Brautwerbung. Solveig Kern

Brautwerbung - Solveig Kern


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      Solveig Kern

      Brautwerbung

      Furuks Erbe Band 5

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1: Am Birkensee

       Kapitel 2: Neue Truppen für den König

       Kapitel 3: Die Weisheit der Rhûn-Maiyar

       Kapitel 4: Ein Opfer für Furuk

       Kapitel 5: Die geraubte Prinzessin

       Kapitel 6: Zuflucht bei den Elfen

       Impressum neobooks

      Kapitel 1: Am Birkensee

      Heimkehr der Sieger

      Als Mauro mit seinen siegreichen Truppen in Alicando einritt, war der Krieg vorbei.

      Die Stadt Alicando begrüßte ihre Helden. Trommelwirbel und Fanfaren begleiteten ihren Weg. Die Bürger jubelten ihnen mit der gleichen Begeisterung zu, die Mauro schon bei seinem ersten Besuch erfreut hatte. Es fühlte sich gut an, als Sieger in diese schöne Stadt zurückzukehren. An Mauros Seite ritt Uluk, der mit großem militärischem Geschick das feindliche Restheer manövrierunfähig gemacht hatte. Dahinter folgten Pado, Alagos und Tuagh, die ebenfalls maßgeblich am Sieg beteiligt gewesen waren. Hanok ritt weit hinten unter den Mittelländern. Er, der die Herzogwürde schon in greifbarer Nähe wähnte, konnte froh sein, überhaupt noch am Leben zu sein.

      Auf der Treppe vor der Burg stand, festlich gekleidet und mit einem einladenden Lächeln auf den Lippen, die Dame Zeldis. Ihr Anblick gemahnte Mauro an die Folgen von Chojas Liebestrank. Er war morgens zwischen zwei Frauen aufgewacht und erinnerte sich nicht, wie es dazu gekommen war. Damals hatte er bewusst darauf verzichtet, die Dame, die durch die gemeinsame Nacht zu seiner Nebenfrau geworden war, formell zu entlassen. In den darauffolgenden Tagen hatten sie einige heiße Nächte miteinander verbracht. Die Erinnerung zauberte ein sinnliches Lächeln auf sein Gesicht. Merkwürdig, dass er nicht mehr an Zeldis gedacht hatte. Jetzt konnte er ein wenig Aufmunterung gebrauchen. Beschwingt nahm er ihren Arm und ließ sich von ihr in die Burg geleiten.

      In der ehemaligen Fluchtburg, die nun Königsburg von Alicando hieß, wartete viel Arbeit auf den neuen Hausherrn. Es galt, gemeinsam mit den Fürsten und den Heerführern eine Nachkriegsordnung zu schaffen und das Land auf den Frieden vorzubereiten. Damit hatte Furukiya keine Erfahrungen, denn seit Menschengedenken befand man sich ständig im Krieg. Entsprechend nervös waren die Togweds. Es war voraussehbar, dass der König in Friedenszeiten kein so großes stehendes Heer unterhalten würde. Im Mannschaftslager spähten die fähigsten Krieger nach Togweds, die zusätzliche Leute suchten. Es gab mehr Bewerber als Engagements. Abwarten oder lieber schnell das nächstbeste Angebot annehmen? Diese Fragen bewegten all jene, die nichts als das Kriegshandwerk kannten.

      Mauro diskutierte gerade mit seinen Heerführern über die königliche Garde. Er hatte begriffen, dass er eine leistungsfähige Truppe benötigte, die zahlenmäßig groß genug war, um ihn zu schützen. Das hatte die Erfahrung von Passar und von den Distelfeldern gelehrt. Andererseits scheute er sich, einen Tross hinter sich herzuschleppen, der seine Bewegungsfreiheit einschränkte. Er wollte nur dreihundert Mann zulassen.

      „Wenn Ihr dreihundert Mann als angemessene Begleitung betrachtet, dann solltet Ihr doppelt so viele einstellen. Die Leute müssen manchmal schlafen!“ meinte Eryndîr.

      Mauro überging den Einwand und rechnete: „Jede königstreue Provinz stellt mir 25 handverlesene, voll ausgerüstete Reiter zur Verfügung. Da wäre einmal das Sommerland: Xalmeida, Qatraz, Ikenar. Dann die Maiyar-Fürstentümer Maikanar, Ossar und Aglar.“

      Alagos war hocherfreut. Mit der Nennung von Aglar als eines der Maiyar-Fürstentümer hatte Mauro die Absicht durchblicken lassen, seinem Clan die Souveränität über die Kupferberge zurückzugeben.

