Verräter an Bord. Johannes Anders

Verräter an Bord - Johannes Anders


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Crew sprang auf.

      „Was?“, schrie Zaya den SSD-Mann an. „Sie können nicht einfach den Kurs ändern! Was ist mit der STEPHEN HAWKING? Mit unserer Mission?“

      „Es ist eine Alphaorder“, erinnerte Blum die Kommandantin.

      „Und wo fliegen wir nun hin?“

      „Ist das von Belang? Wir folgen den Befehlen.“

      „Wir folgen nicht blind irgendwelchen Befehlen! Sagen Sie uns sofort, wohin Sie wollen, oder wir nehmen wieder Kurs auf den Sternenschweifnebel!“

      „Wo wir hinfliegen, weiß ich nicht, und wenn ich es wüsste, wäre ich wahrscheinlich nicht autorisiert, es Ihnen mitzuteilen, Commander Karan!“

      „Das können Sie mit uns nicht machen!“, lehnte Zaya ab.

      „Da machen wir nicht mit“, unterstützte sie Swo.

      „Auf gar keinen Fall!“

      Wie ein Bollwerk stand die Mannschaft hinter ihrer Kommandantin.

      „Nichts anderes habe ich von Ihnen erwartet, Commander Karan“, erwiderte der Sicherheitsoffizier. „Sie haben das Konzept Alphaorder immer noch nicht verstanden. Treten Sie zurück!“ Dann wandte er sich an ALLISTER: „Bordcomputer, Commander Zaya Karan ist mit sofortiger Wirkung des Kommandos enthoben. Als neuer Kommandant des Raumkreuzers MCLANE wird Sicherheitsoffizier Sidney Blum eingesetzt.

      Die Crew fiel in Schockstarre.

      2 Queen Anne

      Queen Annes Mund formte übelste Flüche, galten dem, was sie durch die Sichtscheibe sah: den Roboterarm des Monsters, das sich auf ihr Schiff geschlichen hatte. Der Arm bewegte sich wie in Zeitlupe auf den Notfallknopf .

      Sie griff nach etwas, um sich festzuhalten, aber als das Schleusentor hinter ihr aufflog, wurde sie mitsamt der Luft ins All gerissen. Indem sie zuließ, dass das Vakuum ihren Atem aus den Lungen saugte, verlängerte sie ihr Leben um Sekunden, denn der Innendruck hätte ihre Lungen platzen lassen. Der Atmungsprozess kehrte sich um: Statt Sauerstoff ins Blut zu transportieren, gaben ihn die Lungenbläschen ab. Ihr blieben 15 Sekunden, bis das sauerstofflose Blut ihr Gehirn erreichte und sie das Bewusstsein verlieren würde. Zugleich blähte der niedrige Druck des Alls ihren Körper auf und senkte den Siedepunkt des Wassers auf unter 37°. Sie spürte, wie der Speichel auf ihrer Zunge zu kochen begann. Ihr Blut und alle Körperflüssigkeiten würden bald ebenfalls kochen, Blutgerinnsel würden die Adern verstopfen, Schlaganfälle drohten ...

      Endlich schlossen sich die Energiefelder des Notpacks, das sie rein zufällig erwischt hatte, als sie sich in der Schleuse festkrallen wollte. Kurz wurde ihr noch schwarz vor Augen, dann begann ihr Körper sich zu normalisieren. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Erleichtert atmete sie einige Male tief ein und aus.

      Es war vielleicht nur ein kurzes Glück, das ihr vergönnt war. Die Manövrierfähigkeit des Notpacks war auf wenige hundert Meter begrenzt und der Sauerstoff reichte nur für 10 Minuten. Verzweifelt sah sie sich um. Die Schleuse der HAPPY DELIVERY war durch die Notfallöffnung blockiert, dort kam sie nicht mehr hinein. Unterhalb des Schiffs aber glitzerte etwas im Licht der weit entfernten Sterne. Mangels Alternative beschleunigte sie in diese Richtung.

      Das Schicksal musste es an diesem Tag unermesslich gut mit ihr meinen! Im Näherkommen erkannte sie den Speedster 9000. Wenigstens war es einmal ein solcher Scooter gewesen, bevor ein Bautrupp daran herumgebastelt hatte. Nun war im Wesentlichen ein starkes Triebwerk übrig, auf dem man zwei Sättel befestigt hatte. Und das Beste an dem Gerät war der Sauerstoffvorrat, an den sie sich anstöpseln konnte.

