Lives Collide. Celine Ziegler
gehe von links nach rechts. "Ich will mir gar nicht vorstellen, wieviel ich schon verpasst habe!"
Aiden legt sich das Kissen über den Kopf und stöhnt genervt. "Anstatt hier herumzubrüllen, kannst du auch einfach wieder schlafen", höre ich seine Stimme durch das Kissen.
Mittlerweile bin ich schon so geladen, dass ich aufstampfe. "Arsch", fluche ich leise und stampfe aufgeregt aus dem Zimmer.
Zwei Wochen! Zwei Wochen war ich jetzt schon nicht mehr in den Kursen und jetzt stellt Aiden auch noch einfach den Wecker aus. Ich bin doch nach London gekommen um zu studieren und nicht um Ferien zu machen. Wieso will er das einfach nicht verstehen? Ich habe noch kein Geld mit dem Schreiben verdient, so wie er. Anscheinend ist er ja schon gut genug mit dem was er tut, aber ich nicht.
Mit mittlerweile schon starken Kopfschmerzen gehe ich in die Küche und schalte die Kaffeemaschine ein.
Hoffentlich ist die Kaffeemaschine laut genug, damit Aiden nicht wieder einschlafen kann.
Ich kann nicht fassen, dass ich heute wieder nicht zu den Kursen gehe. Ich kann nicht mal einfach hingehen, denn Aidens Auto kann ich nicht nehmen und zu Fuß wäre es viel zu weit. Genervt öffne ich das Regal mit den Tassen und hole eine heraus.
Da fliegt mir etwas entgegen.
Ich schaue auf das zusammengefaltete Papier, was mir vor die Füße geflattert ist und hebe es mit gerunzelter Stirn auf. Es sieht aus wie ein Brief. Kurz überlege ich, ob ich ihn lesen soll, denn letztens lag er noch nicht hier im Regal, doch ich bekomme sofort ein schlechtes Gewissen. Das ist Aidens Privatsphäre, darin habe ich nichts zu suchen.
Aber gehöre ich nicht auch zu Aidens Privatsphäre?
Kurzerhand falte ich das Papier auseinander und ignoriere meine innere Stimme, die mir sagt, dass das falsch ist.
Sehr geehrter Mister Bender,
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"Raven?"
Erschrocken drehe ich mich um und blicke sofort in Aidens grüne Augen.
Mir fällt das Papier vor Schreck aus der Hand und es landet genau zwischen Aiden und mir.
"H-Aiden, ich", sage ich unsicher, weil ich seinen Blick nicht ganz einschätzen kann. "Der Brief ist mir - Er - er ist mir entgegen geflogen."
Er sieht auf das Papier auf dem Boden und geht darauf zu. "Entgegen geflogen, huh?", sagt er mit bissigem Unterton und hebt es auf.
Aiden ist definitiv sauer.
Ich sehe schuldbewusst auf den Boden und knippe an meinen Fingernägeln. "Es tut mir leid", sage ich leise. Hätte ich doch nur auf meine innere Stimme gehört.
"Was tut dir leid? Dass du in meinen Sachen rumschnüffelst?" fragt er, lehnt sich mit verschränkten Armen gegen die Kücheninsel und betrachtet mich verärgert.
"Ich hab nicht geschnüffelt", sage ich kleinlaut. "Es - es ist aus dem Regal geflogen, als ich eine Tasse rausholen wollte... Und da -“
"Da dachtest du, dass du einfach meine Briefe lesen darfst, wenn sie dir schon vor die Füße fliegen?"
"Ich -“
"Kannst du mir mal sagen, was ich davon jetzt halten soll?"
"Kannst du mich mal ausreden lassen?" feixe ich ihn an und verschränke ebenfalls die Arme. Weg ist das schlechte Gewissen.
Aiden sieht mich jetzt noch böser an, will etwas sagen, doch diesmal unterbreche ich ihn.
