Sinfonie der Herzen. Heidi Dahlsen

Sinfonie der Herzen - Heidi Dahlsen


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Dödel“, ruft Daniel, „wir wollen doch alle Wagner heißen nach der Hochzeit.“

      Bertrams Gesicht zieht sich zusammen. „Dann eben nicht.“ Er kreuzt seine Arme vor der Brust. „Ich habe extra gebadet, damit ich nicht müffle und mich fein angezogen, damit ich wie Mama Christine heißen kann.“

      „Bertram“, sagt Christine, „warte ab, alles wird gut.“

      Der älteste der Jungen stellt sich nun vor. „Ich heiße Daniel Schumann und möchte von Oliver Wagner adoptiert werden und dann Daniel Wagner heißen.“ Höflich streckt er seine Hand aus.

      „Wow, seid ihr alle gut erzogen.“ Der Anwalt ist sichtlich beeindruckt. „Wie wäre es wenn wir Namenskärtchen verteilen, die ihr euch anheftet, dann habe ich schneller einen Überblick.“

      „Tilly, hol doch bitte Klebezettel. Das machen wir umgehend“, sagt Olli.

      Der Anwalt legt ein Kärtchen auf den Tisch. „Ich stelle mich dann auch mal noch kurz förmlich vor. Hier ist meine Visitenkarte.“

      „Kolja Michael König-Sandro … no … witzsch, Anwalt, Familienrecht“, liest Daniel stotternd vor. „Oh, das bekomme ich nicht hin, obwohl ich gut im Lesen bin.“

      Der Anwalt lacht. „Nennt mich einfach Kolja, das würde mich freuen.“

      „Und wo steht da genau, dass er wirklich ein König ist?“, fragt Bertram dazwischen und reißt Daniel das Kärtchen aus der Hand. Er kann gar nicht glauben, was er gehört hat. Wieder lachen alle. „Was??? Mama Christine hat gesagt, dass der Anwalt unser König ist und Daniel hat es vorgelesen. Stimmt´s, Mama Christine?“

      „Ja, so ungefähr“, sagt sie. „Ein Anwalt hat die Macht, uns zu unserem Recht zu verhelfen. Und König ist nur sein Name. Welch ein Zufall, das wussten wir nicht.“

      Kolja nickt. „Von meiner Mutter habe ich den Königstitel. Mein Vater ist Russe. Sie konnten sich bei meiner Namensgebung nicht einigen.“

      Bertram runzelt seine Stirn. „Aber … wenn dein Papa der König ist … dann bist du doch nur ein Prinz.“

      Bevor wieder alle losprusten vor Lachen, klärt Olli ihn auf. „Sein Nachname ist König, so wie deiner Wagner ist. Verstehst du das jetzt?“

      Bertram denkt angestrengt nach. „Ja, aber ich will Schumann heißen, wie Mama Christine.“

      Olli seufzt. „Darüber reden wir noch, versprochen.“

      Kolja winkt ab. „Ich merke schon, es wird nicht leicht mit euch. Ach Olli, bevor ich es vergesse, ich muss dir diesen Brief geben. Der lag in den Unterlagen, die mir euer bisheriger Anwalt übergeben hat.“

      Olli nimmt das Schriftstück entgegen, schaut auf den Absender und fragend zu Kolja.

      „Wow, kann ich die tolle Briefmarke haben?“ Daniel streckt Olli seine offene Hand erwartungsvoll entgegen.

      „Wow, du bekommst aus den USA Post?“ Christine macht einen langen Hals, um den Absender genau erkennen zu können.

      Olli setzt sich neben Christine und öffnet den Umschlag. Er liest den Inhalt, seine Gesichtsfarbe wechselt von rot zu blass. Immer wieder schüttelt er seinen Kopf. „Das darf doch nicht wahr sein?!“, ruft er aus und springt auf. Mit dem Brief in der Hand, läuft er zur Tür. „Ich muss raus hier“, sagt er und ist schon verschwunden.

      „Was war das denn?“ Christine schaut Kolja erwartungsvoll an.

      „Tut mir leid, darüber darf ich keine Auskunft geben.“

      „Olli bringt mich mit seiner Geheimniskrämerei noch um den Verstand.“

      „Auch, wenn er jetzt nicht anwesend ist“, sagt Kolja, „reden wir über die Adoptionen. Christine, gib mir bitte alle Unterlagen. Wenn die Jungs wollen, können sie vorerst spielen gehen. Ihre Wünsche haben sie bereits deutlichgemacht.“

      Das lassen sich die Drei nicht zweimal sagen. Mit Indianergeheul verlassen sie das Wohnzimmer und stürmen nach oben in ihre Zimmer.

