Vermächtnis der Toten. Emma Richi

Vermächtnis der Toten - Emma Richi


Скачать книгу
gar nicht mehr auf?! So langsam war mir schlecht und am liebsten würde ich mich genau jetzt übergeben. Ich konnte sie jetzt besser hören, Mrs. Green und Mrs. Trimbee konnte ich erhören, aber da war noch jemand. Ein sehr aufgeregter Jemand. Ich konnte langsam besser sehen und erkannte Jenniffer Monroe. Scheiße, was war denn mit denen los?! Ich konnte sie klar erkennen und versuchte mich aufzusetzen. Mir war so schlecht, dass ich wirklich alles auskotzen würde und zwar jeden Moment. Ich raffte mich auf und schaffte es bis zum Bad. Ich kotzte mich aus über der Kloschüssel. Ich hörte die anderen immer noch reden, doch Susann war bei mir. Sie hielt mir die Haare und streichelte mir über den Rücken, es war beruhigend. Als es zu Ende war, spülte ich. Dann spülte ich meinen Mund aus. Immer noch fühlte ich mich nicht ganz da. Susann stütze mich bis zu meinem Bett. Atmen, einfach ruhig atmen.

      Meine Sinne kamen ganz langsam zurück und dann hörte ich Jenny Mrs. Trimbee anschreien. “Aufhören“, sagte ich leise, doch sie hörten mich nicht. Also schrie ich es laut heraus: “Aufhören!!“ Ich fühlte mich überfahren. “Sie können ihr doch nicht einfach Schlafmittel geben, was war da genau drin?“ “Das war harmloses Schlafmittel, nicht einmal ein starkes. Schlaf ist wichtig wenn man so starke Kopfschmerzen hat.“ “Mrs. Monroe, gehen sie bitte. Mir geht es gut.“ Jenny ging nur wiederwillig. Beth Trimbee war nicht gewillt zu gehen, doch ich wollte dass sie mich alle in Ruhe ließen. “Gehen sie, es ist nicht ihre Schuld. Ich wusste es.“ Die Blicke der beiden Frauen waren hochbesorgt. “Ist schon gut, ich brauch keine Hilfe. Mir geht es gut. Ich wäre nur gern allein.“ Beth ging, doch Susann setzte sich zu mir: “Warum hast du das gemacht?“ “Ich wollte einfach eine Weile schlafen ohne aufzuwachen und das Gefühl zu haben am falschen Ort zu sein. Ich mach mir Sorgen und dann ist das noch die Sache mit Riley und meiner Mutter und dem ganzen anderen Zeug“, ich klang matt, aber statt das sie mir einen Vortrag hält, zog sie mich an sich.

      Mein Kopf lag in ihrem Schoß und ich fühlte mich geborgen. Mir liefen Tränen die Wange runter. Alles spielte sich wie ein Film vor meinem Auge ab. Einfach alles. Ich weinte einfach, ohne Angst zu haben zu verletzlich zu wirken. Die ganze Zeit über strich sie mir über den Kopf und sagte einfach gar nichts. Nicht einmal vor Ketherina hatte ich je geweint. Dieser Ort, diese Frau, sie hatten mich innerhalb so kurzer Zeit verändert. Was würde da bloß noch alles kommen? Was würde bis dahin passieren? Wie viele Menschen würden sterben, die ich lieb gewann? Ich beruhigte mich und ließ einfach alle Gedanken los.

      Die Tür flog auf und ich drehte mich zum Fenster, damit sie mich nicht sehen konnten. Ich konnte Riley leise mit Susann flüstern hören und dann strich sie mir über den Arm. “Tu sowas nie wieder, hast du verstanden? Ich bin deine Schwester und ich wird nicht gern verlassen, hörst du?“ Ich nickte nur, dann liefen plötzlich noch mehr Tränen, wie ein Fluss. Ein Fluss der nicht mehr stoppte. Riley küsste mich auf die Wange und dann flüsterte sie: “Ich hab dich lieb, egal wie lange wir uns kennen. Schwestern halten zusammen und ich hab nichts anderes vor.“ Sie küsste meinen Hinterkopf noch einmal und dann hörte ich Taylor sagen: “Tu das noch einmal und ich bring dich eigenhändig um, versprochen… und die Jungs drehen durch, dürfen sie einen Moment reinkommen?“ Es war als hätte mein Körper einen ganzen Moment aufgehört zu funktionieren. “Taylor, macht es dir etwas aus, heute in einem anderen Zimmer zu schlafen? Und sag den Jungs hier ist alles gut“, sie klang so mütterlich. Taylor antwortete: “Es macht mir nicht aus, ich schlaf bei Riley wenn du mich brauchst. Ich werde Mr. Green sagen, dass er herkommen soll.“ Nachdem Taylor gegangen war, dauerte es bis die Tür schon wieder aufging. Mr. Green kam herein. Er küsste seiner Frau auf die Stirn und strich mir über den Arm. Er setzte sich auch dazu und strich mir über den Rücken. Es war so ein Gefühl, dass ich hier bleiben wollte.

