Raus aus der Krise. Geri Schnell

Raus aus der Krise - Geri Schnell


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Na gut, es war genau gesehen eben doch nur eine Zweckverbindung, die recht gut funktioniert hatte. Die grosse Liebe war es sicher nicht. Aber enttäuscht ist er trotzdem.

      Den ganzen Nachmittag versucht er Schach zu spielen, in so einer ruhigen Umgebung hat er noch nie gespielt, trotzdem gelingt es ihm nicht, sich zu konzentrieren. Diese Frau Moser gibt ihm auch Rätsel auf, er weiss nicht, woran er mit ihr ist, von seiner Unschuld ist sie noch nicht ganz überzeugt, das hat er gemerkt.

      Sie ist vielleicht etwas mollig, aber ihr Busen ist sehr gut entwickelt und sie wirkt auf ihn sehr sexy. Er mag es, wenn eine Frau, nicht nur aus Haut und Knochen besteht.

      Vor dem Einschlafen macht er sich Gedanken über die Menschheit. Sind die Menschen von Natur aus Bestien, welche alles was schwächer ist als sie, unterdrücken? Ist das der natürliche Selbsterhaltungstrieb, schauen, dass das Schwache schwach bleibt, so dass es nicht plötzlich stärker wird? Wenn man die Reaktion der Menschen in den verschiedenen Situationen beobachtet, so muss er einsehen, dass diese Theorie etwas an sich hat. Anderseits darf er jetzt aus dieser verzwickten Situation heraus, nicht zu schlecht über die Menschen denken, es gibt auch gute. Nur hat es ein guter Mensch schwer, sich durchzusetzen. Wenn man nicht die zum Überleben nötige Härte hat, ist man zu einem Schattendasein verurteilt.

      Langsam gewöhnt sich Max an den Gefängnisalltag. Er besteht meistens darin, dass er am Morgen mit Frau Moser eine Unterredung hat. Was die schmutzige Pressekampagne betrifft, hält sie ihn auf dem Laufenden. Sie stellen sich auch wieder den Verhören des Staatsanwalts, es ist unmöglich, was die alles wissen wollen, zum Glück ist Frau Moser dabei, die doch viele der persönlichen Fragen zurückweist.

      «Das hat nichts mit dem Fall zu tun», stellt sie fest und der Staatsanwalt verzichte auf die Frage, oder formuliert sie anders. Max gewinnt langsam Vertrauen zu Frau Moser, oder Marina, so nennt er sie in seinen Gedanken.

      Max hat es jetzt plötzlich nicht mehr eilig, aus dem Gefängnis zu kommen. Er freut sich auf die täglichen Unterredungen mit Frau Moser, welche, wie er inzwischen erfreut festgestellt hat, eigentlich ein Frau Moser ist. Das lange Studium verhinderte bis jetzt, dass sie sich verheiraten konnte. Sie ist auch fest entschlossen, mindestens das Studiengeld wieder hereinzuholen, bevor sie heiraten will. Somit ist sie dazu verurteilt, noch einige Zeit zu praktizieren.

      Die Bemühungen von Marina gelten zuerst dem Alibi für die Tatzeit. Da die Tatzeit nie genau festgelegt werden konnte und nach so langer Zeit auch kein lückenloser Zeitplan für den fraglichen Tag gelingt, muss sie diese Bemühungen schlussendlich einstellen. Die Resultate der medizinischen Untersuchung werden vom Staatsanwalt noch unter Verschluss gehalten. Danach setzt sie auf das Protokoll der Befragung von Rebekka. Sie muss damit drohen, dass sie Rebekka selber befragen will, wenn ihr das Protokoll der Befragung nicht ausgehändigt wird. Sie studiert daraufhin die Aussagen des Mädchens. Sie decken sich eigentlich recht gut mit den Aussagen von Max. Nur die Frage, ob sie Angst vor Max gehabt habe, beantwortet sie schlussendlich mit ja und das ist für Max nicht günstig. Es wäre von Vorteil, wenn sie diese Aussage etwas präziser haben könnte, oder wenn sie wüsste, ob sie unter einem gewissen Druck zustande kam. Aber vorerst wird sie auf eine Befragung von Rebekka verzichten, sie allein bringt nicht den Durchbruch. Man muss auf die medizinische Untersuchung warten. Ein grosses Problem sind die sogenannten Insiderinformationen, über welche Max verfügt, die anscheinend nur der Täter wissen konnte. Max beteuert, dass er diese Infos, durch abhören des Polizeifunks erfahren hatte. Eigentlich dürfen Polizeibeamte über solche Dinge nicht am Funk sprechen. Sie muss jemand suchen, der auch denselben Funkspruch empfangen hat. Keine leichte Aufgabe, da es verboten ist, den Polizeifunk abzuhören.

      Zu einem sehr grossen Problem werden die Berichte in den Zeitungen. Paul und Susanne drücken tüchtig auf die Tube. Jeden Tag bringen sie neue Einzelheiten über Max M. Heute ist sogar schon ein Bild von Max in der Zeitung, sein Gesicht wird noch unkenntlich gemacht, aber lange wird es nicht dauern und dann sind auch diese Balken verschwunden.

