Snørgl der Waldwicht. Betty Kamer

Snørgl der Waldwicht - Betty Kamer


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zu holen. Geduldig warteten wir, bis alle den See überquert hatten. Danach verschwand das Boot wieder genauso geheimnisvoll, wie es aufgetaucht war.

      „Das wir heute hierher dürfen, bedeutet eigentlich nichts Gutes oder was meinst du, Snørgl?“ fragte mich Tamin flüsternd. „Das fühlt sich nicht gut an. Gar nicht gut, wenn du mich fragst. Was wohl hinter diesem Diebstahl steckt?“

      Dem konnte ich nur zustimmen, denn auch ich hatte mir so meine Gedanken gemacht. Natürlich freuten wir uns alle sehr, hierher ins Tal der Schmetterlinge zu dürfen. Aber es war noch nie jemand hierhergekommen. Dieser Ort wurde absolut geheim gehalten und im Grunde genommen wussten wir auch gar nichts über dieses Tal. Nur so viel, dass hier viele Schmetterlinge leben, dass es unmöglich ist, allein über diesen See zu kommen und natürlich auch, dass die lieben Elfen hier leben.

      Was sie genau hier taten, hätten wir nie zu fragen gewagt.

      „Kommt ihr Lieben, trödelt nicht so. Ich möchte, dass wir alle dicht beieinander bleiben. Hört ihr?“ Die Stimme von Sóla klang recht streng und so war es selbstverständlich für uns alle, dass wir ihr Folge leisteten. Und so gingen wir auf kleinen feinen mit Kieselsteinen umsäumten Wegen den Elfen hinterher.

      „Was für ein wunderschöner Ort“, flüstere Halia und in ihrer Stimme war ihr Erstaunen zu hören. „So etwas entzückendes und farbenfrohes habe ich noch nie zuvor gesehen!“ Sie sah schon sehr majestätisch aus, wie sie da bei Djarfur auf der Schulter saß, während Sami von Styggur und Pauri von Pegjandi getragen wurden. Der flinke Mink huschte zwischen unseren Füßen über den Boden. Tragen lassen wollte er sich auf keinen Fall. Ich selbst trug Kibuz, der es sich auf meiner Schulter bequem gemacht hatte.

      „Ich auch nicht. Dachte ich mein Schnabel ist bunt, so weiß ich nun, dies hier ist bunt. Ich habe noch nie so viele Schmetterlinge gesehen. Wo soll ich nur zuerst hinsehen?“ hörten wir auch Pauri staunend sagen.

      Jeder von uns war beeindruckt von der Vielfalt der Farben. Überall standen die schönsten Blumen in den herrlichsten Formen und Farben.

      „Kommt, wir müssen weiter!“ rief Lýsa uns zu.

      „Diese Blumen habe ich noch nie in Wirklichkeit gesehen! Immer nur in meinen Büchern!“ staunte auch Pegjandi überwältigt. „Und wie es hier duftet! Atemberaubend schön!“

      Nun war er völlig in seinem Element und beeindruckte uns mit seinem Wissen.

      „Seht nur, da, die Narzissen und Schwertlilien und dort die Azaleen. Oh, und dort: das ist der Duftsteinrich, der nach Honig duftet. Riecht nur! Und wartet, das ist die Vanilleblume und dort, du meine Güte: das ist eine Schokoladenblume. Riecht nur, wirklich wie Schokolade. Ich dachte immer, die übertreiben in den Büchern. Wie schön! Seht nur: diese Pflanze heißt Schneeballpflanze, weil ihre Blüten aussehen wie Schneebälle. Ja zum Wicht noch einmal: seht nur, wie groß dieser Fliederstrauch ist. Das müssen ja an die 10 Meter sein! Wunderschön!“ So schnell, wie er uns die einzelnen Pflanzen zeigte, konnte wir gar nicht schauen. Er sprang wirklich von einer Pflanze zur anderen und freute sich so sehr, dass wir alle lächeln mussten. Auch die Elfen freuten sich sehr über seine Begeisterung.

      „Das glaube ich jetzt nicht! Seht nur: Hier sind ganz besondere Beete für Schmetterlinge angelegt. Oh! Diese Blumen lieben sie ganz besonders. Seht nur, wie viele von ihnen auf diesen Pflanzen sitzen. Das sind Tagetes, Schafgarbe, Salbei und Weidenröschen. Ein Paradies.“

      „Es ist so schön, man hält es kaum aus!“ schwärmte nun auch Pokki und er hatte vor Rührung wieder einmal ganz feuchte Augen.

