Das Erblühen. Ana Catarina Lopes

Das Erblühen - Ana Catarina Lopes


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doch mittlerweile machen mir leichte Siege nicht mehr Spaß. Es ist einfach viel zu einfach. Ich brauche ein wenig Herausforderung.

      Und er stellt einfach keine Herausforderung dar. Er lässt mich einfach in ihm hineinlesen wie bei einem Hund und dieser hat wirklich keine Barrieren und zeigt dir offen, was du an ihm hast.

      Doch diese Mandy. Sie ist anders. Sie hat eine interessante Art sich vorzustellen und es ist ihr anscheinend egal, ob sie andere dadurch verärgert.

      Neid.

      Ja, ich verspüre Neid, wenn ich Mandy nur ansehe. Denn sie wird geliebt. Ich sehe es. Jay versucht es zwar zu verheimlichen, aber er liebt sie wirklich. Er ist anscheinend schon länger heimlich in sie verliebt. Zumindest etwas was dieser Patrick richtig eingeschätzt hat. Doch hatte es nicht den Anschein als würden die beiden jemals zusammenkommen, wie es aus den Erinnerungsfetzen, die dieser Mann in sich hat, aussieht.

      Liebe ist jedermanns Untergang.

      Jay hatte sie bisher gut versteckt, denn ich hatte bis jetzt noch keinen Blick auf die Frau erhaschen können, die sein Herz erobert hatte. Jetzt aber schon.

      Ich versuche zu verstehen, was er in ihr sieht. Sie ist hübsch. Schön auf eine Art und Weise wie die Künstler der Renaissance sie malen würden. Schließlich ist sie ein Mensch. Stark und doch so fragil, schwach. In einem Wimpernschlag wäre sie tot. Zeit ist für Vampire wie ein Wimpernschlag. Alles was die Menschen für ach so wertvoll halten ist für uns nichts. Die Zeit ist auch nur ein Parameter, um zu wissen, dass man schon wieder älter geworden ist, ohne jemals richtig zu altern. Nur für die Vampire, die ihr Aussehen verändern können, ist es wichtig, weil sie im Gegensatz zu den anderen, sich den Menschen anpassen können. Diese Gabe habe ich nicht, aber ich weiß, dass Charles diese Gabe entwickelt hatte. Daher war es hin und wieder schwer gewesen, ihn ausfindig zu machen. Schließlich kannte ich nicht alle seine Gestalten und dadurch, dass er sich mit Marisha gepaart hatte, war sein Geruch anders geworden.

      Aber diese Mandy hatte auch noch etwas anderes an sich, etwas das verbotenen Maßen so verlockend war, dass selbst ich nicht weiß, was es denn tatsächlich ist.

      Mandy könnte mir selbst vielleicht gefährlich werden. Sehr sogar. Aber woran konnte es liegen. Woher stammte sie? Ich muss es dringend herausfinden.

      Ich würde mich jetzt darum kümmern. Das ist jetzt mein oberstes Ziel. Wenn ein Morgen verloren war, dann waren es alle! Das hatte ich zumindest mit der Zeit gelernt.

      Ich beäugte Mandy jetzt eingehender von Kopf bis Fuß. Ich will mir alle Details einprägen. Mandy hatte auch blondes Haar, ihr liefen sie aber nur bis kurz unter der Schulter. Davon waren einzelne Strähnen etwas heller und andere etwas dunkler wie Honig. Strahlend blaue Augen, Königsblau. In den Augen ist ein Goldpigment am unteren linken Rand zu sehen.

      Sie hatte ein königsblaues Stretch Kleid an, welches ihre ganze Figur betonte. Ihre Figur war fast wie meine eigene, auch wenn ich mich schamloser zur Schau stelle. Bis auf die Brüste hatten wir die gleiche Statur. Ihre sind kleiner. Ich fühlte mich wie ein Pfau, der sich zur Schau stellte und bin auch noch glücklich deswegen.

      Mandy hatte einen Sandton, keinen Porzellanton. Ich konnte mich also beruhigen, denn ab der Wandlung bekamen alle Vampire einen Porzellanton oder zumindest annähernd einen Porzellanton.

      Den liebeskranken Trottel konnte ich also getrost erst Mal ignorieren, denn er hat keine weiteren wichtigen Informationen für mich. Der Idiot konnte trotz der Verwarnung seiner Ehefrau nicht aufhören mich anschmachten. Was sind diese Männer für Idioten, aber genau deshalb ist es mir auch so leicht sie zu manipulieren.

      ***

      >>Du hast sie noch nicht verwandelt? <<

      Die Frage schien an Jay gerichtet zu sein. Adele roch nochmal nur um ganz sicher zu gehen, schaute jedoch Charles an.

