Engel und Teufel. Anna Katharine Green

Engel und Teufel - Anna Katharine Green


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die Beiden besser befreundet gewesen sein, als wir wissen; eine andere Erklärung für ihr Betragen kann ich nicht finden. Bewunderung für Mrs. Webb und der Schrecken -.“

      „Frühstück ist serviert, meine Herren!“ rief eine durchdringende Stimme hinter ihnen.

      Amabel Page stand lächelnd unter der Türe.

      07. „Heirate mich!“.

      „Ich möchte einen Augenblick mit Dir sprechen!“

      Amabel hielt Frederick am Arm fest, als er eben im Begriffe war, seinem Vater zu folgen, der das Zimmer bereits verlassen hatte.

      „Ich fahre heute nach Springfield“, fuhr sie fort, ihn ins Zimmer ziehend und die Türe langsam schließend.

      „Es wohnt dort eine Tante von mir, im Arlington House. Wann werde ich das Vergnügen haben, Dich dort begrüßen zu können?“

      „Nie!“ Es lag ebenso viel Bedauern als Festigkeit in seiner Stimme.

      „So schwer es mir ankommt, Amabel, muss ich Dir doch sagen, dass wir, nach Deinem Weggange von hier, uns Fremde sein müssen. Freundschaft zwischen uns wäre Heuchelei und eine engere Verbindung ist nunmehr eine Unmöglichkeit“

      Es kostete ihn große Überwindung, ihr das zu sagen und er erwartete - ich muss sagen, hoffte aus tiefstem Herzen - sie erbleichen zu sehen, vielleicht gar zusammenbrechen.

      Doch sie schaute ihm einen Augenblick fest in die Augen, schob dann ihre kleine zarte Hand in seinen Arm, bis sie seine Hand erreichte, drückte diese liebend fest und zog ihn tiefer ins Zimmer.

      Er war machtlos. Sie hatte nie so schön, so faszinierend ausgesehen. Statt niedergedrückt zu sein, vernichtet, lächelte sie ihm zu, mit einem Lächeln, das gefährlicher war, als Tränen, denn es zeigte Bewunderung und tiefe, leidenschaftliche Liebe.

      „Ich küsse Deine Hand, wie die Spanier sagen.“

      Dabei beugte sie sich nieder, gerade tief genug, um ihn zwei neckische Grübchen und einen weißen Nacken sehen zu lassen.

      Er wusste nicht, was er aus ihrem Benehmen machen sollte.

      Er glaubte, all ihre Launen zu kennen und stand nun überrascht vor diesem Rätsel von Weiblichkeit.

      „Ich würdige die Ehre“, entgegnete er, „ohne zu wissen, durch was ich sie verdient habe.“

      Sie schaute ihn immer noch mit demselben Ausdruck von Bewunderung an.

      „Ich dachte nicht, dass ich Dir so gut sein könnte“, sagte sie. „Wenn Du Dich nicht vorsiehst, werde ich Dich eines Tages wirklich lieb haben!“

      „Ah!“ rief er und seine Züge zogen sich schmerzhaft zusammen, „demnach ist Deine Liebe nur eine Möglichkeit. Sehr gut, Amabel, lasse sie so bleiben; das wird Dir manchen Schmerz ersparen. Ich, der ich nicht so klug war, wie Du -.“

      „Frederick!“ Sie war ihm so nahe gekommen, dass er nicht die Kraft hatte, den Satz zu beenden.

      Sie wandte ihm ihr glühendes Gesicht zu, ihre großen, sprechenden Augen und sagte langsam, Wort für Wort:

      „Frederick - hast Du mich wirklich so lieb?“

      Er war ärgerlich - vielleicht weil er seine Vorsätze wanken fühlte.

      „Du weißt es!“ schrie er und trat zurück.

      Dann, mit plötzlich ausbrechender Leidenschaft, fast bittend, fuhr er fort:

      „Führe mich nicht in Versuchung, Amabel! Ich habe genug zu leiden, auch ohne das ich meinem erst gefassten Grundsatz untreu werde!“

      „Ah!“ rief sie, ihn mit allen Künsten der Koketterie an sich lockend, „Deine Gefühle haben sich bereits in einen Grundsatz verwandelt? Ich bin so vieler Liebe gar nicht wert, Frederick.“

      Er verstand sie weniger denn je. Er fühlte nur, dass, gegenüber so viel Reizen, er nicht Stand zu halten vermochte und wandte sich ab.

