Zurück ins Schlaraffenland - Deutschland. Jürgen Heller
es Bedarf. Und auch hier wiederhole ich mich, im 21. Jahrhundert zieht man um, Auswandern gibt es nicht mehr. Man zieht dorthin wo man gerne sein möchte, sein will, sich wohl fühlt oder auch ganz einfach nur seinen Vorteil sieht.
Mmh, da sollte man an dieser Stelle festhalten, nicht jeder Mensch auf dieser Erde kann dies sagen und tun. Ich sagte vorher das die Menschen in Deutschland ständig Gelegenheiten bekommen. Darunter auch die Gelegenheit und Möglichkeit Deutschland zu verlassen.
Wir Deutsche, oder auch EU Bürger, haben aber dabei ein Privileg und dies ist schon vorhanden bei unserer Geburt – nennt sich Staatsbürgerschaft.
Mit einem deutschen Pass gehen so viele Türen auf, das kann man sich gar nicht vorstellen.
Kein Visum, Keine Beschränkungen – just do it.
Also gut, zurück zu uns. Nachdem wir nach 2 Jahren USA Aufenthalt wieder nach Deutschland zurück gekommen waren stellten wir schon nach kurzer Zeit fest, das nicht mehr alles so war wie zuvor oder sollte ich sagen wie wir es die letzten 2 Jahre erlebt hatten?
Da waren dann:
Menschen die immer und überall meckerten ob über das Wetter, die Arbeit, die Freizeit, das Essen einfach alles – nichts war irgendwo recht. Und wenn man zur Begrüßung aus Höflichkeit fragte „wie geht es“, kam natürlich ein riesengroßes Gejammer und Gemecker.
Service gleich null egal wo und was man tut. Einmal wollte ich mir ein Kleidungsstück kaufen. Als ich vor dem Regal stand, indem es aussah als hätte man gerade alles anprobiert und wieder hingeschmissen, kam doch ganz unerwartet eine Verkäuferin vorbei. Natürlich auch gestresst und in Hektik wie jeder andere aber ich freute mich schon auf eine hilfreiche Hand mit guter Beratung so wie wir es die letzten 2 Jahre im Ausland erlebt hatten. Fehlanzeige, was kam war ein „Wenn ich schon so ein durcheinander mache und herumwühle könnte ich doch auch bitte wieder die Dinge ordentlich hinlegen“ – dabei hatte ich noch nicht einmal etwas angefasst. Ich war „bedient“ und habe natürlich schnell das Kaufhaus verlassen ohne was zu kaufen. Dachte dabei sofort an die letzten 2 Jahre in USA wo wir ständig shoppen waren. Manchmal auch aus Langeweile war aber einfach super mit netten Leuten angenehm zu reden umgeben von positiver Lebenseinstellung obwohl doch viele dieser Menschen nicht nahezu solch ein soziale abgesichertes Leben haben wie man es in Deutschland kennt.
Natürlich haben wir dabei auch die amerikanische Wirtschaft angekurbelt und wir wissen ja alle, Konsum ist eine sehr wichtige Säule der Volkswirtschaft in jedem Land.
Jeder war ständig im „Stress“ obwohl, wo immer wir hinkamen, doch alles sehr langsam ablief. Woher also der Stress fragten wir uns?
Zumal Stress nur ein Ergebnis ist aus einem falschen oder nicht vorhandenen Zeitmanagement das jeder für sich selber bestimmen kann.
Denke das Wort Hektik ist deshalb passender.
Die Leute sind permanent in Hektik.
OK, Deutschland bzw. Europa ist schon enger in seiner Beschaffenheit und es leben mehr Menschen auf engem Raum da muss es schon zu einer gewissen Hektik kommen – oder?
Als Beispiel Ontario eine große Provinz in Kanada, was einem Bundesland in Deutschland entspricht, hat ungefähr die 3fache Größe aber nur ca. 1/8 der Bevölkerung von Deutschland.
Oder vereinfacht ausgedrückt, stellen Sie sich vor in Deutschland würden nur ca. 3-4 Millionen Menschen leben.
Denke dann wäre weniger Hektik.
