Verräter an Bord. Johannes Anders

Verräter an Bord - Johannes Anders


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behalten, Sie sind eine der Besten! Also fahren Sie diesen SSD-Heini ein paar Monate lang spazieren und danach wird alles wieder gut sein. Armstrong Ende.“

      Auf der Brücke redeten alle wild durcheinander.

      „Das können wir uns nicht bieten lassen!“, schimpfte Swo.

      „Die Alphaorder zu ignorieren war völlig richtig!“, bestärkte Eden Sturm die Kommandantin. „Sonst wäre alles Leben in diesem Sektor ausgelöscht worden!“

      „Auf keinen Fall treffen wir uns mit der JAGELLOVSK!“, forderte Neno.

      „Niemals!“, unterstützte ihn Swo.

      „Beruhigt euch, Leute!“ Zaya war bemüht, die Wogen zu glätten. „Was soll denn das? Wollt ihr euch von der Flotte lossagen? Wie kann das funktionieren? Natürlich befolgen wir die Befehle.“ Sie lächelte. „Aber bei der Ausführung darf ja wohl jeder seinen persönlichen Stil entwickeln.“

      *

      Die MCLANE musste einen erheblichen Umweg in Kauf nehmen, um das befohlene Rendezvous zu erreichen. Eine Verspätung von einigen Tagen konnte man da durchaus rechtfertigen. Die Crew schöpfte diesen Spielraum voll aus, um die JAGELLOVSK warten zu lassen.

      An den Zielkoordinaten befand sich allerdings kein SSD-Kreuzer namens JAGELLOVSK. Über Funk meldete sich ein Kleintransporter namens SPRING BRAUNER.

      „Commander Sidney Blum bittet, an Bord kommen zu dürfen“, meldete sich ein Sicherheitsoffizier mit kurzen, schwarzen Haaren und einem ebenso penibel gestutzten Vollbart.

      Die Crew stand um die Astroscheibe herum und betrachtete argwöhnisch das Holo des Mannes.

      „Tut mir leid“, lehnte Zaya ab. „Uns wurde ein Commander Orlow von der JAGELLOVSK angekündigt und kein Commander Blum von der SPRING BRAUNER. Erlaubnis nicht erteilt.“

      „Die JAGELLOVSK hatte ein Problem mit ihrem Beta-7-Stabilisator und konnte deshalb nicht rechtzeitig eintreffen. Ich bin die Vertretung.“

      „Beta-7? – So gut wie alle Schiffe benutzen den Beta-5-Stabilisator, manche sogar noch den alten Beta-3! Was erzählen Sie für einen Unsinn?“

      Der Sicherheitsmann seufzte. Man sah ihm an, dass er überhaupt keine Lust hatte, sich auf so eine Diskussion einzulassen. Aber er überwand sich. „Die JAGELLOVSK war veraltet und wird nun zum modernsten Schiff des Sicherheitsdienstes umgebaut. Dabei kommt Technik zum Einsatz, die Sie noch gar nicht kennen. Und jetzt lassen Sie mich endlich an Bord!“

      „Keine Chance“, lehnte Zaya ab. „Autorisieren Sie sich oder bleiben Sie mir vom Hals! Sonst wird mir wieder vorgeworfen, dass ich irgendwelche Vorschriften nicht beachte.“

      „Na schön, Commander. Ich sende eine Kuriersonde zum Ende der Relaiskette bei Kappa 2. Dort wird die Sonde das Hauptquartier kontaktieren und mit einem Autorisierungscode direkt zu Ihnen zurückkehren. Das wird einige Tage dauern. Und dann werden Sie mich an Bord nehmen und herausfinden, dass ich auch zickig sein kann.“

      „Wir befolgen nur die Vorschriften. Karan Ende.“

      Kaum war die Verbindung unterbrochen, tanzte die Crew auf den Tischen.

      „Das hast du super gemacht, Zaya!“, jubelte Neno.

      „Genial!“, befand auch Gael.

      „Schampus! Her mit dem Schampus!“, verlangte Swo.

      „Dem haben wir es gezeigt“, klatschte Neno sich in die eigene Hand.

