Die Tore der Atlanter. 4.Folge. Hermann Büsken
ungeduldig wurde. »Sag ihnen, was los ist, ehe sie dich zu einem Arzt schicken.«
»Kristian ist hier, mein Freund aus Deutschland.« Die Schüler scharrten sich um sie. »Kristian erzähle«, sagte sie laut, damit alle es hören konnten. »Ich bin nicht auf der Erde.« »Dann bist du bei den Alien.«
»Nein, ich habe ein neues Volk kennengelernt, auf weit entfernte Planeten.«
»Kristian, du meinst es hoffentlich ernst, ich wusste, dass du mit Lena über weite Strecken kommunizieren kannst, aber ich habe kein Implantat.«
»Diese Verbindung stammt von einem sehr weiterentwickelten Volk, du kannst mir glauben. Es sind Menschen, sie haben schon vor Tausende Jahre die Erde besucht. Sie waren die Schöpfer der Pyramiden und stammen von den Atlantern ab.«
»Kristian, wer ist die Frau, die ich sehe?« Er hatte die ganze Zeit auf Senis geschaut. »Das ist Senis, wie du siehst, ist sie ein Mensch. Höre zu, du bist die Erste in deinem Land, die davon weiß. Meine Freunde bringen mich in ein paar Tagen mit einem riesigen Raumschiff zur Erde zurück, ich nehme an, dass sich eure Presse dieses nicht entgehen lassen will. Lena wird die Ankunft rechtzeitig bekannt geben. So, ich will jetzt nicht weiter stören, bis dann.« Er hatte gespürt, dass jemand auf seine Schulter klopfte.
»Der Test ist beendet«, sagte der Wissenschaftler.
»Endgültig«? fragte er.
»Ja, wir haben alle Daten. Ra sagt, du fliegst morgen zurück.«
»Das wusste ich nicht, aber ich freue mich.« Als sie wieder zurück waren, bat er Senis, sie sollte Zitrin zu ihnen bitten. »Halt, das kann ich auch selber machen.« Sich auf Zitrin zu konzentrieren war nicht schwer. »Zitrin, würdest du bitte kommen? Zitrin, ich weiß, dass du mich gehört hast.«
»Kristian?«
»Endlich, kommst du?«
»Ich komme.« Es dauerte wirklich nicht lange, seine Bitte hatte ihr Flügel verliehen. »Kristian, ich wäre fast gestorben vor Schreck.«
»So schlimm wird es wohl nicht gewesen sein, ich werde morgen zurückgebracht.«
»So schnell?«
»Dann bist du mich endlich los.«
»Wie kommst du darauf, dass ich das will?«
»Wirst du uns begleiten?«
»Das muss Ra bestimmen.«
»Kümmerst du dich darum?«
»Wenn du das möchtest?« Das Türsignal meldete einen Besucher vor der Tür. Senis machte sie auf. Es war Ra. »Ich sehe ihr macht Pläne für morgen?«
»Ja, darf Zitrin uns begleiten?«
»Es spricht nichts dagegen. Mein Sohn und ich werden auch mitkommen. Meine Wissenschaftler haben mir berichtet, dass der Test erfolgreich verlaufen ist. Ohne dein Missgeschick wären wir noch nicht so weit.«
»Heißt das, ihr werdet den Versuch an einen deiner Leute wiederholen?«
»Ja, das haben wir vor.«
»Wäre es nicht sinnvoll, wenn ihr es mit Zitrin oder Senis machen würdet? Wir könnten miteinander in Verbindung bleiben.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Ra und schaute dabei auf Senis. »Aber erst, wenn wir zurück sind. Für morgen werde ich alles vorbereiten lassen.« Dann ging er. Zitrin hatte es dann auch eilig. Er suchte seine Sachen zusammen und legte sie auf den Tisch. Abends nahm er Verbindung mit Lena auf und sagte ihr den ungefähren Ankunftstermin. Am anderen Morgen herrschte Aufbruchsstimmung. Nach dem Frühstück wurden sie zum Raumschiff gebracht. Dort empfing sie Ramos.
»Ich habe gehört, welch wichtigen Beitrag du unserer Wissenschaft geleistet hast«, sagte er.
»Wenn Ra uns begleitet, dann muss es wichtig sein.«
»Haben wir unser altes Zimmer wieder«? fragte Kristian.
»Wenn du es möchtest?«
»Ramos wir danken dir.« Er nahm Senis Hand und sie waren bald in ihrem Zimmer. Senis wirkte bedrückt. »Senis, ich werde dich auch vermissen, wir werden uns aber immer erreichen können. Vielleicht komme ich ja mal wieder. Seit unserer ersten Begegnung hat sich viel in deinem Leben verändert. Natürlich auch in meinem. Ohne deine Hartnäckigkeit könnte ich nicht schwimmen wie ein Fisch.« Ein Lächeln verzauberte ihr Gesicht. Zum Mittagessen waren sie bei Ra eingeladen. Dort traf er auch dessen Sohn Rod.
