Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten. Frank Pfeifer

Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten - Frank Pfeifer


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      »Und Ichtos.«

      »Meinetwegen auch Ichtos gegen Menschen.«

      Die aufgebrachte Meute folgte Gsark die Kellertreppe hoch. Gsaxt blieb alleine zurück. Ein formloser, in sich zusammen gesunkener Torak, der in eine Kerze starrte. Die Flamme warf seinen riesigen zuckenden Schatten auf die Schofffässer. Eine Weile noch starrte er in das Feuer, dann erhob er sich und ging zu einem der Fässer. Er hob es an und hervor kam eine Druckerpresse. Gsaxt legte ein Blatt unter den Stempel und begann, neue Flugblätter zu drucken.

      *

      Makral war nicht sehr reisefreudig, aber Pflicht war Pflicht. Dann ging es eben jetzt in die Alte Stadt. Flanakan war von den Berichten, die von dort kamen, nicht sehr angetan. Eine Meute Aufständiger, vor dem Feind fliehende Wachen und letztendlich ein toter Laoch. Alles nicht richtig so, wie man sich das als absoluter Herrscher vorstellte. Makral sollte daher einige der Hinrichtungen in der Alten Stadt vollziehen lassen und persönlich beaufsichtigen. Wer weiß, vielleicht erwischte man sogar einen dieser Branu-Priester, die es da oben noch gab?

      *

      Kard und seine Freunde standen vor der Mauer des Dunklen Waldes, der sich links und rechts von ihnen wie eine Mauer bis zu den Horizonten zog. Kalte, feuchte Luft drang ihnen entgegen.

      Kard schaute noch einmal zurück. Die Hochebene von Asch-by-lan war hier karg und trocken. Keine blühende Kräuterwiese, dafür kurzes Gras, riesige Flächen in verschiedenen Farben, einmal grün, aber auch gelb oder rostrot, immer wieder unterbrochen von Gesteinsbrocken, als ob sich die Erde hier mit einer Hautkrankheit herumschlagen musste. Ab und zu hatten sie Bauern aus Truk mit ihren Mäh-Schafen gesehen, die mit ihren kleinen Herden die einzigen waren, die dieser sparsamen Natur etwas abgewinnen konnten. Einige Rennhasen, nur sichtbar durch die Staubfahnen, die ihren Weg kennzeichneten, hatten ihren Weg gekreuzt. Dunkle Vögel hatten sie am Himmel sichten können. Immerhin keine Harpyien.

      Das dreieckige Schild mit rotem Rand der Obersten Verwaltung zeigte einen Kringel und erinnerte Kard an eine Nussschnecke, ein Zuckergebäck, das er besonders gerne mochte. Er fragte Benji, was es damit auf sich hätte.

      »Das habe ich mich auch schon gefragt. Die Govas geben einem auf so etwas keine Antwort. Und in der Bibliothek habe ich auch nichts gefunden.«

      »Ist das nicht ein Warnschild?«

      Benji blickte erstaunt auf das Wegzeichen.

      »So habe ich das noch nie gesehen. Aber vor was sollte man hier warnen. Es gibt nur den Weg und dann das Waisenhaus. Das Zeichen zeigt keinen Faol, das steht schonmal fest.«

      »Da hast du recht, Benji. Aber vor Faols wird hier übrigens nicht gewarnt.«

      »Nein, es gibt hier keine Faols.«

      »Wirklich nicht? Aber das ist der Dunkle Wald. Warum sollte es hier keine Faols geben?«

      »Yo, oder Riesenwildschweine?«

      »Riesenwildschweine, so ein Quatsch. Der Weg zum Waisenhaus ist total ungefährlich. Keine Faols. Und auch keine Wahter.«

      »Keine Wahter? Ein Wald ohne Faols und ohne Wahter, aber ein Zeichen mit einem Kringel. Ist doch irgendwie seltsam.«

      »Du machst dir zu viele Gedanken, Kard. Die Govas haben das alles geregelt.«

      »Du meinst mit Magie?«

      »Ja, wahrscheinlich. Darüber habe ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht. Der Segen Goibas möge dich begleiten, sagen sie immer, wenn wir nach Truk gehen. Wenn das Magie ist, dann eine, die uns beschützt.«

      »Yo, die Magie Goibas, die Wahter und Faols verscheucht, das schmeckt mir nicht. Mama sagt immer, hör auf dein Bauchgefühl und ich habe da gerade so ein komisches Grummeln.«

      »Madad hat Recht, Benji. Wir übernachten hier. Durch diesen Wald gehen wir lieber bei Tageslicht.«

