Demokratie macht Spaß!. Winfried Brinkmeier
Folgebücher über dieses Blatt wird er von den Gazetten des Axel-Springer-Verlages gnadenlos verfolgt. Dies gipfelte in der verleumderischen Behauptung, Wallraff sei inoffizieller Mitarbeiter der Stasi (Staatssicherheit der damaligen DDR – der Verfolgungsapparat des damaligen Systems der DDR) gewesen. Dies wurde auf Betreiben von Wallraff mehrfach gerichtlich widerlegt, zuletzt vom Bundesgerichtshof und vom Bundesverfassungsgericht. Nachgelesen werden kann dies und noch mehr bei Wikipedia unter dem Stichwort „Günter Wallraff“.
So viel zu Günter Wallraff als Person der Zeitgeschichte. Er hat sich mit seinen Reportagen über schlechte Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Deutschland ebenso große Verdienste erworben wie für die Durchsetzung der Pressefreiheit. Stets hat der sich für die Unterdrückten und politisch Verfolgten in unserer Gesellschaft eingesetzt. Durch seine Recherchen hat er viel für die Verbesserung insbesondere der beruflichen Lebensumstände der kleinen Leute getan. Deswegen sollte sein positives Werk geschildert werden. Die Diskussion mit ihm und den anderen Gästen der Jauch-Sendung über Aldi war gut und engagiert. Der ehemalige Manager Andres Straub, ein junger Mann, kritisierte insbesondere die Kontrollzwänge bei Aldi. Er wurde unterstützt von Günter Wallraff. Bei dieser Diskussion über Aldi tauchte aber die Frage auf, ob hier nicht stark übertrieben wurde und Günter Wallraff mittlerweile gängigen Eventjournalismus betreibt, mit dem Dinge aufgeblasen werden. Und ob er nicht langsam Opfer seines eigenen Enthüllungsjournalismus‘ geworden ist und auch dort enthüllen will, wo nicht viel zu enthüllen ist. Flugs hat Wallraff nämlich mit Straub zusammen ein Buch über Aldi geschrieben, in dem er die Firma anprangert. Dies Buch soll natürlich verkauft werden. Da kam die Einladung zur Sendung bei Günter Jauch gerade recht. Wenn Günter Wallraff in der Sendung allerdings generell die Kunden von Aldi als geizig diskreditierte, ging er zu weit. Wir brauchen keinen Herrn Wallraff, der negative Werturteile über unser Einkaufsverhalten fällt.
Diese Sendung war interessant und sehr informativ. Die geäußerten Kritikpunkte, insbesondere hinsichtlich Kontrollen und Abmahnungen, treffen auch auf andere Discounter bzw. auf viele Geschäfte in der Lebensmittelbranche zu. Die Zeiten der Gemütlichkeit sind vorbei. Ungemütlich ist es in der Arbeitswelt geworden. Überall wird kontrolliert und Druck ausgeübt, in vielen Berufen, bei vielen Arbeitgebern. Das ist so in den heutigen Zeiten, in denen leider immer mehr nur das Geld regiert.
Es bleibt festzuhalten, dass Abmahnungen bei Aldi gezielt eingesetzt werden, um die MitarbeiterInnen zu verunsichern wegen möglicher Kündigungen. Damit wird versucht, die MitarbeiterInnen permanent in Angst zu halten. Schmunzeln konnte man über die Reaktion von Jauch und der Spiegel-Redakteurin. Sie waren sehr erstaunt darüber, dass solch ein Konzern wie Aldi keine Pressearbeit macht und sich da sehr zurückhaltend verhält.
Beiläufig sei bemerkt, dass Günther Jauch in seiner Kompetenz gelitten hat. Seitdem er die unverhältnismäßigen Angriffe gegen den damaligen Bundespräsidenten Wulff von Anfang an öffentlich unterstützt hat, ist er kritisch zu sehen. Er überschreitet damit seine Kompetenzen als Journalist und stellt seine journalistische Unabhängigkeit in Frage. Es ist das alte Spiel von Macht und Machtmissbrauch. Während der Diskussion las Jauch eine Mail eines Zuschauers vor, der Wallraff wegen dessen angeblicher IM-Tätigkeit (Tätigkeit als informeller Mitarbeiter der damaligen Staatssicherheit in der DDR) angegriffen hatte. Auch das war ungehörig und hätte von Jauch unterbleiben sollen. Denn jeder halbwegs interessierte Mensch in diesem Lande weiß von den Schmutzkampagnen des Springer-Konzernes gegen Günter Wallraff und dass die ihn in regelmäßigen Abständen wegen seiner Aufdeckungen bei der Bild-Zeitung verfolgen. Es wurde längst gerichtlich festgestellt, dass Wallraff kein IM-Mitarbeiter der Stasi war. Deswegen hätte Jauch auf das Vorlesen dieser Mail verzichten sollen. Dass er dies nicht getan hat, ist schlechter Journalismus, der ihm vorzuwerfen ist. Dies hätte er nicht nötig und dies ramponiert seinen Ruf. Er macht sich immer mehr zum Büttel der niveaulosen Bild-Zeitung. Aus welchen Gründen auch immer.
