Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt. Michael Schenk
Norsun zu akzeptieren. Niemand weiß, wie verlässlich die Insektoiden sind und noch immer droht ein weiterer Angriff durch die Primär-Kommandantin Desara-dal-Kellon. In dieser verfahrenen Situation wird auf dem Mars, im Wrack eines abgestürzten Walzenschiffs, ein intakter Datenkern gefunden. Ist dies der Schlüssel für den Weg zur verborgenen Welt des Feinds? Hoch-Admiral John Redfeather sieht keine andere Wahl, als alles auf diese eine Karte zu setzen und er fasst einen gefährlichen Plan, um das Überleben der Menschheit zu sichern.
Kapitel 2 Ein fragwürdiger Schutz
Werfthangar 3, Deck 310, Sky-Base Arcturus
Sky-Base Arcturus, Hauptliegeplatz der Sky-Navy des menschlichen Direktorats, hatte während der Kämpfe erhebliche Schäden an ihren Verteidigungsanlagen und der Außenhülle hinnehmen müssen. Zudem war Andock-Pylon 7 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und der nadelförmige Turm der Area Control South, für die Raumüberwachung des südlichen Bereiches zuständig, war durch Treffer in der Mitte gekappt worden. Innerhalb der Basis beschränkten sich die erforderlichen Instandsetzungen glücklicherweise auf die Äquatorebene, vornehmlich die Decks 297 bis 300.
In den vergangenen Wochen waren keine Mühen oder Kosten gescheut worden, um die Basis wieder voll funktionsfähig zu machen.
Ein Strom von Frachtschiffen und Langstrecken-FLVs hatte Baumaterial geliefert, dazu neue Maschinen und Geräte, Einrichtungsgegenstände und vieles mehr. Zwei der zehn Andock-Pylone waren ausschließlich diesem zivilen Verkehr vorbehalten gewesen. So hatten mittlerweile die meisten Arbeiten abgeschlossen werden können und einer der Pylone war sogar wieder für den Passagierverkehr freigegeben worden. Die Besucherzahlen waren erheblich gestiegen, denn viele Touristen wollten die Gelegenheit nutzen und jenen Stützpunkt besuchen, um den so heftig und verlustreich gekämpft worden war.
Die Area Control South hatte den Betrieb wieder aufgenommen. Der zehn Kilometer durchmessende Diskus des Hauptkörpers der Raumbasis war wieder geschlossen und die zerstörten Kampftürme und Railguns waren ersetzt worden. Teilweise, indem man sie aus Kreuzern ausgebaut hatte, die man erst später würde reparieren können.
In ihrem augenblicklichen Zustand war die Sky-Navy einfach nicht mehr in der Lage, den Schutz des Direktoratsgebiets zu gewährleisten. Zwar waren inzwischen wieder sieben der zwölf Trägerschlachtschiffe voll oder zumindest bedingt einsatzbereit, die anderen würden jedoch noch Monate oder Jahre benötigen, bis sie auslaufen konnten. Nur sechzig der modernen APS-Kreuzer waren unbeschädigt.
Daher bot sich den Besuchern der Sky-Base auch das ungewohnte Bild einerFlotte von zweitausend Hantelschiffen, welche die kleine Mutter Gerrun im System stationiert hatte, um so dessen Schutz gewährleisten zu können. Im solaren System, in dem man noch immer die Schäden auf dem ebenfalls angegriffenen Mars behob, patrouillierten sogar dreitausend Kampfschiffe der verbündeten Norsun, vom kleinen 200-Meter-Kreuzer bis hin zum mächtigen 1.200-Meter-Schlachtriesen.
Im Orbit des Mars entstand der Ersatz für die zerstörten Orbital-Werften, denn die Sky-Navy war auf jedes einzelne ihrer Schiffe angewiesen. Auch an den Schiffen, die an acht Pylonen der Sky-Base festgemacht hatten, wurde gearbeitet, ebenso in den vier Werfthangars, die sich oberhalb des Äquators im Rumpf des Diskus befanden.
Auf Deck 310 lag der Zugang zum Werfthangar 3. Hier wurde an zwei besonderen Schiffen der Sky-Navy gearbeitet und der Zugang blieb all jenen verwehrt, die nicht zu den Besatzungen gehörten oder an den Kreuzern arbeiteten. Mancher hätte sich die beiden gerne angesehen, denn jeder war, für sich gesehen, eine Berühmtheit in der Sky-Navy.
Eines war ein gewöhnlich wirkender APS-Kreuzer, an dessen Flanken in mittelblauer Farbe die Zahl „57“ zu lesen war. Daneben der Name des Schiffs: D.S. Orion. Sie war der erste Serienbau der APS-Reihe und durch die zahlreichen bestandenen Missionen und Kämpfe ebenso bekannt geworden wie ihr weiblicher Captain Tamara Jellenkova.
