Magisches Kompendium - Alchemie. Frater LYSIR

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Ziel selbst, das Große Werk (Opus Magnum).

      Wie man an den Bezeichnungen erkennen kann, wird auch hier sehr oft der Begriff „Elixier“ verwendet, sodass es natürlich nahe liegt, dass der Stein der Weisen mit dem sog. Lebenselixier sehr eng verbunden ist. Hierbei ist noch interessant, dass sich das Wort „Elixier“ aus dem griechischen Wort für „Stein“ (xerion) bzw. aus dem arabischen (El Iksir) bildet. Dieses alchemistische Meisterstück, welches durch die die rohe, anfängliche, ursprüngliche, beginnende oder auch jungfräuliche Materie beginnt und sich Stück für Stück evolutioniert, ist ein essenzieller Bestandteil der Selbstevolution. Zwar gibt es auch immer wieder die Idee, dass die „jungfräuliche Materie“ eine Ursubstanz ist, die durch den „christlichen Sündenfall“ verunreinigt wurde und erst durch die alchemistischen Verfahren wieder zu der „Prima Materia“ (erste Materie) transformiert werden muss, um dann letztlich zur „Ultima Materia“ (ultimative Materie bzw. Endmaterie) zu werden, doch sollte man nicht zu viele christliche Fragmente in diese Art der Magie bringen, die letztlich in allen Kulturen beheimatet ist – auch wenn sie dort andere Namen und Bezeichnungen trägt. So ist die Zielvorstellung der Alchemie bzw. des jeweiligen Alchemisten, sehr klar auf den Stein der Weisen ausgerichtet bzw. auf den Wandlungsprozess, sodass man sich selbst erhöhen, vergöttlichen, erleuchten und evolutionieren kann.

      So sieht man, dass der Gedanke der Selbstevolution, der Selbstvergöttlichung, zum Glück auch schon immer in der Magie verankert war, sodass es interessant ist, dass es in verschiedenen religiösen Geschichten, Mythen und Erzählungen auch immer wieder um einen „besonderen Stein“ geht, der mehr als nur einen materiellen Reichtum „hervorruft“. Manchmal ist der Stein ähnlich einem menschlichen Auge, manchmal ist er wie die Sonne oder auch wie des Menschen Blut. Zusätzlich werden diesem Steinen besondere Kräfte zu gesprochen, wobei es egal ist, ob es nun um seinen Wert geht („wertvoller als alles Gold“) oder um die Energie, die dem Menschen eine Erkenntnis und ein Wissen offenbart, welches die Seele so nicht schauen und verstehen kann.

      Der Stein öffnet im Menschen Portale und Potenziale, sodass dieser sich selbst „erheben“ bzw. für sich „aufsteigen“ kann. Dieser Aufstieg des Menschen ist dann auch stets mit der Seele verbunden, welche erhöhte Kräfte empfängt, und eine Art Unsterblichkeit erfährt. Wenn man so will, kann man den Stein der Weisen auch als den Teil des Menschen sehen, aus dem Gott den „ersten Menschen“ – Adam Kadmon – erschaffen hat. Daher muss man den „Stein der Weisen“ als ein Symbol der absoluten Ganzheit bzw. als Ganzheit selbst sehen, da in ihm letztlich alles enthalten ist.

      Alle Gegensätze, Antipoden, Kontraste, Diskrepanzen, Widersprüche und Polaritäten wurden vereint und sind nun „ein Ganzes“. Doch dieser „Stein der Weisen“ wird nicht von allen Menschen erkannt. Es heißt, dass er zwar von den Weisen (daher u. a. der Namen) geachtet, verstanden und erkannt wird, von den Dummen und Einfältigen (man könnte auch einfach Profane sagen) als Unrat verstoßen wird. Nun, in diesem Fall ist der Stein der Weisen für die Einen das Wertvollste überhaupt, für die Anderen nur Dreck, der nicht beachtet werden muss. Solche paradoxen Metaphern werden aber, in Bezug auf den „Stein der Weisen“, sehr gerne verwendet. Mal ist es der Jüngling im Gewand des Greisen, mal der Greis, der in einem Jüngling lebt, dann wieder ein Waise, der nie Eltern hatte oder das Unsterbliche im Sterblichen. Der Himmel, der auf der Erde lebt, die Sonne, die aus dem Mond stammt und, und, und. Interessant sind dann auch immer solche Metaphern, die einen Stein der Dreiheit oder einen Stein im Stein im Stein „beleuchten“.

      Oft wird auch hier ein Baum betitelt, der weder blühen, noch wachsen kann, dennoch aber lebendig ist. Dass man hier einen Brückenschlag zur Kabbalah finden kann, wird jedem auffallen. Es passt auch recht gut, wobei man den Stein der Weisen in diesem Fall dann der Sephirah „Tiphereth“, der Harmonie, der Schönheit und der Ausgeglichenheit, dem goldenen Herzen, dem Christuszustand zuordnen kann.

      Fakt ist, dass es nun einmal nicht einfach ist, ein unbeschreibliches Ding, welches man sich selbst nicht mit dem menschlichen Intellekt erklären kann, zu erklären. Daher hätte man auch einfach schreiben können: Das Ding aus einer anderen Welt / Dimension!