100 Jahre Axel Springer (03. Mai 2012)
Der Verleger Axel Springer wäre in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden. Der Springer Verlag feiert dies schon seit Wochen; die Medien berichten ausführlich darüber. Axel Springer war nach dem Kriege einer der ersten deutschen Verleger, die wieder drucken durften. Eines seiner ersten Erzeugnisse war die Fernsehzeitung „Hör zu“, die zu Beginn der Bundesrepublik die deutsche Fernsehzeitschrift schlechthin war. Später kam die Bild-Zeitung hinzu. Sie war von Anfang an ein niveauloses Boulevardblatt und ist dies bis heute geblieben. Wir Jugendliche haben gerade dieses Blatt damals wegen ihrer ultrakonservativen und oftmals verletzenden Artikel aus voller Überzeugung abgelehnt. Dieses Boulevardblatt hatte die Studentenbewegung der 1968er Jahre mit großer Wut verfolgt, wo es nur konnte. Was da an Häme, Gemeinheiten und Hässlichkeiten über die deutsche Studentenbewegung ausgeschüttet wurde, spottete jeder Beschreibung. Dies alles wurde gedeckt von dem Verleger Axel Springer. Junge Menschen forderten: „Enteignet Springer!“. Axel Springer hatte mit der BILD-Zeitung viel Geld verdient. Seine Tageszeitung „Die Welt“ war ein konservatives Blatt mit eher intellektuellem Niveau, das überwiegend von gutbürgerlichen Kreisen gelesen wurde.
Positiv zu erwähnen ist sein Engagement für Israel gewesen. Hier hat er Hervorragendes geleistet. Auch hat er stets die Wiedervereinigung Deutschlands vertreten und gefordert zu Zeiten, als dies nicht Mode war. Dies war patriotisch und vorausschauend.
Die Geschicke des Verlages führt jetzt seine Witwe Frieda Springer weiter.
Die Wahlen in Schleswig-Holstein (07. Mai 2012)
Der 6. Mai 2012 war ein politisch sehr interessanter Tag. In Schleswig-Holstein wurde ein neuer Landtag gewählt. Ebenfalls wurde ein neuer französischer Präsident gewählt, und in Griechenland war ebenfalls Parlamentswahl.
Bei der Wahl in Schleswig-Holstein verlor Schwarz-Gelb die Mehrheit. Allerdings gewann Rot-Grün nur so knapp, dass sie eine Koalition mit dem SWB angekündigt haben. Die CDU erhielt mit 30,8 % der abgegebenen Stimmen ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950. Sie lag dennoch ganz knapp vor der SPD; die bekam 30,4 % der Stimmen. Die FDP kam auf 8,2 %. Dies ist ein persönlicher Erfolg ihres Spitzenkandidaten in Schleswig–Holstein Kubicki. Er hat auf Abgrenzung zur Bundes-FDP gesetzt und deswegen dieses gute Ergebnis erzielt. Die Grünen kamen auf ein gutes Ergebnis von 13,2 %. Die Piraten kamen auf 8,2 %. Die Linken schafften die 5 % - Hürde nicht und flogen aus dem Parlament. Der Spitzenkandidat der SPD Albig sagte, wenn es eben ginge, würde er eine Koalition mit den Grünen und dem SWB durchführen. Auch der SWB, der als dänische Minderheit nicht an die 5 %-Klausel gebunden ist, hatte dies vorher schon angekündigt. Die Grünen haben mitgeteilt, sie wollten nicht als Mehrheitsbeschaffer für eine abgewählte Regierung herhalten und deswegen bereits eine Koalition mit CDU und FDP abgelehnt. Es wird interessant in Schleswig-Holstein. Die SPD hat mit ihrem Spitzenkandidaten Albig einen sehr guten Mann. Der hat früher einmal unter dem Minister Steinbrück gearbeitet und eine gute Schule durchgemacht.
Wahl von Francois Hollande zum neuen französischen Präsidenten und Wahl in Griechenland (7. Mai 2012)
Auch in Frankreich wurde gewählt, und zwar der neue französische Präsident. Bei der Wahl siegte der Sozialist Francois Hollande. Er löste seinen Vorgänger Nicolas Sarkozy ab mit 51,62 % der abgegebenen Stimmen. Sarkozy bekam 48,38 % der Wählerstimmen. Die Sozialisten nicht nur in Frankreich jubeln. Nach Francois Mitterand stellen sie jetzt mit Francois Hollande den zweiten sozialistischen Präsidenten Frankreichs. Bundeskanzlerin Merkel hatte sich für Sarkozy eingesetzt.
Hollande wird sich vermutlich erst einmal gegen den strikten und nach seiner Meinung unvernünftigen Sparkurs von Frau Merkel wenden. Aber sowohl Hollande als auch Frau Merkel sind Politprofis, die aufeinander zugehen und gangbare politische Wege finden werden. Auch weil die deutsch-französische Freundschaft gefestigt ist. Es ist gut, dass mit der Wahl von Hollande der rigide Sparkurs der EU auf den Prüfstand kommt. Auch in dieser Hinsicht wird die Zukunft interessant.
In Griechenland sind bei der dortigen Parlamentswahl die radikalen Kräfte gestärkt und radikale Parteien ins Parlament gewählt worden. Was kein Wunder ist bei dem rigiden Sparkurs der