Love's Direction. Isabella Kniest

Love's Direction - Isabella Kniest


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stand er auf den komplett falschen Typ Frau? Würde dieses Gespräch etwas Licht in diese Dunkelheit bringen?

      Nach einigen Momenten des Innehaltens und Sammelns raffte er sich nochmals auf und griff nach seinem Krug. »In Ordnung. Ich erzähle dir alles. Aber untersteh dich, mich auszulachen oder Witze darüber zu reißen!«

      »Ich schwöre es dir!« Steffi sah sehr aufrichtig aus dabei – allen voran ihre überschwänglichen Handgesten. »Ich werde weder lachen noch dich hänseln.«

      »Das hoffe ich.« Er räusperte sich. »Nun … Die Haarfarbe ist mir ziemlich gleichgültig.«

      »Echt jetzt? Keine Wunschfarbe? Pechschwarz, strohblond, feuerrot, knallig Pink, meliertes Grau?«

      Tracey zuckte die Schultern. »Ist mir wirklich wurscht … allerdings gefallen mir natürliche Frauen.«

      »Aha!« Sie streckte den Zeigefinger in die Höhe – den Blick auf irgendeinen ihn unbekannten Punkt hinter ihn gerichtet.

      Anscheinend ergänzte sie eben ihre ›Traceys-Traumfrau-Liste‹.

      »Wenig bis gar kein Make-up … okay.« Dies murmelnd hervorgebracht, fand ihre Aufmerksamkeit wieder zu ihm. »… Und sonst?«

      »Nun ja … ich mag schlanke Frauen.«

      »Das hatten wir schon durch.«

      Er überlegte.

      »Ich mag es, wenn Frauen sich zurückhaltender geben.«

      »Ernsthaft?« Sie hob die Augenbrauen hoch. »Sofern ich das richtig in Erinnerung behalten habe, sind deine Ex-Freundinnen das krasse Gegenteil davon.«

      Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihn – erinnerte an ein glühendes, zackiges Messer, welches ihm das Fleisch von den Rippen schnitt …

      Tracey atmete stoßweise durch, verdrängte Hass und Trauer – scheiterte fatalerweise vollumfänglich daran.

      Es war irrsinnig viel Zeit vergangen, trotz alledem tat ihm eine jede seiner erfolglosen Beziehungen in der Seele weh.

      Verflucht noch einmal!

      »Sicherlich«, erwiderte er genervt und stierte Steffi tief in ihre Augen. »Weil sie mir ihre kratzbürstigen Seiten erst reichlich spät offenbarten. Und deshalb nenne ich sie ja Ex.«

      Zum Abschluss knallte er das Bier auf die Holztheke.

      Verfickte Dreckfotzen!

      All die Allüren und das penetrante Herumgezicke, die ewigen Streitereien und das besserwisserische Getue. Sämtliche seiner Ex-Weiber waren der blanke Horror! Beziehungsunfähig und soziopathisch!

      »Was ist dir noch wichtig an einer Frau?«, zog Steffi ihn aus seinen bitteren Erinnerungen. »Wünsche hinsichtlich besonderer Freizeitbeschäftigungen oder Vorlieben?«

      Ein zweiter Stich schlug in ihm ein.

      Dieses Mal fühlte sich dieser jedoch nicht solcherweise unangenehm an – eher prickelig, wimmelig …

      »Nein, mehr gibt es nicht«, log er.

      Er wollte ihr dieses eine klitzekleine und doch für ihn sagenhaft erregende Detail nicht anvertrauen.

      Nein, auf gar keinen Fall würde er das.

      Steffi gab ihm einen Klaps. »Natürlich ist da noch mehr! Eine Traumfrau besteht schließlich nicht aus einer schlanken Figur.«

      »O Mann …« Er wischte sich über die Stirn … und betete für Mut und Willensstärke. »Du reitest solcherweise lange darauf rum, bis ich es dir sage, oder?«

      Steffi grinste siegessicher. »Darauf kannst du wetten!«

      Und das glaubte er ihr aufs Wort.

