Der Wüstensklave. J. D. Möckli

Der Wüstensklave - J. D. Möckli


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Vorschein, den sein Großvater einst eigenhändig dort eingebaut hat.

      Mithilfe eines kleinen Schlüssels, den er aus einem Geheimfach herausnimmt, öffnet er die stabile Tür. Dahinter kommen mehrere rote Stoffsäckchen zum Vorschein und ein in schwarzes Leder gebundenes Buch. Das Buch nimmt er heraus, bevor er den roten Beutel zu den anderen legt, und trägt die heutigen Einnahmen ein, die er sich den ganzen Tag über auf einer kleinen Schiefertafel mit Kreide notiert hat.

      Zufrieden, dass sie für einen Mittwoch wirklich einen guten Gewinn machen konnten, legt er das Buch zurück in den Safe. Diesen verschließt er gleich wieder und platziert sorgfältig das Bild davor.

      »So, dann werde ich mal in den Stall gehen und die Boxen ausmisten. Wir wollen ja nicht, dass Blacky und Rocky in ihrem eigenen Dreck schlafen müssen.«

      Ren, der in der Zwischenzeit die Stoffballen durchgesehen hat, dreht sich um. »Ist gut. Ich werde in der Zwischenzeit unser Abendessen kochen.«

      Müde lächelt Kai den alten Mann an. »Das ist eine gute Idee. Ich bin am Verhungern.«

      Im Vorbeigehen drückt er kurz Rens Schulter und verlässt dann den Laden, um durch den Flur zur Hintertür zu kommen, die in den kleinen Hinterhof führt. In diesem befinden sich neben der Waschküche auch ein Unterstand für die Transportkutsche und natürlich ist hier auch der Stall für die Pferde zu finden, sowie ein großer Lagerraum und eine kleine Sattelkammer.

      Wenn er sich beeilt, hat er die Boxen fertig ausgemistet, bis der Mistsammler bei ihnen vorbeikommt. Wenn er es nicht schafft, muss er den Mist bis morgen früh abdecken, um ihn dann deutlich teurer wegschaffen zu lassen.

      Zügig, aber dennoch konzentriert, schwingt Kai die Mistgabel. Die beiden dunkelbraunen Wallache kennen das Prozedere schon, sodass sie ganz ruhig stehenbleiben, während ihr Besitzer um sie herum das verbrauchte Stroh gegen neues austauscht.

      Kai kann schon die knarrenden Räder des Mistwagens hören, als er die letzte Ladung in den kleinen Karren wirft. Eilig, aber trotzdem vorsichtig, schiebt er diesen zu dem Tor, das vom Hof aus auf die Straße führt. Mehr als einmal musste er früher den ganzen Dreck zusammenräumen, weil ihm der Wagen vor lauter Eile umgekippt war.

      »Ah, Kai Mutsuo. Wie immer auf den letzten Drücker«, wird er von dem alten Monok begrüßt, der heute zusammen mit seinem Sohn Noah durch die Straßen fährt und den Mist einsammelt.

      »Du weißt doch, ich bin immer schwer beschäftigt. Wieder einen Kupferling für die Fuhre?«

      Zur Begrüßung hebt Kai lediglich den Arm, denn niemand gibt dem Mistsammler die Hand. Schließlich weiß man ja nie, was der Gute zuvor schon alles angefasst hat.

      »Natürlich, natürlich. Einen Kupferling, wie immer.« Mit einem zahnlosen Grinsen hält er die Hand auf, sodass sein Kunde die Münze nur hineinfallen lassen muss.

      In der Zwischenzeit beginnt Noah schon damit, den Mist auf das Pferdefuhrwerk zu verladen.

      »Wenn du so beschäftigt bist, dann kauf dir doch einen Sklaven für die niederen Arbeiten und deinen Spaß. Ich würde das sofort tun, wenn ich das Geld dazu hätte.« Vielsagend grinst der alte Mann Kai an. – Auch wenn es verpönt ist, wenn sich zwei Männer zusammentun, so ist es doch von der Gesellschaft im Gegenzug akzeptiert, wenn man sich mit seinem Sklaven vergnügt.

      »Ach Monok, was soll ich mit einem Sklaven? Die einfachen Arbeiten sind schnell erledigt und dann sitzt der nur faul herum. Da mach ich das bisschen lieber alleine.«

      »Wie du meinst«, winkt der alte Mann ab und sieht zu seinem Sohn, der mittlerweile fertig ist. »Jetzt haben wir so lange geredet, dass mein armer Junge alles selbst machen musste.«

      Den gemurmelten Kommentar von Noah, dass das ja immer so ist, ignorierend, geht der Alte zu dem wohl ebenso alten Pferd. »Bis morgen Abend«, winkt er Kai noch kurz zu, ehe er den Zügel packt und das Tier zur nächsten Station führt.

