Verwehte Spuren. Franz Treller

Verwehte Spuren - Franz Treller


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Euch, laßt's gut sein, Mann,« sagte er.

      »Rate Euch, Gelbschnabel, geht aus dem Wege, oder ich versenge Euch die Augenbrauen!« schrie der wüste Geselle und schwang das glühende Scheit in die Höhe.

      Im selben Augenblick fuhr aber auch die Hand des Jünglings empor, faßte das Handgelenk des reckenhaften Burschen und riß es mit einer Kraft herab, daß aufschreiend der lange Kerl das Scheit fallen ließ.

      »Verdammt, Hund, meine Hand sie ist lahm Warte!« Und er zog das Messer, welches er im Gürtel trug, mit der Linken aus der Scheide.

      Ebenso rasch blitzte aber auch der Hirschfänger des jungen Mannes im Feuerschein und die Büchse seines Begleiters war drohend auf des Mannes Kopf gerichtet.

      »Hallo!« schrie jetzt der Wirt und drängte sich zwischen den Reisenden und den Rowdie, furchtlos vor dessen Messer stehend, »steckt ein, Mann, oder im nächsten Augenblick schlage ich Euch den Hirnschädel ein!« und dabei bewegte er eine Faust, deren massiver Bau der Drohung wohl ernsten Nachdruck zu verleihen im stande war. Auch die Farmer hatten sich erhoben und einige von ihnen gleich wie der Begleiter des jungen Fremden die Büchsen emporgerissen.

      Unbemerkt von den übrigen schlüpfte der von den drei Gesellen, welcher sich so geflissentlich im Schatten gehalten hatte, jetzt zur Tür hinaus, während der andre seinen Gefährten anschrie: »Bist du verrückt, dich hier wie ein wildes Tier zu betragen? Zum Teufel mit deiner Gesellschaft, wenn du dich nicht wie ein Gentleman zu benehmen weißt!« Und dabei gab er ihm einen verständnisinnigen Rippenstoß, der den rüden Burschen, wie es schien, zur Besinnung brachte.

      »Steck das Messer ein und bitte die Gentlemen, wie es sich ziemt, um Entschuldigung.« Der Angeredete gehorchte, steckte das Messer ein und sagte dann: »Erbitte eure Verzeihung, Gentlemen, aber wenn ich eine Rothaut sehe, werde ich wild, habe zu viel mit dem Gesindel zu tun gehabt.«

      Der Indianer hatte sich aufgerichtet und stierte den Mann mit seinen dunklen Augen an.

      »Hättet weniger derb zufassen sollen, Sir,« wandte er sich dann an den jungen Reisenden, »habt mir die Hand verrenkt, war nicht so ernstlich gemeint da mit dem Roten.«

      Der Angeredete gab keine Antwort.

      »Denke, Männer,« wandte sich der Wirt an die beiden Fremden, »ist Zeit, daß ihr ein Haus weiter geht, sind solche Unterhaltung hier nicht gewöhnt.«

      »Es ist Zeit, wirklich Zeit, wenn wir vor Mitternacht noch ein Obdach erreichen wollen. Müssen aufbrechen, Ralph, sind überflüssig hier,« äußerte der, welcher sich beruhigend in den Streit gemischt hatte. Damit wollten die beiden, nachdem sie ihre Büchsen ergriffen, gehen. Der Wirt aber stellte sich in die Türe und sagte: »Habt's Bezahlen vergessen, Leute, macht zwei Dollar.« Dabei sah er sich nach dem dritten der Fremden um, den Blick gewahrte der zweite und bemerkte: »Mein Freund sieht nach den Pferden. Hier ist das Geld.« Damit zog er sein Taschenbuch, bezahlte, und beide gingen hinaus und nach kurzer Zeit hörte man sich entfernenden Hufschlag.

      Da sagte der alte Steward: »Myers und Turnbull, nehmt doch die Büchsen und geht ein wenig hinaus. Das sind Gesellen, die eine Kugel durchs Fenster feuern zum Zeitvertreib.« Die jungen Leute gehorchten augenblicklich.

      »Wer die Bursche nur waren?« äußerte fragend der Wirt.

      »Ich wette meinen Hals, es waren Liebhaber von Pferdefleisch, denen es irgendwo zu heiß geworden ist gebt auf eure Pferde acht, Männer.«

      »Halt!« schrie plötzlich Jones auf »ich hab's, 's war Bill Tyron.«

      »Wer?« schrieen alle.