      Coach Sturm war zurückhaltender. „Ich weiß nicht, ob wir uns damit einen Gefallen getan haben“, überlegte er. „Wir werden mit ihm auskommen müssen.“

      Zaya selbst wirkte ebenfalls nachdenklich. „Er wäre sowieso nicht unser Freund geworden“, befand sie schließlich. „So haben wir uns wenigstens von Anfang an etwas Respekt verschafft.“

      *

      Die Stimmung war eisig, als der SSD-Offizier zur MCLANE übersetzte. Da das Rendezvous im Weltraum stattfand, hatte Zaya eine Phönix geschickt, die ihn abholte. Als sie sich in der MCLANE einschleuste, ließ sich niemand zur Begrüßung blicken. Der Sicherheitsoffizier musste seinen Weg alleine finden.

      „Commander Blum meldet sich zum Dienst!“, grüßte er zackig, als er schließlich die Brücke betrat. Dabei stand er so steif, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. Bei der Astrogatorin Gael Klein löste das zwiespältige Gefühle aus. Natürlich hasste sie ihn pflichtgemäß, aber er war ein gut aussehender Kerl und seine Korrektheit wirkte anziehend auf sie. Wenn man ihr die Wahl zwischen ihm und Bordingenieur Swo mit seinen Frittenflecken auf der Uniform lassen würde … Sie schüttelte den Kopf und vertrieb energisch diesen abseitigen Gedanken.

      „Willkommen an Bord!“, begrüßte Zaya ihren neuen Aufpasser, ohne sich aus dem Kommandosessel zu erheben, und deutete zur Seite. „Nehmen Sie Platz im Besucherbereich.“

      „Danke, Commander, aber ich ziehe es vor, an der Astroscheibe zu stehen.“

      „Wie Sie wünschen.“

      „Ich habe mir diese Mission nicht ausgesucht, Commander Karan. Lassen Sie uns das Beste daraus machen.“

      „Wir werden Sie selbstverständlich mit aller Kraft unterstützen, wie es von uns erwartet wird“, antwortete Zaya, ohne eine Regung zu zeigen.

      Sie wussten beide, dass es so nicht laufen würde.

      *

      Während die MCLANE wieder über die Einstein-Rosen-Brücke flog und sich mit unglaublicher Geschwindigkeit dem Sternenschweifnebel näherte, passte Bordingenieur Swo die Kommandantin an der Kaffeemaschine ab.

      „Wir dürfen so einem dahergelaufenen Typen keinen Einfluss auf unsere Mission geben“, redete er auf sie ein.

      „Er wurde vom SSD autorisiert.“

      „Was bedeutet das schon: ein Passwort, das über tausende von Relais übertragen und dann auch noch mit einer Nachrichtensonde spazieren geflogen wurde und dabei in falsche Hände geraten sein kann?“

      „Das wissen wir nicht.“

      „Komm, Zaya, gib es zu! Ich weiß doch, dass du den Kerl am liebsten auf den Mond schießen würdest!“

      „Ich weiß nicht, von welchem Mond du redest“, wiegelte die Kommandantin ab.

      „Wir sollten ihn in seine Kabine sperren, bis wir die HAWKING gefunden haben. Dann kann nichts schiefgehen.“

      „Nein, das machen wir nicht. Oder willst du künftig auf der SPRING BRAUNER Dienst schieben?“

      „Gott bewahre!“, brummte Swo mürrisch.

      Währenddessen erinnerte ein helles Ping daran, dass das Ende des Sprungs bald erreicht war. Swo und Zaya begaben sich mit ihrem Kaffee wieder auf die Brücke und gesellten sich an die Astroscheibe, natürlich mit gebührendem Abstand zu Sicherheitsoffizier Blum.

      Kurz darauf zeigte die Astroscheibe wieder Sterne an. Der Sprung war planmäßig verlaufen, alles war in bester Ordnung.

      Fast alles.

      Sicherheitsoffizier Sidney Blum atmete tief durch und wandte sich an die Kommandantin: „Commander Karan, ich muss Ihnen nun eine vom SSD autorisierte Alphaorder übergeben. Mein Auftrag ist, die Order direkt auf Ihren Bordcomputer zu überspielen.“ Er hantierte an seinem Armcomputer herum.

      „Warten Sie!“, verlangte Zaya. „Sagen Sie uns erst, was die Order beinhaltet!“

      „Das weiß ich selbst nicht“, lehnte Blum ab.

      Zaya stoppte ihn mit einer Handbewegung.

      „Was wollen Sie denn noch, Kommandantin?“, beschwerte er sich. „Sie wissen selbst, dass der SSD ermächtigt ist, Alphaorders zu erteilen.“

      Zaya gab ihren Widerstand auf. Der SSD-Mann vollendete, was immer er an seinem


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