Zurück ins Schlaraffenland - Deutschland. Jürgen Heller

Zurück ins Schlaraffenland - Deutschland - Jürgen Heller


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wissen, in Deutschland kann jeder einer Krankenversicherung sofort beitreten, ist sofort versichert unabhängig welches Krankheitsbild er hat. Damit ist man auch wieder rundum versorgt und zurück in seinem Vollkasko Leben, Sie erinnern sich - Vollkasko?

      Fantastisch, oder?

      Gerade hierzu haben wir eine kurze Story aus unserem Bekanntenkreis.

      Ein junger Mann hatte seinen Lebensmittelpunkt nach Spanien verlegt und aus Sparsamkeit auf eine Krankenversicherung verzichtet. Na ja braucht man eigentlich auch nicht als junger Mensch.

      Als Extrem Sportler hatte er sich in Spanien beim Sport einen schweren Bruch zu gezogen welcher langfristige Krankenversorgung und weitere Betreuung nötig machte. Da er dies aber so nicht vor Ort zahlen konnte hat seine Familie in Deutschland kurzerhand eine Krankenversicherung abgeschlossen. Danach wurde er nach Deutschland geholt und ordentlich versorgt und betreut – geht doch – im Schlaraffenland Deutschland.

      So etwas hätte in Kanada oder der USA nie funktioniert. Denn sobald Sie eine Krankenversicherung abschließen wollen werden Sie nach bisherigen Krankheiten, Behandlungen und Verletzungen abgefragt. Diese werden dann natürlich auch von der Versicherung ausgeschlossen oder im extrem Fall werden Sie überhaupt nicht versichert.

      Ich möchte an dieser Stelle nicht schon alles Vorweg nehmen und noch einige interessante Geschichten aufheben für das entsprechende Kapitel in dem wir dann das doch so hoch gelobte Gesundheitssystem in Kanada dem deutschen System gegenüberstellen.

      Außerdem geht es an dieser Stelle um die Immigration sowie kanadische Staatsbürgerschaft und den notwendigen Kriterien, nicht das Gesundheitssystem.

      Nur ist es schon wichtig zu verstehen wie ein #1 Land in Sachen Immigration bzw. Einwanderung agiert bzw. selektiert.

      Die gesunden und ausgebildeten sind sehr gewünscht, die kranken und weniger „nützlichen“ bleiben außen vor.

      Denke aber dies macht Sinn, wenn man als Regierung seinem Land und seinen Menschen ein funktionierendes soziales System geben will und dafür Sorge trägt, dass alle eine sichere Zukunft haben – oder?

      Ok, jetzt aber wieder zu uns.

      Immigration hin, Staatsbürgerschaft her, wir mussten eine Entscheidung treffen.

      Denke das haben Sie nun schon öfters in diesem Buch gelesen?

      Und Sie werden dies noch öfters hören denn wir sind erst am Anfang.

      Entscheidung treffen und Verantwortung übernehmen.

      Ja, natürlich dies muss doch auch jeder in Deutschland – entscheiden was das nächste Urlaubsziel ist oder was die Farbe und Ausstattung des neuen Autos sein soll.

      Nein, es ging darum das Land zu verlassen in das wir gerade gekommen waren und uns dabei so viel vorgenommen hatten.

      Aber unseren Aufenthalt Status nicht verlängert zu bekommen und ganz zu Schweigen einer angestrebten kanadischen Staatsbürgerschaft die damit unmöglich wurde machten alles Bisherige zunichte.

      Ungeachtet der aufkommenden finanziellen Last durch die Behandlung. Denn ohne Krankenversicherung konnte eine Krankheit wie Krebs in Kürze eine finanzielle Herausforderung sein die so nicht mehr zu bewältigen gewesen wäre.

      Als Beispiel meine Frau erhielt während der Anfangstherapie Medikamente wobei eine bestimmte Tablette schon $50 kostete und diese war täglich notwendig.

      Den Rest können Sie sich selber ausrechnen.

      Aber was nutzt es das zu tun was der Deutsche an dieser Stelle und tagtäglich am liebsten tut – JAMMERN?

      Wir mussten eine Entscheidung treffen und mit ihr jegliche Konsequenz übernehmen wobei die geringste Konsequenz die Ausweisung gewesen wäre, die schlimmste der Tod.