      „Dann Malfar, Vedar und Dares. Die Bärenheimer und Yian Mah hätte ich fast vergessen. Ob Tolego auch Leute schickt, weiß ich nicht.“ Mauro war nicht begeistert, Männer aus Tolego in seine Truppe aufzunehmen, doch er durfte es ihnen nicht verwehren: „Ich werde es Fürst Torren freistellen.“

      „Ich glaube nicht, dass Fürst Torren eine Ausnahmeregelung für sich beanspruchen wird“, erwiderte Vreden. Mauros Angebot an die Fürsten, Vertrauensleute in seiner direkten Umgebung zu platzieren, war für beide Seiten von Nutzen. Alle Fürstentümer würden ihre besten Leute schicken, denn sie standen untereinander im Wettbewerb.

      „Was ist mit der Stadt Mandrilar?“

      „Nein, danke, keine Mandrilanen. Lieber rüste ich selbst Krieger aus. Eryndîr muss ohnedies Wächter für meine Burg hier rekrutieren, da soll er ein paar mehr nehmen.“ Mauro rechnete alles zusammen: „Insgesamt komme ich auf 400 Reiter.“

      „Zu knapp“, insistierte Eryndîr.

      Hanok brauste auf: „Worüber reden wir hier? Wir feilschen um 100 Mann, während vor den Toren der Burg 20.000 um ihre Existenz bangen!“

      Mauro sah ihn verwundert an: „Wieso? Können sie nicht heimkehren?“

      „Heimkehren wohin? Diese Leute haben nichts als das Kriegshandwerk gelernt. Viele von ihnen kennen kein anderes Leben. Als Ihr mir vor einem Jahr den Auftrag gabt, dem Herzog von Alicando nach Süden zu folgen, nahm ich alle diese heimatlosen Krieger in mein Heer auf. Sie sind Strandgut aus allen Teilen des Landes, unterstehen keinem Fürsten, der sich für sie stark macht. Nun haben sie plötzlich keine Zukunft mehr. Ich bin zwar nicht mehr Condir, doch ich fühle mich für sie verantwortlich!“ Hanok war ziemlich erregt. Für ihn war unvorstellbar, dass Mauro dieses drängende Problem nicht im Blick hatte.

      „Herrenlose Krieger sind eine Gefahr für das Land. Geben wir ihnen kein Brot, werden sie Banden bilden und uns berauben“, mahnte Alagos von Aglar. „Dann brauchen wir Wächter, die uns vor ihnen schützen.“

      „Ja, ich habe verstanden“, erwiderte Mauro unwirsch. „Ich sollte mir um sie Gedanken machen. Doch wohin mit ihnen?“

      Eryndîr wusste Rat: „Nun, Herr, Ihr habt den Nachbarn im Norden die Sicherung der Verkehrswege zu den Häfen im Süden zugesichert. Ihr braucht Truppen, die den Händlern Geleitschutz geben. Ihr braucht Zollgesetze, die verhindern, dass sie in jeder Provinz von neuem ausgeplündert werden und Krieger, die über deren Einhaltung wachen. Wenn ein Fürst sich querlegt, braucht Ihr unabhängige Truppen, um ihn zu disziplinieren. Und Ihr braucht Meldereiter, die Nachrichten von Stadt zu Stadt transportieren. Da bleiben nicht mehr viele übrig, die heimgeschickt werden müssen.“ Eryndîr war der einzige in der Runde, der Vorstellungen von einer Friedensgesellschaft hatte.

      Mauro atmete auf: „Ich wüsste gerne, wie viele Krieger wir für diese Aufgaben brauchen. Die Beamten sollen ausrechnen, aus welchen Mitteln wir sie bezahlen. Dann beginnen wir mit dem Rekrutieren.“

      „Ich mache mich umgehend an die Arbeit“, versicherte Hanok. „Die Zeit drängt. Die Männer sind nervös. Die Besten unter ihnen suchen bereits nach neuen Engagements. Wir sollten ihnen rasch eine Perspektive aufzeigen.“

      Mauro ließ widerspruchslos zu, dass Hanok diese schwierige Aufgabe an sich zog.


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