Die Collide-Lovestory. Celine Ziegler
außerdem sollte ich auf Nummer sicher gehen." Ich schaue auf mein Handy, um die Uhrzeit zu checken und mich trifft fast der Schlag. Ich habe nur noch sechs Minuten bis mein Zug fährt! Während der Anwesenheit von Aiden habe ich total die Zeit vergessen! "O Gott, Aiden! Ich muss zum Zug!", schreie ich und schmeiße mir schnell die Tasche über die Schulter und gehe zur Tür.
Aiden springt sofort auf und schnappt sich seine Autoschlüssel von meinem Nachttisch.
"Los! Nur noch fünf Minuten!"
Wir rennen mittlerweile durch die Flure des Gebäudes und nach draußen zu seinem Auto. Schnell steigen wir in Aidens Range Rover und er fährt sofort los.
"Das nächste Mal schaust du früher auf die Uhr", sagt Aiden und fährt mit mindestens 90 km/h in eine Kurve.
Ich werde durch den Schwung volle Kanne gegen die Tür gepresst. "Jaja, jetzt drück einfach auf die Tube. Nur noch drei Minuten! O man, ich werde zu spät kommen und kann nicht zu Scars Geburtstag kommen." Aussichtslos halte ich mir die Hand an die Stirn. "Sie wird mich umbringen."
"Wir sind schon da", meint Aiden und steigt aus. "Los, komm!"
Wir rennen zu meinem Gleis und ich bin erleichtert, als ich sehe, dass der Zug noch da steht. "Gott sei Dank!", stöhne ich und bleibe vor den Türen stehen. Ich drehe mich zu Aiden um und er sieht mich mit einem leichten Lächeln an.
"Dann hast du es ja gerade noch gepackt."
"Ja", lache ich und wippe von einem Fuß auf den anderen. Soll ich ihn jetzt küssen? Ich würde es auf jeden Fall gern. Aber ich werde auf gar keinen Fall den ersten Schritt machen, niemals.
Der Zug hupt und gibt mir damit ein Zeichen, dass er jeden Moment los fährt.
"Also ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Dad. Wenn du möchtest - wenn dir zum Beispiel totlangweilig ist - kannst du mich anrufen oder so."
Ich nicke und grinse breit. "Okay."
"Okay", grinst Aiden und zeigt mir zum letzten Mal seine schönen Grübchen.
Ich höre, wie die Türen sich hinter mir zu schließen beginnen und ich schlüpfe schnell in den Zug, ohne Aiden noch etwas sagen zu können. Durch die Scheiben der Tür sehe ich ihn noch zu und ich winke ihm. Ich sehe ihn leicht lachen und er schüttelt mit dem Kopf. Der Zug fängt an, loszufahren und Aiden geht einen Schritt zurück. Er nickt mir nochmal lächelnd zu und ich beobachte, wie er immer kleiner und kleiner wird. Aiden steht die ganze Zeit noch da, bis der Zug um die Kurve fährt und ich ihn nicht mehr sehen kann. Mein Lächeln verblasst, als er aus meinem Blick schwindet und ich lasse die Schultern hängen. Ich hätte ihn wenigstens noch gerne umarmt... Ich trotte zu einem Platz, verstaue meine Tasche in der Ablage über mir, wühle meine Kopfhörer heraus und lasse mich auf die Bank fallen. Ich stopfe mir meine Kopfhörer in die Ohren, schalte The National ein und schließe die Augen.
"Miss?"
Etwas berührt mich an der Schulter.
"Miss, Sie müssen aufwachen."
Ich öffne verschlafen die Augen und blicke geradewegs in die Augen des Schaffners, der mich eindringlich durch seine Brille anstarrt.
"Miss, der Zug endet hier. Sie müssen hier aussteigen."
Ich nicke und reibe mir über die Augen. "Tut mir leid."
"Kein Problem. Nach einer so langen Fahrt kann man mal einschlafen." Sein Lächeln ist sehr sympathisch.
Ich lächle zurück und hole meine Tasche von der Ablage runter. Als ich aus dem Zug aussteige, kommt mir sofort die kalte Luft Aldburys entgegen - hab ich überhaupt nicht vermisst. Ich ziehe mir eine Jacke aus meiner Tasche über und laufe den gewohnten Weg vom Bahnhof nach Hause. Wahnsinn. Ich habe das Gefühl, dass ich das letzte Mal hier eine komplett andere Person war. Ich war noch so fixiert auf Karriere und Erfolg, dass mir nicht einmal aufgefallen ist, wie schön diese Jasminsträuche sind, die an den Mauern Aldburys wachsen. Ich streiche mit den Fingern über die schönen weißen Blüten und muss sofort an Aiden denken. Kurzerhand zupfe ich eine kleine Blüte ab und rieche an ihr. Ich liebe diesen Geruch einfach. Zuhause angekommen, klopfe ich an der Tür und meine Freude steigt aufs Extremste, weil ich gleich Dad wiedersehen werde.
