Herr Fuchs (86) kauft ein Auto. Joachim Kath

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      Joachim Kath

      Herr Fuchs (86) kauft ein Auto

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Kapitel: Der Auto-Preis ist heiß

       2. Kapitel: Hurra, das Auto ist da!

       3. Kapitel: Lassen Sie uns über Geld reden

       4. Kapitel: Warten auf das Auto

       5. Kapitel: Der große Tag

       6. Kapitel: Die Zukunft des Autos ist seine Abschaffung

       7. Kapitel: Bedienlogik groß geschrieben

       8. Kapitel: Lichtschalter und Scheibenwischer

       9. Kapitel: Wie man sitzt, so fährt man

       10. Kapitel: Wie naiv sind Navi-Nutzer?

       11. Kapitel: Die erste Fahrt

       12. Kapitel: Automatisch

       13. Kapitel: Autotalk mit Isidor

       14. Kapitel: Das Leben ist ein Spiel

       Impressum neobooks

      1. Kapitel: Der Auto-Preis ist heiß

      Ihm sei total egal, was das Benzin kostet, denn er würde seit Jahren immer nur für 20 Euro tanken! So einer war unser Herr Fuchs (86). Immer zu Scherzen aufgelegt, der lustige Kult-Oldie. In seinem Alter könnte man das Leben nur mit Humor nehmen und so lange man die Hosen noch im Stehen an- und ausziehen könnte, sei man noch nicht wirklich alt. Auto und Altersheim würden beide mit A anfangen, da sei ihm persönlich das Auto doch sehr viel lieber. Kein Klischee war vor ihm sicher. Und jetzt, nach 66 Jahren Führerschein, wolle er es noch einmal so richtig krachen lassen und in brandneues Blech investieren, wie er sich auszudrücken beliebte.

      Denn „et hätt noch immer jut jejange“, intonierte der optimistische Nicht-Kölner gerne fröhlich seine Stimmung, wenn auch nicht bei jeder Gelegenheit. Irgendwie stimmte es schon, wer so viele Jahrzehnte Auto fahrend überlebt hatte wie er, musste irgendetwas richtig gemacht haben. Zumindest war er nicht zu oft falsch abgebogen, in Einbahnstraßen oder gar Autobahnauffahrten.

      „Alle Autos fliegen hoch – wenn man sie über eine Rampe jagt!“ meinte Herr Fuchs (86) verschmitzt lächelnd. Ja, Autofahren ist wahrlich kein Kinderspiel, egal in welcher Lotterie man als Mit-Hut-Sonntagsfahrer seinen Führerschein auch immer gewonnen hat. Genauso wie das Leben kein Ponyhof ist, aber auch kein Schrottplatz für ausgediente Karossen. Klar, Autofahren gehört heute irgendwie zum Leben dazu, als letztes Abenteuer der aus den Fugen geratenen Menschheit, die sich über reale Morde empört und an fiktiven Morden allabendlich vor der Mattscheibe ergötzt.

      Was soll’s, eintauchen in die schöne, schnelle Welt der Beschleunigung, das hat nach wie vor was! Da ist man auf jeden Fall mobil und ganz vorne mit dabei! Im Stau und auch sonst beim Small Talk mit dem jeweils anderen oder gleichen Sex. Wirklich, Autos können ausgesprochen sexy sein, oder warum sonst werden die neuesten Modelle bei jeder Messe auf den Ständen der Auto-Marken von ebenso attraktiven wie leicht bekleideten Damen und neuerdings auch Herren mit Waschbrettbauch garniert. Sex sells und nichts ist offenbar als Anreiz primitiv genug, wenn die Zahlen stimmen sollen. Aber auch die sind oft gefaked, wie wir beim prämierten Lieblingsauto der Deutschen lernen mussten.

