Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein

Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe - T.D. Amrein


Скачать книгу
entschied er sich, auch eine Angelausrüstung mitzunehmen. Damit kann ich unauffällig an der Küste herumfahren. Immer auf der Suche nach einem idealen Platz. Niemand wird das verdächtig finden, überlegte er.

      Merz reiste immer noch in seinen Gedanken der Küste entlang, als Reuter zurückkam.

      „Guten Morgen, Erich“, begrüßte er ihn. „Gut geschlafen?“

      „Ja, ganz ausgezeichnet. Danke für das Frühstück“, gab Merz zurück.

      „Keine Ursache, das ist doch selbstverständlich“, brummte Reuter. „Ich war kurz im Büro. Nichts Neues über den Fall. Mit Frau Dornbach kann ich auch noch nicht sprechen. Wir warten ab, ob sich Leichenteile oder andere Hinweise auf die Identität der Opfer finden.

      Wenn die Umstände es erlauben, lassen wir ohnehin einige Tage verstreichen, bis sich die Angehörigen etwas gefasst haben.

      Kollege Hinrichs hat die Dame früher einmal in einer anderen Sache befragt. Er glaubt nicht, dass sie viel über die Aktivitäten ihres Mannes weiß.“

      „Dann hat es wohl wenig Sinn, dass ich noch hierbleibe“, antwortete Merz. „Ich bin, wie ich denke, gut vorbereitet für die Reise.“

      Er erklärte dem Kommissar, dass er sich als Angler zu tarnen gedachte. Reuter hielt das ebenfalls für eine gute Idee. „Falls er dort Komplizen hat, sind Sie viel sicherer, Erich, wenn Sie offensichtlich einen Grund haben um nach Norwegen zu fahren. Angeltouristen, die ziellos herumreisen, sind im Norden nichts Ungewöhnliches.“

      „Dann nehme ich wieder den Mittagszug!“, sagte Merz. „Der fährt um zwölf Uhr.“

      Er begann seine Sachen zu packen. Der Kommissar lieh ihm eine kleine Reisetasche. Merz hatte ja kein Gepäck gehabt. Nur was ihm Reuter gegeben hatte, musste er jetzt mitnehmen.

      Der bestellte Taxifahrer läutete kurz darauf an der Tür. Merz reichte dem Kommissar die Hand, „danke Alois, für Ihre Hilfe. Es wird schon klappen.“

      „Gute Reise!“, antwortete Reuter. „Und vergessen Sie nicht, vorsichtig zu sein, Erich. Ich würde mir schwere Vorwürfe machen, wenn Ihnen etwas zustößt.“

      „Unkraut vergeht nicht“, lachte Merz. „Ich passe auf mich auf. Machen Sie sich keine Sorgen.“

      Merz verließ die Wohnung. Im Taxi schaute er sich öfters um, ob sie verfolgt wurden.

      Aber eigentlich rechnete er nicht damit.

      Die Rolle als Detektiv begann ihm Spaß zu machen. Bloß wenn er an den Alten Fritz dachte, wurde ihm bewusst, was er damit auch schon angerichtet hatte. Ich mache das auch für dich, sagte er in Gedanken zu sich. Dornbach wird seine Strafe bekommen. Ich werde nicht ruhen, bis du gerächt bist, und wenn ich bis ans Ende der Welt fahren muss.

      Bald erreichten sie den Bahnhof. Merz blieb noch Zeit für einen Kaffee. Danach bestieg er den Zug nach Zürich, der pünktlich abfuhr.

      Die Reise nutzte er, um weiter nachzudenken. Stück für Stück, ging er die Reise sorgfältig durch. Er war sicher, alles bedacht zu haben, als er in Zürich eintraf. Zufrieden mit sich und in bester Laune kam er nach Hause.

      5. Kapitel

      Erich Merz saß in einem Restaurant im Flughafen von Oslo und schlürfte seinen ersten norwegischen Kaffee.

      Zwei Stunden Aufenthalt bis zum Anschlussflug nach Kristiansand. Er hatte zwar nur das Nötigste eingepackt, trotzdem war sein Koffer erstaunlich schwer geworden. Eine nagelneue Angelausrüstung hatte er erworben, dazu einen Gaskocher und was man sonst so braucht, um in der Wildnis zu überleben.

      Merz war ein typischer Stadtmensch. Noch nie hatte er eine solche Reise vorbereitet. Trotzdem ging er davon aus, komplett ausgerüstet zu sein. Wie viel ihm fehlte, sollte er erst später merken.