      Sie sah diese Bewegung, wusste, dass sie gesiegt hatte und stieß ein kurzes Lachen aus, ein Lachen, faszinierend, wie ein stürzender Bach, wie fallende Perlen.

      „Du kommst nach Springfield“, sagte sie dann, bei Seite gehend, um ihn zur Türe gehen zu lassen, „und recht bald!“

      „Amabel“, zischte er, mit heiserer Stimme, „sag mir das Eine: Liebst Du mich?“

      Seine Hände öffneten und schlossen sich nervös.

      „Du hast es mir oft gesagt, doch stets im Spaß, im Spott. Nun sagtest Du, Du könntest mich eines Tages lieben - und diesmal schien es Dir ernst gewesen zu sein! Wo liegt die Wahrheit? Sag mir es ohne Ausflüchte, ohne Koketterie, denn es ist mir -.“

      Er verstummte. Ein unverständliches Gurgeln - ein konvulsivisches Zucken all seiner Gesichtsmuskeln - er stand dem Fenster gegenüber, durch das er vor wenigen Minuten geschaut hatte, als er einen heiligen, feierlichen Eid geschworen hatte!

      „Nein, nein!“ fuhr er auf, „sage nichts! Wenn Du auch schwörst, Du liebst mich nicht - ich glaube es nicht! Und sagtest Du, Du liebst mich, dann wäre es umso schlimmer, denn ich sage Dir wieder, es muss aus zwischen uns sein, alles aus! Ein heiliges Versprechen, das ich meinem -.“

      „Nun? Warum vollendest Du nicht? Wird es Dir so schwer, mit mir zu sprechen, dass Du keine Worte findest?“

      „Ich habe meinem Vater versprochen. Dich nie zu heiraten. Er hat Gründe dies zu wünschen und da ich ihm Alles danke -.“

      Er stockte.

      Sie schaute ihn durchdringend an, immer noch das spöttische Lächeln auf den Lippen.

      „Sprich die Wahrheit“, flüsterte sie. „Ich weiß ja, wie weit Du Deines Vaters Wünsche berücksichtigst! Du glaubst, nachdem, was in letzter Nacht geschah, dürftest Du mich nicht heiraten. Frederick, ich liebe Dich dieser rücksichtsvollen Schonung halber. Doch dies soll Dein Gewissen nicht drücken. Ich vergebe Dir viel mehr, als Du ahnst und wenn Du mich wirklich lieb hast -.“

      „Halt ein! Dass wir uns auch recht verstehen!“

      Er war totenbleich geworden und schaute sie voll Angst an.

      „Was soll diese Anspielung auf letzte Nacht? Ich erinnere mich nicht, dass in unserem Gespräch -.“

      „Ich meinte nicht unser Gespräch.“

      „Oder bei den Tänzen -.“

      „Frederick, ein Tanz ist ein unschuldiges Vergnügen.“

      „Unschuldig!?“, wiederholte er und ward noch bleicher, als er die Bedeutung ihrer Worte verstand, „unschuldig?“

      „Ich schlich Dir nach, als Du in die Stadt gingst“, flüsterte sie, näher kommend und ihm ins Ohr zischend; „doch was ich dort sah, soll mich nicht daran hindern, Dir zu folgen, wenn Du sagst: komm mit mir, Amabel, von nun an soll unser Leben eins sein!“

      „Mein Gott!“

      Das war Alles, was er sagen konnte. Doch diese beiden Worte brachten eine weite Kluft zwischen ihm und ihr.

      Während auf ihren Lippen noch immer ein Lächeln lag - nicht mehr jenes faszinierende, packende, nein ein tückisches, teuflisches - zeigte sich auf seinen Zügen, nachdem die erste Bestürzung erst vorüber war, ein Ernst, ein Entschluss, wie er ihn nie im Leben besessen hatte.

      „Ich weiß nicht, was Du gesehen hast“, sagte er und schob sie langsam aber fest zurück, „doch was es auch gewesen sein mag: es wird nichts ändern in dem Verhältnis zwischen Dir und mir!“

      Ihre Stimme, die vorhin flüsternd gewesen, war jetzt kaum vernehmbar.

      „Ich blieb nicht an der Türe stehen, durch die Du eintratst - ich folgte Dir ins Haus! Es dauerte lange, ehe Du wieder heraus kamst - doch vorher ward die Jalousie eines gewissen Fensters bei


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