Die Collide-Lovestory. Celine Ziegler
sie heute Abend sowieso wieder zu Andy geht, lieber auf der Zunge. "Wir sehen uns."
Nachdem Aby gegangen ist, lasse ich meinen Kopf erschöpft in meine Hände fallen. "Heute sollte besser nichts Aufregendes mehr passieren, sonst bekomm ich wahrscheinlich noch einen Schlaganfall. Ich kann gar nicht glauben, dass wir heute Mittag noch bei Tammy waren."
"Gewöhn dich besser daran. So ist das nun mal, wenn man noch andere Sachen macht, als nur lesen und schreiben", stichelt Aiden und steht auf.
"Wo gehst du hin?"
"Ich wollte eigentlich nach Hause, wir haben schon sechs Uhr. Oder wolltest du noch bleiben?"
Ich forme mit meinen Lippen ein O und stehe ebenfalls auf, bemüht meine Enttäuschung darüber, dass Aiden den Abend so schnell beendet, zu verstecken. "Du hast Recht, dann lass uns fahren."
Trotzig folge ich Aiden aus dem Café zu seinem Auto und schon wieder trifft mich die Realität, denn ich merke wie abhängig ich mit der Zeit schon von ihm geworden bin. Ich vermisse ihn jetzt schon und das, obwohl er noch bei mir ist. Allein der Gedanke, dass er gleich nicht mehr bei mir sein wird, ich ihn nicht mehr riechen kann, gibt mir das Gefühl, als würde etwas von mir fehlen.
Aiden schließt das Auto auf und wir steigen ein. Er startet den Motor und parkt aus der Parklücke aus.
"Also, jetzt geht’s zum Campus", seufze ich theatralisch und schaue aus dem Fenster. Hoffentlich merkt Aiden, dass ich noch nicht gehen will und bietet mir an, noch ganze viele Dinge mit ihm zu machen. Ich will einfach noch nicht von ihm weg.
"Raven", seufzt Aiden und legt seine Hand auf mein Bein.
Sofort sprühen wieder Funken.
"Ich würde auch am liebsten noch den ganzen Abend und am liebsten sogar die ganze Nacht mit dir verbringen, aber ich hab leider noch viel zu tun Zuhause." Er sieht mich entschuldigend von der Seite an.
Ich versuche nicht mal mehr, meine Enttäuschung zu verstecken und fange an zu schmollen. "Was musst du denn machen?"
"Morgen ist wieder Vorleseabend in der Kirche und bis dahin muss ich noch zwei Geschichten schreiben.”
Ich nicke verständnisvoll, bin aber immer noch traurig. "Okay, das verstehe ich", sage ich leise. "Aber nur, weil es für einen guten Zweck ist", scherze ich noch, um die Stimmung ein wenig zu lockern.
Aiden grinst jetzt und drückt kurz meinen Oberschenkel. "Natürlich."
Kapitel 24
Aiden hält wie immer auf dem Parkplatz vor unserem Campus. "Also", seufzt Aiden und lächelt mich leicht an. "Wir sehen uns morgen im Unterricht, okay?"
Ich schürze die Lippen und nicke. Ich kann und will mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass er jetzt geht.
"Hach, Raven", lacht er und umfasst mein Gesicht. "Du bist so süß." Er küsst mich und sofort verfliegt meine schlechte Laune.
Zwar nur für die paar Sekunden, in denen er mich küsst, aber immerhin.
"Bis morgen", versuche ich, mir ein Lächeln zu erzwingen, als er von mir ablässt.
"Bis morgen", lächelt Aiden und küsst mich nochmal kurz auf den Mund.
Er soll es nochmal tun. Und nochmal. Und danach nochmal.
Ich öffne die Tür und steige aus. Als ich Aiden beim Wegfahren zusehe, merke ich sofort diese Leere in mir. Jetzt bin ich wieder hier an diesem doofen Campus und muss warten, damit ich ihn bald wieder sehen kann. Seufzend gehe ich in mein Zimmer und hoffe, das Aby nicht zu Andy gefahren ist, denn ich will gerade wirklich nicht allein sein. Ich will jemanden bei mir haben, auch, wenn es nur Aby ist, die sich ständig über Kopf - und Magenschmerzen beschwert.