      Sein Ziel lag an der Südspitze Norwegens, wo die „Isolde“ verschwunden war. Er hoffte, vor Ort rasch einen Führer zu finden, um sich in den richtigen Fjord bringen zu lassen.

      Die eigentliche Suche nach Spuren von Dornbach wollte er allein durchführen. Dazu würde er sich ein Schlauchboot mieten. Für ein größeres Schiff besaß er kein Patent. Die geplante Ausbildung zum Kapitän hatte er leider noch nicht angefangen.

      Offiziell war er als Tourist unterwegs. In dieser Jahreszeit einer von vielen, die im Norden angeln wollten.

      Endlich wurde sein Flug aufgerufen. Merz reihte sich in die Schlange ein. Schon kurz darauf hob die Maschine ab.

      In Kristiansand suchte er gleich das Touristenbüro auf, um sich eine Bleibe zu suchen. Die junge Dame sprach glücklicherweise ziemlich gut Deutsch. Merz zeigte ihr auf der Karte, wohin er wollte.

      „Das ist eine sehr einsame Gegend. Ich könnte Ihnen etwas Interessanteres anbieten“, versuchte sie, ihn umzustimmen.

      Merz schüttelte energisch den Kopf. „Ich möchte genau dahin. Was Anderes kommt nicht in Frage. Haben Sie ein Angebot in dieser Gegend. Ich möchte möglichst allein sein?“

      Sie überlegte kurz. „Es gibt da eine Hütte, aber ich muss zuerst nachfragen, ob sie frei ist. Wie wollen Sie hinkommen? Mit der Fähre können Sie nur bis hier“, sie zeigte ihm einen Punkt auf der Karte. „Danach müssen Sie sich ein Boot mieten. Soll ich das organisieren?“

      „Ja, bitte“, antwortete Merz.

      „Kommen Sie in einer halben Stunde wieder. Dann kann ich Ihnen sagen, ob Sie die Hütte bekommen können. Es ist aber wirklich nur eine Hütte. Es gibt keinen Komfort, keinen Strom, nur einen Brunnen nebenan.“

      „Das ist genau richtig“, behauptete Merz, obwohl er überhaupt nicht nach einer solchen Unterkunft suchte. Wichtig war, in die Nähe der Unfallstelle zu kommen und dort ungestört suchen zu können.

      „Sie müssen Vorräte mitnehmen. Es gibt nichts zu essen in den Hütten, aber das wissen Sie sicher“, erklärte sie.

      Merz wusste es nicht. Jedoch wollte er nicht den Eindruck erwecken, dass er zum ersten Mal so eine Reise unternahm, daher nickte er zustimmend. „Wo gibt es die letzte Möglichkeit, etwas einzukaufen?“, gab er sich als erfahren, aus.

      „Wenn Sie die Fähre verlassen. Im Ort gibt es einen kleinen Laden. Die haben alles, was man braucht“, antwortete die junge Dame.

      Merz ließ seinen Koffer in ihrem Büro zurück und suchte sich ein Restaurant.

      Als er nach der vereinbarten Zeit erneut das Touristenbüro betrat, empfing sie ihn mit einem Lächeln. „Alles wie Sie es sich gewünscht haben. Die Hütte ist für die nächsten Wochen frei. In Mandal werden Sie Ihr Boot bekommen. Ich konnte sogar jemanden finden, der Sie begleiten wird. Ein Herr Krag wird Sie mit seinem Kutter bis zu der Hütte bringen. Er spricht nur ganz wenig deutsch und etwas englisch. Ich habe ihm schon gesagt, dass Sie noch einkaufen müssen.“

      Merz war sehr zufrieden. Alles klappte genauso, wie er sich das vorgestellt hatte.

      Sie erklärte ihm zum Abschluss, wann und wo die Fähre in Kristiansand anlegen würde. Mit reichlich Prospekten und Listen ausgestattet verließ er das Touristenbüro.

      „Wenn dann schon Mal jemand kommt“, brummte Merz vor sich hin, den Stapel in seinen Händen musternd.

      Sie hatte ihn offenbar noch gehört aber nicht verstanden. „Natürlich sind Sie willkommen. Einen schönen Aufenthalt in Norwegen!“, rief sie ihm durch das offene Fenster nach.

      ***

      Die Fähre benötigte etwas mehr als zwei Stunden. Merz genoss die Fahrt auf dem Meer. Bisher hatte er im Flugzeug nichts vom Land gesehen. Die wilde Landschaft, meistens ohne Häuser oder andere künstliche Bauten versetzte ihn in eine ganz besondere Stimmung. So muss es gewesen sein, bevor es Menschen gab, überlegte er.

      In Mandal, wo er die Fähre verließ,


Скачать книгу