Storm. Johannes Anders

Storm - Johannes Anders


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      „Ich habe hier jemanden, der etwas über die Hintergründe des Angriffs zu wissen scheint“, meldete eine Ordonnanz. „Soll ich durchstellen?“

      „Ja, machen Sie das! Legen Sie es auf den Konferenzraum!“

      Das Bild einer jungen Frau erschien auf dem Tischmonitor. Sie war in eine Fantasieuniform gekleidet und trug ein weinrotes Kopftuch, unter dem ihre braunen Rastalocken hervorquollen. In einige Strähnen war Schmuck eingeflochten und an ihrem rechten Ohr war ein Ohrring mit einer Feder befestigt. Unschwer war sie als Piratin zu erkennen.

      „He, ho, ihr Leute vom SSD, wie geht‘s denn immer so?“, fragte sie mit einem frechen Grinsen.

      „Wer zum Henker sind Sie und was wissen Sie über den Transport?“

      „Man kennt mich als Mari Ried und ich kann Ihnen bei Fragen zum Verbleib Ihres Goldschatzes gerne behilflich sein“, antwortete sie und erhob sich aus dem Pilotensessel eines Transporters. Dann deutete sie hinter sich in den Laderaum, wo man die gesammelten Reichtümer des Planeten Campanula liegen sah.

      „Was soll das?“, fragte Nova irritiert. „Wollen Sie behaupten, dass Sie unser Gold gestohlen haben? Es befindet sich doch schwer bewacht auf dem Weg nach …“ Rechtzeitig fiel ihm ein, dass das Ziel offiziell geheim war, auch wenn es mittlerweile jeder zu kennen schien. „Moment, bleiben Sie dran!“

      Er schaltete die Verbindung auf Pause und verlangte: „Stellen Sie mich sofort zum Transporter durch!“

      Leutnant Hartleib meldete sich. „Hier ist alles in bester Ordnung, Oberst! Keine besonderen Vorkommnisse.“

      „Zeigen Sie mir das Gold!“

      Hartleib schwenkte die Kamera, so dass sie die Goldbarren im Frachtraum zeigten.

      „Danke!“, sagte der Oberst und schaltete zurück zu Mari Ried. Selbige feilte sich gerade gelangweilt die Fingernägel.

      „Unser Gold ist genau da, wo es hingehört!“, behauptete der Oberst.

      „Na, dann ist ja alles in bester Ordnung. Ich habe meinen Goldschatz und Sie haben Ihren. Leben Sie wohl, Oberst!“ Damit unterbrach sie die Verbindung.

      „Was sollte das?“, fragte Nova irritiert.

      „Rufen Sie noch mal den Transporter an!“, verlangte Inspektor Rückriegel.

      Leutnant Hartleib meldete sich wieder.

      „Holen Sie bitte einen Barren nach vorne und kratzen Sie daran!“

      Hartleib tat wie ihm geheißen. Schockiert sahen alle Anwesenden, wie unter der dünnen Goldschicht profanes Eisen zum Vorschein kam. Nova sprang auf. „Das Gold muss ausgetauscht worden sein!“, schrie er entsetzt. „Unglaublich, und diese übergeschnappten Piraten weisen uns auch noch darauf hin!“ Er sah Kommissar Rückriegel an. „Nun sagen Sie doch etwas dazu!“

      „Ich denke nicht, dass es schon in Nuevo Knox ausgetauscht wurde“, vermutete der Kommissar. „Wahrscheinlicher erscheint mir, dass jemand Ihren Ausweichplan gekannt hat und Sie in der Galaxbank erwartete.

      „Wie ist das möglich?“

      „Erlauben Sie mir, mein Team hinzuschicken, um es herauszufinden?“

      „Meinetwegen. Aber beeilen Sie sich, sonst sind die mit der Beute über alle Berge!“

      „Wir haben in der Galaxbank zwei identisch aussehende Tresorräume gefunden“, meldete sich Inspektor Rückriegel vom Tatort.

      „Und?“, fragte Oberst Nova.

