Sinfonie der Herzen. Heidi Dahlsen

Sinfonie der Herzen - Heidi Dahlsen


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strahlt der Kleine wieder über das ganze Gesicht, atmet erleichtert tief durch. „Und wisst ihr … für unsere kleine Schwester könnte Alex unten ein Häuschen extra bauen. Mädchen klettern ja nicht auf Bäume. Sie bekommt eine Küche und muss dann für uns kochen. Und Mama Christine näht Gardinen. Und Tilly bekommt hier eine Waschmaschine und macht unsere Sachen sauber. Dann guckt Mama Christine nicht mehr so böse, wenn wir wie Lumpis nach Hause kommen.“

      „Guckt sie gar nicht“, widerspricht Daniel. „Sie sagt immer, je schmutziger wir sind, je intensiver haben wir gespielt. Außerdem härtet das ab und macht uns stark. Sie freut sich, wenn es uns gut geht.“

      „Doch, Mama hat ganz böse geguckt, als ich die Meerschweinchenkacke an meinen Händen hatte. Das weiß ich ganz genau.“

      „Das war nicht Mama Christine“, sagt Richard leise.

      „Nein?“ Bertram denkt angestrengt nach. „Ja, jetzt weiß ich es wieder. Das war die andere Mama, die bei Oma Hedi geweint hat.“

      Stille breitet sich kurz aus, weil die negativen Erinnerungen hoch kommen.

      Alex räuspert sich. „Ich bin erstaunt, dass Bertram so viel Fantasie hat. Nachher machen wir einen Plan. Jeder sagt seine Wünsche und Vorstellungen und über den Winter besorge ich Material, damit wir gleich im Frühjahr loswerkeln können. Was meint ihr?“

      Die Jungs strahlen wieder und übertreffen sich, ihre Ideen einzubringen.

      7

      Jeden Abend verbringt Jenny Zeit mit ihrer kleinen Schwester Natalie. Sie badet und füttert das Baby und während sie danach beide kuscheln, singt sie Kinderlieder vor.

      Als Markus nach Hause kommt, geht er zu ihnen und begrüßt sie mit einer Umarmung. „Hallo, meine zwei Süßen.“

      Jenny berichtet ihm stolz von den Fortschritten. „Ich glaube, heute ist das erste Zähnchen durchgekommen. Oma Anni meinte, dass es geklimpert hat am Löffel beim Mittagsbrei.“

      „Dann pass nur auf, dass sie dich nicht beißt“, lacht er. „Aber ich glaube, das wird nicht der Fall sein, so sehr wie sie dich anhimmelt. Da könnte ich neidisch werden, aber leider ist in der Agentur immer eine Menge zu tun. Ich würde die Elternzeit gern besser nutzen und das Zusammensein mit Natalie genießen. Ich bin froh, dass ihr euch so liebevoll um sie kümmert, wenn ich nicht da bin.“

      „Wie spät kommt Mama heute nach Hause?“

      Markus seufzt. „Ich weiß es nicht. Ich bin ratlos. Jetzt nimmt sie Ollis Abwesenheit als Ausrede. Als müsste sie alles allein erledigen, nur, um nicht zuhause sein zu müssen. Was soll ich bloß tun?“

      Jenny hat ebenfalls keine Lösung für dieses Problem.

      Oma Anni kann es kaum erwarten, dass ihr Mann vom Arztbesuch nach Hause kommt. Aufgeregt geht sie auf ihn zu, sowie er die Haustür hinter sich geschlossen hat.

      „Wolfgang, der Nachbar von schräg gegenüber scheint ein komischer Kauz zu sein. Kannst du dir vorstellen, ich habe heute für die ein Paket angenommen und war auch noch so nett, es rüber zu bringen, als ich ihn sah. Da blafft der mich an, wie ich dazu komme, er hätte doch bei der Post hinterlegt, dass niemandem seine Sendungen übergeben werden darf, außer ihm persönlich. Das kann ich doch nicht wissen. Vielleicht war der junge Postbote nur als Aushilfe unterwegs und hat die Anweisung übersehen.“

      „Konntest mal wieder keine Bitte abschlagen. Ach, Anni, das hast du nun davon.“

      „Ich dachte eher an Nachbarschaftshilfe und eine freundliche Geste. Na ja, nun bin ich schlauer. Dann sagte der noch, es wäre ein günstiger Moment, weil ich gerade mal da sei, dass er mich darauf hinweisen muss, dass wir unseren Vorgarten schleunigst vom Unkraut befreien sollen. Der Samen würde zu ihm rüber wehen und sein Grundstück verseuchen.“

