Die Collide-Lovestory. Celine Ziegler
verschwindet. Mein Puls ist auf hundertachtzig und ich habe gar nicht gemerkt, dass ich angefangen habe, zu schwitzen.
"Tut mir leid, dass ihr das sehen musstet", schnieft Sophia und steht auf.
Ich kann nicht leugnen, dass ich mittlerweile ein klein wenig Mitleid für sie empfinde, während ich zusehe, wie sie die Scherben mit dem kaputten Bild aufhebt. Seufzend knie ich mich neben sie und helfe ihr, die Scherben einzusammeln.
"Das musst du nicht tun", schnieft sie und steht auf.
Ich packe mir eine letzte große Scherbe und folge ihr in die Küche. "Ist schon in Ordnung." Ich versuche nicht ganz zu barsch zu klingen, denn davon hat sie gerade schon genug abbekommen. Und außerdem habe ich nicht das Recht schlecht mit ihr umzugehen, denn immerhin hat sie Leon betrogen und nicht mich. Dennoch ist ihr Niveau auf der Skala der netten Mädchen deutlich gesunken.
"Doch, ich hab deine Hilfe nicht verdient." Sie schmeißt die Scherben in den Mülleimer neben ihrem Herd und ich tue es ihr gleich.
"Da hast du Recht, die hast du wirklich nicht verdient."
Sophia nickt und wischt sich eine weitere Träne von der Wange. Sie geht wieder ins Wohnzimmer und hebt das Bild auf. "Es ist nur... Ich kann doch nichts dafür, wen ich liebe, oder?"
Ich lehne mich an den Tisch. "Du liebst ihn also?", frage ich.
"Bruce, ja", schluchzt sie und sieht auf das Bild. "Leon... nicht. Zumindest nicht mehr. Aber ich habe ihn wirklich geliebt."
"Wieso hast du dann nicht mit Leon Schluss gemacht? Das hätte uns und dir einigen Ärger erspart."
"Ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht. Leon hat sich ständig so um mich bemüht und hat alles getan, um mich glücklich zu machen ... Ich konnte ihm nicht das Herz brechen."
"Jetzt ist es wahrscheinlich noch mehr zerstört, als es gewesen wäre, hättest du ihm einfach die Wahrheit gesagt", sage ich.
Sie verzieht wieder ihr Gesicht und sofort fließen erneut Tränen ihre makellosen Wangen herunter. "Ich weiß", flüstert sie. "Er hasst mich jetzt. Ich bin jetzt für ihn gestorben."
Ich stoße mich von dem Tisch ab und gehe zur Tür. "Leon ist ein Schreiber, Sophia. Wenn ein Schreiberling sich in dich verliebt, stirbst du nicht", zitiere ich Elizabeth und lasse sie schluchzend in ihrer Wohnung zurück.
An Aidens Auto angekommen, finde ich auch schon einen weinenden Leon auf dem Rücksitz vor.
Aiden lehnt sich an das Auto und scheint auf mich zu warten oder er kann sich einfach Leons Geheule nicht mehr anhören. "Er nimmt es besser auf, als ich dachte", lacht er, als ich mich zu ihm stelle und Leon durch die Scheibe betrachte.
Ich hebe die Braue. "Besser? Was hast du denn erwartet?"
"Na ja, er hat mich nur zweimal Wichser genannt und war sofort still, als ich ihn ins Auto gesetzt habe."
Ich schmunzle und gehe um das Auto herum. "Wenn es sonst nichts ist."
Im Auto erwartet uns auch schon das laute Männer Gejaule von Leon. Er heult tatsächlich so laut, dass es sich von außen wie ein angeschossenes Wildschwein anhören muss. Während der Fahrt zu seiner Wohnung kommt ab und zu mal ein "Womit habe ich das verdient?" oder "So ein verdammtes Miststück", ansonsten heult er einfach weiter vor sich hin. Aiden und ich haben es schon aufgegeben auf ihn einzureden, denn es scheint zwecklos zu sein. Entweder er beleidigt uns oder er ignoriert uns. Dann bin ich doch eher für das zweite und schweige den Rest der Fahrt.
"Danke", schnieft Leon, als wir vor seinem Apartment parken und er aussteigt. Ohne eine Antwort von uns abzuwarten, schmeißt er einfach die Tür zu und stampft davon.