      „Beide sind leer.“

      „Was bedeutet das? Nun lassen Sie sich doch nicht die Würmer aus der Nase ziehen!“

      „Würmer?“

      „Verdammt, reden Sie!“

      „In den einen Tresorraum haben Ihre Leute das Gold im Zuge des Ausweichplans eingelagert“, vermutete der Kommissar. „Währenddessen lag im anderen Tresorraum bereits die Fälschung bereit. Der zweite Raum lag genau in der Etage unter dem ersten Raum. Eine kleine Manipulation am Fahrstuhl genügte und Ihre Leute haben das falsche Gold abgeholt statt des richtigen.“

      „Aber dann muss doch jemand von der Bank davon gewusst haben!“

      „Gut möglich. Gehen Sie ruhig davon aus, dass sich die betreffenden Personen in Sicherheit gebracht haben und über alle Berge sind.“

      Oberst Nova fluchte. „Wo sind die Piraten hin? Wo hat diese Missgeburt unser Gold hingebracht?“

      „Ich schlage vor, alle Flugbewegungen zu analysieren, die zwischen dem Eintreffen des Goldes bei der Galaxbank und dem Anruf der Piratin stattgefunden haben.“

      Major Ubanwa saß vor dem Hauptbildschirm des Kreuzers OBERST VILLA und beobachtete erstaunt, dass der angekündigte Transporter ohne Eskorte auf dem Raumhafen vor ihnen landete. Angestellte in den Uniformen der Transportgesellschaft sprangen heraus und sicherten die Umgebung. Der Laderaum wurde geöffnet und die wertvolle Fracht auf Schwebepaletten herausgeschoben.

      „Das muss ich mir aus der Nähe betrachten“, sagte er und stieg in den Lift.

      Unten stauten sich schon die Schwebepaletten vor dem Eingang des Lifts.

      „Wer ist hier der Chef?“, fragte er.

      „Ich!“, meldete sich eine Frau, die ihre voluminöse Haarpracht mühsam unter die Mütze ihrer Arbeitskleidung gesteckt hatte. „Ich bin, äh, Leutnant Ried“, lächelte sie herzlich und schüttelte ihm mit beiden Händen die ausgestreckte Rechte.

      „Wo ist Ihre Eskorte?“, fragte Major Ubanwa.

      „Der eskortierte Gleiter war nur ein Trick, um die Aufmerksamkeit von uns abzulenken. Er hat falsche Goldbarren chauffiert. Der SSD hat entschieden, den wirklichen Transport möglichst unauffällig durchzuführen.“

      „Warum wurden wir darüber nicht informiert?“

      „Je mehr Mitwisser es gibt, umso größer ist die Gefahr, verraten zu werden.“

      „Trotzdem …“, zögerte der Major. „Ich muss mich erst bei meinem Vorgesetzten versichern.“

      „Was ist los, wollen Sie unser Gold nicht?“

      Mari Ried deutete auf die riesigen Stapel, die sich vor dem Landungsschacht des Kreuzers angesammelt hatten.

      „Doch, natürlich, aber …“

      „Aber wir lassen es lieber noch ein Weilchen auf der Straße liegen, bis es geklaut wird, wollten Sie das sagen?“

      „Also gut. Schieben Sie es in den Landungsschacht! Ich gehe derweil zurück und mache Meldung bei meinem Vorgesetzten.“

      Major Ubanwa spürte plötzlich etwas Hartes in seinem Rücken. Mari Ried griff von hinten um seinen Hals und zog ihn an sich.

      „Hör zu, Freundchen“, flüsterte sie ihm ins Ohr, „meine HM-6 ist auf Töten eingestellt. Aber wenn du keinen Ärger machst, wirst du mit dem Leben davonkommen, das verspreche ich dir.“

      „Da ist er!“, jubelte Kommissar Rückriegel.

      Er deutete auf einen schweren gepanzerten Transportgleiter. Er hatte die Galaxbank wenige Minuten nach dem Regierungsgleiter verlassen.

      „Der sieht ja genauso aus wie unser Gleiter!“, stellte Oberst Nova befremdet fest. „Und er fliegt der Eskorte hinterher!“

      Sie verfolgten entgeistert die Aufzeichnungen des Flugverkehrs. Der Piratengleiter folgte der Eskorte in respektvollem Abstand, sodass er nicht auffiel. Kurz bevor die Eskorte den Raumhafen erreichte, drehte sie ab.

      „Das ist der Punkt, an dem wir sie zurückgerufen haben“, stellte der Kommissar fest.

      Während die Eskorte abdrehte, hielt der Piratengleiter seinen Kurs und senkte sich in der Nähe des schnellen Kreuzers


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