Der Tag heute war tatsächlich extrem anstrengend und mir wächst sofort wieder ein Kloß im Hals, wenn ich an das Gespräch mit Doktor McQueen denke. Tammy, die arme, liebe, kleine, süße Tammy wird Juli nicht mehr erleben, sagte er. Und dann muss sie gehen. Ich will mir nicht vorstellen, welche höllischen Schmerzen sie erleiden muss und welche noch auf sie zukommen.
Deswegen glaube ich nicht an irgendeinen beschissenen Gott. Wenn es Gott tatsächlich geben würde, wieso zur Hölle sollte er dann so etwas derartig Abscheuliches einem kleinen Mädchen antun?
Und Elizabeth... wieso sollte er Elizabeth ihre Schreibkunst nehmen? Das ist unfair. Das ist komplett unfair. Aber so ist es nun mal, das Leben ist unfair und niemand kann etwas dagegen machen.
Als ich in meinem Zimmer ankomme, muss ich zu meinem Pech feststellen, dass Aby schläft. Diese Pille verlangt ihr anscheinend ganz schön was ab. Ich hätte mich gefreut, mit ihr reden zu können. Ich hätte ihr gerne erzählt, was Aiden und ich in der Apotheke gemacht haben und ich wollte sie fragen, was sie mit Andy veranstaltet hat, dass sie die Pille danach brauchten.
Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen, als ich mich bettfertig gemacht habe. Meine Gedanken kreisen nur noch um Aiden und das tut mir auf gar keinen Fall gut. Kurzerhand schnappe ich mir "Als wir unendlich waren" und fange an, August beim Lieben zuzusehen. Das gestaltet sich aber auch nicht so einfach, denn Aiden nicht mit August zu vergleichen, ist strikt unmöglich. Sie sind sich so ähnlich, dass es fast schon unheimlich ist. All die Dinge, die August in diesem Buch sagt, könnten genauso auch von Aiden kommen. Zwar nicht die ganzen Liebesgeständnisse zu seiner Frau, aber der Rest. Identisch.
Um halb zehn gebe ich das Lesen schließlich auf und ich schalte meine Nachtischlampe aus. Ich merke, wie mir der Tag noch in den Knochen hängt und ich möchte einfach, dass er endet. Gerade bin ich unheimlich froh, dass ich heute Morgen schon den Aufsatz für meinen Kurs geschrieben habe, denn wenn ich ihn jetzt geschrieben hätte, wären das noch viel mehr als nur sechs Seiten geworden.
Die ganze Sache ist für mich einfach eine riesige Last, mit der ich noch nicht ganz umzugehen weiß. Ich habe sowieso das Gefühl, dass momentan in meinem Leben alles von meinem bisher eigentlich gut bewachsenen Baum fällt. Margret ist wieder da, Scar hat mich verlassen, Dad hat Geheimnisse vor mir und Tammy wird sterben.
Ich fühle mich wie der Protagonist eines schlechten Dramas und es scheint kein Ende zu nehmen.
-
"Rave."
Nein, ich will weiterschlafen.
"Rave, verdammt, wach auf!"
Etwas wird nach mir geschmissen.
Ich öffne ruckartig die Augen und richte mich auf. "Man, Aby was ist denn?", krächze ich genervt.
"Dein scheiß Handy klingelt, hörst du das nicht?", meckert sie.
Stöhnend greife ich nach meinem Handy auf meinem Nachtisch und sehe darauf.
Aiden ruft an.
Um halb zwei nachts?
Ich runzle die Stirn und drücke auf den grünen Hörer. "Aiden?"
"Raven", sagt er mit gebrochener Stimme.
O Gott, weint er?
"Kannst du kommen? Zu mir?"
Ich halte die Luft an und fasse mir an die Brust. Seine Stimme hört sich so schwach, traurig und gebrochen an, dass ich das Gefühl habe mein Herz spaltet sich gerade in zwei Teile.
Ohne über meine Antwort nachzudenken, antworte ich keuchend: "Klar." Ich stehe schnell auf und greife nach meiner Jeanshose, die über meinem Stuhl hängt. "Ich bin in fünfzehn Minuten da."
"Danke." Ich höre ihn leicht, ganz leicht lächeln.
Ich lege auf und schlüpfe schnell in die Jeans.
"Was wird das jetzt?", fragt Aby und schaltet ihre Nachttischlampe ein.
Hastig ziehe ich mir mein Schlafshirt aus und ziehe mir nur einen Hoody über. "Aby, ich brauche dein Auto."
Sie runzelt die Stirn und lacht auf. "Was?"
Ich