Blutspur in die Vergangenheit. Robert Zirlewagen

Blutspur in die Vergangenheit - Robert Zirlewagen


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denken die Jungs, dass ich mich in meinem Alter kaum noch bewegen kann oder mir vielleicht sogar was brechen könnte!“

      Thomas stand, die kleinen Neckereien verfolgend, nur stumm daneben, worauf ihm die kleine Schwester befahl: „Sprich sie bitte an!“

      Als er fragend den Kopf hob, folgte ihre Erklärung: „Ich will nur ein Unheil verhindern!“

      Sam betrachtete den smarten Boy und meinte: „Sag nichts und du wirst diese Nacht nie vergessen!“ Jetzt kratzte er sich unsicher am Kopf, während die Mädels über ihn lachten.

      Dann tauchte er plötzlich doch noch auf. Aus heiterem Himmel und direkt neben Thomas stehend. Ein blonder Surfer-Typ, mit zerrissenen Hosen und einem hautengen grauen T-Shirt. Er war vielleicht knapp über einen Meter achtzig groß, benötigte sichtlich noch nicht oft den Rasierer und hatte knallblaue Augen.

      „O là Franko“, klatschte Thomas mit ihm ab. Sam hatte diesen Playboy schon ein paar Mal beobachtet. Er war sicher kaum über zwanzig, hatte aber dauernd wechselnde Mädels an seiner Seite.

      Sam überlegte, nachdem sie dieses Geschehen mehrmals beobachtet hatte, dass er ihr Pendant sein könnte, was die eigene wilde Vergangenheit betraf.

      „Hi Thomas. Was geht?“ Dass er sich nach der Begrüßung gleich mit dem Rücken zu den Mädels drehte, konnte die kalte Schulter bedeuten oder aber, dass sie mit den Blicken nicht mehr an seinem Knackarsch vorbeikommen sollten.

      Samantha fiel in dem Moment auf, dass sie eigentlich nie richtig gelernt hatte, einen Jungen anzusprechen. Normal reichte es aus, die Buben mit einem kurzen Lächeln einzuspinnen und dann zuzustechen. Aber so schwer konnte es ja auch nicht sein, weshalb sie die, vom Alkohol eh schon stark ins Abseits gedrängten, Hemmungen einfach überwand.

      „Jungs? Wollt ihr was trinken?“

      Grinsend, als hätte er die Frage bereits erwartet, drehte sich Franko um. „Aber nur, wenn ich dich einladen darf.“ Dass er Katrin mit einem Augenzwinkern links liegen ließ, deutete schon darauf hin, dass sich die beiden kannten. Dies dürfte die Konkurrenz von ihrer Seite also ausschließen.

      „Samantha. Meine Freunde nennen mich aber Sam!“

      „Franko! Gibt es viele solche Freunde?“ Mit einem breiten Grinsen bestellte er gleich zwei doppelte Whiskys.

      ´Also anbrennen lässt dieser Junge ja nichts, wenn er mit solchen Beschleunigern vorgeht´, zollte Samantha Respekt und ließ sich auf die doch sehr amüsante Unterhaltung ein. Franko war weder steif, noch litt die Konversation unter seinem jungen Alter. Sam vermutete, nach dem ersten Austausch, eine gehobene Bildung und die dazugehörige Etikette. Durch den sich heißer entwickelten Flirt vergaß sie total den Handymörder.

      Katrin verabschiedete sich dann kurz nach drei, mit einem kurzen Schulterklopfen. „Thomas fährt mich nach Hause. Willst du eventuell mitfahren?“

      „Neee Kathleen! Wir bleiben noch auf einen letzten Drink“, beantwortete Franko die Frage, die offensichtlich nicht ihm galt.“

      Da seine Stimme nicht mehr klar war, ging Sam davon aus, dass es sich wirklich um den letzten Drink handeln müsste. Denn sonst würde er es nicht mehr auf zwei Beinen durch die Eingangstüre schaffen.

      „Ist schon gut Kathleen“, signalisierte sie ihrer Kollegin, den englischen Namen grinsend betont. Katrin wirkte über die Einmischung von Franko ziemlich verärgert. Auch bei seiner Flirtfreundin punktete seine bestimmende Art nicht wirklich, doch wollte Sam diesen Abend jetzt nicht mit einem unnötig provozierten Streit beenden. Sicher wäre der König des Anbaggerns in diesem Moment nicht zu einer sachlichen Diskussion im Stande gewesen. Dafür war sein Zustand zu stark auf kontrolliertes, beratungsresistentes Bestimmen geschaltet.

      „Ich ruf dich morgen an“ meinte Katrin, während sie sich bereits wegdrehte.

