Little Women: Beth und ihre Schwestern. Луиза Мэй Олкотт

Little Women: Beth und ihre Schwestern - Луиза Мэй Олкотт


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wie für Kleinigkeiten Summen verschwendet wurden, die sie reich gemacht haben würden. Die arme Margaret klagte selten, aber sie konnte sich nicht immer einer gewissen Bitterkeit erwehren; denn sie hatte noch nicht erkannt, wie reich sie gerade an den Segnungen war, welche allein das Leben glücklich machen können.

      Jo wurde Gesellschafterin bei ihrer Tante March, die lahm war und ein thätiges, munteres Wesen um sich zu haben wünschte. Die kinderlose alte Dame hatte sich erboten, eins der Mädchen an Kindesstatt anzunehmen, als das Unglück über sie hereingebrochen war, und fühlte sich sehr beleidigt, als das Anerbieten abgelehnt wurde. Gute Freunde sagten der Familie March, sie habe durch ihre Weigerung alle Aussicht verloren, in dem Testament der alten reichen Dame bedacht zu werden. Herr und Frau March aber erwiederten nur: „Wir können unsere Kinder nicht für eine Million hingeben. Reich oder arm, wir wollen zusammenhalten und in und mit einander glücklich sein.“

      Die alte Dame wollte einige Zeit lang nichts von ihnen wissen, aber als sie eines Tages Jo bei einer gemeinsamen Freundin traf, fühlte sich die Tante durch das komische Gesicht und das eigenthümliche gerade Wesen des jungen Mädchens so angezogen, dass sie ihr den Vorschlag machte, ihre Gesellschafterin zu werden. Das war durchaus nicht nach Jo’s Geschmack; aber sie nahm die Stelle an, da nichts besseres sich bot, und wurde zu jedermanns Erstaunen mit ihrer reizbaren Verwandten sehr gut fertig. Ein Sturm dann und wann blieb nicht aus, und einmal war Jo nach Hause gekommen und hatte erklärt, sie könne es nicht länger aushalten. Aber die Tante March besann sich immer bald wieder und liess ihre Nichte so dringend bitten, wiederzukommen, dass sie’s nicht abschlagen konnte; denn im Grunde mochte sie die scharfe alte Dame doch recht gern leiden.

      Der Hauptmagnet aber war wohl eine grosse schöne Bibliothek, die seit des Onkels Tode dem Staube und den Spinnen preisgegeben war. Jo erinnerte sich des freundlichen alten Herrn, der sie mit seinen grossen Wörterbüchern Eisenbahnen und Brücken bauen liess, ihr Geschichten über die sonderbaren Bilder in seinen lateinischen Büchern erzählte und ihr Pfefferkuchen kaufte, wie sie ihm auf der Strasse begegnete. Das düstere staubige Zimmer, wo Büsten von den hohen Bücherschränken herabstarrten; die behaglichen alten Stühle, die Globen, besonders aber die Massen von Büchern, unter denen sie nur zu wählen brauchte, machten die Bibliothek für sie zu einem Paradiese. Sobald Tante March ihr Mittagschläfchen hielt oder Besuch bekam, eilte Jo an diesen stillen Ort, warf sich in einen grossen Kessel und verschlang Poesie, Profa und Romane, Geschichte und Reisebeschreibungen wie ein ächter Bücherwurm. Aber auch dieses Glück dauerte nie lange; gerade wenn sie die spannendste Stelle der Geschichte, den schönsten Vers eines Gedichtes oder das gefährlichste Abenteuer eines Reifenden erreicht hatte, rief eine schrille Stimme: „Jose—phine! Jose—phine!“ und sie musste ihr Paradies verlassen, um Garn zu winden, den Pudel zu waschen, oder stundenlang Belsham’s Abhandlungen zu lesen.

      Jo’s höchster Wunsch war, irgend etwas Herrliches zu vollbringen; was dies sei, davon hatte sie selbst noch keine Idee; die Zeit sollte es lehren; inzwischen bestand ihre grösste Prüfung darin, dass sie nicht soviel lesen, laufen, ausfahren und reiten konnte, wie sie gemocht hätte. Ihr heftiges Temperament, ihr unruhiger Geist und ihre scharfe Zunge bereiteten ihr oft Unannehmlichkeiten, und ihr Leben war eine Reihe von Freuden und Leiden, die oft tragikomisch waren. Aber die Erziehung, welche sie bei der Tante March erhielt, war gerade, was sie bedurfte, und der Gedanke, dass sie etwas that, um ihren eigenen Unterhalt zu erwerben, machte sie glücklich, trotz des beständigen „Jose—phine! Jose—phine!“

