Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
am Ende kurz vor dem Stillstand ihrer Wanderung durch den Einfluss der jetzt erreichten Hochkulturzivilisationen bewirkt worden. Wahrscheinlich wirkte auch hier die Zivilisation auf die Barbaren militarisierend, so wie ab 1600 die zivilisierten Spanier die Süd-Athapasken militarisiert hatten. Analoge Beispiele gibt es dafür auch in der Gegenwart .......
Die Tolteken waren also kein Volk, sondern eine Herrschaftskultur, deren wesentliche ethnische Träger das uto-aztekische Nahua sprechende Menschen und damit sicher auch die Führungsschicht oder -gruppe waren. In diese Kultur wurden neben alten nahua-chichimekischen Elementen aus der Frühzeit und der späteren „Entwicklungszeit“ mit dem qualifizierten Kriegerkulturpotenzial auch Elemente der religiösen Hoch- und Herrschaftskultur von Teotihuacan und der Feldbauernbevölkerung des Hochtales von Mexiko übernommen. Des weiteren wurden sicher Kultur-/Religions- und Zeremonialelemente von der in dieses Territorium hineingekommenen Bevölkerung vom Golfgebiet (Nonoalca) integriert. In diesem relativ friedlichen Kultur- und Religions-/Kulturkonglomerat (Quetzalcoatl-Kult), das zur Aufrechterhaltung der Macht der Führungsschicht im wesentlichen auf repressive religiös-ideologische Kraft (Theokratie) setzte, verstärkte sich auf Grund von Machtkrisen oder mit den „friedlichen“ Mitteln nicht mehr erreichbaren Machterweiterungen (stärkere Reichtumsanhäufung und/oder Repräsentationsgelüste) die militärisch-kriegerische Komponente. Diese Komponente und/oder ihre Verstärkung kann durch die Einwanderung und/oder die Nutzung zuziehender Chichimeken-Barbaren bewirkt worden sein. Es erfolgte der Auszug des wahrscheinlich friedlich ausgerichteten Priesterherrschers Quetzalcoatl und seiner Anhänger, die jedoch die Einvernahme der Maya in Nord-Yucatan bestimmt nicht nur mit friedlicher Missionstätigkeit vollzogen. Religion und Zeremonialwesen wurden im toltekischen Maya-Bereich danach militant mit verstärkten (?) Menschenopferungen.
Kurze Chronologie überlieferter Chichimekenaktionen:
750 u.Z. Sturz von Teotihuacan durch die Tolteken
856 oder 950 u.Z. Gründung von Tula
1000 u.Z. Auszug von Quetzalcoatl aus Tula
1100 u.Z. neue Chichimekeneinfälle in Tula
1168 u.Z. chichimekische Eroberung von Tula
1180 u.Z. Aufgabe von Tula
1200 u.Z. erneuter Chichimekeneinfall in das Gebiet um Tula unter Xolotl
1215 u.Z. Erscheinen der sieben Stämme der Nahua-Chichimeken im Hochtal von Mexiko
1224 u.Z. Errichtung des Chichimekenreiches von Tenayuca
danach Chichimeken besetzen das Gebiet der Totonaken am Golf von Mexiko
1325/1370 u.Z. die Tepaneken (auch Chichimeken) verbannen die Azteken auf die Inseln im Tezcoco-See
1521 u.Z. Ende von Tenochtitlan durch Cortez
1.7. Die Kulturzonen im nordamerikanischen Südwesten
Das Kulturareal des Südwestens wird durch die Archäologen, meist nach keramischen und architektonischen Gesichtspunkten und deren zeitliche Veränderungen, in unterschiedliche Kulturen und deren Verbreitungsgebiete unterteilt. Die einzelnen Kulturen werden ab einem bestimmten Erkenntnisstand weiter in Zweige der entsprechenden Kultur separiert. Entsprechend dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand, personengebundenen und (universitäts)politischen Schulen und Opportunitäten ist die Definition einer Kultur/eines Kulturzweiges und damit oft auch das entsprechende Verbreitungsgebiet räumlich, zeitlich und erkenntnistheoretisch unscharf und wechselnd.
Der Südwesten wird in drei große Kulturzonen eingeteilt: in die Mogollon-Kultur, die Hohokam-Kultur und die Anasazi-Kultur. Als selbständige „Mischkulturen“ entstanden in zwei Bereichen die Sinagua-Kultur und die Salado-Kultur. Zu erwähnen ist auch die nord/nordwestlich an das Südwestareal angrenzende Fremont-Kultur und die westlich angrenzende Patayan-Kultur, die beide nicht zum Südwestareal gehören, aber mit dessen Randbereich kulturell interagierten. Die Prescott-Kultur und die Cohonina-Kultur werden teilweise als selbständige Kulturen des Südwestens geführt und in anderen Fällen als Teile der Patayan-Kultur bezeichnet, eine akademische Streit- und Ansichtsfrage. An dieser Stelle ist auch die sogenannte „Trincheras-Kultur“ zu nennen. Diese Kultur (?) wird nur über eine zweifellos eindrucksvolle topographisch-architektonische Erscheinung (große Berghangterrassenanlagen und mit ihr verbundene Keramik) definiert, ist aber noch zu wenig erforscht, um sie als eigen-ständige Kultur bezeichnen zu können. Es gibt auch viele berechtigte Argumente, diese typischen Erscheinungsformen bereits bestehenden Kulturzonen zuzuordnen.
ANASAZI
Virgin Anasazi ................................................................. Western Anasazi
Little Colorado Anasazi ..................................................... Western Anasazi
Northern San Juan Anasazi/Mesa Verde Anasazi .................. Northern Anasazi
Chaco Anasazi.................................................................. Central Anasazi
Cibola Anasazi (auch den Mogollon zugeschrieben)............ Central Anasazi
Rio Grande Anasazi............................................................ Eastern Anasazi
HOHOKAM
Pionier Gebiet ............................. ( 1/ 300 bis 600/ 775 u.Z.)
Colonial-Sedentary Gebiet ........... ( 600/ 775 bis 1100/1150 u.Z.)
Classic Gebiet ............................. (1100/1150 bis 1350/1400 u.Z.)
mit Unterteilung in Fluss-Hohokam und Wüsten- oder Berg-Hohokam
SINAGUA (ursprünglich Mogollon, später mit starker Hohokam und Anasazi Überprägung)
Nord-Sinagua ...................... (500/600 bis 1200/1250 u.Z.)
Süd-Sinagua ........................ ( 700 bis 1425/1450 u.Z.)
SALADO .............................. (700 bis 1450 u.Z.)
MOGOLLON
Jornada Zweig .............................................................................. östliche Mogollon
Mimbres Zweig ............................................................................. zentrale Mogollon
Casas Grandes Zweig ................................................................... südliche Mogollon
Sierra Madre Zweig ...................................................................... südliche Mogollon
Diese vier Zweige der Mogollon-Kultur sind die territorial größten; die folgenden Gebiete umfassen nur kleine Territorien am westlichen und nördlichen Rand des zentralen Mimbres Zweiges/Branch.
San Simon Branch .......... direkt westlich der Mimbres Branch im Südosten von Arizona
Black River Branch ......... direkt nördlich der San Simon Branch
Foresdale Branch ............ nördlich der Black River Branch und westlich der Cibola Branch
Cibola Branch ................. östlich der Foresdale Branch und direkt nördlich der
Mimbres Branch, wird auch den Anasazi zugeordnet
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