Drei Monate in Dixie. Arthur James Lyon Fremantle

Drei Monate in Dixie - Arthur James Lyon Fremantle


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und begegnete mir mit großer Gastfreundschaft. Sein Regiment besteht aus unerfahrenen Freiwilligen, prächtigen jungen Burschen, die in Gruppen Drillübungen durchexerzierten. Sie waren nach verschiedensten Moden gekleidet und viele von ihnen trugen keine Jacken, aber jeder besaß den schwarzen Filzhut mit der hohen Krone. Trotz ihrer seltsamen Kleidung wirkte die Erscheinung dieser Männer weder lächerlich noch verächtlich und sie alle machten einen durch und durch entschlossenen Eindruck. Colonel Duff erzählte mir, dass viele der einfachen Soldaten riesige Ländereien mit mehr als einhundert Sklaven besäßen und äußerst wohlhabend seien. Sie waren alle ausgesprochen freundlich zu mir.

      Ihre Pferde sind recht magere Tiere, aber genügsam und schnell. Die Sättel, die die benutzen, gleichen dem mexikanischen Modell.

      Colonel Duff bekannte, dass die Angelegenheit mit Montgomery Unrecht gewesen sei, fügte jedoch hinzu, seine Jungs hätten "gute Absichten" gehabt.

      Wir erreichten Brownsville um 17.30 Uhr und Mr. Ituria bestand gütigerweise darauf, dass ich in seinem Haus schlafen solle, anstatt mich in dem überfüllten Hotel einzuquartieren.

      03. April 1863 (Karfreitag): Um 08.00 Uhr erhielt ich einen militärischen Passierschein, der mir die Überquerung des Rio Grande auf mexikanisches Staatsgebiet gestattete. Ich zeigte ihn dem Wachtposten, der mir daraufhin die Überfahrt auf einem Fährboot erlaubte.

      Am Karfreitag ist in Mexiko Kutschen die Fahrt untersagt und so hatte ich einen heißen, staubigen Spaziergang von über anderthalb Kilometern nach Matamoros.

      Mr. Zorn, der amtierende britische Konsul und Mr. Behnsen, sein privater Geschäftspartner, boten mir für die Zeit meines Aufenthaltes in Matamoros ein Obdach im Konsulat an, was ich dankend akzeptierte.

      Ich wurde Mr. Colville, einem Herrn aus Manchester, vorgestellt, ebenso Mr. Maloney, einem der führenden Händler dieser Gegend und Mr. Bennet, einem Engländer und Miteigner der Peterhoff, der recht erfreut schien, als er von der Aufbringung seines Schiffes erfuhr, da er überzeugt war, dieser Fall sei ein dermaßen großes Unrecht, dass unsere Regierung nicht umhin könne, sich der Sache anzunehmen. [Anm. d. Übers.: Das britische Schiff Peterhoff wurde am 25. Februar 1863 in karibischen Gewässern von der USS Vanderbilt gekapert. Trotz ordnungsgemäßer Papiere wurde das Schiff aufgrund widersprüchlicher Aussagen eines Besatzungsmitglieds zum Blockadebrecher erklärt.] Ich machte auch die Bekanntschaft des Gobernador, eines recht grobschlächtigen Menschen.

      Nachdem ich mit Mr. Zorn mein Abendessen eingenommen hatte, ging ich zurück zum Rio Grande, den ich überqueren durfte, als ich den mexikanischen Soldaten Mr. Colvilles Passierschein zeigte. Auch diese Nacht verbrachte ich im Hause von Mr. Ituria.

      Brownsville ist ein ärmliches Städtchen von etwa 3.000 Einwohnern. Die Mehrzahl der Häuser ist aus Holz gebaut und die Straßen sind lang, breit und schnurgerade. In unmittelbarer Nähe lagern etwa 4.000 Soldaten unter General Bee. Der Wohlstand von Brownsville hat sehr gelitten seit Matamoros zum Freihafen erklärt wurde.

      Nachdem man den Rio Grande überquert hat, führt eine breite, staubige Straße von etwa anderthalb Kilometern Länge nach Matamoros, einer mexikanischen Stadt von ungefähr 9.000 Einwohnern. Deren Behausungen sind nicht viel besser als jene in Brownsville und sie tragen Spuren der zahlreichen Revolutionen, die in dieser Gegend so häufig stattfinden. Sogar das britische Konsulat ist gezeichnet von den Einschusslöchern der Kugeln, die es in den Jahren 1861-62 getroffen haben.

      Die Mexikaner sehen ihren indianischen Vorfahren sehr ähnlich; ihre Gesichter sind dunkelbraun und ihr Haar ist schwarz und glatt. Sie tragen Hüte mit enormen Krempen und lieben es, ihre Jacken und ledernen Hosen mit allerlei Zierrat zu schmücken. Einige der Frauen sind recht gutaussehend, aber sie schmieren sich Unmengen von Schmalz in die Haare und schminken ihre Gesichter zu stark. Ihre Trachten ähneln der andalusischen Kleidung. Als ich die örtliche Kirche betrat, fand ich sie mit knienden Frauen vollgestopft. Ein Abbild unseres Erlösers wurde vom Kreuze abgenommen und in einen güldenen Sarg gelegt, während der Priester mit höchstem Eifer von Seinen erduldeten Qualen predigte und all die Frauen heulten aufs Erbärmlichste, als würden sie geprügelt.