      »Es ist aber wirklich nicht mehr weit. Und es ist noch nie etwas passiert.«

      »Eben.«

      »Ihr wollt also nicht weiter gehen, weil es ungefährlich ist?«

      »Dass es für dich ungefährlich ist, heißt noch lange nicht, dass es auch für uns ungefährlich ist.«

      »Ihr glaubt also, dass die Govas uns Waisenkinder mit so einer Art Schutzzauber belegt haben? Den ihr nicht habt?«

      »So etwas in der Art. Wälder, in denen sich Faols nicht wohl fühlen, sind vielleicht auch für harmlose Cus nicht das Beste. Ich rieche Überraschungen. Glaub mir, Benji, ich spreche aus Erfahrung.«

      Kard hatte sich inzwischen umgeschaut und sich dafür entschieden, die Nacht in einer Senke zu verbringen, die ihnen etwas Schutz vor dem Wind bieten würde, der über die Hochebene wehte und nach Sonnenuntergang an Stärke sicherlich zunehmen würde. Die anderen waren einverstanden und begannen damit, Holz zu sammeln. Madad brachte einen Rennhasen zur Strecke, und schon schauten sie in die Sterne, während Kard dem Tier das Fell über die Ohren zog.

      »Mist, ich habe gar keinen Feuerstein dabei.«

      Benji hatte in seinem Bündel gewühlt und schaute Kard und Madad jetzt enttäuscht an. Aber er sah Madad grinsen und selbst Kard schmunzelte ein wenig.

      »Feuer ist das geringste Problem.«

      *

      Gsark hatte sich mit seinen Mitläufern für den Abend verabredet. Jeder sollte eine Kapuze und eine Keule mitbringen. Die Sonne war bereits untergegangen, als sich diese seltsame Schar im Dämmerlicht der anbrechenden Nacht in einer dunklen Ecke des Marktplatzes von Conchar traf. Die Händler, die von Außerhalb kamen, hatten schon Nachmittags ihr Hab und Gut zusammengeräumt, um noch vor dem Einbruch der Nacht wieder zurück in ihren Dörfern zu sein. Nur noch die ortsansässigen Händler und Handwerker, oder diejenigen, wie die Schreiende Makrele, die sich für eine längere Zeit in der Hauptstadt aufhielten, befanden sich jetzt noch auf dem Markt und räumten nun langsam ihre Sachen zusammen. Die Schreiende Makrele hatte Gsark und seine Gefolgsleute auch bereits entdeckt und gab ihnen geheime Zeichen (dreimaliges Lüften des Hutes), dass die Wachen hier noch patrouillierten. So blieben die rachsüchtigen Rebellen also im Schatten und warteten auf den richtigen Moment. An ihnen vorbei gingen die letzten Marktbesucher.

      »Wen schnappen wir uns denn jetzt, Gsark?«

      »Einen Menschen.«

      »Aber es sind so viele, sollen wir uns die alle vornehmen?«

      Gsark wusste darauf keine Antwort. Man wollte ja einerseits nicht auffallen. Was vor allen Dingen hieß, dass man den Überraschungsmoment ausnutzen wollte. Denn andere Menschen sollten ja nicht mitkriegen, dass man einen der ihren gerade vermöbelte. Einer der ihren. Genau das war das Problem - wen sollten sie auswählen?

      Vielleicht sollten sie sich einen Kaminkehrer vornehmen? Ein Mensch, aber einer, mit dem die anderen irgendwie nichts zu tun haben wollten. Die waren immer dreckig, das Gesicht ganz verrußt, die Haut ganz schwarz. Aber natürlich nützlich. Wer sollte denn sonst die ganze Drecksarbeit machen? Da sahen die anderen vielleicht weg, wenn man den sich vorknöpfte?

      Oder einen Bettler? Wenn die Wachen sie nicht alle verscheucht hatten? Gsark ließ seinen Blick über den Marktplatz schweifen aber so eine Art Mensch konnte er nirgendwo sehen.

      Vielleicht einen der Händler? Das würde auch genug Aufsehen erregen. Ein zusammengeschlagener Kaminkehrer oder ein Bettler, dem man ein paar Knochen gebrochen hatte, würde vielleicht letztendlich doch niemanden interessieren.

      »Wir knöpfen uns den Tuchhändler vor.«

      »Echt? Aus dessen Stoff hat meine Frau meine Hosen geschneidert.«

      »Der hat fünf Kinder.«

      »Hat gute Preise.«

      Gsark schaute seine Mannen entgeistert an.

      »Ja, was denn? Wollen wir es den Menschen jetzt zeigen oder nicht?«

      »Ja,


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