farbe ist besonders vom am Bugspriet oder hinten am Steuerruder wirklich wundervoll. Noch lebendiger wurde das Gemälde durch eine Masse von Braun- und Schweinefischen, die sich in Scharen in den Wellen herumjagten. Auch schwammen viele fremdartige, sonderbar aussehende Dinge im Meer herum, die ich aber nicht näher betrachten konnte, da es mir an einem Netze fehlte, sie herauf zu ziehen. Ich beschloss daher, mir ehester Tage eins zu machen.

       Einige Tage ging die Sache so recht gut; das Wetter wurde besser, und alle Seekranken, selbst die Frauen, erholten sich und zeigten sich wieder auf dem Verdeck. Ich hatte mir ein kleines Netz gestrickt, das ich an eine lange Stange befestigte und stets in Bereitschaft hielt, wenn etwas Merkwürdiges am Schiffe vorbeischwimmen sollte. Und in der Tat war für mich alles, was im Wasser schwamm, merkwürdig oder doch wenigstens untersuchungswert. So fing ich denn eine Masse gallertartiger, lebender Wesen, Quallen, die, wie es schien, willenlos im Wasser trieben, aber doch sinken und steigen und, wie ich fast glaube, sich auch willkürlich bewegen konnten. Eine Art derselben war mir besonders merkwürdig; sie waren einzeln ungefähr 5 bis 6 Zoll lang und 1½ bis 2 Zoll dick und inwendig hohl und schienen nur eine Art Magen zu haben, der, der einzige feste Körper im ganzen Tiere, einen dunkeln Fleck bildete. Alles andere war ein gallertartiger Stoff, der, wenn man ihn aus dem Wasser zog und ein paar Stunden auf einem trockenen Brette liegen ließ, sich in Seewasser auflöste und nur den Magen, eine schleimige, undurchsichtige Masse und eine sehr dünne, äußerst feine Haut zurückließ. So häufig ich nun auch diese Tierchen einzeln herumschwimmen sah, so waren sie doch auch in Unmassen aneinander gereiht zu sehen, und zwar immer mit der breiten Seite zusammengeklebt, dass die dunkeln Flecke des Körpers alle regelmäßig an einer Seite saßen. Solcher Art bildeten sie, aus Hunderten von einzelnen Tieren bestehend, schlangenartige Körper, die sich ringelten und fortbewegten und ganz hübsch in dem kristallhellen Seewasser aussahen. Auch fing ich einige Schnecken, die vollkommen unseren Landschnecken glichen. In ihren Häusern enthielten sie aber einen tief indigoblauen Saft, der eine herrliche Farbe geben muss, denn ich schrieb mir einige Zeilen mit diesem Safte auf, um zu sehen, wie er die Farbe halten würde, und er veränderte sich auch nicht im mindesten. Außerdem schwamm noch eine große Anzahl solcher gallertartiger Wesen in allen möglichen Formen und Gestalten herum, manche atmenden Geldbeuteln ähnlich. Das schönste aber von allen diesen Geschöpfen ist unstreitig eine Blasenqualle, fälschlich der Nautilus und von den Engländern „das portugiesische Kriegsschiff“ genannt. Von dem Umfange einer großen Karpfenblase, in blauen, grünen und roten Farben spielend, ragt er ungefähr 3½ Zoll über das Wasser hervor, kann nach Gefallen seinen Kurs steuern und taucht bei Sturmwind unter. Zahlreiche zwei, drei und vier Fuß lange Fühlfäden gehen von dem Hauptkörper aus, hängen gerade hinunter ins Wasser und müssen wohl die besondere Eigenschaft besitzen, dem Tiere seine Nahrung zu erhaschen. Ich fing ein solches mit dem Netze und brachte diese polypenartigen Fasern zufällig auf den oberen Teil meiner Hand, wo sie einen Schmerz verursachten, der dem von Brennnesseln hervorgebrachten gleichkommt. Bei Nacht glühen diese Tiere wie Phosphor.

       Wir flogen nun mit günstigem Winde der neuen Heimat zu, und der Anblick der See und des Himmels war wahrhaft wundervoll. Der Ozean hatte jetzt seine eigentümliche Farbe, ein so wunderbar schönes Blau, angenommen, dass mich ordentlich eine Sehnsucht erfasste, hineinzuspringen und mich von diesem klaren, azurnen Wasser tragen zu lassen. Derartigen Wünschen machte aber rasch die obere Floße eines Haifisches ein Ende, der, als er das Schiff sah, ruhig hielt und es an sich vorbeistreichen ließ. Der Gedanke, zwischen die sechs Reihen Zähne einer solchen Bestie zu kommen, hatte doch etwas gar zu Unpoetisches.

      Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch bald auf etwas anderes gelenkt. Es war ein schwarzer Punkt auf dem Wasser, dem wir näher und näher kamen; erst glaubte ich, dass es eine Klippe sei, und fragte den Steuermann danach; doch meinte dieser, dass keine Klippe dort herum sein könne, sondern dass es etwas Schwimmendes sein müsse. Und so war es. Es kam näher, und als wir an ihm vorbei segelten, erkannten wir es als die zerrissenen Überreste eines Schiffes. Nun gibt es auf der ganzen Welt nichts Geeigneteres, die gute Laune einer in sich selbst vergnügten Schiffsgesellschaft zu stören, als solch ein kleines memento


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