      „Mama, soll ich Becky bei Oma abholen?“, fragt Tilly.

      Christine nickt ihr zu. „Ja, das wäre lieb von dir.“

      Danach wendet sie sich Kolja zu und erwartet seine Fragen.

      „Hier ist ein Stammbaum“, erklärt sie ihm. „Ich bin Christine geb. Schumann, ledig, meine Kinder sind Tilly, 16 Jahre alt und Daniel ist sieben. Ich möchte Olli heiraten und er meine Kinder adoptieren. Die leiblichen Väter haben nichts dagegen. Einverständniserklärungen sind hier beigefügt.“

      „Super übersichtlich, danke.“

      „Ich habe zu danken“, erwidert Christine. „Und hier ist Ollis amtliches Zeug. Er ist geschieden von Sybille von Schönbeck, die die Mutter von Richard und Bertram und auch dem Baby Rebekka ist. Die beiden Jungs stammen aus der Ehe mit Olli. Er hat das alleinige Sorgerecht. Sybille hat der Adoption durch mich bereits zugestimmt. Ach ja, das Baby Rebekka … das hat uns Sybille in die Wiege gelegt. Sie fühlt sich nicht zur Mutter berufen, möchte eher ein ungebundenes Leben. Der Erzeuger ist ein Herr Max Schöne, der ebenfalls der Erzeuger meiner Tochter Tilly ist, eine lange unschöne Geschichte, die hier nicht zur Diskussion steht. Jedenfalls ist Rebekka noch während der Ehe von Sybille und Olli geboren, sodass er rechtlich ihr Vater ist. Herr Schöne lehnt jegliche Verantwortung, wie auch bereits für Tilly ab, sodass Olli sich als Vater hat eintragen lassen. Und ich adoptiere sie dann auch. Bitte sortiere dieses Kuddelmuddel und prüfe, ob das so rechtlich möglich ist. Für uns ist das okay. Wir haben lange und gründlich darüber nachgedacht. Unser Entschluss steht fest, wir möchten rechtmäßig Mama und Papa aller Kinder werden und alle Wagner heißen. Es soll zum Besten der Kinder sein.“

      „Hmmm …“

      „Lass dir ruhig Zeit.“ Vom Obergeschoss ist lautes Poltern und Kindergeschrei zu hören. Christine steht auf. „Ich schaue mal nach, ob ich noch was retten kann.“

      „Nichts kaputt, Mama“, schreit Daniel die Treppe runter.

      Tilly kommt gerade zur Haustür herein und lacht. „Warte, Mama, ich geh schon und beschäftige sie. Jungs, ich komme. Ich glaube auf euren Wunschzetteln für den Weihnachtsmann ist noch etwas Platz.“

      „Juhu, Geschenke …“, hört Christine Bertram jubeln und ist sich sicher, dass nun für längere Zeit Ruhe einkehren wird.

      Als sie zurück ins Wohnzimmer kommt hört sie ein weiteres: „Hmmm …“

      „Oh, so schlimm?“

      „Nein. Alles gut vorerst“, versucht er sie zu beruhigen. „Es gibt nur ein kleines Problem mit dem Familiennachnamen. Ob Wagner möglich ist, muss ich erst prüfen.“

      „Warum das denn?“, fragt Christine leicht verärgert.

      „Ich will dich nicht verunsichern, aber das hängt mit meiner Schweigepflicht zusammen. Olli wird das dann entscheiden müssen. Lass ihm etwas Zeit.“

      Christines Gesichtsausdruck wechselt nun von irritiert zu besorgt. „Muss ich mir Sorgen machen?“

      „Nein, warte einfach ab.“ Er blättert in den Unterlagen. „Ich schaue gleich mal weiter alles durch, ob mir etwas Rätsel aufgibt. Dann kann ich sofort nachfragen und muss später nicht erst anrufen oder einen neuen Termin machen.“

      „Ja, das ist gut so. Dann lasse ich dich jetzt allein. Ich muss in meiner Schneiderwerkstatt noch einiges erledigen. Bin bald wieder zurück.“

      Nach einer Stunde verabschiedet sich Kolja mit den Worten: „Christine, mach dir nicht so viele Gedanken über Olli. Ich muss mich an meine Schweigepflicht halten, möchte dich jedoch etwas beruhigen. Es ist keine schlimme Nachricht, die Olli bekam. Eigentlich eine gute. Aber das muss er dir selbst berichten. Mach´s gut, ich melde mich, wenn die Anträge unterschriftsbereit sind.“

      „Ich danke dir. Bis bald.“

      Auch


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