      Lieschen war zu schüchtern um zur Schule zu gehen; man hatte es versucht, aber sie litt so sehr darunter, dass es aufgegeben wurde, und ihr Vater sie zu Hause unterrichtete. Selbst als er fortging, und ihre Mutter ihre Geschicklichkeit und Energie einer Gesellschaft widmen musste, die sich zur Unterstützung der im Felde stehenden Soldaten gebildet hatte, fuhr Lieschen fort, so gut sie konnte, allein zu arbeiten. Sie war eine kleine ,Hausfrau‘ und half Hannah, das Haus in Ordnung halten und es den Andern behaglich machen. Dabei dachte sie nie an einen andern Lohn als ihre Liebe. Sie brachte lange, ruhige Tage zu, fühlte sich aber nicht vereinsamt oder müssig, denn ihre kleine Welt war mit Freunden bevölkert, von denen viele freilich nur in ihrer Einbildungskraft existirten, und sie war von Natur eine kleine geschäftige Biene. Sie hatte jeden Morgen sechs Puppen zu versorgen und anzukleiden, denn Lieschen war noch ganz Kind und liebte ihre Puppen wie je zuvor. Und doch war nicht eine einzige hübsche oder heile darunter; alle waren verstossene Wesen, bis Lieschen sich ihrer annahm; sie waren von ihren Schwestern auf sie übergegangen, denn Amy wollte nichts Altes oder Hässliches haben. Lieschen liebte sie aus diesem Grunde nur um so zärtlicher und gründete ein Hospital für kranke Puppen, wo sie mit der grössten Sorgfalt gepflegt wurden. Eine derselben hatte Jo gehört und war nach einem stürmischen Leben in einen Flickenbeutel verbannt worden, aus welchem Lieschen sie befreit hatte. Um ihren verwundeten Kopf und ihren arg verstümmelten Körper zu verdecken, setzte sie ihr eine niedliche Müsse auf, wickelte sie in eine Decke, legte sie in ihr bestes Bett und pflegte sie mit rührender Zärtlichkeit. Sie brachte ihr Blumen, las ihr vor, trug sie, in ihr Kleid gehüllt, hinaus; damit sie die frische Luft geniessen konnte, sang sie in Schlaf und ging nie zu Bette, ohne ihr mit einem Kuss auf ihr schmutziges Gesicht zugeflüstert zu haben: ,Schlaf sanft, mein Liebling.‘

      Aber auch Lieschen hatte ihren Kummer wie die Andern; und da sie kein Engel war, sondern ein sehr menschliches kleines Wesen, so weinte sie auch oft ihre bittern Thränen, weil sie keine Musikstunden nehmen und sein schönes Pianoforte bekommen konnte. Sie liebte die Musik so sehr, gab sich soviel Mühe und übte sich so geduldig auf dem alten schlechten Instrument, dass sie manchmal dachte: es könnte ihr wohl jemand (sie sagte nicht gerade die Tante March) zur Erfüllung ihres Lieblingswunsches behülflich sein. Aber niemand dachte daran, und niemand sah, wie Lieschen vor den gelben verstimmten Tasten ihre Thränen abwischte, wenn sie ganz allein war. Trotzdem sang sie bei ihrer Arbeit wie eine kleine Lerche und war nie zu müde, um ihrer Mutter und den Schwestern etwas vorzuspielen. „Eines Tages werde ich doch noch Musik lernen, wenn ich gut bin,“ sagte sie hoffnungsvoll zu sich selbst.

      Es giebt viele kleine „Lieschen‘ in der Welt, die schüchtern und still in ihrem Winkel sitzen, bis man ihrer bedarf, und so freudig für Andere leben, dass niemand die Opfer bemerkt, die sie bringen, bis das Heimchen am Herde aufhört, zu zirpen und Stille und Leere zurücklässt.

      Wenn man Amy gefragt hätte, welches ihr grösster Kummer sei, so würde sie ohne Zögern gesagt haben: „Meine Nase.“ Als kleines Kind hatte Jo sie in einen Kohlenkasten fallen lassen, und Amy behauptete, dieser Fall habe ihre Nase für immer ruinirt. Sie war nicht dick, auch nicht roth, wie die der armen ,Petrea‘, sie war nur ein wenig platt, und alles Drücken konnte ihr keine aristokratische Form geben. Niemand anders als sie. dachte daran; Amy aber empfand den Mangel einer griechischen Nase tief und zeichnete ganze Bogen voll schöner Nasen, um sich zu trösten.

      „Klein Raphael“, wie ihre Schwestern sie nannten, hatte entschiedenes Talent zum Zeichnen und fühlte sich nie glücklicher, als wenn sie Blumen zeichnen, oder zu den Geschichten, die sie gelesen hatte, allerlei sonderbare Illustrationen machen konnte. Ihre Lehrer klagten, dass sie, statt ihre Exempel zu rechnen, ihre Tafel mit Zeichnungen von Thieren bedeckte, auf die weissen Blätter in ihrem Atlas wurden Karten gezeichnet, und aus ihren Büchern flogen oft sehr zur Unzeit die allerkomischsten Carricaturen. Ihre Arbeiten machte sie so gut es gehen wollte und wusste gewöhnlich durch musterhaftes Betragen Tadel zu vermeiden. Bei ihren Mitschülerinnen war sie sehr beliebt, denn sie war gutmüthig und besass die Kunst, zu gefallen, ohne dass es ihr viel Mühe kostete. Ihr anmuthiges Wesen und ihre Talente wurden sehr bewundert; sie konnte zeichnen, zwölf Melodien spielen, häkeln und Französisch lesen, ohne mehr als zwei Drittel der Wörter falsch auszusprechen. Es klang sehr rührend, wenn sie im klagenden Tone sagte: „Als Papa reich war, thaten wir dies und jenes;“ und ihre langen gewählten Worte wurden von ihren Gespielinnen sehr vornehm klingend gefunden. Amy war auf dem besten Wege verzogen zu werden, denn sie war jedermann’s Liebling, und die Eitelkeit und Selbstsucht der keinen Damne waren im raschen Wachsthum begriffen. Eins aber war ihr ein Dorn im Auge, sie musste ihrer Cousine die Kleider nachtragen, und unglücklicherweise hatte Florentinens Mutter keine Idee von Geschmack. Amy fühlte sich höchst unglücklich, dass sie, statt eines blauen Hutes, einen rothen, und hässliche Kleider und Schürzen tragen musste, die ihr nicht recht passten. Alles war von gutem Stoff, gut


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