Little Women: Beth und ihre Schwestern. Луиза Мэй Олкотт
sagte mir deshalb, ich sollte sitzen bleiben, dann würde es niemand sehen. Nun lachen Sie, wenn Sie wollen; denn es ist wirklich komisch genug.“ Aber Lori lachte nicht; sah nur eine Minute vor sich hin, und der Ausdruck seines Gesichts machte Jo betroffen, als er frenndlich sagte:
„Machen Sie sich darüber keine Sorgen; ich will Ihnen sagen, was wir thun können; draussen ist ein langer Vorplatz; dort können wir prächtig tanzen, ohne dass uns jemand sieht. Bitte kommen Sie.“
Jo dankte ihm und ging fröhlich mit ihm hinaus, konnte aber nicht umhin, zu wünschen, sie möchte zwei saubere Handschuhe haben, als sie sah, dass ihr Tänzer ein Paar schöne perlgraue anzog. Der Vorplatz war leer, und sie tanzten nach Herzenslust Polka. Lori tanzte sehr gut und lehrte sie die schwungvolle deutsche Weise, was ihr viel Vergnügen machte. Als die Musik aufhörte, setzten sie sich auf die Treppe, um Athem zu schöpfen, und Lori war mitten in der Beschreibung eines Studentenfestes in Heidelberg, als Margaret erschien, die ihre Schwester suchte. Sie winkte Jo, und diese folgte ihr mit Bedauern in ein Seitenzimmer. Hier fand sie Margaret auf dem Sofa; sie hielt ihren Fuss in der Hand und sah sehr bleich aus.
„ Ich habe mir den Fuss verstaucht, die dummen hohen Hacken sind schuld daran. Es thut mir so weh, dass ich kaum stehen kann, und ich weiss nicht, wie ich nach Hause kommen soll,“ sagte sie, indem sie sich vor Schmerzen hin und her bewegte.
„Ich dachte wohl, dass dich diese dummen Dinger peinigen würden. Es thut mir leid, aber ich weiss nicht, was wir anders thun können, als uns einen Wagen verschaffen oder die ganze Nacht hier bleiben,“ antwortete Jo, indem sie den schmerzenden Fuss sanft zu reiben begann.
„Ein Wagen würde sehr theuer kommen; auch weiss ich nicht, wie ich einen solchen bestellen sollte; denn die meisten Leute sind in ihren eigenen gekommen, und ich habe niemanden zu schicken.“
„Ich will hingehen.“
„Nein, es ist schon nach zehn und eine ägyptische Finsterniss. Hier kann ich nicht bleiben, denn das Haus ist voll. Sally hat in diesem Augenblicke Hausbesuch von einigen Freundinnen. Ich will mich ausruhen, bis Hannah kommt und dann sehen, was ich thun kann.“
„Ich will Lori bitten; er wird hingehen,“ sagte Jo, deren Herz sich durch diesen Gedanken erleichert fühlte.
„Um alles in der Welt nicht! Sag niemanden etwas davon. Hole mir meine Gummischuhe und stelle diese Schuhe mit unsern Sachen zusammen. Tanzen kann ich nicht mehr; sobald das Abendessen vorüber ist, sieh zu, ob Hannah da ist, und sag es mir gleich.“
„Man geht jetzt zu Tisch, aber ich will lieber bei dir bleiben.“
„ Nein, liebe Jo; geh hin, du kannst mir dann eine Tasse Kaffee bringen. Ich bin so müde, dass ich mich nicht rühren kann.“
Margaret legte sich auf’s Sofa, indem sie ihre Gummischuhe unter ihren Kleidern verbarg, und Jo ging fort, um das Speisezimmer zu suchen, welches sie endlich fand, nachdem sie ein Zimmer geöffnet hatte, wo der alte Herr Gardiner eben in der Stille eine kleine Erfrischung, einnahm. Sie näherte sich dem Tische und nahm eine Tasse Kaffee, goss aber leider einen Theil des Inhalts über ihr Kleid, wodurch die Vorderseite ebenso hässlich würde wie die Rückseite.
„O, ich Unglückskind!“ rief Jo, indem sie ihr Kleid mit Margaret’s sauberem Handschuh abwischte.
„Kann ich Ihnen behülflich sein?“ fragte eine freundliche Stimme, und neben ihr stand Lori, mit einer vollen Tasse in der einen Hand, und einer Portion Eis in der andern.
„Ich wollte für Margaret etwas holen, weil sie sehr müde ist, da hat mich jemand angestossen, und nun bin ich schön zugerichtet,“ antwortete Jo, mit einem trostlosen Blicke auf die Flecke in ihrem Kleide und ihren kaffeefarbenen Handschuh.