"Wenigstens hat er die Kraftausdrücke weggelassen", lacht Aiden und fährt wieder auf die Straße.
Seufzend lehne ich meinen Kopf an die Fensterscheibe. "Ich kann immer noch nicht glauben, was sich gerade abgespielt hat. Ich dachte, dass Leon die ganze Wohnung zerlegen würde."
"Das dachte ich auch. Hätte er wahrscheinlich auch gemacht, wenn ich ihn nicht rausgebracht hätte."
"Du Held", grinse ich. "Ich bin aber froh, dass die Sache endlich aus der Welt ist. Es hat mich echt belastet, ihm nicht die Wahrheit sagen zu dürfen."
"Das Gefühl habe ich bemerkt", lacht er. "Ich hatte kurz das Gefühl, du würdest Sophia um den Hals fallen."
"Das hatte ich auch kurz. Ich dachte ernsthaft, ich komme vom Glauben ab, als sie angefangen hat alles zu leugnen. Aber lass uns jetzt nicht mehr darüber reden."
"Okay. Was machen wir jetzt noch? Oder willst du zum Campus? Ich kann mir vorstellen, dass du dich mal umziehen möchtest."
Aiden hat Recht. Mit den Klamotten herumzulaufen, in denen man auch geschlafen hat, ist wirklich kein angenehmes Gefühl, aber ich will noch länger bei Aiden bleiben. Wenn er mich jetzt zum Campus fährt, wird er wahrscheinlich nach Hause gehen und ich werde den restlichen Tag allein verbringen.
"Du kannst dich ja bei dir umziehen und wir fahren wieder zu mir, wenn du möchtest", scheint Aiden meine Gedanken zu lesen. "Oder wir gehen etwas essen oder so. Ich habe unheimlichen Hunger."
Ich muss lächeln. "Ja, so machen wir das."
"Okay", lächelt Aiden und steuert die ZOS an.
"Wow, Rave, du lässt dich auch mal wieder blicken", sagt Aby, als ich ins Zimmer komme. "Und Aiden ist auch dabei. Welche Überraschung."
"Auch dir `Hallo` Aby", sagt Aiden.
Ich verdrehe die Augen und schließe die Tür hinter uns. "Wie geht’s deinen abgestorbenen Samenzellen?"
"Ach, halt die Klappe", lacht sie. "Ich hoffe, du hast mein Auto mitgebracht."
Ich klatsche mir mit der Hand an die Stirn und lasse mich auf mein Bett fallen.
"Oh Rave, das ist jetzt nicht dein Ernst. Ich brauche das! Ich will zu Andy."
"Sorry", sage ich kleinlaut und gehe zu meinem Schrank, während Aiden sich auf mein Bett setzt. "Spätestens morgen bekommst du es sicher."
"Wieso erst morgen? Aiden kann dich doch gleich mitnehmen und du fährst damit zurück." Sie scheint kurz zu überlegen und bildet dann ein O mit ihrem Mund. "Ich verstehe schon. Du hast nicht vor heute nochmal zurück zu kommen, huh?" Sie wackelt mit ihren Augenbrauen.
Ich werde knallrot. Muss sie das so vor Aiden sagen?
Aiden scheint die ganze Situation aber reichlich zu amüsieren, denn er grinst breit.
"Weiß ich noch nicht", sage ich kleinlaut und ziehe ein T-Shirt und eine Sweatshirtjacke aus dem Schrank.
"Alles klar", lacht Aby und wendet sich wieder zu ihrem Laptop. "Dann muss Andy mich abholen."
"Leon hat eben mit Sophia Schluss gemacht", lässt Aiden sie wissen.
Abys Reaktion fällt dennoch resignierter aus, als ich dachte. Ich hatte eher erwartet, dass sie kreischend vom Bett fällt und sich entsetzt die Haare rausreißt.
"Gott sei Dank. Ich mochte Sophia nicht", sagt sie aber nur und gluckst.
Ich hebe die Brauen. "Tatsächlich?"
"Ja, würde mich nicht wundern wenn sie ihm fremd gegangen ist."
Aiden und ich sehen uns baff an.
"Ist sie", sage ich.
"Wusste ich es doch. Sie ist dafür bekannt, ihre Freunde zu betrügen. Sie hat schon einigen Typen das Herz gebrochen, jetzt war es eben unser Leon."
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