      Den Speedster hatte Anne eigentlich als Fluchtfahrzeug für ihren Mann besorgt. Aber Oliver Le Vasseurs Gefängnisausbruch war schiefgegangen und statt seiner war dieses Monster mit dem Gefährt angekommen, das sie aus der Schleuse geworfen hatte.

      Was konnte sie als nächstes tun? Sollte sie an Bord der DELIVERY zurückkehren und das Monster bekämpfen? Anne war sich nicht sicher, ob eine Revanche vorteilhafter für sie enden würde. Besser, sie suchte sich Verbündete. Und um die Verbündeten zu überzeugen, musste sie wissen, was mit ihrem Mann geschehen war.

      Ihr Vertrauter Benito de Soto hatte herausgefunden, dass ihr Mann auf der Krankenstation der Gefängnisfregatte BLACK JOKE versorgt wurde. Queen Anne machte sich dorthin auf den Weg und landete den Speedster in einem Hangar. An Bord des Gefängnisschiffes hatte der Widerstand gegen Admiral La Buse mehr Unterstützer, als dieser wahrhaben wollte. Eine Angestellte, die ihr oberflächlich ähnlich sah und zum Widerstand gehörte, lieh ihr ihren Bordausweis, und so gelangte die Queen unbehelligt zur Krankenstation.

      *

      „Bist du verrückt?“, schimpfte Oliver Le Vasseur. „Warum kommst du hierher? Du weißt doch, dass ich bei meinem Onkel in Ungnade gefallen bin! Wenn er erfährt, dass du hier bist, wird er dir die Garde auf den Hals hetzen!“

      „Ich muss wissen, was mit dir passiert ist! Dein Kumpel Omega hat mich aus einer Luftschleuse geschmissen – ohne Raumanzug!“

      „Zur Hölle mit dem Mistkerl! Mich hat er den Wachen vor die Füße gestoßen, während sie mit ihren HM-6 auf uns feuerten. Und dabei hat er mir noch mein Amulett abgerissen!“

      „Ist er ein Agent deines Onkels?“

      „Ich glaube nicht. Ich habe keine Ahnung, welche Ziele das Arschloch verfolgt.“

      „Wir sollten jetzt abhauen!“ Queen Anne hielt Oliver die Hand hin, um ihn aus dem Bett zu ziehen.

      „Vergiss es!“, zischte Oliver und zog die Decke zurück.

      Anne schlug schockiert die Hände vor den Mund: Oliver Le Vasseur hatte nur noch ein Bein!

      „Bevor ich fliehen kann“, sagte er, „brauche ich eine Prothese. Geh bitte!“

      „Nicht ohne dich!“

      „Doch, es muss sein!“

      „Ich kann dich nicht hier liegen lassen! Was, wenn dein Onkel dich umbringen will?“

      „Dann läge ich nicht auf der Krankenstation, sondern im Krematorium. Und jetzt geh bitte und mach das Monster fertig!“

      „Das kann warten!“

      „Nein, kann es nicht. Wir können nicht an zwei Fronten kämpfen, gegen Omega und meinen Onkel. Also zeig‘s dem Arschloch. Tu es für mich! Sprich mit Benito, der wird dir helfen!“

      „Ich …“ Queen Anne kamen die Tränen. Würde sie ihren Mann jemals wiedersehen? Aber da er es so wollte, riss sie sich los und schlich zurück Hangar, in dem sie den Speedster geparkt hatte.

      *

      Als Benito de Soto die Tür seiner Kajüte öffnete, fühlte er sich unwohl. Der Space Explosion V3, den er kurz zuvor an der Bar zu sich genommen hatte, schien ihm nicht zu bekommen. In seinem Magen braute sich eine Space Explosion zusammen.

      Während er den Raum betrat, wurde das Licht hochgedimmt.

      Er war nicht allein.

      Im Wohnbereich seiner Kabine stand ein bequemer Sessel und in dem Sessel saß …

      „Queen Anne! Du lebst!“

      „Ja, ich lebe noch. Dieser verdammte Roboter hat mich aus einer Schleuse gestoßen – ohne Raumanzug. Zum Glück habe ich gerade noch ein Notpack erwischt.“

      De Sotos Magen krampfte sich zusammen. Er stützte sich an der Wand ab.

      „Was ist los, Benito?“

      „Mir ist schlecht … Ich habe einen Drink nicht vertragen. Oder vielleicht waren es auch zwei. Ich war frustriert! Omega hat die Offiziere überzeugt, die LIBERTY zu entern. Er hat ihnen das Amulett deines Mannes unter die Nase gehalten, um sich zu legitimieren.“

      „Das hat er meinem Mann gestohlen!“

      „Dachte


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