      Die Verhöre mit der Staatsanwaltschaft verlaufen für das Duo, Max und Marina nicht besonders erfolgreich. Der Staatsanwalt ist sehr hartnäckig und da das Alibi löchrig bleibt, hat man es schwer, sich erfolgreich zu verteidigen. So wagt es Marina nicht, einen Antrag auf eine Haftentlassung zu stellen. Der Staatsanwalt kommt seinerseits mit der Erstellung der Anklageschrift nicht vorwärts, dabei rücken die Herbstferien immer näher und er hätte gerne den Fall noch vorher abgeschlossen. Alle Versuche, Max zu einem Geständnis zu bewegen, bleiben erfolglos. Die Beamten sind überzeugt, dass daran die Verteidigerin schuld ist, denn sie verhindert, dass man ihn so richtig in die Zange nehmen kann, aber so sind nun einmal die Gesetze.

      Max wird wieder in seine Zelle geführt. Er setzt sich so auf seinen Stuhl, dass er zum Fenster hinaus auf den Jura blicken kann. Immer wieder überlegt er sich, was er machen soll, wenn er wieder aus dem Gefängnis raus kommt? Zurück zu Susi kann er nicht, an der Aare schlafen geht erst recht nicht mehr, eine Wohnung zu finden, wird auch nicht sehr einfach werden. Wenn er es realistisch betrachtet, ist es das Beste, wenn er noch eine Weile eingesperrt bleibt, aber das ist natürlich auch nicht das Richtige. Plötzlich klopft es an der Türe.

      «Meier, du hast Besuch, in fünf Minuten kommen wir dich holen», ruft der Wärter durch die Türe.

      «Das gibt es doch gar nicht», denkt Max, «wer will mich besuchen? Frau Moser kann es nicht sein, das weiss er.»

      Er steht auf und macht sich zurecht.

      Nach genau fünf Minuten kommt der Wärter zurück und führt ihn in den Besuchsraum. Max traut seinen Augen kaum, als er erkennt, wer ihn besucht. Da sitzt tatsächlich seine Exfrau!

      «Wie geht es dir?», fragt sie.

      «Ja, wie geht es mir?», antwortet Max, «den Umständen entsprechen gut, ich werde gut behandelt.»

      «So, gut geht es dir», stellt seine Exfrau erbost fest, «an uns hast du wohl nicht gedacht, als du dieses Mädchen verfolgt oder gar umgebracht hast. Nun zeigen alle Leute mit dem Finger auf uns und wollen nichts mehr mit uns zu tun haben. Die Buben werden in der Schule ausgelacht und gemieden, deshalb muss ich dich fragen, bist du damit einverstanden, dass die Buben meinen Namen annehmen dürfen? Ich weiss, laut Gerichtsbeschluss müssen sie deinen Namen behalten, aber ich hoffe, du siehst ein, dass das jetzt nicht mehr möglich ist!»

      «Bist du jetzt fertig? Erstens kann ich überhaupt nichts dafür, dass ich hier gelandet bin, ich habe nämlich niemandem ein Haar gekrümmt! Zweitens freut es mich ein bisschen, dass du unter mir zu leiden hast! Drittens ist es mir völlig egal, wie meine Kinder heissen, da sie ja nichts mehr vom Vater wissen wollen und ich im Interesse auf ihre Erziehung, darauf verzichte, sie zu besuchen. Leider kann ich ihnen im Moment nichts bieten und viertens möchte ich in Zukunft nichts mehr mit dir zu tun haben, wenn meine Buben nach mir fragen kannst du ihnen mitteilen, dass ich noch viel an sie denke und hoffe, dass es ihnen gut geht. Sie sollen sich an ihrem neuen Papa freuen und ich bin ihm auch dankbar, dass er mich gut vertritt. Aber mit meinem Namen verlieren sie natürlich auch das Recht, mich zu beerben, das siehst du sicher ein? Gibt es sonst noch was? Sonst möchte ich wieder gehen.»

      «Ich darf also die Namensänderung beantragen», fragt sie erleichtert, «du wirst unterschreiben?»

      «Ja natürlich, sofern die Unterschriften meiner beiden Buben auf dem gleichen Papier stehen und das mit dem Verzicht auf das Erbe, ebenfalls drin steht, werde ich unterzeichnen. Auf Wiedersehen, ich habe hier nichts mehr zu besprechen.»

      Max steht auf und verlangt nach dem Wärter.

      «Die Zeit ist noch nicht abgelaufen», stellt dieser fest.

      «Macht nichts, ich habe hier nichts mehr verloren.»

      Max lässt sich in seine Zelle führen. So ist das Leben, sobald man sich eine Schwäche erlaubt, versucht jeder seine Position im Rudel um eine Position zu verbessern, das ist leider ein Instinkt, welcher die Menschen, als sie vom Tier zum Menschen wurden, mitgenommen haben. Diese Tatsache wäre eigentlich der direkte Beweis, dass der Mensch die normale Entwicklung mitgemacht hat und nur der Umstand, dass er nicht schnell genug laufen und klettern konnte, ihn dazu brachte, sein Gehirn etwas mehr einzusetzen. Sonst handelt er immer noch nach den ursprünglichen


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