Die Tore der Atlanter Buch 3 von 4. Hermann Büsken
nur mit einer.« »Du bist ein Mann, möchtest du nicht mit allen dein Lager teilen?«
»Du hast recht, das Verlangen ist schon da, ich will aber nicht unsere Freundschaft auf Spiel setzen.«
»Ein weiser Spruch, auch ich vermeide es, mich zu anderen Frauen zu legen. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, du weißt schon, das Fleisch ist schwach.«
Es war nicht leicht, zu den Händlern durchzukommen. Lediglich Octavius Autorität verschaffte ihnen Platz. Am Stand des dritten Händlers fanden sie die Frauen. Jeanette versuchte, den Händler abzuwehren, der ihr eine Kette aufschwatzen wollte. Kristian sah schöne Weinkelche und verzierte Teller. Bei ihm waren diese unbezahlbar. Er wollte sie alle.
»Hast du deiner Frau schon ein Geschenk gekauft«? fragte er Octavius. »Ja, einen Ballen Stoff.«
»Und sonst?«
»Was und sonst?«
»Ein Schmuckstück zum Beispiel.«
»Du hast recht, vielleicht finde ich hier etwas Passendes.« Kristian sah Keramik und viele Teile aus Glas, Schreibmaterialien, Wachstafeln, Papyrus, Schmuck aus Bronze und Silber und römische Spiele. Gallus hatte es geschafft, sich zu ihm durchzuarbeiten.
»Gallus, ich habe eine Aufgabe für dich.« Er erzählte ihm, worauf es ihm ankam.
»Versuche die Ware für mich günstig einzukaufen, und lass sie gleich einpacken.« Er griff in seinen Geldbeutel und kam mit einer Hand voll Denare wieder heraus. »Öffne deinen Geldbeutel.« Ohne nachzuzählen, ließ Kristian das Geld in Gallus Beutel gleiten. »Wenn du nicht auskommst, melde dich bei mir.« Octavius hatte sie beobachtet.
»Du vertraust einem einfachen Legionär?«
»Wir kennen uns schon länger und ich habe festgestellt, dass man ihm vertrauen kann.«
Jessika hielt drei Bernsteine in der Hand. Der Händler nannte einen Preis. Jessika schüttelte den Kopf. Der Händler wollte vier Denare haben, Jessika aber nur zwei geben. Es war eine Freude, sie beim Feilschen zu beobachten. Schließlich einigten sie sich auf drei Denare und einen Sesterzen. Lena war noch nicht dem Kaufrausch verfallen. Jeanette zeigte Interesse an den Schmuck. Octavius kaufte eine Silberkette mit passenden Ohrringen. Kristian hörte, wie Gallus dem Händler fünfzig Denare für alle Glaswaren anbot. Der Händler lief vor Wut rot an. »Du unverschämter kleiner Legionär, du hast noch nicht einmal fünfzig Denare auf einen Haufen gesehen und erdreistest dich, mir so ein Angebot zu machen.«
»Was meinst du, was ich hier in meinen Beutel habe, wie Steine hört sich das nicht an«, sagte Gallus. Die Umherstehenden fanden Gefallen an dem Schauspiel.
»Sage mir deinen Preis«, forderte Gallus den Händler auf.
»Du meinst es wirklich ernst. Für einhundertfünfzig kannst du alles haben.«
»Ich sehe schon«, sagte Gallus, ich muss zu deinem Nachbar gehen, der lässt sicher mit sich handeln.« Er drehte sich um und wollte den Stand verlassen.
»Halt, wir werden uns schon noch einig.«
»Nenn einen vernünftigen Preis, wenn er mir nicht gefällt, gehe ich.« Nach einer Weile kamen zögernd einhundertfünfundzwanzig Denare über die Lippen des Händlers. Ohne ein Wort drehte sich Gallus um, als wollte er gehen. »Einhundertzehn«, schrie der Händler. Gallus schaute zu Kristian rüber, dieser nickte. »Abgemacht, und pack die Sachen ordentlich ein.«
In Kristian reifte ein Plan. Die Handelsware war hier so billig, bei ihm so teuer, warum nicht damit handeln? Nur schade, dass ihm nicht viel Zeit blieb, die Ware in aller Ruhe auszusuchen. Morgen würden sie weiterreisen. In Gedanken überlegte er schon, wo der Verkaufsraum sein sollte. Zu weit sollte er nicht entfernt sein, da er den Verkauf selber überwachen wollte. Als Käufer kamen Museen und Sammler infrage. Diese mussten sich bis jetzt mit Bodenfunde zufriedengeben. Entsprechend sahen sie aus.