"Außerdem: Du brauchst dich eigentlich gar nicht so aufzuspielen, immerhin gibt es anscheinend gleich mehrere Sachen, die du mir verheimlichst!" Ich gehe auf ihn zu und reiße ihm das Papier aus der Hand. "Hier steht, dass du ein Jahr nach Amerika gehen kannst, wann wolltest du mir das denn sagen?"
Er stützt sich geladen von der Kücheninsel ab. "Das -“
"Und was ist das?", schreie ich und zeige auf eine Zeile. "DU HAST ´ALS WIR UNENDLICH WAREN´ GESCHRIEBEN? Wann wolltest du mir das sagen?! Bist du vielleicht noch der Prinz von England oder so? Sag es am besten sofort bevor ich es von der Queen höchstpersönlich erfahre, wenn sie mal zu einem Brunch vorbei kommt!"
"Verdammt, Raven!", schreit Aiden, wirft die Arme in die Luft und geht aufgebracht um die Kücheninsel herum. Er steht jetzt auf der anderen Seite. "Darum geht es doch gerade gar nicht!"
"Doch Aiden, genau darum geht es!" Ich knalle den Brief auf die Insel, die eine Barriere zwischen uns bildet. "Meinst du nicht, dass ich das Recht habe, zu erfahren, wenn mein Freund das Buch geschrieben hat, das ich vergöttere! Kein Wunder, dass du mich ständig an ihn erinnert hast! Wahrscheinlich hast du dich, seit ich dir das von August erzählt habe, ständig wie er verhalten, damit ich mich in dich verliebe! Du wusstest, wieviel mir das Buch bedeutet! Ich kann es kaum glauben!"
"Was für ein Bullshit! Ich war ständig so, wie ich wirklich bin!" Er lässt einen genervten Schrei raus. "Deswegen wollte ich nicht, dass du es weißt, verdammt! Ich wusste, dass du so ausrasten würdest!"
Ich schnaube verächtlich. "Es wäre nur halb so schlimm, wenn du es mir einfach gesagt hättest! Und wann hattest du vor, mir das mit Amerika zu erzählen? Der Brief ist vom 27. Mai, das ist über zwei Wochen her, Aiden! Hast du vielleicht in der ganzen Zeit schon beschlossen, dass du ein Jahr nach Amerika gehst?"
Er schweigt und starrt wütend auf die Kücheninsel.
"Hast du?", brülle ich.
"Ja", sagt er ruhig, sieht aber immer noch auf die Insel.
"Ja, was?"
"Ja, ich werde nach Amerika gehen, aber -“
"Du gehst?", schreie ich jetzt wieder aufgebracht und gleichzeitig am Boden zerstört.
"Lass mich ausreden, man!", schreit er wieder und sieht mich an. "Ja, ich gehe nach New York, aber erst mal nur für ein Gespräch! Wenn du nicht so zicken würdest, dann hättest du dir das Geschrei sparen können!"
"Du schreist doch selbst!"
Er rollt die Augen und geht aus der Küche.
"Wo gehst du hin?", rufe ich ihm sauer hinterher.
"Wieder ins Bett!", höre ich seine Stimme von der Treppe. "Anscheinend hast du deine PMS oder so und so rede ich ganz bestimmt kein Wort mit dir!"
Wütend schnaube ich und schenke mir endlich Kaffee in meine Tasse ein. Es stimmt zwar, dass ich meine Tage bekommen habe, aber das hat damit ganz bestimmt nichts zu tun! Ganz bestimmt nicht!
Ich habe jedes Recht auf ihn sauer zu sein, immerhin verschweigt er mir solche wichtigen Sachen. Die Tatsache, dass er tatsächlich ´Als wir unendlich waren´ geschrieben hat, will immer noch nicht in meinen Kopf und die Tatsache, dass er tatsächlich ein Jahr nach Amerika gehen könnte, weil er dort sein Buch noch besser vermarkten kann, noch weniger.
Eigentlich bin ich doch