Sie sind durchschaut, Mr. Bond!. Martin Cordemann
meist unter dem Kürzel „GGH“ genannt wird, war viele Jahre lang die Stimme für Helden. Durch seine Einsätze als Bond begründet wurde er dann auch in fast jedem Film, der Bond nachzueifern versuchte, besetzt. Typecasting gibt es nämlich nicht nur bei Schauspielern sondern auch bei Synchronschauspielern!
Neben den ganzen Agenten und Kommissar Xes hatte er aber auch diverse andere Helden im Angebot. Er war die Stimme von John Steed (Patrick MacNee), Old Shatterhand (Lex Barker) und Captain Kirk (William Shatner). Wer kann das schon in seiner Vita von sich behaupten? James Bond, Captain Kirk, Old Shatterhand. Sein Auftritt als Sherlock Holmes (für Stewart Granger) kommt in Fankreisen nicht so gut an, aber jeder hat mal einen schlechten Tag. Neben Sean Connery sprach er für Rock Hudson, Michael Piccoli und Paul Newman. Die Stimme von Stars – und schwer zu ersetzen. Connery lieh er das erste Mal in dessen zweiten Bond Abenteuer „Liebesgrüße aus Moskau“ die Stimme und dann in jedem Bond Film sowie vielen anderen Produktionen. Außerdem hört man ihn für George Lazenby als Bond in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, was den Film insofern aufwertet, als man sich hier der Illusion hingeben kann, 007 würde weiterhin von Connery dargestellt. Seine Art, ironisch zu klingen, passte gut zu Connerys Rollen und gab Bond die Art Pfiff, die den Craig Filmen bislang definitiv fehlt. Hoffmann wurde 1929 geboren und starb 1997. Zu sehen war er u.a. in der Agentenserie „Es muß nicht immer Kaviar sein“, in der er jedoch nicht den Helden spielte.
Klaus Kindler
Doch vor „GGH“ klang Bond noch nach… Clint Eastwood. Denn das dürfte Klaus Kindlers bekanntester „Kunde“ sein, für den er ins Synchronatelier kam. Man hört ihn aber auch für Jean-Paul Belmondo (u.a. in der Bond „Satire“ „Casino Royale“), James Caan, Franco Nero und Steve McQueen. In „Dr. No“ sprach er Connery zum ersten Mal – und nach der Umbesetzung von Hoffmann hört man ihn für Connery in „Im Sumpf des Verbrechens“ zum zweiten Mal. Er sprach ihn also direkt vor Hoffmanns erstem und nach Hoffmanns letztem Einsatz auf dem Schotten. Für Connery hat er mir nie so recht gefallen, doch unersetzbar ist und bleibt er auf Clint Eastwood. Kindler wurden 1930 geboren und starb 2001.
Niels Clausnitzer
Ein neuer Bond, eine neue Stimme… diesmal. Wer weiß, ob es einen der Verantwortlichen nicht gejuckt hat, auch bei Roger Moore GGH zu besetzen – doch man unterließ es. Der neue deutsche James Bond wurde Niels Clausnitzer, der Moore bereits in den Serien „Ivanhoe“ und „Simon Templar“ gesprochen hatte. Im Laufe der Jahre hat er Größen wie Anthony Hopkins, Robert Vaughn und Christopher Plummer die Stimme geliehen, doch vielen dürfte er als Vater Willi in der Serie „Alf“ vielleicht eher bekannt sein – was nur wieder zeigt, wie wandlungsfähig Synchronschauspieler sein können. Im Laufe der Zeit hat er sein Studium zum Psychotherapeut beendet, wer also im Raum München wohnte und sich von James Bond therapieren lassen wollten, hatte bis vor kurzem noch Gelegenheit dazu. (Schade, dass Woody Allen Sprecher Wolfgang Draeger nicht auch diesen Weg eingeschlagen hat, denn das wäre garantiert sehr schräg!) Leider besteht diese Möglichkeit nun nicht mehr, denn der 1930 geborene Clausnitzer starb 2014.