      „Das ist höhere Gewalt, damit muss er leben. Außerdem habe ich gestern erst alle Freiflächen ums Haus winterfest gemacht. Geblüht hat da schon lange nichts mehr, auch nicht das Unkraut. Der soll mal den Ball flach halten.“

      „Das dachte ich auch.“

      „Soll ich ihn rausklingeln und ihm unsere Meinung geigen?“

      „Nein, das gibt doch nur böses Blut. Ich weiß nun Bescheid und lehne weitere Sendungsannahmen ab.“

      „Und ich geh mit Sally noch eine kleine Runde.“

      „Das wird sie freuen. Unterdessen koche ich uns was Leckeres.“

      „Komm, Sally, Gassirunde. Der Doktor meinte, das würde auch mir gut tun. Mehr Bewegung, weniger gutes Essen, also Anni, halte dich daran.“

      „Okay, dann köchle ich ein dünnes Gemüsesüppchen. Diesen Wunsch erfülle ich dir gern.“

      „Mach´ wenigstens Fleischklößchen dazu, sonst schwinden meine Kräfte.“

      Lachend verlässt er das Haus. Oma Anni blickt ihm zufrieden und glücklich durchs Küchenfenster hinterher.

      8

      Christine schaut nachdenklich vor sich hin. Wieder einmal hat sie es sich in der Küche des Reiterhofes, in der ihre Mutter ständig kocht und bäckt, um die fleißigen Stallhelfer zu versorgen, gemütlich gemacht.

      „Sorgen?“, fragt ihre Mutti.

      „Ach“, sie winkt ab. „Wenn ich nur wüsste, was Olli wirklich in Amerika treibt, wäre mir wohler. Der raubt mir noch den letzten Nerv mit seiner Heimlichtuerei. Hat er dir nichts erzählt?“

      „Nein, leider nicht.“

      „Mir kommen schon die blödesten Ideen in den Sinn.“

      „Das kann ich mir gut vorstellen.“

      „Ob Sybille ihn rüber gelockt hat?“

      Ihre Mutti schüttelt energisch den Kopf. „Das glaube ich nicht. Die ist doch in Frankreich zurzeit mit einem Adligen liiert.“

      „Woher weißt du das?“

      „Ich habe ihr Bild auf dem Cover einer der bunten Zeitungen entdeckt. Die kaufe ich ja sonst nicht, aber dieses Exemplar habe ich euch mitgebracht. Schau mal, da hinten auf der Kommode müsste sie liegen.“

      Christine erhebt sich etwas schwerfällig und stöhnt. „Oh, mein Kreuz.“

      „Schieb es nicht auf das Alter.“ Onkel Heinrich kommt lachend herein. „Dafür hast du noch mindestens dreißig Jahre Zeit.“

      „Ich denke eher, das liegt an den zu vielen Kilos. Wie soll man schlank bleiben, wenn es hier immerzu die feinsten Leckereien gibt … mhhh … also hier liegt keine Zeitschrift.“

      „Meint ihr das bunte Heft mit der Rabenmutter vorne drauf?“, fragt Onkel Heinrich.

      Oma Hedi antwortet: „Ja, genau das. Heinrich, du sollst sie nicht immer so nennen. Stell dir mal vor, Richard und Bertram hören das. Sie leiden so schon genug.“

      „Ich bin ganz deiner Meinung. Genau aus diesem Grund habe ich diese Zeitung versteckt. Stellt euch mal vor, die Kinder sehen die Frau, an die sie möglichst nicht mehr erinnert werden sollen. Man muss in den Wunden nicht noch rumstochern.“

      „Hast ja recht. Und nenn sie bitte nicht mehr Rabenmutter. Ich habe Richard schon öfter gesehen, dass er hinter Türen steht und lauscht. Er traut sich sicher nicht zu fragen. Außerdem kann Sybille nichts dafür, dass sie so ist wie sie ist. Zumindest war sie so großzügig und hat Olli und Christine die Jungs und nun auch noch das Baby überlassen.“

      Onkel Heinrich brummt vor sich hin. „Ich hole euch dann mal die Klatschpresse.“

      „Mir lässt es auch keine Ruhe, dass Olli so ein Geheimnis daraus macht.“ Oma Hedi schüttelt den Kopf. „Vielleicht ist es was Familiäres aus seiner


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