Raus aus der Krise. Geri Schnell

Raus aus der Krise - Geri Schnell


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das Problem mit Gott, da weiss ich wenigstens, um was es geht. Ob ich kompetent genug bin, ist nicht sicher.»

      «Na, wie ist das jetzt mit den Tieren?»

      «Wenn ich mich an meine Jugend erinnere, so war das so! - Am Abend ist man mit dem Vater durch den Garten spaziert, mit Sperberaugen wurde jeder Schädling aufgespürt und gnadenlos vernichtet. Es wurde ganz klar unterschieden, in nützliche und schädliche Tiere. Es war ganz selbstverständlich, dass eine Schnecke sofort getötet wurde. Wehe, wenn eine Laus oder eine Raupe sichtbar wurde. Mein Vater holte noch am selben Tag die Giftspritze und versprühte in grosser Panik das Gift, meistens mit der dreifachen Konzentration, als die, welche eigentlich nötig gewesen wäre.»

      «Es ist also wieder das alte Lied, die Erziehung ist an allem schuld, man ist nicht schlecht, man wurde nur falsch erzogen», mit traurigem Blick schaut das Mädchen Max an, «immerhin hast du dich bemüht, eine Antwort zu geben. Ich muss jetzt sowieso nach Hause.»

      «Es ist auch nur eine Erklärung aus meiner bescheidenen Sicht, wie ich es erlebt habe, ich hoffe, dass unsere Generation die Jugend etwas besser aufs Leben vorbereitet. Leider kann ich diese Probleme auch nicht lösen, ausserdem habe ich nicht die Macht dazu. Ich kann ja versuchen, mich bis zum nächsten Treffen umfassender zu informieren. Auf solche Fragen bin ich im Moment nicht vorbereitet. Auf jeden Fall war es interessant, mit dir zu reden, ich hoffe, wir sehen uns wieder?»

      «Wenn es geht schaue ich wieder vorbei, in einer Woche haben wir Schulferien und da fahre ich zu meiner Grossmutter. Vielleicht kann ich die nächste Woche noch einmal vorbeischauen. Viel Spass beim Schachspielen. Tschüs Max.»

      «Tschüs Rebi, - schöne Ferien, wenn wir uns nicht mehr treffen.»

      Max schaut dem Mädchen lange nach, bis es hinter einer Biegung verschwunden ist. Er wäre ihm gerne gefolgt. Es hätte ihn interessiert, wo Rebi wohnt. Doch es ist besser, wenn sich die Begegnungen rein zufällig ergeben. Die Diskussion mit Rebi hat ihm sehr gutgetan, sie ist zwar nur ein kleines Mädchen, aber sie ist die erste Person seit mehreren Monaten, mit der er ein ernstes Gespräch geführt hat. Nach Monaten des Alleinseins, ist das wie ein Durchbruch zu einem Neuanfang.

      In der Nacht hat er sehr schlecht geschlafen, die Fragen von Rebekka lassen ihm keine Ruhe. Wie wurde dieses Mädchen erzogen? Anscheinend wird alles auf Gott fixiert. Gott sieht alles, Gott bestraft alles, Gott vergibt alles. Eigentlich ist diese Erziehungsmethode veraltet, aber es gibt anscheinend immer noch Eltern, welche den Weg des geringsten Widerstands gehen, es ist viel einfacher zu sagen: Gott hat es so gewollt, als eine vernünftige Erklärung abzugeben.

      Am nächsten Tag muss Max wieder zum Arbeitsamt. Die Zahl der Arbeitslosen steigt weiter und niemand unternimmt etwas dagegen. Es ist das letzte Mal vor den Ferien, in den Sommerferien muss man nicht stempeln gehen. Was sicher die Beamten genauso freut, wie die Arbeitslosen. Obwohl die Beamten sehr effizient arbeiten, dauert es lange, bis Max endlich an die Reihe kommt. Danach verlässt er sofort das Arbeitsamt und macht sich auf den Weg zur Bibliothek. Er weiss noch nicht recht, wie er an das Problem mit Gott herangehen soll. Also sucht er zuerst Bücher aus, welche sich einfach mit der Natur und dem Leben von Tieren befassen. Es ist sehr heiss und er zieht sich in den Schatten eines Baumes zurück. Nach langer Zeit beginnt er wieder zu lesen.

      Dazwischen beobachtet er immer wieder den Weg, aber Rebi kommt heute nicht. Dafür vertieft er sich immer mehr in sein Buch, der Autor versucht die Zusammenhänge der Natur zu erklären, was ihm teilweise gut, in gewissen Punkten jedoch nur mittelmässig und schwerverständlich gelingt. Trotzdem kommt er schnell vorwärts. Das erste Mal stellt er fest, dass arbeitslos sein, auch seine guten Seiten hat. Dass Rebekka heute nicht kommt, macht ihm gar nicht viel aus, da er sich noch nicht genügend vorbereitet fühlt, um die Diskussion fortzusetzen. Er hofft, dass er bei der nächsten Begegnung ihre Fragen besser beantworten kann.