Das zweite Schiff zeigte die Nummer „84“ und den Namen D.S. Blackwing. Es war gleich in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit. Die Blackwing war der erste Tarn-Landungskreuzer des Direktorats und unterstand nicht der Sky-Navy, sondern der Sky-Cavalry, da es ihre Aufgabe war, eine Truppe der Raumkavallerie unerkannt zum Ziel zu bringen und später wieder aufzunehmen. Dafür war die Konstruktion des APS-Kreuzers modifiziert worden. Die untere Kuppel für die zweite Railgun fehlte, so dass der Abstand zwischen Bodenschleuse und Planetenoberfläche deutlich reduziert war. Stattdessen hatte man die Waffe im Bug eingebaut.
An beiden Kreuzern war man eifrig tätig, wobei sich die Arbeiten an der Orion als weitaus umfangreicher und aufwändiger erwiesen. Das Schiff wurde erneut zu einem Novum, denn es erhielt als erste Einheit der Sky-Navy den neuen Wabenschirm, dessen Konstruktion man den Norsun verdankte und dessen Funktion auf der geheimnisvollen formbaren goldenen Energie des insektoiden Volks beruhte.
An diesem Tag war ein wesentlicher Teil der Arbeiten abgeschlossen worden und Hoch-Admiral John Redfeather kam mit einer kleinen Gruppe in den Werfthangar, um sich von der Funktion des Wabenschirms zu überzeugen. Obwohl die Öffentlichkeit und die Medien von der Vorführung ausgeschlossen waren, würde er anschließend eine Pressekonferenz abhalten, um über die Ergebnisse zu berichten. Im ganzen Direktorat war der Bündnisvertrag mit den Norsun bekannt und ebenso, dass man von den neuen Partnern die Technik des Wabenschirms erhalten hatte. In den Zeiten des Kriegs gegen die Negaruyen und den Verlusten der letzten Zeit war dies eine wichtige gute Nachricht.
John war in Begleitung seines Freunds, Hoch-General Omar ibn Fahed, der die Sky-Cavalry befehligte, und seinem vertrauten Adjutanten, Commodore Faso. Sie wurden von Hoch-Ingenieur Penders, dem Leiter des Werfthangars 3, sowie der wissenschaftlichen Hoch-Koordinatorin, Professor Candice Bergner, und deren Stellvertreterin, Professor Tamilak, erwartet. Die Arbeiten im Hangar waren eingestellt worden und nachdem Johns Gruppe eingetreten war, wurden die Innentore geschlossen.
„Ich hoffe sehr, Candice, Sie haben gute Nachrichten für uns“, sagte John Redfeather nach der kurzen Begrüßung. „Da draußen wartet nachher eine ganze Meute von Medienvertretern auf meinen Bericht, darunter unser spezieller Freund Zoineman. Das gesamte Direktorat ist begierig darauf, endlich wieder gute Nachrichten zu hören.“
Candice lächelte. „Wie so oft gibt es gute und schlechte Neuigkeiten, John. Aber ich kann Sie dahingehend trösten, dass die guten überwiegen. Sie werden vom Erfolg des neuen Schutzschirms berichten können.“
„Manitu sei Dank“, seufzte der Hoch-Admiral. „Also werden wir unsere Schiffe künftig wesentlich besser schützen können.“
„Nicht nur die Schiffe, Hoch-Admiral“, schaltete sich Penders ein. „Auch Basen, Stationen sowie Siedlungen auf Planeten. Dieser Wabenschirm ist fantastisch, Sir. Er wird jede Menge Credits in die klammen Kassen des Direktorats spülen.“
Die Begeisterung des Hoch-Ingenieurs war durchaus verständlich. Nach dem Bündnisvertrag besaß das Direktorat das Recht, die Grundlagen des Wabenschirms nach Belieben zu verwerten. In Anbetracht der finanziellen Lage hatte sich der hohe Rat des Mars dazu entschlossen, dessen Technologie auch privaten Abnehmern verfügbar zu machen. Allerdings gegen saftige Lizenzgebühren und nur eine einzige Firma durfte die Projektoren bauen und liefern: Hollmann Constructions. Deren Aktien würden, wie man es so hübsch formulierte, durch die Decke gehen. Obwohl John Redfeather nichts von den Machenschaften in der privaten Wirtschaft hielt, begrüßte er dies ausdrücklich, denn Hollmann verpflichtete sich weiterhin, alle Projekte und Aufträge der Sky-Navy mit Priorität zu behandeln.
„Ich habe eine kleine Demonstration vorbereitet, John.“ Candice wies in einen Bereich an der Flanke des Kreuzers Orion. „Und zwar zwei Varianten des Wabenschirms. Eine nach den Originalplänen, die uns die Norsun überlassen haben, und eine nach meinen eigenen Vorstellungen. Ich denke, Sie werden den Unterschied sehr schnell erkennen.“
Das Interesse in Johns Gruppe stieg noch weiter an.
Commodore Faso zwinkerte den beiden Hoch-Offizieren zu, während sie der Hoch-Koordinatorin folgten. „Ich wette, Gentlemen, mit Variante Eins meint unsere geschätzte