Die Tür öffnet sich und Dad grinst mich an. "Endlich!" Er nimmt mich sofort in den Arm und drückt mich fest. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie schön es ist, dich wieder zu sehen."
Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Schulter und sofort kommt mir sein wohliger Geruch entgegen. Er riecht wie Zuhause. "Ich hab dich auch vermisst", flüstere ich.
Er lässt mich los und zieht mich ins Haus. Es riecht nach Lasagne, wie ich es mir schon dachte. "Ich hab gekocht", verkündet er und grinst.
"Ich rieche es. Ich bin am Verhungern." Ich streife mir die Schuhe ab und lege meine Tasche in die Ecke des Flurs. Ich folge Dad in die Küche.
Und ich wünschte sofort, ich wäre nicht gekommen. Innerhalb von einer Sekunde staut sich so viel Wut und Hass in mir an, dass ich auf der Stelle in Scherben zerspringen möchte. Ich bleibe erstarrt im Türrahmen stehen und starre auf das Wesen, das ganz normal am Esstisch sitzt und mir zu grinst.
"DU?", schreie ich aufgebracht.
Ich spanne meinen kompletten Körper an, als sie aufsteht. Als würde mich die Spannung davor bewahren, nicht sofort zu explodieren. Wenigstens ist ihr ekliges Grinsen von den Lippen verschwunden.
"Ely, bitte", sagt sie leise und kommt auf mich zu. Der Klang ihrer Stimme ekelt mich an und ich balle meine Fäuste.
"Komm mir bloß nicht zu nahe", fauche ich und gehe einen Schritt zurück, "Und wage es nicht, mich Ely zu nennen."
Meine Mutter bleibt auf der Stelle stehen und schaut auf den Boden. Sie widert mich an. Sie ist so alt geworden und so unglaublich hässlich. Ich kann sie nicht einmal richtig anschauen, so viel Hass empfinde ich ihr gegenüber.
Ich sehe mit angestrengtem Blick zu meinem Vater. "Was soll das? Wieso ist sie hier?" Ich muss mich beherrschen, nicht zu schreien.
"Ravely, bitte hör mir - ", wagt es meine Mutter zu sprechen.
"Sei still!", schreie ich aufgebracht. Sie soll bloß nicht reden, ich möchte ihre Stimme nicht hören. Ich richte mich wieder an meinen Vater: "Also sag mir wieso sie hier an unserem Tisch sitzt!"
Dad kommt einen Schritt auf mich zu, doch ich gehe einen weiteren zurück. Er atmet darauf tief ein und lässt die Schultern hängen. "Deine Mum hat - ", fängt er an, doch ich unterbreche ihn sofort.
"Nenn sie nicht so."
"Okay", seufzt er und fährt sich durch die Haare. "Margret hat mich vor einigen Wochen angerufen und wollte wieder Kontakt zu uns aufbauen."
Ich kneife meine Augen zusammen. "Und das willst du?" Ich kann das gerade nicht glauben.
Er zuckt mit den Schultern. "Ich... Ravely, vielleicht ist das nichts Schlechtes. Es ist immer noch deine Mutter."
Ich schnaube verächtlich und sehe von ihm weg zur Wand. "Meine Mutter?" Ich lache. "Wie kannst du nur behaupten, dass diese Frau nichts Schlechtes ist? Wenn ich etwas gegessen hätte, würde ich sofort kotzen."
"Ravely, wenn du mir doch nur zuhö - ", mischt sich meine Mutter ein.
"Mit dir rede ich nicht!", brülle ich sofort. Ungläubig halte ich mir die Hände an den Kopf und schließe die Augen. "Dad, du weißt, wie sehr ich sie hasse. O Gott, wie kannst du sie hier her bringen, nach allem was sie getan hat?" Ich versuche mich ein wenig zu beruhigen.
"Ich weiß, ich hätte es dir früher sagen sollen, aber ich wusste nicht wie", sagt er leise.
Ich öffne meine Augen wieder und sehe ihn an. Er sieht so verletzt aus. Aber das bin ich auch, also zeige ich kein Mitleid für irgendwen hier. "Ach glaubst du?"
"Hör ihr wenigstens einmal zu."
"Nein."
"Bitte, Ravely." Dad hat einen so flehenden Blick