      Matamoros ist von zahllosen Juden heimgesucht worden, deren Unternehmergeist den örtlichen Händlern das Geschäft verdirbt, was diese sehr erzürnt.

      Die Stadt leidet enorm unter der Trockenheit und seit elf Monaten ist in dieser Gegend kein nennenswerter Regen niedergegangen.

      Man sagt mir, es geschehe in Mexiko häufig, dass die Postkutschen beim Erreichen ihres Bestimmungsortes sämtliche Rouleaus herabgezogen haben. Dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Passagiere, Männer wie Frauen, von Räubern gezwungen wurden, sich nahezu bis auf die nackte Haut zu entkleiden. Ihnen wird dann wie selbstverständlich ein Bündel Kleidung durch eines der Fenster zugeworfen, um ihnen das Aussteigen zu ermöglichen. Mr. Behnsen und Mr. Maloney beteuerten, sie hätten dieses Prozedere bereits mehrmals beobachtet und Mr. Oetling gestand, dass ihm und drei Damen in seiner Begleitung auf dem Wege nach Mexico City das gleiche Missgeschick widerfahren war.

      04. April 1863 (Samstag): Ich überquerte den Fluss um 09.00 Uhr und nahm auf der mexikanischen Seite eine Kutsche, die mich mit meinem Gepäck zum Konsulat in Matamoros brachte. Der Kutscher misshandelte seine halbverhungerten Tiere auf schändlichste Weise. In dieser Hinsicht sind die Mexikaner noch schlimmer als die Spanier.

      Ich wurde bei Mr. Oetling vorstellig, dem preußischen Konsul, der zugleich einer der wohlhabendsten und erfolgreichsten Kaufleute von Matamoros und ein sehr angenehmer Zeitgenosse ist. Nach dem Abendessen besuchten wir einen Fandango, eine Feier unter freiem Himmel. Etwa 1.500 Menschen gaben sich dem Glücksspiel hin und versuchten sich an schlechten Nachahmungen europäischer Tänze.

      05. April 1863 (Sonntag): Mr. Zorn (oder Don Pablo, wie er hier genannt wird), der amtierende Vizekonsul Ihrer Majestät, ist ein reizender und ausgesprochen gutmütiger kleiner Herr – ein gebürtiger Preuße. Der plötzliche Statusgewinn, den er durch sein Amt erfahren hat, sowie die enorme Menge an (unbezahlter) Mehrarbeit, die damit einhergeht, haben ihn vollkommen überwältigt. Vor Ausbruch des Krieges war das Amt des britischen Konsuls eine relative Sinekure.

      Mr. Behnsen ist der Leiter des Handelsunternehmens. Er tätigt den Großteil der Geschäfte in San Luis Potosi, einer Stadt im Landesinneren von beträchtlicher Größe. Die ausländischen Händler beklagen sich alle bitterlich über die Behinderungen und die regelrechten Schutzgelderpressungen, welche ihnen die hiesige Regierung zumutet. Diese Methoden sind zwar zweifellos in höchstem Maße fragwürdig, allerdings scheinen die Handelsunternehmen auf mexikanischem Boden trotzdem prächtig zu gedeihen.

      Ich setzte nach Brownsville über, um bei General Bee vorstellig zu werden, dieser war jedoch noch nicht von Boca del Rio zurückgekehrt.

      Ich speiste mit Mr. Oetling. Bei dem Dinner waren etwa 14 Personen anwesend, überwiegend Deutsche, und es war eine sehr fröhliche Gesellschaft. Angeblich hat Mr. Oetling für sein Unternehmen seit Ausbruch des Krieges mit riskanten Baumwollspekulationen eine Million Dollars an Profiten erwirtschaftet. Anschließend besuchten wir alle das Theater. Das Stück wandte sich ebenso gegen die Franzosen wie gegen die Lebensart der Südstaaten.

      06. April 1863 (Montag): Mr. Behnsen und Mr. Colville brachen heute Morgen nach Bagdad auf in einem prächtig hergerichteten Ambulanzwagen, der von vier lebhaften Maultieren gezogen wurde.

      Gegen Mittag setzte ich nach Brownsville über und besuchte Captain Lynch, einen Quartiermeister, der eine große Kiste erbrach und mir einen konföderierten Filzhut schenkte, den ich auf meiner Reise tragen solle. Anschließend begleitete er mich zu den Garnisonstruppen und stellte mich Colonel Buchel vom 3rd Texas Regiment vor, der ein gebürtiger Deutscher ist, aber in der französischen Armee gedient und die Zubereitung von Cocktails zu einer Wissenschaft erhoben hat. Um 14.30 Uhr kehrte ich nach Matamoros zurück.

      Gegen 16.00 Uhr trafen Kapitän Hancock und Mr. Anderson (der Zahlmeister) in einer ausgesprochen jämmerlichen Kutsche aus Bagdad ein. Sie waren über und über mit Staub bedeckt, nachdem sie sechs Stunden lang auf der Straße unterwegs gewesen waren. Hiervor wären sie beinahe auf der Sandbank gekentert.

      Am


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