      Im Ernst, das Auto ist der bedeutendste Friedensstifter. Bewaffnete Auseinandersetzungen größeren Stils sind in den autoproduzierenden Ländern viel zu gefährlich geworden, weil deren Wirtschaften eben größtenteils vom Auto abhängen, finden diese Scharmützel als Religionskriege nur noch in abgelegenen Gegenden statt. Doch man kann wirklich mit Recht behaupten, das Auto ist der Ast, auf dem wir alle sitzen. Auch wenn wir keine Vögel sind, nicht selbst fliegen können, sondern nur gelegentlich einen ziemlich großen Vogel haben. Das Auto ist ein Friedensengel ohne Flügel. Die ursprüngliche Fassung des Engels, bis jemand im Mittelalter die Idee hatte, ein Götterbote mit Tragflächen aus Federn wäre glaubhafter. So ist das Auto also auch in Personalunion ein Wohlstandsretter, zumindest für Ölscheichs, bis deren sprudelnde Quellen versiegen. Super bis hierher!

      Und da kommt jetzt unverschämter Weise einer wie der Herr Fuchs (86) daher, der seinen Zenith sowieso und sein Verfallsdatum auch längst überschritten hat, und will bei der permanent krisenhaften Lage der Finanzen einen Neuwagen erstehen. Kann das gut gehen? Wahnsinn sagen die Einen, was soll das, die Anderen. „Warum nicht?“ fragt Herr Fuchs (86). Er habe in der Zeitung gelesen: „Das Auto ist der ultimative mobile Computer!“ Da wolle er aus rein egoistischen Gründen besser noch zu Lebzeiten dabei sein. Könne sich aber auch gut vorstellen, wenn das Auto zum total überwachten Computer würde und damit der einzige private Raum verloren ginge, sein Bewegungsprofil auf Null zu stellen. Endgültig! Das Auto unter Verschluss in der Garage. Aufgebockt! So weit war es noch nicht. Noch könnte was gehen, wenn schon nicht mit Benzin, dann doch mit Adrenalin im Blut.

      Es würde doch immer heißen, wir seien eine alternde Gesellschaft. Irgendjemand müsse schließlich solche Aussagen ernst nehmen und bewusst gegensteuern. Er sei schon immer ein positiv Verrückter gewesen, von denen die meisten ohnehin außerhalb der Anstaltsmauern herumliefen. Die heute überhand nehmende Pathologisierung der normalen Alltagssorgen ginge ihm allerdings gehörig auf den Wecker. Alle viel Jüngeren fühlten sich ausgebrannt, traumatisiert, depressiv, gemoppt – das kann doch nicht wahr sein! Da ist doch irgendetwas in der Wahrnehmung verrutscht und hat sich in den Sozialen Netzen verfangen! Hey, überprüft mal eure Ansprüche! Und euer Verhalten gleich mit! Stress gab es schon immer, aber das Wort wurde erst 1936 erfunden. In Kanada, von einem aus Ungarn stammenden Arzt. Ich habe es erst 30 Jahre später zum ersten Mal gehört und sofort beschlossen, dass es auf mich lebenslang nicht zutrifft. Und mir immer eine Stunde Zeit für ein Mittagessen genommen. Den meisten geht es heute verdammt gut, Leute! Früher war nicht alles besser! Bei Licht besehen eigentlich nix! Vielleicht hatten wir schon Internet, aber ich wusste nichts davon. Das Militär und die Geheimdienste aber schon. Jedenfalls war das Fernsehbild damals grau & grauenvoll, mit runden Ecken.

      Nein, über ein Auto würde er sich persönlich nicht definieren. Er sei nicht autoverrückt. Es handele sich aber bei diesem geplanten Kauf nicht um einen Trabi aus Pappe und mit Zweitakter, also um so etwas wie ein Mofa auf vier Rädern. So ein ähnliches Fahrzeug wolle er noch nicht einmal in Zahlung geben. Etwas Hochmodernes müsse dieses Mal unbedingt her, von dem er die Betriebsanleitung partiell nicht ansatzweise verstünde. Seit er sich mit dem Gedanken trage und auf den Homepages von weltbekannten Herstellern seine in die engere Wahl gekommenen Wunschautos konfiguriere, würde das Internet auf seinem Display geradezu explodieren. Alle wollten ihm plötzlich Sachen


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