      >>Charles! Sie ist eindeutig menschlich! <<

      Charles hasste es von der Viper höchstpersönlich angesprochen zu werden. Sie war wie eine Schlage, die nur darauf wartete, zuschlagen zu können und dafür wartete sie immer auf den richtigen Zeitpunkt. So hatte er keine andere Möglichkeit als sich mit Adele unterhalten zu müssen. Sie war seine Wandlerin und eine andere Möglichkeit sich ihr sonst noch höfflich zu entziehen, um ein Blutvergießen zu vermeiden, kannte er in dieser Situation leider nicht.

      Obwohl er sich von ihr abgewandt hatte, musste er ihr antworten. Vielleicht war müssen nicht der richtige Begriff, aber er fand sich noch in irgendeiner Weise ihr gegenüber schuldig, weil er nicht nach den Vampirregeln gehandelt hatte. Am liebsten würde er sie vollkommen ignorieren. Doch er respektierte immer noch die Vampirregeln und diese erlauben es nicht, seine Wandlerin zu ignorieren, bis alle Regeln durch diese beigebracht wurden. Außer der Wandler starb bevor dieser alle Instruktionen weitergeben konnte.

      Charles wollte aber nicht weiter unter Adeles Einfluss leben, weshalb er vor 700 Jahren mit Denise verschwand.

      Adele aber ließ nicht locker und verfolgte sie alle. Bis er sich schließlich in Münster endgültig für das nächste Jahrhundert niederließ. Nun stand diese Frau schon wieder vor seiner Tür und er musste ihr teilweise gehorchen, wenn auch sehr widerwillig. Das hieß aber nicht, dass er nicht trotzdem die eine oder andere Aussage zum Besten geben konnte.

      >>Was möchtest du Adele? Warum passt du nicht auf deinen Ehemann auf, der schon wieder unschuldigen Mädchen nachstellt? Oder willst du, dass er seinen Erstgeborenen von jemand anderem auf die Welt bekommt als von dir? <<

      Adele schien äußerlich gefasst zu sein, aber innerlich kochte sie vor Wut. Nur Charles schaffte es ihr Gleichgewicht zu stören. Egal was sein Lächeln bezeugen sollte, er schaffte es immer, dass sie wie ein Schneemann in der Sonne schmilzt. Es war falsch. Selbst in ihren Augen war es ihr deutlich bewusst, dass sie falsch handelte, doch sie konnte trotzdem nicht anders. Er war ihre einzige Sucht. Ihr eigener Untergang.

      Achthundert Jahre konnten daran auch nichts ändern. Sie hatte immer noch Gefühle für ihn, schaffte es aber nicht, ihn mit Marisha glücklich zu sehen. Zuerst wurde sie durch Denise ausgetauscht und dann durch Marisha. Das war etwas, was sie nicht verkraftet hatte. Oder vielmehr ihr Ego.

      Im Nachhinein musste sie zugeben, dass er nur mit Denise geflohen war, um ihr zu entkommen und beide haben nie mehr als eine freundschaftliche Beziehung zueinander gehabt. Neid und Eifersucht waren aber stärker gewesen. Jetzt war es nur noch verletzter Stolz, der sie aufrecht hielt. Doch das war etwas, was sie selbst nicht erkannte und Stolz mag schön und gut sein, solange es in Maßen vorhanden ist. Es darf aber nicht dazu führen, dass man anderen damit wehtut. Aber auch das verkannte sie. Nach so vielen Lebensjahrhunderten hatte sie noch immer nicht die Lehre des Lebens verstanden. Ob sie jemals dahinterkäme? Das kann nur noch die Zeit sagen, aber lange dauert es schon an.

      Sie verstand was wahre Liebe war. Erkannte sie auch an Charles und Marisha wieder. Nur um dann wieder täglich Jays Gesicht sehen zu müssen und sich mit dem was-wäre-wenn zu konfrontieren? Nein! Sie wollte etwas anderes aus ihrem Leben machen.

      Ihre Hochzeit war aus den falschen Gründen erfolgt. Es war eine impulsive Handlung gewesen, entsprungen aus einem Augenblick der Einsamkeit und hatte am Ende nur noch mit einer Zweckverbindung etwas zu tun. Liebe hatte sie nicht gefunden, auch wenn ihr Ehemann sie zunächst zu lieben schien. Liebe hatte Demon Cameron, ihr Ehemann, überhaupt in die Arme von Jeanne gebracht. Immer waren andere Frauen an ihrem Unglück beteiligt! Immer!!! Speziell die Morgen-Frauen! Als hätten sie es sich zur Aufgabe gemacht, sie immer wieder zu demütigen! Ihr das wegzunehmen, was eigentlich ihr gehörte, dachte sich Adele.

      Demon und Jeanne hatten bisher kein Kind gezeugt. Sie wusste es, aber sie war sich sicher, dass Charles nicht über deren heimliche Beziehung wusste. Ihm das Ganze auf die Nase zu binden? Nicht ihr Stil. Aber sie selbst wollte ein eigenes Kind haben. Dabei musste es nicht unbedingt von Demon sein…

      >> Danke, dass du


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