Die Rebellenprinzessin. Anna Rawe

Die Rebellenprinzessin - Anna Rawe


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Die Details, wie das Ganze vonstattenging, will ich Euch hier lieber ersparen. Am Ende stand ich jedenfalls als Frosch da. Sie sagte, ich solle solange einsam und unglücklich als rückgratloser Lurch leben, bis mir ein Kuss der wahren Liebe mein Glück zurückbringen würde. Ich schätze, sie erwartete damals nicht, dass das jemals geschehen könnte.“

      Wallace verstummte und seine Augen lächelten, als er darüber sprach.

      „Auf mich wirkt Ihr nicht gerade unglücklich“, bemerkte ich, als das Schweigen bereits einige Sekunden andauerte, „Aber Ihr seid noch immer ein Frosch.“

      Wallace‘ Blick wurde klar, als er mich fokussierte, doch das Lächeln verschwand nicht aus seiner Miene.

      „Gut beobachtet, Mylady“, lobte er schmunzelnd, „Ihr werdet sicherlich verstehen, dass man, wenn man seit zweihundertdreiundsiebzig Jahren ein Leben als rückgratloser Lurch führt, irgendwann aufhört, unglücklich darüber zu sein und stattdessen die Vorzüge eines solchen Lebens erkennt.“

      „Aber Ihr habt den Fluch nie gelöst?“

      Wallace grinste. „Oh, ganz im Gegenteil, meine Liebe. Einige Jahre nachdem ich verflucht wurde, fand ich meine wahre Liebe. Sie hieß Isobel und war die Zofe einer Prinzessin, der sie jeden Wunsch von den Lippen ablesen und jeden noch so lächerlichen Befehl befolgen musste. Jeden Nachmittag spielten sie stundenlang irgendein Brettspiel und obwohl Isobel sie gewarnt hatte, dass die Figuren ins Wasser fallen könnten, bestand die Prinzessin darauf, auf dem breiten Rand des Brunnens im Schlossgarten zu spielen. Die Prinzessin war nicht sonderlich hell und brauchte Ewigkeiten, um überhaupt einen Spielzug zu machen. Isobel hätte sie mit Leichtigkeit geschlagen, doch sie ließ sie jedes einzelne Mal gewinnen, um ihren Ärger nicht auf sich zu ziehen. Irgendwann bemerkte die Prinzessin allerdings, dass Isobel sich langweilte und bekam einen heftigen Wutausbruch, bei dem sie alle Spielfiguren mit einer Bewegung vom Brett fegte. Als sie sah, dass einige davon im Brunnen gelandet waren, schrie sie Isobel an, alles wäre ihre Schuld und sie solle die teuren Figuren gefälligst wieder herausholen, bevor sie wutentbrannt davonrannte und Isobel stehen ließ.“

      Ich musste unwillkürlich lächeln. Die Geschichte kam mir seltsam bekannt vor. „Lasst mich raten … das war genau der Moment, in dem Ihr in Erscheinung getreten seid?“

      Wallace hob den Kopf und schmunzelte bei der Erinnerung an jenen Moment.

      „Sie hat sich fürchterlich erschreckt, als ich auf den Brunnenrand sprang und mich ihr vorstellte, doch nachdem ich alle Spielfiguren vom Grund des Brunnens aufgesammelt hatte, bot sie mir zum Dank ein Abendessen an. Wir sind uns nähergekommen und nach einer Weile hat es sie nicht mehr gestört, dass ich ein Frosch war. Ich muss wohl dazu sagen, dass ich durch den Fluch zwar mein gutes Aussehen, aber nicht meinen sprühenden Charme verloren hatte.“

      Ich musste grinsen. Sprühender Charme … ja, so konnte man es auch nennen.

      „Aber sie hat Euch nicht geküsst?“, hakte ich nach.

      „Sie liebte mich von ganzem Herzen“, entgegnete Wallace anstelle einer Antwort, „Als ich ihr an jenem Tag meine Liebe gestand und ihr von dem Fluch erzählte, zweifelte sie nicht eine Sekunde.“

      „Sie küsste Euch“, stellte ich fest, „Aber wie könnt Ihr dann noch immer ein Frosch sein?“

      Wallace zuckte bloß die Schultern und machte eine vage Geste mit seinen Froschfingern.

      „Die Hexe war höchstens halb so gut, wie sie für diesen Fluch hätte sein müssen“, erklärte er gelassen, „Nichtsdestotrotz hielt der Fluch, was sie sich davon versprochen hatte. Der Kuss brachte mir mein Glück zurück – er vereinte mich mit Isobel und überwand das letzte Hindernis für unsere Liebe. Nur dass wir beide erwartet hatten, ich würde mich wieder in einen Menschen verwandeln, war ganz offensichtlich eine Fehleinschätzung.“

      Ein dunkler Schleier legte sich über seine Züge. Für einige Sekunden schwieg er, den Blick in die Ferne gerichtet.

      „Isobel hat sich wirklich bemüht“, sagte er schließlich, „Doch das Leben als rückgratloser Lurch war für sie eine wesentlich größere Herausforderung als für mich. Ich dachte, meine Liebe zu ihr würde ausreichen, um sie vergessen zu lassen, was sie durch mich geworden war. Sicherlich habe ich deswegen erst viel zu spät bemerkt, wie unglücklich sie tatsächlich war. Sie ist vor die Räder einer Kutsche gesprungen, während ich zusah. Sie hat mir das Herz gebrochen.“

      Ich zuckte zusammen, doch Wallace seufzte bloß und faltete die Hände.

      „Obwohl es nicht das war, was die Hexe mit ihrem Fluch zu erreichen versucht hatte, betrachte ich es als gerechte Strafe“, meinte er schließlich, „Ihr seht, im Leben geschieht nicht immer nur das, was man erwartet oder sich wünscht. Manchmal muss man die Dinge einfach nehmen wie sie kommen und das Beste daraus machen.“

      Und mit diesen letzten Worten stieg abermals der lilafarbene Nebel um ihn herum auf und verhüllte die Gestalt des Frosches vor meinen Augen. Gern hätte ich irgendetwas gesagt, das ihn bewog, zu bleiben, doch bevor mir etwas Passendes einfiel, war der Nebel und mit ihm auch Wallace verschwunden.

      Nur ein kleiner, weißer Zettel segelte langsam zu Boden.

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