      Die Luft flirrte durch die Flügelschläge der Schmetterlinge. Nie zuvor war mir bewusst, wie viele unterschiedliche Arten es gab.

      „Wenn mich nicht alles täuscht, nennt man diesen dort ‚Schachbrettfalter‘“, vernahmen wir in das allgemeine Staunen die Stimme von Svipdapur.

      „Du kennst dich mit Schmetterlingen aus?“ fragte Pokki erstaunt. „Das wusste ich ja gar nicht!“

      „Oh ja, dort ist ein ‚Zitronenfalter‘ und dort ein ‚Taubenschwänzchen‘. Da ein ‚Tagpfauenauge‘ und dort ein ‚Resafalter‘. Dies hier ist ein ‚Admiralsfalter‘ und dort hinten den nennt man ‚Schwalbenschwanz‘.“

      „Beeindruckend!“ rief ich aus und das war noch echt untertrieben.

      „Dankeschön!“ sagte er leicht verlegen. „Ich kenne sogar einen Reim über Schmetterlinge. Soll ich ihn einmal aufsagen?“ fragte er und allgemeine Zustimmung brach aus.

      Er stellte sich in eine sehr merkwürdige Pose und deutete beim Sprechen zwischen den Schmetterlingen und dem Himmel hin und her.

      „Wer Schmetterlinge lachen hört

       der weiß, wie Wolken schmecken“

      Alle klatschten und jubelten.

      „He, ich bin doch noch gar nicht fertig. Das ist doch noch viel länger!“ sagte er erstaunt.

      „Ja, lieber Svipdapur, das haben wir befürchtet!“ lachte nun auch Sóla. Svipdapur ist nämlich unser Dichter, musst du wissen und wenn er anfängt ein Gedicht oder einen Reim vorzutragen, ist er nicht mehr zu bremsen.

Grafik 30

      Bewohner aus dem Tal der Schmetterlinge

      Xanthi

      Und wir liefen weiter in das Tal hinein.

      „Lauft doch nicht so schnell!“, japste Stubbur. „Zum Wicht noch einmal. Ich schwitze! Das gibt es doch gar nicht!“ und bei diesen Worten wischte er sich erneut den Schweiß von der Stirn. Auch mir war seit Kurzem sehr warm und ich nahm an, dass es von der Aufregung kam.

      Wir folgten den Elfen noch eine kleine Weile, bis sie plötzlich und unvermittelt stehen blieben. Was wir dann sahen, erschreckte uns zutiefst. Waren wir bisher durch unzählige Blumenfelder geschritten, standen wir nun vor einer völlig zerstörten Fläche: abgerissene Blumenstiele, zerdrückte Orchideenblüten und unzählige zerquetschte und zertretene Pflanzen. Ein Ort der Verwüstung. Und es bewegte sich nicht ein einziger Schmetterling!

      „Ach du meine Güte!“ rief Stubbur aus und schlug sich die Hände vor den Mund.

      „Entsetzlich! Grauenvoll! Wie schrecklich!“ riefen nun auch die anderen.

      Mit tränenerstickter Stimme wandte sich Elin an uns: „Ja, das ist es wirklich. Hört mir nun jedoch aufmerksam zu, damit ihr das ganze Ausmaß dieser schrecklichen Tat verstehen könnt… Wie euch sicherlich schon aufgefallen ist, gibt es nicht nur unzählig verschiedene Farben bei den Schmetterlingen, sondern auch Gestalten. Während ihres Lebens verwandeln sie sich sehr oft. Zunächst werden aus den Eiern flugunfähige Raupen, die unter intensiver Nahrungsaufnahme erheblich wachsen. Dabei wechseln sie mehrfach ihre Haut gegen eine größere, was man ‚Häutung‘ nennt.“

      „So, wie bei den Schlangen?“ fragte Pokki und schüttelte sich dabei.

      „Ja, so ähnlich, wie bei den Schlangen. Nachdem sie die Haut einige Male gewechselt haben, entwickeln sie sich unter einer sehr festen Haut schließlich in eine sogenannte ‚Puppe‘. In diesem Zustand bilden sich ihre Flügel aus und sie verändern sich in eine flugfähige Form: dem Falter.“

      „Verzeih, dass ich dich unterbreche, liebe Elin. Aber ich habe eine Frage“, meldete sich Reifur zu Wort und hob tatsächlich den Finger in die Höhe, genau wie in der Schule.

      „Sehr gerne. Bitte stelle deine Frage“, lächelte Elin ihm nun wieder zu.

      „Naja,


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