Eine hohe Bevölkerungsdichte hat aber auch wieder seine Vorteile denn man hat in der Regel eine sehr gute Infrastruktur und erreicht alles sehr schnell und einfach zum Bsp. mit öffentlichen Verkehrsmittel.
Sie sehen das Glas ist halb voll.
Aber nun kommt der deutsche Pessimist und erklärt im öffentlichen Dienst sind permanent Streiks und die Bahn ist unpünktlich, die Preise hoch usw. – also ist es wieder halb leer.
Wir können an dieser Stelle schon einmal vorweg greifen das wir uns oft ein solches öffentliche Transportnetz in Kanada gewünscht haben.
Warum?
Ganz einfach für eine Strecke von Barrie die Stadt in der wir lebten, eine Stadt mit ca. 140.000 Einwohner bis nach Toronto, einer Stadt mit einer Bevölkerung grösser als in Berlin ist es 100 km und man braucht über den Highway zwischen 1.5 – 2 Std. mit dem Auto.
Es gibt auch einen Zug der ein paar Mal in der Früh und am späten Nachmittag fährt für die Arbeitspendler. Alles in allem dauerte dies aber auch genauso so lange.
Im Vergleich hierzu würde ich von Heidelberg nach Stuttgart mit der Bahn fahren ist das dieselbe Distanz aber gerademal 45 Minuten Fahrzeit.
Und dann ist da vor allem diese deutsche „Vollkasko“ Mentalität welche wir zuvor so gar nicht realisiert hatten. Sie fragen sich jetzt was bedeutet „Vollkasko“ Mentalität?
Man kann dies auch anders ausdrücken. Es ist dieser Satz den man den ganzen Tag mehrmals hört, wenn man sich in Deutschland aufhält:
„Das müssen Die machen“.
Achten Sie mal darauf in Ihren nächsten Gesprächen.
Und Sie fragen sich jedes Mal wer ist „Die“?
Naja, ist eigentlich recht einfach. Es sind immer die, die oben, die drüben die anderen usw... Es geht einfach darum auszudrücken, dass jemand verantwortlich ist für alles was tagtäglich um uns herum geschieht nur nicht wir selber. Erinnern Sie sich was ich eingangs schon erwähnt hatte – Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
Das sind 2 Dinge die nicht in den deutschen Lebensstandard gehören.
Es ist alles geregelt und fast immer sogar per Gesetz in irgendeiner Form.
Sogar der Biege Radius einer Gurke wurde schon innerhalb der EU genormt um fest zulegen was eine Gurke ist.
Denke das hängt ganz einfach mit dem extremen Sozialstaat Deutschland zusammen in dem man den Menschen jede Entscheidung nimmt um dies in Normen und Richtlinien zu packen so dass dann am Ende auch niemand mehr eine Entscheidung treffen und Verantwortung übernehmen muss bzw. soll. Und dies fängt schon bei der Politik an welche eigentlich nur die Grundvorgaben geben sollte.
Wie gesagt vieles erschien uns anders obwohl sich doch in 2 Jahren kaum etwas geändert haben konnte so würde man meinen?
Wir kamen also zu dem Entschluss das wir es sein mussten die sich geändert hatten und anscheinend nicht mehr in unser altes Umfeld passten?
Und da ersichtlich war das wir damit eine Herausforderung hatten bedeutete es - wir mussten was ändern!
Ganz einfach, im Leben gibt es 2 Möglichkeiten:
Man lässt alles wie es ist – wartet bis die Änderung kommt, und sie wird kommen - und fügt sich dieser. Das Resultat wird sein, man verfällt in ein Jammern und Meckern. Ein negatives Denken bei dem das Glas immer halb leer ist, denn man muss nun das tun was man eigentlich nicht will bzw. einem vorgegeben wird aber es gerne anders hätte.
Die Mehrheit der Menschen vor allem in Deutschland entscheiden sich tagtäglich für diesen Weg!
Oder
Man ändert sich in dem man seine eigenen Weichen stellt und dann Dinge tut die einem auch Spaß machen.
Das Resultat, Zufriedenheit. Und der Vorteil, man ist schon zufrieden mit kleinen Dingen und viele kleine Dinge werden dann zu einer großen Sache.
Verantwortung übernehmen und eine Entscheidung treffen - sie erinnern sich?
Ich sage immer, das Leben ist wie Beton!