„Wie unangenehm! Ich sah mich gerade nach jemandem um, dem ich dies bringen könnte. Darf ich es Ihrer Schwester hintragen?“
„Sie sind sehr freundlich, ich nehme es mit Dank an und will Ihnen zeigen, wo sie ist. Ich wage nicht, mich zu erbieten, es selbst hinzubringen; ich würde nur noch mehr Unheil anrichten.“
„Jo zeigte Lori den Weg, und als wäre er’s gewohnt, Damen zu bedienen, setzte er einen Tisch zurecht, brachte eine zweite Tasse Kaffee und eine zweite Portion Eis für Jo, und war so ausserordentlich gefällig und liebenswürdig, dass selbst die schwer zu befriedigende Margaret ihn für einen ,netten Jungen‘ erklärte. Es kamen noch einige Freunde und Freundinnen zu ihren, und unter Scherz und Spiel verging ihnen die Zeit sehr angenehm, bis Hannah erschien. Margaret vergass ihren Fuss und stand rasch auf, schrie aber vor Schmerz auf und musste sich an Jo halten, um nicht zu fallen.
„Still! sage nichts,“ flüsterte sie, indem sie laut hinzufügte: „Es ist nichts; ich habe mir nur den Fuss verstaucht,“ und sie hinkte die Treppe hinauf, um sich anzukleiden.
Hannah schalt, Margaret fing an zu weinen und Jo wusste nicht, was sie thun sollte. Endlich entschied sie sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie eilte hinunter und fragte einen Diener, ob er ihr nicht einen Wagen bestellen könne. Der Gefragte aber wusste in der Nachbarschaft nicht recht Bescheid, und Jo sah sich nach anderer Hülfe um, als Lori auf sie zukam und ihr seines Grossvaters Wagen anbot, der eben angekommen war.
„ Aber es ist ja noch so früh; es kann nicht Ihre Absicht sein, die Gesellschaft schon zu verlassen,“ sagte Jo, die sich durch das freundliche Anerbieten sehr erleichtert fühlte, aber noch nicht recht wagte, es anzunehmen.
„Ich gehe immer früh nach Hause; bitte, erlauben Sie mir, Sie zu begleiten. Sie wissen, es ist ganz mein Weg, und es regnet, wie ich höre.“
Jo machte nun keine Schwierigkeiten mehr; sie erzählte Margaret’s Unfall und nahm das Anerbieten dankbar an. Sie eilte hinauf, um Margaret und Hannah zu holen. Letztere fürchtete den Regen fast ebenso sehr, wie die Katzen und liess es sich gern gefallen, mitzufahren. Lori stieg auf den Kutschersitz, damit Margaret ihren Fuss stützen könnte, und so rollten sie dahin in dem prächtigen bequemen Wagen und fühlten sich ganz festlich und vornehm. Sie begannen nun, über ihre Gesellschaft zu plaudern.
„Ich habe mich köftlich amüsirt; und du, Margaret?“ fragte Jo, indem sie sich das Haar zurückstrich und sich’s in der Wagenecke bequem machte.
„Ich auch,“ antwortete Margaret, „bis ich mir den Fuss verstauchte.“ Sally’s Freundin, Anna Moffat, war sehr freundlich gegen mich. Sie hat mich eingeladen, sie im Frühling mit Sally eine Woche zu besuchen. Wir könnten dann auch miteinander die Oper besuchen. O, es wäre herrlich! Wenn Mama mir nur erlaubt, die Einladung anzunehmen! sagte Margaret, die bei diesem Gedanken ihre Schmerzen vergass.
„Ich sah dich mit dem rothhaarigen Jüngling tanzen, vor dem ich weglief; war er nett?“
„Sehr nett. Sein Haar ist goldbraun, nicht roth, und er war sehr höflich. Ich habe eine köstliche Redowa mit ihm getanzt.“
„Er sah aus wie ein Grashüpfer, der Krämpfe hat, als er den neuen Pas versuchte. Lori und ich konnten das Lachen nicht lassen. Habt Ihr uns gehört?“
„Nein, aber es war sehr unhöflich. Was habt ihr denn die ganze Zeit in eurem Winkel getrieben?“
Jo erzählte nun ihre Abenteuer, und sie war noch nicht damit zu Ende, als sie zu Hause ankamen. Mit vielen Danke wünschten sie ihrem freundlichen Begleiter ,gute Nacht‘ und schlichen sich ins Haus, in der Hoffnung, niemanden zu stören; allein sobald die Thüre knarrte, fuhren zwei kleine Köpfe in die Höhe und zwei schlaftrunkene aber eifrige Stimmen riefen: „Erzählt uns von eurer Gesellschaft! Seid ihr recht vergnügt gewesen?“
Jo hatte für die kleinen Schwestern einige Bonbons mitgebracht, was Margaret höchst unfein fand. Nachdem sie sich sie interessantesten Begebenheiten des Abends hatten erzählen lassen, verschwanden die Kleinen mit ihren Süssigkeiten.
„Es ist wirklich, als wäre ich eine vornehme junge Dame. Ich komme in ,meinem Wagen‘ aus der Gesellschaft und sitze nun hier und lasse mich von meiner Kammerfrau bedienen,“ sagte Margaret, die sich von Jo den Fuss mit Arnica verbinden und ihr Haar bürsten liess.
„Ich