Bestseller. Marion Selbmann
diese zwei Worte in die Stille. Sie hatte sich zwar vorgenommen, ein Schläfchen zu machen, war aber kein bisschen müde. Also begann sie zu schreiben.
Die Ideen sprudelten förmlich aus ihrem Kopf auf die Festplatte. Als Marina auf ihre Armbanduhr schaute, war es bereits sechzehn Uhr. Der komplette Anfang war im Kasten.
„Was mach ich jetzt? Ich bin überhaupt nicht müde.“
Sie sah aus dem Fenster. Die Sonne war gerade dabei, sich hinter den Bäumen zu verstecken. Ihre Strahlen glitzerten noch durch das dichte Geäst. Marina beschloss, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Vielleicht würde sie ja dann müde werden und könnte bevor die Nacht hereinbrach, einige Stunden Schlaf finden. Sie schloss sorgfältig die Tür ab und vergewisserte sich, ob auch alle Fenster geschlossen waren. Obwohl sie kein ängstlicher Mensch war, wollte sie kein Risiko eingehen. Dieser Mörder, wenn er sich nun doch noch hier herumtrieb? Schnell schüttelte sie den Gedanken wieder ab. Die Luft war frisch und rein. Sie atmete tief. Sie erinnerte sich, wie ihre Großmutter einmal sagte, sie könne riechen, dass es bald schneien würde. Genauso empfand Marina in diesem Augenblick. Es roch und schmeckte nach Schnee.
„Das wäre nicht gut“, murmelte sie.
Ihr war klar, dass sie völlig von der Zivilisation abgeschnitten wäre, wenn es hier oben schneien würde. Der nächste Ort war fünfundzwanzig Kilometer entfernt. Sie zog ihre Jacke fest um den Körper. Der Wald bestand zu neunzig Prozent aus Nadelbäumen. Vorwiegend hohe Tannen ließen nur wenig Sonnenlicht hindurch, Marina hatte noch nie einen guten Orientierungssinn. Sie schaute immer wieder zurück in die Richtung, in welcher das Haus stand. Als es nicht mehr zu sehen war, wurde sie nervös.
„Ich gehe lieber zurück. Am Ende finde ich nicht mehr heim. Wenn es dunkel wird, bin ich schutzlos.“
Der Gedanke ließ sie frösteln. Schnell, beinahe gehetzt, lief sie zurück und war erst erleichtert, als sie das Haus in der Ferne erblickte.
„Panik ist das Letzte, was ich jetzt brauchen kann. Ich hatte die große Klappe. Von wegen, ich habe vor nichts und niemandem Angst. Nun renne ich bibbernd durch den Wald, als würde ich von einem Monster verfolgt.“
Kopfschüttelnd zog sie ihren Mantel aus und ging in die Küche. Wenige Minuten später saß sie im Wohnzimmer, die Beine auf dem Tisch und genoss das herbe Aroma des frisch gebrühten Tees. Sie spürte, wie ihre Lider schwer wurden. Wenige Minuten später war sie eingeschlafen.
Große, schwarze Schatten verfolgten Marina. Sie jagten sie auf ein Meer zu, in welchem dutzende Haie herumschwammen. Verzweifelt versuchte sie immer wieder die Richtung zu wechseln, doch die Schatten kamen von allen Seiten. Endlich, sie erspähte eine freie Stelle, wollte rennen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst.
Schweißgebadet wachte sie auf. Sie brauchte einen Moment, um sich zurechtzufinden. Es war stockdunkel im Raum. Sie stand auf, tastete sich die wenigen Meter zum Lichtschalter. Warmes gelbes Licht durchflutete das Zimmer und die Angst verschwand. Sie spürte wieder ihren schmerzenden Rücken. Es war nicht sicher, ob es wirklich nur muskulär war oder ob schon Nieren und Lunge von der Krankheit betroffen waren und die Schmerzen verursachten. Sie schüttelte den Gedanken ab, setzte sich wieder an ihren Laptop und schrieb wie besessen. Sie wusste nicht, wie lange sie so gesessen hatte, als ein Geräusch ihren Schreibfluss unterbrach. Es klang, als würde etwas gegen die Scheibe klopfen. Rums, krrr.
„Was ist das?“
Marina stand auf. Sie ging zu dem Fenster neben der großen Glastür, welche zur Veranda führte. Presste ihre Stirn an die Scheibe. Für einen Moment genoss sie die Kühle des Glases, bevor sie angestrengt in die Nacht hinausspähte.
„Ich kann rein gar nichts erkennen. Geht auch nicht. Ich muss das Licht löschen.“
Sie löschte das Licht und ging zurück zum Fenster. Nichts war zu sehen. Plötzlich, rums. Sie schnellte zurück. Dann atmete sie auf. Ein dürrer Ast von der alten Kastanie, direkt links vom Fenster, war angebrochen und klopfte rhythmisch mit jeder Windböe gegen die Scheibe.
„Gott“, sie lachte. „Mein Gott, früher hätte ich die Tür aufgerissen und gefragt, wer draußen ist. Heute mach ich mir fast in die Hose. Das kann doch nicht wahr sein.“
Kopfschüttelnd ging sie zurück an ihre Arbeit. Der Rest der Nacht verlief ruhig. Als die ersten Sonnenstrahlen das Blätterdach durchbrachen, hatte sie das Kapitel fertiggeschrieben. Sie kochte sich einen Kaffee. Zum Essen war sie zu müde.
Marine erwachte, als die Sonne bereits den Zenit überschritten hatte.
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