»Kristian, ich will dein Volk kennenlernen.«
»Hoffentlich bist du nicht enttäuscht«, sagte er.
»Hast du überlegt, wie unser Treffen ablaufen soll«? fragte Ra. »Unser Ziel ist eine Tribüne in einem Stadion, davor die Kameras aus aller Welt, um uns die Zuschauer. Wirst du zu ihnen ein paar Worte sagen?« Ra nickte.
»Wird Rod mitkommen?«
»Ja sicher komme ich mit«, sagte Rod. »Zitrin und Senis werden meinem Volk klar machen, dass sie sich nicht, oder nur wenig, von uns unterscheiden. Dann erzähle ich etwas, dann könnte ein Film über dein Volk gezeigt werden, dann über den Bau der Pyramiden. Aber nicht zu viel, sie müssen ja nicht alles auf einmal sehen. Möchtet ihr dann mit zu mir kommen«? fragte er. »Ja, das würden wir gerne«, sagte Ra. »Ra, wie groß kann ich den Bildschirm mit meinem Wiedergabegerät werden lassen, damit alle etwas sehen?« »Nicht so groß, wie du es möchtest, wir werden vom Schiff aus die Übertragung machen.«
Als sie wieder in ihrem Zimmer waren, versuchte er, zu Jessika eine Verbindung aufzubauen. »Senis, ich habe nichts dagegen, wenn du mithörst.« Es war dunkel, anscheinend schlief Jessika noch. »Hallo Jessika, ich bin es.« Er fühlte, dass sie sich nicht sicher war, ob sie träumte. »Jessika, es ist kein Traum. Ich bin es wirklich.«
»Kristian, es ist Nacht.«
»Entschuldige, ich wollte dir nur sagen, dass wir in zwei Tagen ankommen. Nach dem Treffen im Stadion werde ich mit vier Freunden zu dir kommen. Sorge für ein kaltes Büfett und sage Lena Bescheid. Und jetzt kannst du weiterschlafen.«
Er musste an die erste Begegnung der Alien mit den Menschen denken. Keiner war darauf vorbereitet gewesen. Jetzt zumindest wussten sie, dass sie kamen. Die Regierungen der Welt haben sich nie mit einer Erstbegegnung von Außerirdischen auseinandergesetzt. Da bis dahin sowieso keiner daran geglaubt hatte, meinte man, es wäre früh genug, wenn das Ereignis stattgefunden hatte. Die Science-Fiktionsfilme haben die Meinungen der Menschen geprägt. Mal sind es Monster, die den Körper eines Menschen besetzen oder dauerhaft übernehmen. Oder es sind blutrünstige Monster. Auf die Idee, dass sie ihnen ähnlich sein könnten, kamen die Wenigsten. Der erste Kontakt mit Cyro seinem Freund und seinem Raumgleiter, war ein Ereignis gewesen. Die Massen waren aber nicht geschockt oder in Panik geraten, wie einige Regierungen es immer vorgeschoben hatten. Kein Politiker hatte sich dafür interessiert. Eigentlich hatte nur die Presse davon profitiert. Es wurde zur Kenntnis genommen, dass die USA schon lange ihr Wissen mit den Alien ausgetauscht hatten. Er rechnete auch jetzt nicht mit dem Interesse der Politik und fieberte ihrer Ankunft entgegen. Die Zeit schien viel langsamer zu vergehen.
Dann endlich waren sie am Ziel. Die Zeit, als sie die Erde erblickten und sich dann ihr näherten, verging schnell. Es war noch früher Morgen. Ihr Schiff stand hoch über dem Stadion. So hoch, dass keiner auf die Idee kam, hochzuschauen. Ganz unbemerkt waren sie jedoch nicht geblieben. Zwei Flugzeuge der Bundeswehr umkreisten sie und machten bestimmt ihre Fotos. Sie waren jetzt mit Ra in der Zentrale. Auf einem Bildschirm lief das Programm eines Fernsehsenders. Die Kamera des Fernsehsenders schwenkte quer durch das Stadion und man sah, wie die ersten Besucher eintrafen. Dann war der Kameramann auf sie aufmerksam geworden. Sie sahen das Raumschiff auf dem Bildschirm und wie die Menschen mit ihren Fingern auf sie deuteten. Kristian hatte keinen Vergleich, und ihm war nicht bewusst gewesen, dass das Schiff so groß war. Die Kamera des Raumschiffs zeigte Bilder aus der Vogelperspektive. Sie sahen die Tribüne, davor unzählige Kamerateams. Die Tribüne selbst war noch leer. Sie standen jetzt annähernd tausend Meter über dem Stadion. Der Zustrom