      Thomas kam glücklicherweise nach einer halben Stunde wieder zurück und hatte mit ziemlicher Sicherheit den Auftrag von seiner Schwester im Sack, Samantha heil nach Hause zu geleiten. Er brauchte nicht einmal etwas zu sagen, schon stand das angeheiterte Duo auf und schwankte hinter ihm her. Erst jetzt erkannte Sam, wie auch ihr der Alkohol übel mitzuspielen versuchte. Man merkte es ihr nicht sofort an, weil sie gut die Balance hielt, doch spürte sie leichte Lähmungserscheinungen.

      War sie etwa blöd gesessen und ihr waren die Beine eingeschlafen?

      Lui bemerkte das Trio beim Verlassen der Diskothek glücklicherweise nicht, weshalb sich eine unangenehme Diskussion erübrigte.

      Thomas erkläre im Auto, dass Katrin unter Freunden Kathleen genannt wurde, was wohl aus dem Englischunterricht kam. Franco schien dagegen eingeschlafen zu sein, weshalb sie ihm keine Bedeutung mehr schenkte.

      Warum Sam ihn jedoch kurz darauf, vor ihrer Wohnung ankommend, mit aussteigen ließ, konnte sie sich selbst nicht erklären. Das Überraschungsmoment lag allerdings auf seiner Seite. ´Wie schnell so ein schlafender doch aufspringen kann?´

      Thomas rief noch hinterher und wollte aussteigen, doch Sam winkte ab. Mit dem Milchbubi würde sie schon fertig werden. Sollte er doch gleich wieder auf dem Sofa einschlafen und morgen vor dem Frühstück verschwinden.

      Mit diesem Gedanken lag sie leider weit daneben.

      Oben angekommen, drückte er sie noch im Flur an die Wand und seine Zunge baggerte sich den Weg durch den Hals, Richtung Herz und Lunge, frei. Beim Öffnen der Türe riss er ihr regelrecht die Kleider vom Leib, wobei seine Hektik Samantha mehr überraschte als irritierte. Schon landete sie rückwärts auf dem Sofa.

      Seine Finger waren plötzlich überall, während die Zunge immer noch dabei war, den Weltrekord im Trommelwirbel zu brechen. Das Geschlabber kam ihr vor, als würde sie mit dem Auto durch eine Waschstraße fahren.

      Es ging alles so schnell, dass Sam, immer noch vom Alkohol gelähmt, diesem Grabsch-Angriff gar nicht mehr ausweichen konnte. Fast hätte sich bei ihr anfänglich noch ein Lachkrampf gelöst und die Frage lag auf der Zunge, ob dies sein erstes Mal sei und er tatsächlich noch keine Erfahrung mit Frauen hatte? Doch dann blieben ihr die Worte einfach im Hals stecken. Dieses Bürschchen holte tatsächlich gerade zum großen Finale aus.

      Außer in Nase und Ohren steckten seine Finger und gefühlte zehn Zungen plötzlich überall, wo eine empfindliche Stelle zu finden war.

      War das ihre Stimme, die stöhnte oder seufzte, „hör auf!“ War es ein Jammern oder Wimmern? Es fühlte sich an als würde sie dem Szenario von außen zusehen. Als würde Samantha dastehen und ihrer eigenen Vergewaltigung zuschauen.

      Warum spürte sie ihn plötzlich nicht mehr und was war das für ein helles Licht. Sie riss gewaltsam die Augen auf, während er plötzlich aufsprang und zum Ausgang rannte.

      Hatte er etwa gerade mit dem Handy ein Foto geschossen? Hatte er gerade womöglich alles gefilmt oder aufgenommen?

      Es ging so schnell, dass ihr Verstand nicht in der Lage war, diese Situation richtig wahrzunehmen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie splitternackt dalag und gerade undefinierbaren Sex hatte.

      Er dagegen musste für diesen Quickie kein einziges Kleidungsstück opfern. Das lähmende Gefühl hatte seinen Höhepunkt erreicht und sie schaffte es nicht einmal mehr, die unplanmäßig gespreizten Beine sauber abzulegen.

      >Peng< krachte auch schon die Türe ins Schloss. Samantha wusste jetzt nicht, ob sie lachen oder heulen sollte. Nicht einmal ansatzweise wurde sie sich einer ähnlichen Szene in ihrem doch schon sehr wilden Leben bewusst. War dieses Gefühl von eben etwa ein Orgasmus? Konnte das überhaupt in der kurzen Zeit mit so einem Ganzkörpervibrator möglich sein? Wie lange dauerte dieser körperliche Angriff überhaupt? War sie womöglich zwischendurch noch eingeschlafen und kam erst jetzt wieder zu sich? Und was hatte er, wenn überhaupt, alles fotografiert?

      Fragen, die Samantha gerade total verwirrten, sie aktuell aber auch nicht beantworten konnte. Über dieses Geschehen musste morgen, wenn der Alkohol verdunstet war, noch mal gründlich nachgedacht werden. `Dieser kleine Hosenscheißer´,


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