      »Der Kerl, der dort in der Ecke saß. Ich wußte nicht, wo ich die Galgenphysiognomie hinbringen sollte jetzt hab' ich's 's war der Tyron.«

      »Der Spießgeselle von Battle?«

      »Der Tyron?« schrieen die Farmer.

      »Ihm nach,« riefen einige, »wollen ein Wörtchen mit ihm reden,« und sprangen auf.

      »Seid närrisch, Männer,« sagte der immer gleichmütige Wirt. »Sucht eine Stecknadel im Heuschober oder die Bursche bei Nacht im Walde. Laßt's bis morgen früh. Und jetzt einen Rundtrunk.«

      »Hast recht, Grover, ist vergeblich. Schade, daß der Kerl entkommen ist. Wundert mich, daß der sich hier sehen läßt, hat der Sheriff ein großes Verlangen, ihn zu sprechen.«

      Der Wirt reichte gastfrei den Trunk herum und kam auch an die beiden Fremden mit dem Becher.

      »Denke, Männer, werdet nicht verschmähen, mitzuhalten, ist so Sitte hier.«

      »Gern,« sagte der junge Mann und nahm den Becher.

      »Seid ein Deutscher, wie ich an der Sprache höre.«

      »Ist so, Wirt.«

      »Seid ein mutiger Mann war keine Kleinigkeit, mit dem langen Raufbold anzubinden habt 's Herz auf dem rechten Fleck. Lieben solche Leute hier. Ist's Euch gefällig setzt Euch zu uns. Rückt ein wenig zusammen, Gentlemen, laßt den Fremden zwischen uns sitzen.«

      »Nehme es dankbar an.«

      Die Farmer, welche das mutige Auftreten wie die Kraft des jungen Mannes bewundert hatten, machten ihm bereitwillig Platz.

      »Meinen Begleiter, Wirt, laßt nur an seinem Platze, er spricht nicht englisch.«

      Er trat zwischen die Landleute und sagte: »Danke euch, Gentlemen,« und nahm Platz auf einem ihm vom Wirt dargebotenen Schemel.

      Nach einigem Schweigen sagte der alte Steward, der mit Wohlgefallen das Aeußere des jungen Mannes überflogen hatte: »Kalkuliere, Fremder, seid jenseits des großen Wassers zu Hause.«

      »Habt recht, Herr,« erwiderte der Angeredete, welcher fließend englisch sprach und sich die eigenartige Ausdrucksweise der Leute hier zu Lande bereits zu eigen gemacht hatte, »ich bin ein Deutscher.«

      »Haben viele von Euren Leuten im Staate.«

      »So ist mir gesagt worden.«

      »Sucht ein paar Acker Land, Fremder?«

      »Ich bin nicht Landwirt, ich diene in der Armee meines Vaterlandes als Offizier.«

      »Seid ein Preuße? Wie?«

      »Ist so, Mann, gehöre zu den Königsgrenadieren.«

      Als der Redende sich als preußischer Offizier zu erkennen gab, horchten die Hinterwäldler hoch auf, denn noch nicht ein Jahr war seit dem furchtbaren Kampfe zwischen Deutschland und Frankreich verflossen, und aller Blicke hafteten an ihm.

      »Habt den Krieg mitgemacht unter eurem glorreichen alten Wilhelm, Mann, gegen die Frenchers?«

      »Von Anfang bis zu Ende.«

      »Haben alles gelesen hier. Muß eine blutige Frolic gewesen sein da in Frankreich.«

      »Es war ein furchtbarer Krieg, der, Gott sei gedankt, zum Heile meines Vaterlandes ausgeschlagen ist.«

      »Habt den alten Wilhelm gesehen, Mann, und den Bismarck, den Moltke und auch den Napoleon?« fragte eifrig der Alte.

      »Ja,« sagte der junge Krieger, der angenehm berührt von der unverkennbaren Teilnahme dieser einfachen Leute an den großen Männern seines Volkes war, »ich habe sie alle gesehen, auch den ehemaligen Beherrscher Frankreichs nach seiner Gefangennahme.«

      »Muß ein glorreiches Fechten gewesen sein für euch Deutsche. Haben eure Landsleute hier zu Lande gejubelt wie besessen, haben geweint, gelacht, gesungen, getrunken bei jeder Siegesnachricht. Kurioses Volk diese Dutchmen aber mag sie leiden.«

      »Es leben viel Deutsche hier zwischen euch, nicht wahr?«

      »Ziemlich viel haben wir im alten Mich, in den Städten mehr als in den Wäldern.«

      »Es freut mich zu hören, daß meine Landsleute bei euch geachtet sind.«

      »Sind nicht gegen sie,« sagte der Alte und fuhr


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