      »Bis Morgen, Kai«, verabschiedet sich auch Noah mit einem Grinsen. Da sie mit ihren fünfundzwanzig Jahren gleich alt sind und Kai einer der wenigen ist, der die Mistsammler freundlich behandelt, verstehen sie sich relativ gut. Schon öfters hat Kai von der Freundlichkeit der beiden profitiert, wenn er zu spät dran war und sie dann ein paar Minuten vor seinem Tor warten mussten.

      Er bringt den Karren zurück in den Hof und geht die drei Stufen zur Hintertür hoch. Direkt hinter der Tür hat er auf einer kleinen Kommode einen Krug mit Wasser und eine Schüssel mit Seife platziert, so kann er sich hier gleich die Hände waschen, um den Dreck, der nach dem Ausmisten immer an seinen Händen klebt, nicht im Haus zu verteilen.

      Da es aus der Küche schon verführerisch duftet, geht Kai gleich zu seinem Großvater, der an dem alten Herd steht. Auf dem köchelt eine dicke Suppe vor sich hin.

      »Das riecht lecker.« Mit knurrendem Magen beginnt Kai den Tisch zu decken und ihnen ein paar Scheiben Brot abzuschneiden.

      »Na dann hoffe ich doch, dass sie auch so gut schmeckt. Wir müssen übrigens wieder unsere Vorräte aufstocken.« Ren stellt zufrieden den Topf auf den Tisch und verteilt den Inhalt auf die beiden Teller.«

      »Erledigst du das, Großvater?« Fragend sieht Kai den alten Mann an.

      »Das mache ich doch immer«, zwinkert Ren seinem Enkel zu. »Dann geh ich morgen gleich auf den Markt. Wenn du die Pferde nicht brauchst, nehme ich Blacky mit. Dann muss ich die Einkäufe nicht selbst tragen.«

      »Nimm ruhig deinen Blacky mit.« Grinsend sieht er seinen Großvater an.

      Es ist ein offenes Geheimnis zwischen ihnen beiden und vermutlich auch in der ganzen Stadt, dass der große Wallach und sein Opa eine spezielle Beziehung zueinander haben. Wo der alte Mann hingeht, geht auch Blacky hin und das ohne Zaum und Zügel.

      »Nimmst du dir das Geld selbst aus dem Safe? Nimm aber den Beutel mit dem gelben Band.«

      »Verstanden, Boss. Und ich benutze auch brav die Tür auf der anderen Seite. Dann muss ich dich im Laden nicht stören.«

      Grinsend sehen sich die beiden an. Seit Kai das Geschäft von seinem Großvater übernommen hat, benutzt er einen einfachen Farbcode: Die gelben Bänder bedeuten Haushaltsgeld, schwarze Bänder kennzeichnen die Beutel, die für die Steuern gedacht sind, während die blauen Bänder für das Kaufen von Stoffen und ihre Rücklagen stehen. Dann gibt es noch je einen Beutel mit grünen und lila Bändern, die ihr privates Geld enthalten und für ihre persönlichen kleinen Wünsche gedacht sind.

      Als sie zusammen den Tisch abräumen, meint Kai: »Ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass Yu heute da war. Ich soll dich von ihm grüßen.« Er trocknet die Teller ab und legt sie auch gleich an ihren Platz zurück.

      »Danke. Was wollte er denn?«

      Da Ren gerade dabei ist den Suppentopf zu schrubben, sieht er Kai nicht an, trotzdem weiß dieser, dass es seinen Großvater wirklich interessiert.

      »Ach, er wollte nur meine Hilfe, weil ihm mal wieder ein Gehilfe abgehauen ist.«

      »Sollst du ihm in der Schmiede helfen?« Amüsiert sieht Ren kurz hoch.

      »Nein, ich soll ihn am Samstag auf den Sklavenmarkt begleiten.«

      Überrascht sieht Ren seinen Enkel an. »Was? Will er sich jetzt einen Sklaven kaufen? Und warum sollst du ihn begleiten?«

      »Ja, das will er. Er meint, dass ihm ein Sklave wenigstens nicht davonlaufen kann, wenn er ihn fertig ausgebildet hat. Ich soll ihn begleiten, damit er nicht über den Tisch gezogen wird.«

      »Also sollst du für ihn den besten Preis aushandeln und aufpassen, dass ihm kein Nichtsnutz angedreht wird«, meint Ren.

      »So in etwa«, seufzt Kai.

      »Dann nimm auch etwas Geld mit. Wer weiß, vielleicht fällt dir ja etwas Nützliches ins Auge, wenn du schon unterwegs bist.« Ren lehnt sich grinsend an die Spüle.

      Kai verdreht die Augen. »Großvater. Was soll ich denn auf einem Sklavenmarkt finden?«

      »Wer


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