      Es dauerte bis keine Tränen mehr flossen, aber sie hatten beide gewartet. Susann fragte leise: “Sag bitte warum du die Tablette genommen hast, obwohl du wusstest, das sie dich so dermaßen ausknockt.“ Es kostete Überwindung, sehr viel Überwindung. “Ihr habt mich auf mein erstes zu Hause angesprochen. Ich kann mich an vieles erinnern. Aber das möchte ich gar nicht. Sie sind Monster und ich bin mir sicher, dass hatte meine Mutter gar nicht gewollt, aber jedes Mal wenn ich die Augen auf mache, dann hab ich das Gefühl, selber eines zu sein. Ich hab gelernt damit umzugehen, deswegen hab ich so viel Kampferfahrung. Bei jeder Gelegenheit hab ich mich geprügelt, jemanden einfach nur von mir ferngehalten, weil ich es konnte, weil meine Angst meine Beherrschung überwunden hatte. Hier tun alle so, als wäre ich ganz toll, etwas Besonderes, aber am Ende bin ich doch nur ein Monster.“ Nathan strich mir über den Rücken und Susann mir über die Wange. “Man ist nicht immer so, wie die Menschen, die einen großziehen. Du bist ein tolles Mädchen geworden, zumindest habe ich seit du hier bist ein Mädchen gesehen, das nicht aufgibt oder klein bei gibt. Es muss Gründe geben, warum jeder der dich sieht, den Atem anhält, nur weil er hofft, dieselbe zu atmen wie du. Und ich muss sagen, wenn das mit den Jungs so weiter geht, dann müssen wir extra Schutzpersonal für dich beantragen“, seine Daddy stimme beruhigte mich noch viel mehr und ich musste sogar lachen.

      Susann sah mich immer noch besorgt an und fragte: “Macht es dir etwas aus, wenn wir hier bleiben?“ “Nein, ich versteh das“, gab ich zu, doch sie sagte nur: “Das haben wir früher bei Oscar gemacht, wenn es ihm nicht gut ging.“ Ich nickte nur und legte mich wieder hin. Susann und Nathan nahmen mich in die Mitte und schliefen bei mir. Ich war nicht allein, wie sie gesagt hatte. Und es war ein leichteres einzuschlafen, obwohl mein Kopf dröhnte. Unbeschwertheit ergriff mein Herz.

      Kapitel 10.

      Es war noch halb dunkel als ich aufwachte. Es war echt eng im Bett, immerhin lagen wir hier zu dritt. Ich wurschtelte mich da irgendwie raus ohne die beiden zu wecken. Ein wahres Meisterwerk. Es dauerte nicht lange und die beiden lagen zusammen gekuschelt in meinem Bett. Ich hingegen ging zur Küche. Da ich nichts zum Abendbrot hatte, hatte ich jetzt umso mehr Appetit. Vielleicht würde mich Bird dafür anschreien, aber ich würde mir jetzt etwas zu Essen raus suchen. Statt Gemüse oder irgendwas „Vernünftiges“, entschied ich mich für Eis. Walnusseis mit Himbeeren und Honig. Schon auf dem Weg zurück zum Zimmer musste ich feststellen, die absolut richtige Wahl getroffen zu haben. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, vielleicht doch woanders hinzugehen, aber sonst starten die noch einen Amber-Alert. Ich setzte mich an den Tisch und arbeitete an meinem Laptop. Zuerst beschäftigte ich mich mit der Momentanen Wirtschaftslage und solchen Sachen. Politikzeugs eben. Irgendwann fiel mir der Siegelring wieder ein und ich kramte ich hervor. Es war ein Cyanstein als Grund eingesetzt in den silbernen Ring und darauf war wieder dieses Zeichen. Ein Fünfeck, daran fünf Dreiecke und darum ein Kreis. Innen drin war ein C für Cyankreis. Es war eine Verbindung in einer Verbindung, nur wusste ich so gut wie nichts über die Verbindung, abgesehen von dem, was Anton mir erzählt hatte. Ich konnte das doch nicht einfach googlen. Das war so gar keine Möglichkeit, aber ich könnte später Volkov und Monroe auspressen, denn ich war die Anführerin. Anführerin einer Verbindung, von der ich nichts wusste. Das muss ich dringend ändern. Aber wie kann ich diejenigen erreichen?

      Eine blendende Idee, eine neue App. Ich begann zu programmieren und machte dann weiter, normalerweise dauert die Entwicklung einer App länger, doch wenn ich die nächsten Stunden wirklich konzentriert daran arbeiten würde, dann hätte ich sie zu Dienstag vielleicht schon fertig. Als App-Symbol nahm ich das Zeichen von meinem Ring auf Cyanblauem Grund. Mit den schwersten Sachen war ich schon zwei Stunden später fertig. Mein Eis hatte ich noch nicht ganz geleert, aber ich konnte es jetzt noch viel mehr genießen. Die Sonne war am Aufgehen und jemand klopfte leise an der Tür. Das niemand reinkam machte ich sie auf. Da stand Oscar mit einem ganzen Berg Klamotten auf dem Arm. Er half mir beim Einräumen und fragte dann: “Kommst du klar?“ Ich nickte nur. “Dann schätze ich, kommst du heute mit zur Messe?“ Na super, das hatte ich total vergessen. “Keine Ahnung, was sollte ich denn dazu anziehen?“ Sein Lächeln machte mir Angst. Er kramte in meinem Schrank und zog eine Hose und eine schöne Bluse hervor: “Ich würde das anziehen, darin siehst du echt schön aus.“ Ich nickte nur. Er stand auf und ging zum Tisch, wo er das Eis sah: “Eis zum Frühstück?“ Ich musste lachen, es hatte lange niemand mehr an meiner Essgewohnheit rumgemäkelt. “Ich hatte Lust drauf, außerdem ist es lecker. Walnuss mit Himbeeren und Honig. Leider schon leer, sonst hättet du probieren können“, er grinste mich an und klappte meinen


Скачать книгу