      Ich erinnere mich noch genau an den Abend als meine Frau wieder ihre regelmäßige Bestrahlung hatte. Sie kam gerade von der 1.5 Std. Autofahrt aus Toronto zurück.

      Ich war zu Hause und hatte mich um unsere Kinder gekümmert. Am Nachmittag hatte mich gerade der Hausmakler angerufen, er hatte einen Käufer für unser Haus gefunden in dem wir erst wenige Monate wohnten.

      Er wollte eigentlich noch heute Abend bei uns vorbeikommen und das Kaufangebot vorlegen bzw. uns den Vertrag unterschreiben lassen.

      Wir waren selber überrascht das dies jetzt schon alles gewesen sein sollte. Jetzt wo wir gerade ein neues Haus gekauft hatten in unserem 2. Jahr in Kanada und wo doch alles so fantastisch gestartet war.

      Innerlich hatten wir gehofft das das Haus zunächst keinen Käufer finden würde. Die Krankheitsbehandlung positiv und damit alles zum Guten verlaufen würde.

      Tja, aber damit war uns doch die Entscheidung abgenommen – Abrechen – Aufhören – Zurück gehen nach Deutschland?

      Also sollte es dies gewesen sein?

      Nun als wir so auf dem Bett saßen fragte ich meine Frau wie ihre Entscheidung sei bzw. was wir tun sollten?

      Das Angebot annehmen und unsere Sachen in wenigen Wochen packen und umziehen?

      Sie sehen auch hier wieder, auswandern ist nicht, man zieht um egal was der Hintergrund des Umzuges ist.

      Ich fragte meine Frau nach ihrer Entscheidung, denn ich muss gestehen das dies eine Situation war in der ich nicht meine Entscheidung in den Vordergrund stellen wollte.

      Denn was wäre gewesen vor Ort zu bleiben und dann endete die Krankheit tödlich?

      Eine Entscheidung die man hätte niemals wieder korrigieren können.

      Also meine Frau und ich entschieden uns gemeinsam, Sie zuerst und ich stimmte zu - weitermachen.

      Das heißt die Behandlung meiner Frau in Kanada fortzusetzen ebenso den Prozess der Antragstellung für die kanadische Staatsbürgerschaft oder zumindest versuchen eine Verlängerung unseres landed Immigration Status zu bekommen.

      Damit wäre wenigstens die Behandlung über das Gesundheitssystem gesichert gewesen.

      Natürlich war der Immobilienmakler über unseren Entschluss doch nicht zu verkaufen sehr verärgert denn seine Arbeit war damit umsonst.

      Möchte an dieser Stelle anmerken, ein Immobilienmakler in Kanada erhält keinen Grundgehalt, ganz im Gegenteil er muss monatlich eine Gebühr an die Immobilienfirma zahlen der er angehörig ist, ähnlich einer Mitgliedschaft. Er lebt also nur von der Provision und diese bekommt er nur, wenn er Erfolge hat.

      Um es an dieser Stelle kurz zu machen, wir lehnten das Kaufangebot ab und er bekam keine Provision.

      Ich kann aber an dieser Stelle schon einmal vorwegnehmen, es entstand im Laufe der nächsten Jahre noch eine gute geschäftliche Beziehung mit diesem Makler denn er sollte noch einiges in Sachen Hauskauf und Verkauf an uns verdienen.

      Also wir haben uns dann die nächsten Wochen und Monate auf die Behandlung fokussiert an der alles hing. Und immer im Hinterkopf Plan B, den Umzug, behalten falls doch alle Stricke reißen würden.

      Und wo ein Wille ist da ist auch ein Weg denn Sie werden es nicht glauben die Behandlung verlief positiv und das Resultat des Krankheitsverlaufes war am Ende negativ.

      Das heißt nach vielen Monaten verlief alles gut.

      Bedeutete der Krebs war gestoppt, die Krankheit zunächst einmal besiegt und damit war der einzige negative Aspekt welcher unserer Immigrationsverlängerung bzw. unserer geplanten und schon beantragten Staatsbürgerschaft im Wege stand beseitigt.

      Es hatte sich alles gelohnt und ich kann es mir nicht verkneifen an dieser Stelle wieder einmal zu sagen, Gelegenheiten kommen um Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.


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