Lutz Riedel
Als nächster übernahm Shakespeare-Mime Timothy Dalton die Doppelnull und gab Bond damit eine Verjüngungskur. Also musste auch ein jüngerer Sprecher her. Das Los fiel auf Lutz Riedel, der Dalton kurz zuvor in einer anderen Produktion gesprochen hatte. Riedel arbeitet viel als Synchronregisseur, ist lustigerweise in allen drei „Crocodile Dundee“ Filmen in einer jeweils anderen Rolle zu hören (wahrscheinlich hatte er Regie) und spricht u.a. für Sam Neill, Tom Wilkinson und Richard Gere. Mit am bekanntesten dürfte vielen (älteren) Lesern aber vielleicht sein Kampf „Allein gegen die Mafia“ mit Michele Placido sein. Witzigerweise wurde Dalton in dem Film „Flash Gordon“ allerdings von Frank Glaubrecht gesprochen…
Frank Glaubrecht
…der Stimme von Pierce Brosnan. Glaubrecht hatte eine lange Erfahrung mit Brosnan, hatte er ihn doch schon in der langlebigen Serie „Remington Steele“ synchronisiert. Wie Hoffmann trifft er einen humorigen Ton und den charmanten Charakter, den ein James Bond durchaus haben kann und sollte. Neben 007 ist Glaubrecht auch für Al Pacino, Jeremy Irons, James Woods und Kevin Costner zu hören – und auf dem Köln-Bonner Flughafen, falls man die Ansage inzwischen nicht geändert hat. Als besonderes Highlight würde ich jedoch seine Arbeit für Bill Nighy in „Tatsächlich…Liebe“ bezeichnen, wo er dessen abgefuckten Ton perfekt trifft.
Dietmar Wunder
Mit Daniel Craig kam wieder eine neue Stimme. Dietmar Wunder wurde der neue deutsche Bond. Wunder ist phantastisch in schrägen Rollen, wo er richtig spielen kann. Craig gibt ihm leider nicht die Möglichkeit, viel zu tun, was schade ist – und ein wenig Verschwendung. Er spricht u.a. für Cuba Gooding jr. und Sam Rockwell und er ist großartig für Don Cheadle. Am bekanntesten dürfte er aber für seine Arbeit als Stimme von Adam Sandler sein, was besonders schade ist – und eine extreme Verschwendung!
Nachsynchro
Nur der Vollständigkeit halber wollen wir auch noch die beiden Sprecher aufführen, die anlässlich der DVD-Veröffentlichungen der Filme für die Stellen eingesprungen sind, die man vorher nicht synchronisiert hatte. Für Sean Connery kommt in „Sag niemals nie“ an ein paar Stellen Engelbert von Nordhausen zu Wort, den man dann auch für das im Original von Connery gesprochene Videospiel von „From Russia with Love“ besetzte. Er sprach Gene Hackman und Bill Cosby, ist aber inzwischen wohl eher als die Stammstimme von Samuel L. Jackson bekannt.
Bei der wirklich grauenvollen Nachbearbeitung von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ engagierte man Erich Räuker. Räuker ist hervorragend für Richard Dean Anderson in „Stargate“ und so hätte auch ich gedacht, dass er für den humorig-ironischen Ton eines GGH der ideale Ersatz wäre – das Endergebnis unterstützt diese Einschätzung aber leider nicht. Ansonsten hört man ihn im Fernsehen für nahezu jeden Colonel oder Vorgesetzten… Typecasting eben.
Bonds intellektuelles Gegenstück
Gemeint ist weder OSS 117 noch Kommissar X oder Matt Helm oder Derek Flint und schon gar nicht der eingreifende Geheimagent Barrett. Die sind alle „Nachfolger“ oder sagen wir lieber „billige“ Kopien, die im Kielwasser des Erfolgs eines Agenten namens James Bond 007 entstanden. Hier geht es um einen anderen Agenten ihrer Majestät:
Harry Palmer
Die Figur entstammt den Agententhrillern von Len Deighton und hat, wenn ich mich an meine Lektüre aus den 80ern richtig erinnere, in den Büchern keinen Namen. So würde ich also zu der Spekulation neigen, dass man sich für die Reihe eigens einen Namen aus den Fingern gesau… ausgedacht hat.
Im Gegensatz zu seinem Kollegen Bond hat Palmer bislang kein Heer an Darstellern verschlissen, bisher wurde die Figur lediglich von einem britischen Schauspieler gespielt. Der hat es zwar leider noch in keinen Bond Film geschafft, dafür dürfte Sir Michael Caine aber einer der am meisten beschäftigten Schauspieler
a) der Welt
b) derzeit
c) aller Zeiten
d) neben Gerard Depardieu und Christopher Lee
sein. Hat er es auch nicht zum Bondgegner gebracht, so wurde er doch zumindest Batmans Butler, Jack the Rippers Jäger und Captain Nemos… Nemo, um nur einen Bruchteil seines Schaffens zu nennen.
Harry Palmer spielte er insgesamt fünfmal. In den 60ern entstanden, zeitgleich mit Bond und von dessen Ko-Produzenten Harry Saltzman produziert, drei Filme um den Agenten. 1995 wurden dann noch die beiden Fernsehfilme „The Palmer Files: Der Rote Tod“ und „The Palmer Files: Herren der Apokalypse“ gedreht.
Ipcress - streng geheim
Palmer ist nicht der glamouröse Agent, den wir in James Bond (dem