      Im späteren Nachmittag hat er einen grossen Teil des Buches gelesen. Danach legt er sich an seinen Platz und denkt einfach nach. Er muss das Gelesene erst verarbeiten.

      Welche Aussichten hat unsere Erde? unsere Erde! Liegt da bereits das Problem? Ist es wirklich unsere Erde? Seit Generationen hat der Mensch das Gefühl, er kann mit der Erde machen was er will.

      Als er jung war, wurde nur nach technischem Fortschritt gestrebt. Man erfand Maschinen, man produzierte, man machte Geschäfte, man kaufte und niemand wusste, warum wir diese oder jene Maschine oder diese Geräte brauchten. Wer etwas erfand, das eigentlich niemand brauchen konnte, der organisiert einfach eine intensive Werbekampagne und schon lief das Geschäft. Jeder kaufte das Gerät, auch wenn er es nur ein, zwei Male brauchte. Noch schlimmer war, dass man so billig wie nur irgendwie möglich produzieren musste. Kosten für den Umweltschutz, waren Ausgaben, welche das Produkt nur teuer machten, aber nichts einbrachten. Die Ursache der Umweltprobleme war ihm eigentlich schnell klar, man lebte jahrelang über den Verhältnissen, man verlor das Gefühl für brauchbare und unbrauchbare Dinge und über allfällige Spätfolgen machte man sich gar keine Gedanken. Die Erde war unermesslich gross und der Mensch so unermesslich klein, dass es unmöglich schien, dass der Mensch die Erde in irgendeiner Form beeinflussen konnte. Gott, respektive die Natur ist viel zu mächtig, dass er sich von uns schwachen Menschen ins Handwerk pfuschen lässt.

      Das ist alles gut und recht, aber was kann ein Max Meier an der ganzen Sache ändern? Gut, er ist arbeitslos, das heisst, dass er sich an der weiteren Zerstörung der Erde nicht mehr so stark beteiligt, denn auch seine Flaschen müssen hergestellt und entsorgt werden. Aber genügt das? Reicht es aus, wenn eine Person ein bisschen weniger Schmutz produziert? Je mehr er darüber nachdenkt, umso klarer wird ihm, dass er das Problem selber nicht lösen kann. Da könnten vielleicht Politiker etwas ausrichten, aber auch die geraten sehr schnell unter enorme Sachzwänge.

      Da ist der Herr Direktor der Firma X, welche gerade der Partei eine grosse Spende hat zukommen lassen, da muss man auf die öffentliche Meinung Rücksicht nehmen, das heisst, man muss sich mit den Journalisten gut stellen, denn die machen die öffentliche Meinung. Für Max gibt es da noch die egoistische Seite, er möchte gerne wieder eine Arbeit haben und die gibt es erst wieder, wenn die Wirtschaft floriert. Und wie soll man das alles einem kleinen Mädchen erklären? Gut so klein ist sie auch nicht mehr, aber die Probleme sind so komplex, dass man sie jemandem, ohne breite Allgemeinbildung nicht so leicht erklären kann. Dann schläft er plötzlich ein. Er träumt wie man die Erde retten könnte, es war alles so einfach und klar, doch als er aufwacht, weiss er leider nicht mehr, was er geträumt hat.

      Urlaub in Ägypten

      Max steigt aus dem Bus, der ihn vom Flughafen zum Bahnhof gebracht hat. Nun steht er auf diesem belebten Platz und beobachtet skeptisch die vielen Menschen, welche alle in ihrer typisch gemütlichen Art, den Platz bevölkern. Auf der Strasse kämpfen sich Hunderte von Autos durch den Verkehr, jedes sieht aus wie das andere, nur die Nummer auf der Türe ist unterschiedlich. Es sind die berühmten Taxis von Kairo. Max kann es noch gar nicht glauben, aber er steht in Kairo.

      Bis zum Aussteigen aus dem Bus ist seine Reise vom Reisebüro organisiert, doch ab diesem Zeitpunkt, muss er sich selbst organisieren. Als Erstes beschafft er sich einen Stadtplan von Kairo, dann hängt er seinen Rucksack um und macht sich auf die Suche nach einem Hotel.

      Unschlüssig steht er vor dem Bahnhof, als auch schon ein junger, hochgewachsener Araber, Max in gebrochenem Englisch fragt: «Kann ich dir helfen?»

      «Entschuldigung, mit mir kannst du kein Geschäft machen! Ich habe keinen Job und reise günstig», antwortet Max auf englisch.

      Max kann seinen nächsten Schritt nicht in aller Ruhe planen. Der arabische Junge weiss genau was er braucht. In seinem gestenreichen Englisch, wird eifrig diskutiert und verhandelt. Nach einiger Zeit schlürft Max hinter Mustafa her. Wenigstens hat der begriffen, dass er nicht wie andere Touristen, im Taxi reisen will, sondern lieber zu Fuss geht. Dieser Umstand schreckt Mustafa in keiner Weise ab, sondern bestärkt ihn nur noch in seiner Überzeugung, dass er genau der richtige Fremdenführer für Max ist.

      Voller Zweifel folgt Max seinem neuen Freund. Hat er die richtige Wahl getroffen? Immerhin hat er den erstbesten Jungen, der ihn


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