Sie sind durchschaut, Mr. Bond!. Martin Cordemann
Schirm, Charme und Melone“ erhältlich, wer also sehen möchte, wie sie sich geschlagen hat, bevor ihr Bond den Kopf verdrehte, kann das problemlos nachholen.
Offiziell heißt es, dass Steeds spätere Kollegin Joanna Lumley auch in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ dabei sein soll (imdb führt sie als „The English Girl“ auf) – Sie müssen aber sehr genau aufpassen, um sie zwischen all den Mädchen nicht zu verpassen.
Ebenfalls in diesem Film spielt aber die wohl bekannteste Dame aus „Mit Schirm, Charme und Melone“ eine weit größere Rolle: Diana Rigg als Tracy, die Frau, die Bond liebt, heiratet und verliert. Rigg ist nur einer der Gründe, warum „Geheimdienst“ einer der besten Bond Filme aller Zeiten ist, denn sie ist in ihrer gebrochenen Rolle großartig und hinterlässt bleibenden Eindruck. Auch bei „Mit Schirm…“ ist sie einer der Höhepunkte. Es wird ja immer gesagt, dass es keine guten Rollen für Frauen gäbe. Trotz Talent und Schönheit scheint ihr die richtig große internationale Karriere irgendwie versagt geblieben zu sein, was ausgesprochen schade ist. In letzter Zeit sah man sie u.a. in „Extras“, „Doctor Who“ und dem großartigen „Game of Thrones“, wo sie ein bisschen die Rolle spielt, die Maggie Smith in „Downton Abbey“ hat. Bei „Schirm, Charme und Melone“ ist sie eine starke Frau, intelligent, sexy und witzig. Man mag über das gelegentliche Lederoutfit hinwegsehen, aber trotz allem dürfte dies wohl eine der emanzipiertesten Rollen der damaligen Zeit gewesen sein. Und sie steht ihrem Begleiter John Steed in nichts nach.
Der wird bekanntlich gespielt von Patrick Macnee (und gesprochen von Bond Stimme Gert Günther Hoffmann). Auch er, dessen Serie wahrscheinlich, wie vieles seinerzeit, durch die Bond Filme erst möglich wurde, gibt sich die Ehre beim Agenten Ihrer Majestät. In „Im Angesicht des Todes“ spielt er Tibbet, der zusammen mit Bond Moore arbeitet – und durch Grace Jones kein gutes Ende nimmt. Macnee erscheint, wie auch die Roger Moore Bondgirls Jane Seymour und Britt Ekland, in der Serie „Kampfstern Galactica“, hat einen Gastauftritt bei „Magnum“, ist Kapitän bei „Columbo“ und gab zweimal den Dr. Watson, einmal mit Roger Moore und einmal mit Christopher Lee als Sherlock Holmes. In dem grauenvollen „Mit Schirm, Charme und Melone“ Film ist er als Unsichtbarer dabei – möglicherweise, weil er in diesem Machwerk nicht gesehen werden wollte?!
Du drehst nur zweimal
In „Diamantenfieber“, das zeigt uns die DVD, hätte es beinahe eine Szene mit Sammy Davis jr. gegeben. Er kommt ins Kasino und traut seinen Augen nicht, dass er da den bekanntesten, berühmtesten, weltweit anerkanntesten GEHEIMagenten Englands sieht. Allein von diesem Standpunkt ist es vielleicht ganz gut, dass es die Szene nicht in den Film geschafft hat, denn dass James Bond, dessen Arbeit eigentlich irgendwie undercover sein sollte, von einer Film- und Showgröße in Las Vegas erkannt wird, wäre dann doch vielleicht ein bisschen zuviel.
Randnotiz: Bei „Feuerball“ spielt Guy Doleman einen Graf Lippe (aus Detmold?). Doleman hat auch eine feste Rolle in den drei „Harry Palmer“ Filmen, die von Bond Ko-Produzent Harry Saltzman produziert wurden und eine Art intellektuelles Gegenstück zu Bond darstellen sollten. Palmer wird gespielt von Michael Caine, der es leider nie in einen Bond Film geschafft hat (dafür in die Parodie „Austin Powers – Goldständer“ und als Butler Alfred in die Batman-Trilogie von Christoper Nolan… und in „Der weiße Hai 4“ und tausend andere Filme).
Goldhändchen und super Schurken
Einer der besten und charismatischsten Bond Bösewichte ist und bleibt wohl „Goldfinger“. Gerd Fröbe ist hier großartig in der Rolle, denn er macht nicht auf böse, sondern ist eigentlich sehr geschäftlich und locker bei der Sache. Das gibt Goldfinger eine Souveränität, die kaum einer seiner Konkurrenten zu bieten hat. Bekommen hat er die Rolle wahrscheinlich wegen seines spektakulären Auftritts als Kindermörder in dem Film „Es geschah am helllichten Tag“. Nach seinem Erfolg bei Bond winkte auch der internationale Markt, der deutsche Schauspieler gerne als Nazis, oder, in Fröbes Fall, wohl eher als Preußen einsetzt. So schloss er sich gleichermaßen den „Tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten“ wie den „Tolldreisten Kerlen in rasselnden Raketen“ an. Er war „Der Räuber Hotzenplotz“, er traf den „Regenschirmmörder“ und den „grünen Bogenschützen“, was dazu führte, dass er irgendwann zur Behandlung in „Die Schwarzwaldklinik“ musste. Er ist noch einmal in einem Werk nach Bond Schöpfer Ian Fleming zu sehen, und zwar in „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“. Für den Bond Film „Diamantenfieber“ erwogen die Produzenten, Fröbe zurückzuholen als Goldfingers Bruder… doch das ist uns zum Glück erspart geblieben.