»Hallo Kristian, kann es sein, dass du träumst?«
Erschrocken zuckte er zusammen.
Jessika lachte ihn an. »Über das Träumen bin ich schon hinaus, ich mache einen Laden auf.«
»Wo?«
»Bei uns, die Museen werden sich darum reißen.«
»Wenn du meinst.«
»Ich habe noch nicht mit dir darüber gesprochen, ich werde Octavius ein Stück begleiten.«
»Ich komme mit.«
»Das habe ich mir gedacht. Es geht aber nicht, weil es zu gefährlich ist. Ich reite mit bis zu Octavius Frau. Dort hole ich euch nach.« Man sah, dass ihr das nicht gefiel. Schließlich sah sie ein, dass er recht hatte.
»Was haltet ihr davon, wenn wir zurückgehen?«
»Wieso, wir sind doch gerade erst hier«, sagte sie. »Hast Recht, ich gehe und komme mit Tauschware wieder.« Gallus stand am Tor, vor sich die eingekauften Sachen. »Gallus, wie viel Denare sind übrig?«
»Zehn.«
»Ist gut, die darfst du behalten.«
Kristian brauchte einen Raum, von wo aus er die Sachen zu sich bringen konnte. Da kam eigentlich nur der Doktor infrage. Es hatten keine Kämpfe mehr stattgefunden, das Lazarett würde leer sein.
»Bringe die Sachen in die Krankenstation.« Er folgte ihm und half die Sachen zu tragen. Der Doktor war nicht da, was alles leichter machte.
»Gallus, ich danke dir, du darfst gehen.« Sobald er alleine war, brachte er seine Ware und sich nach Großvater. Schnell erklärte er ihm, was er vorhatte, und fuhr in die Stadt. Aus einem Verkauf von Schweinen und Rindern an die Römer im Kastell, hätte er genug Denare gehabt, um seine Ware von den Händlern kaufen zu können. Da die Denare hier bei ihm aber auch eine Handelsware darstellten, wollte er sie lieber behalten und mit Tauschware bezahlen.
Im Kaufhaus nahm er sich einen Einkaufswagen und füllte ihn mit Schreibblöcken, Bleistifte, Anspitzer, Radiergummi, Buntstifte, Küchenmesser, Kämme, Spiegel und alles, was ihm handelsfähig erschien z.B. Kugelschreiber und Feuerzeuge. Alles kistenweise. Zum Glück hatte er seine Geldkarte dabei. Erst einen, dann schob er den zweiten Wagen zu seinem Auto.
Für Octavius Frau hatte er sich mehr Mühe gegeben. Ein verzierter Spiegel, ein Nähkoffer, Stoff und Kleinkram. Er würde auf die Reise mit Decimus erst nur den Spiegel mitnehmen und den Rest holen, wenn er Jessika nachholen würde.
Auf dem Dachboden fand er einen großen Umzugskarton, in den er alles reinpackte und rüber brachte. In der Krankenstation war alles ruhig. Auf dem Weg zu den Händlern traf er Rufus den Roten.
»Rufus, ich brauche deine Hilfe. Ich möchte den Händlern ihre ganze Ware abkaufen.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde auch Händler.« Die Zuschauer hatten sich verzogen. »Wo sind die Frauen?«
»Beim Tribun.« Auch gut, so hatten sie freie Bahn. Die Händler blickten misstrauisch, als er ihnen sagte, dass er alle ihre Ware kaufen wollte. Rufus übernahm das Handeln. Als der Verkaufspreis ausgehandelt war, bat Kristian die drei Händler, ihm zu folgen. In der Krankenstation packte er seine Ware aus und machte daraus drei Haufen. Die Augen der Händler leuchteten gierig auf. Da die Händler unterschiedliche Forderungen an ihn hatten, waren auch die Haufen unterschiedlich hoch, was dem, der den kleinsten Haufen hatte, gar nicht passte. Rufus musste schließlich ein Machtwort sprechen. Kristians Kiste war noch nicht leer. »Rufus nimmst du dir, was du möchtest.«
»Einen Feuerzauber hast du nicht mehr?« fragte er. Die Händler hatten je eine Kiste Feuerzeuge bekommen.
»Das haben wir gleich.« Aus jeder Kiste nahm Kristian ein Feuerzeug und gab sie ihm, was wieder zu Protesten führte. »Seid ruhig, schließlich brauche ich eine Vermittlungsgebühr«, erklärte Rufus.
»Rufus kannst du jemand schicken, der aufpasst, dass die Händler nichts von meiner Ware verschwinden lassen?«
»Warte