      »Erzähl’s mir, Griesgram.« Frech stupste sie ihn mit ihrem Ellbogen an. »Gib dir einen letzten Ruck. Du kennst mich, niemals würde ich ein Geheimnis ausplaudern.«

      Natürlich wusste er, wie diskret Steffi sich in solchen Dingen verhielt. Sie war die Einzige, der er hundertprozentig vertraute. Falls er irgendwem diese intimen Fantasien anvertrauen würde, dann ihr.

      Aber jetzt? Und hier?

      Er schob den Krug über den polierten Tresen. »Weißt du … ehrlich gesagt, habe ich diese eine Sache noch keinem gestanden.«

      Und das hörte sich derart kindisch an – gerne hätte er sich mit dem wuchtigen Bierkrug niedergeschlagen.

      Sie rückte näher zu ihm. »Ich sage es wirklich niemandem. Versprochen.«

      Scheiße.

      Sollte er?

      Sollte er nicht?

      Konnte er es tatsächlich wagen? Sollte er es tatsächlich wagen? Durfte er es tatsächlich wagen?

      Drauf geschissen!

      »Ich mag es nicht, wenn Frauen mit mehr Männern herumgevögelt haben, als ich zu meinen Bekannten zählen kann.«

      Das klang zwar noch nicht ganz eindeutig … aber womöglich begriff Steffi es dennoch.

      »Ah verstehe.« Sie richtete sich auf. »… Das bedeutet dann: höchstens drei Ex-Freunde.«

      Wie jetzt?!

      »Du glaubst, ich stünde lediglich mit drei Leuten in engerem Kontakt?«

      Sie kicherte. »Das hast du gesagt!« Etwas leiser fügte sie hinzu: »Du Eremit.«

      …

      Blöde Schnepfe!

      »Wenn du mir auf diese asoziale Weise kommst, Steffi, dann sage ich gar nichts mehr.«

      »Hey! Zick nicht rum! Du bist Einzelgänger. Das ist eine Tatsache.«

      Er begutachtete die lineare Holzmaserung des Tresens. »Aus einem einfachen Grund: Mit diesen gesellschaftlich unfähigen Leuten komme ich nicht zurecht.«

      Er war regelrecht dazu gezwungen worden, sich von der Allgemeinheit abzukapseln. Menschen wie seine Wenigkeit wurden ignoriert, oder im günstigsten Fall beleidigt, verarscht oder angefeindet. Deshalb sollte es wenigstens mit einer Partnerschaft klappen. Er wollte eine Frau, die sich ein Leben mit ihm aufbaute – keine mauerverbeißende, hinterfotzige Drecksschlampe, die ihm das gemeinsame Leben zerstörte!

      »Das heißt somit«, fasste Steffi seine Äußerung nochmals zusammen. »Sie soll wenige Beziehungen hinter sich haben.«

      Langsam wandte er sich ihr zu. »… Noch besser wären gar keine.«

      Verfickte Scheiße!

      Warum hatte er das gesagt?! Verfluchter Alkoholspiegel! Morgen würde er sich dafür verteufeln!

      Nein.

      Das tat er längst!

      Scheiße …

      Er suchte nach irgendwelchen Anzeichen – Unverständnis, Spott, Hohn … doch alles, was Steffi tat, war ihre Augen minimal zu weiten.

      »Eine Jungfrau?«, erwiderte sie sachlich – womit er ungleich weniger gerechnet hatte. »Verstehe … Das ist leider ziemlich selten heutzutage. Besonders in deinem Alter … Und eine Minderjährige? Na, ich weiß nicht.«

      Er hielt die Hände von seinem Körper weg. »Hey! Ich bin nicht pädophil!«

      »Das weiß ich wohl … aber ab zwanzig aufwärts wirst du keine unberührte Frau mehr antreffen. Und wenn doch, hat die bestimmt mächtig einen an der Klatsche oder ist, wie du vorhin sagtest, hässlich wie die Nacht finster.«

      Seine Hoffnung verging wie ein mickriges Salatpflänzchen in der heißen Augustsonne.

      »Meinst du? Ist Jungfräulichkeit so selten geworden?«

      Sie überlegte etwas. »Warte mal … Eine kenne ich. Sie sieht sogar ziemlich passabel aus. Sie meint, sie wolle auf den Richtigen warten.«

      Traceys


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