Drei Monate in Dixie. Arthur James Lyon Fremantle

Drei Monate in Dixie - Arthur James Lyon Fremantle


Скачать книгу
ebenfalls aufgebracht worden wäre, hätten sie nicht schändlicherweise die Flucht ergriffen, nachdem sie bereits die weiße Flagge gehisst hatten.

      Nachdem die Harriet Lane gekapert worden war, wurde sie von den anderen Schiffen beschossen. Major Smith sagte mir, da sein Blut in Wallung geraten sei, habe er den vorigen Kapitän der Harriet Lane mit folgender Nachricht zu Commodore Renshaw geschickt: Wenn das Feuer nicht unverzüglich eingestellt würde, würde er die gesamte gefangene Mannschaft massakrieren. Als Commodore Renshaw dies hörte, gab er den ihm unterstehenden Schiffen die Order sauve qui peut, bevor er sein eigenes mit sich selbst an Bord in die Luft sprengte.

      13. April 1863 (Montag): Ich nahm mein Frühstück in Begleitung von General Bee ein und verabschiedete mich von all meinen Freunden in Brownsville.

      McCarthy will mir den vierfachen Wert meines Goldes in konföderierten Banknoten geben. (Der Wert des konföderierten Papiergeldes hat sich seitdem verringert. In Charleston wurde mir später ein Wechselkurs von sechs zu eins für mein Gold angeboten und in Richmond ein Kurs von acht zu eins.)

      Um 11.00 Uhr verließen wir Brownsville in Richtung San Antonio. Unser Gefährt ist eine geräumige, aber recht überladene vierräderige Kutsche mit einem Leinwanddach, die von vier Maultieren gezogen wird. Neben McCarthy befindet sich in ihr noch ein dritter Passagier, ein junger Kaufmann von hebräischer Abstammung. Zwei zusätzliche Pferde sollen zu uns stoßen, um uns durch den tiefen Sand zu helfen.

      Die Gegend um Brownsville ist recht eben, die Straße ist ein natürlicher Pfad, sandig und sehr staubig, und es wachsen hier zahlreiche kleine Bäume, vorwiegend Mesquitebäume. Als wir etwas über zehn Kilometer zurückgelegt hatten, rasteten wir, um die Maultiere zu tränken.

      Gegen 14.00 Uhr betrat eine weitere Figur die Bühne in Gestalt eines älteren, schmutzigen Kerls mit einem grobschlächtigen Gesicht, der auf einer armseligen Schindmähre herangeritten kam. Zu meiner Überraschung sprach McCarthy ihn mit dem Titel "Richter" an und fragte ihn, was er mit unserem anderen Pferd angestellt hätte. Der Richter antwortete, es sei bereits zusammengebrochen und er hätte es zurücklassen müssen. McCarthy unterrichtete mich, dass dieser ehrenwerte Herr in der Tat ein Magistrat oder eine Art von Richter in seinem Heimatdistrikt sei, nun jedoch als unser Maultiertreiber fungieren und sich darüber hinaus allgemein nützlich machen würde. Ich vermochte mein immenses Amüsement ob dieses Exemplars eines texanischen Richters kaum zu verbergen.

      Gegen 15.00 Uhr brachen wir wieder auf und gelangten bald aus dem Mesquitegestrüpp heraus und auf eine offene, über zehn Kilometer weite Prärie, die recht trostlos wirkte und von nichts als einer Art Binsen bewachsen war. Hiernach betraten wir ein Chaparral, ein dichtes Gestrüpp aus Mesquitebäumen und hochgewachsenen Feigenkakteen. Diese säumen den Trampelpfad und hängen voller Baumwollfetzen, die aus den Ladungen der endlosen Wagenkolonnen herausgerissen wurden. Wir sind mehreren dieser Wagen begegnet. Meist ziehen zehn Ochsen oder sechs Maultiere einen Wagen, der mit zehn Ballen beladen ist, aber wo der Sand tief ist, sind mehr Zugtiere notwendig. Die Kolonnen, die sehr langsam auf Brownsville zukriechen, kommen von Orten im Landesinneren von Texas, die mehr als 800 Kilometer entfernt liegen. Wassermangel und andere Beschwernisse verlangen den Fuhrleuten und Zugtieren große Opfer ab.

      Der Richter reitet auf seiner "Rosinante" vor uns her, um die Maultiere anzuspornen. Seine Rückenansicht erinnert auf eine lächerliche Art und Weise an die Illustrationen zu "Dr. Syntax". [Anm. d. Übers.: Die Spottgedichte über die Reisen des Doktor Syntax erschienen zwischen 1809 und 1821 in Großbritannien. Enorme Popularität erlangten besonders die die Verse begleitenden Karikaturen, die den vergeistigten Doktor als eine dürre Witzfigur mit langer Nase, schmalem Kinn und gepuderter Perücke darstellten.]

      Unser beleibter Wagenführer Mr. Sargent motiviert seine Tiere durch die unablässige Wiederholung des Ausrufes: "Kommt schon, auf geht's, ihr langohrigen, gottverdammten Hurensöhne!"