Der erste große schwarze Verbrecher… und ich benutze nicht das Wort, das Fleming im Buch verwendet, wurde gespielt von Yaphet Kotto. Neben „Leben und sterben lassen“ wurde er ein Opfer des „Alien“ und neben Arnold Schwarzenegger zum „Running Man“. Robert de Niro traf er in der Actionkomödie „Midnight Run“ (wo de Niro, im Gegensatz zu seinen späteren „Komödien“, wirklich witzig ist). In den letzten Jahren hatte er eine prominente Rolle in der Fernsehserie „Homicide“.
Curd Jürgens, der Stromberg (nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen Fernsehserie) spielt, war dem deutschen Publikum schon lange bekannt und spielte in vielen nationalen und internationalen Produktionen. Man sah ihn „Am laufenden Band“ in „Derrick“, „Der Kommissar“, „Der Mephisto-Waltzer“, „Und ewig lockt das Weib“ sowie, wie Telly Savalas, in „Solo für O.N.K.E.L.“. Er war „Der Mann, der Sherlock Holmes war“, erlebte den „längsten Tag“, betrat den „Blauen Engel“, salutierte für „Jakobowski und der Oberst“ und er fuhr neben Filmlegende Orson Welles auf der „Fähre nach Hongkong“. Ich denke, da kann man von einer erfolgreichen Karriere sprechen.
Michel Lonsdale (auch als Michael Lonsdale aufgeführt) spielt in „Moonraker“ einen zurückhaltenden, höflichen Bösewicht mit herrlich gemeinen Sprüchen. (Gesprochen wird er in der deutschen Fassung von Heinz Petruo, der auch die deutsche Stimme von Darth Vader war… da „Moonraker“ ja nur durch den Erfolg von „Krieg der Sterne“ zu diesem Weltraumfilm geworden ist, also wohl ein reines Typecasting – obwohl er seine Sache sehr gut macht!) Spontan fallen mir mit ihm nur „Der Schakal“ und dann der spätere Film „Ronin“ mit Robert de Niro und Bond Gegenspieler Sean Bean ein. Bei Interesse können Sie da ja gerne mal mehr in Erfahrung bringen.
Chaim Topol aus „In tödlicher Mission“ hat sowohl „Galileo“ gespielt als auch Tevje in „Anatevka“. Da mutet es fast ein wenig komisch an, dass sein Filmgegner Julian Glover die spannendere Filmographie vorzuweisen scheint: Er ist zu sehen in „Das Imperium schlägt zurück“, „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, „Magnum“, diversen Episoden von „Mit Schirm…“ und „Doctor Who“ und spielt derzeit in der hervorragenden HBO-Serie „Game of Thrones“.
Sei es „Der Graf von Monte Christo“ (2mal!) oder „Der Mann in der eisernen Maske“ – Louis Jourdan ist immer dabei. In „Octopussy“ ist er einer der (zu) vielen Bösewichte und auch er gibt sich die Ehre als Gegner von Columbo in der wahrhaft köstlichen Folge „Mord à la carte“/“Lauter Feinschmecker“. Möglich, dass er Genrefreunden aber am ehesten aus „Das Ding aus dem Sumpf“ bekannt ist.
Sein Kollege und Ko-Bösewicht in diesem Film ist Steven Berkoff. Der Mann ist viel beschäftigt und er mag Ihnen von „Mit Schirm…“ bis „Beverly Hills Cop“, von „Doctor Who“ bis „Star Trek: Deep Space Nine“, von „Verblendung“ bis „The Tourist“, von „Barry Lyndon“ bis „Uhrwerk Orange“ irgendwo schon einmal über den Weg gelaufen sein. Gemeinsam mit Bonddarsteller Timothy Dalton spielt er sogar in dem Joan Collins Dreiteiler „Sins“.
Christopher Walken dürfte eigentlich jedem bekannt sein. Der Mann arbeitet so viel, dass es eigentlich unmöglich sein dürfte, dass man ihm nicht schon mal in irgendeinem Film begegnet ist. Er gehört zu den Schauspielern, die einen Film adeln können, denn es ist meist eine Freude, ihn spielen zu sehen. So ist er auch „Im Angesicht des Todes“ mit das Beste am Film.
Zwei Bonds später dann, in „Lizenz zum Töten“, sehen wir den Beginn einer Karriere. Benicio del Toro ist herrlich fies und böse. Er soll danach