      Manchmal wird der „Stein der Weisen“ auch als „Skorpion“ bezeichnet, was sehr oft so interpretiert wird, dass der Stein bzw. der Skorpion stets seiner Natur entspricht, sich tötet und gleichzeitig auch wiederbelebt. In diesem Zusammenhang, kann man aber auch das komplexe Sternzeichen Skorpion benennen, da dieses in der Mythologie eine Trinität besitzt – wie auch der Stein der Weisen, der aus dem unedlen Zustand, über die Transformation, zu einem edlen Zustand wechselte. Die Trinität des Skorpions bezieht sich u. a. auf seine ursprüngliche Darstellung, da das Tierkreiszeichen „Skorpion“ in der alten Zeit die drei 3 Symbole „Scorpio“, „Adler“ und „Phönix“ hatte, sodass dieses Bild schon immer als das Tierkreiszeichen galt, welches eine sehr große „Spannweite“ hatte. Hierbei wurde auch immer darauf verwiesen, dass der Skorpion im Tierreich sich bei Gefahr selbst umbringen kann – was im Übrigen NICHT stimmt, da das Gift des Skorpions für ihn selbst ungefährlich ist und es eine Fehlinterpretation war, dass ein Skorpion, wenn dieser von Feuer umgeben ist, sich selbst tötet. Dennoch wurde diese Legende – auch wenn sie zoologisch vollkommen falsch ist – als magische Metapher verwendet. In diesem Zusammenhang, wurde das Bild des Skorpions stets zu der niederen Triebnatur des Menschen – also zu einem unedlen Zustand – zugeordnet, aus welchem es gilt, sich selbst zu befreien bzw. zu erhöhen. Wenn sich dann der Skorpion mit seinem Gift selbst sticht und tötet, muss dies rein metaphorisch verstanden werden. Hierdurch soll ausgedrückt werden, dass der Mensch seine niedere Natur verstanden hat und sein Ego ablegen bzw. kontrollieren will, sodass er sich von einem Erdbewohner (Skorpion) zu einem Luftbewohner (Adler) transformiert.

      In diesem Fall durchlebt der Skorpion drei verschiedene Transformationsphasen – Skorpion, graues Dasein und Adler. Wenn man so will, ist der Skorpion hier der klassische Egoist, der streitsüchtig umherirrt und im Grunde in seinem Leben stillsteht. Nur durch eine starke Veränderung – die meist dann von außen herbei geführt wird und erneut das Bild des „mystischen Todes, des Mors Mystica“ eröffnet, kann der Skorpion / der profane Mensch sich verändern. In der Zeit der Lieblosigkeit, des Chaos, der giftigen Phase, sucht der Mensch stets den Schwachpunkt seines Gegenübers, um im Falle eines Konflikts im Vorteil zu sein. Aus der Angst heraus, die Umstände „Leid“ und „Schmerz“ zu erfahren, werden Leid und Schmerz gebracht. Doch im Prozess des mystischen Todes, der Transformation, erkennt der Skorpion / der Mensch, dass dies nicht die Erfüllung seines Lebens ist und der erste Schritt zum „grauen Dasein“ wurde vollzogen.

      Das „graue Dasein“ ist der Beginn der Veränderung. Der Skorpion / der Mensch erkennt und versteht, dass man sich selbst verändern muss, um das eigene Umfeld zu verändern, sodass mehr und mehr positive Gedanken und auch Taten umgesetzt werden, um sein altes Ich zu verändern. Doch im „grauen Dasein“ wird es immer wieder Rückfälle und Enttäuschungen geben, gerade dann, wenn der Skorpion / der Mensch auf andere Skorpione / Menschen trifft, die immer noch mit Gift und Leid um sich schlagen. Es ist ein Gesamtprozess, der vom Innenleben, aber auch vom Umfeld bestimmt wird, da immer das große Ganze betrachtet werden muss. In einer absolut feindlichen Umgebung wird das „graue Dasein“ nicht den Kampf aufgeben können, allein aus Sorge, selbst vernichtet zu werden. Doch wenn das Umfeld es „erlaubt“ bzw. das Leben des „grauen Daseins“ so verlaufen kann, dass auch Zeit und Muße zu inneren Denkprozessen vorhanden sind, kann die Transformation weitergeführt werden.

      Stück für Stück wird sich das „graue Dasein“ aufhellen, Stück für Stück wird es den Boden der Taten verlassen und in die Lüfte des Geistes aufsteigen. Hier wird dann der Transformationsschritt zum Adler komplettiert, sodass der Mensch über seinen Horizont sehen und sich auch erheben kann. Die verschiedenen Egoaktionen, die profanen Handlungen, werden nun aus einer „höheren Sicht“ betrachtet, sodass sie regelrecht durchschaut werden. Mehr und mehr verliert das Materielle bzw. das skorpionhafte Ich an Substanz. Das ist gut so, denn das Umfeld wird hier meist mit kleineren Angriffen und Sticheleien agieren. Da der Adler aber außerhalb dieser Angriffe fliegen kann, sind sie kaum noch zu erwähnen. Der Adler fliegt in eine neue Zukunft, doch kennt er seinen eigenen, neuen Lebensbereich noch kaum – dafür ist die Transformation zu


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