      Gegen 17.00 Uhr erreichten wir einen Brunnen, in dessen Nähe eine Farm oder Ranch lag. Hier schlugen wir unser Nachtlager auf. Die Wagen einer Baumwollkolonne lagerten in unserer Nähe und ein untröstlicher, halbnackter Fuhrmann informierte uns, dass in der vergangenen Nacht drei seiner Ochsen gestohlen worden waren.

      Um Holz für ein Lagerfeuer zu sammeln, waren wir gezwungen, in das Chaparral einzudringen. Dabei stachen uns etliche Stacheln in die Beine, was uns später arge Unannehmlichkeiten bereitete, da die Wunden rasch vereitern, wenn man die Stacheln nicht unverzüglich herauszieht.

      Das Wasser dieses Brunnens war sehr salzig und ergab einen äußerst bescheidenen Kaffee. McCarthy nannte diesen Ort den "miesesten Lagerplatz, den wir auf unserer Strecke zu erdulden haben werden".

      Um 20.00 Uhr breitete McCarthy auf dem Sand neben unserem Wagen ein Rinderfell aus, auf dem wir wohl sehr komfortabel geschlafen hätten, hätten wir nicht so unsäglich unter den Stacheln, den zahlreichen Flöhen und den Überfällen durch verwilderte Schweine gelitten. Mr. Sargent und der Richter hatten genug Geistesgegenwart besessen, um sich in 60 Metern Entfernung niederzulegen und so blieb es uns überlassen, die Schweine zu vertreiben. Zweimal wurde ich geweckt, weil mir eines dieser unreinlichen Tiere ins Gesicht schnaubte.

      Wir haben heute etwa 35 Kilometer zurückgelegt.

      14. April 1863 (Dienstag): Als wir uns gegen 04.00 Uhr erhoben, fanden wir unsere Kleidung von Tau durchnässt; außerdem hatten die Schweine, unseren Bemühungen zum Trotze, den größten Teil unseres Ziegenkitzes verschlungen, unseres einzigen Frischfleisches.

      Nachdem wir unsere Maultiere mit mitgeführtem Mais gefüttert und noch etwas mehr Salzwasserkaffee getrunken hatten, spannte der Richter an und wir brachen um 05.30 Uhr auf. Die Landschaft ist die gleiche wie gestern – eine ausgestorbene, sandige Ebene mit Mesquitebäumen und Feigenkakteen.

      Gegen 07.30 Uhr erreichten wir Leatham's Ranch, wo wir unsere Maultiere tränkten. Da das Wasser hier passabel war, füllten wir unsere Wasserfässer auf. Ich wusch mir das Gesicht und diese Tätigkeit veranlasste Mr. Sargent, lautstark seiner Verblüffung Ausdruck zu verleihen, wobei auch eine gewisse Verachtung mitschwang. Bei Leatham's Ranch trafen wir einen wohlhabenden Spekulanten und Lieferanten, der sich Major oder Richter Hart nennen ließ.

      Ich habe erfahren, dass unser Richter auch Parlamentarier ist und dass er in seiner Eigenschaft als Angehöriger der Legislative des Staates Texas ein Anrecht auf die Anrede "ehrenwerter Herr" hat.

      Gegen 09.00 Uhr rasteten wir inmitten einer Prärie, auf der ein wenig Gras für unsere Maultiere wuchs und bereiteten uns eine Mahlzeit zu. Während das Essen auf dem Feuer stand, näherten sich uns zwei Hirsche dermaßen, dass wir sie mit Gewehren leicht hätten erlegen können.

      Wir haben eine Menge sogenannter "Ratten-Ranches" gesehen, Gebilde aus Kuhmist und Holzstöckchen, die großen Maulwurfhügeln ähneln und von den hiesigen Ratten gebaut werden.

      Unser Führer Mr. Sargent ist ein ausgesprochen rauer Bursche – ein fettleibiger Mann mittleren Alters, der niemals seinen Mund öffnet, ohne einen Fluch auszustoßen und dessen Charakter durch und durch amerikanisch ist. Er und der Richter kommunizieren ausschließlich mittels Beleidigungen und beide sind Sklaven des Alkohols.

      Wir leben hauptsächlich von Speck und Kaffee. Da sowohl das Wasser als auch der Speck sehr salzig sind, leiden wir beträchtlich, der Rotwein und die Unmengen an Brandy, die wir mitführen, verschaffen uns jedoch Linderung.

      Sooft wir in der Mittagshitze rasten, kühlt sich Mr. Sargent auf seine eigene Weise ab, indem er sich seiner Beinkleider entledigt, sich den Wanst vollschlägt und anschließend auf der Erde liegend dem Richter Anweisungen zur Versorgung der Maultiere erteilt.

      Um 14.30 Uhr spannte unser Parlamentarier wieder an und gegen 14.45 Uhr erreichten wir einen Salzwasserarm des Sees Aroyo del Colorado. Der Arm war etwa 70 Meter breit und wir überquerten ihn auf einem Fährboot. Eine halbe Stunde später stießen wir erneut auf Wasser, welches jedoch trinkbar und zudem besser als das Wasser von Leatham's Ranch war, weswegen wir unsere Fässer damit füllten.

      Wir passieren ständig Wagenkolonnen, die Baumwolle nach Brownsville transportieren und Kutschen der Regierung, die Versorgungsgüter


Скачать книгу