Aldemakros. Dubhé Vaillant

Aldemakros - Dubhé Vaillant


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hat mir erklärt, dass im Grossraum Salisbury unglaublich starke Magnetfeldstörungen gemessen wurden. Sie haben keine Ahnung, was der Grund ist und was das Ganze zu bedeuten hat. Sie sind aber nervös. Die Streitkräfte prüfen, ob sie auf eine höhere Kampfbereitschaftsstufe gehen wollen. Mehr wollte er mir nicht mitteilen.«

      »Und was geschieht jetzt?«, wollte Dana wissen.

      »Hast du eine Liste mit den Teilnehmern deiner heutigen Tour? Vielleicht hat ja zufälligerweise jemand ein Bild vom Objekt geschossen«, fragte Edward.

      »Die Besucherliste habe ich, aber ich weiss, dass niemand eine Aufnahme gemacht hat. Sie waren alle viel zu aufgeregt dafür.«

      »Mist«, erwiderte Edward enttäuscht.

      »Ich habe gesagt, dass die Teilnehmer keine Fotos haben.«

      »Wie meinst du das?«, wollte er wissen.

      »Ich habe nur gesagt, dass die Teilnehmer keine Fotos haben. Ich habe nicht gesagt, dass ich keine Fotos habe!«, sagte sie voller Stolz.

      Sie konnte förmlich spüren, wie die Anspannung bei Edward stieg und er vor Neugier fast zu platzen drohte. Sie dachte sich, dass er immer noch ein Bluthund sei und gerade jetzt Fährte aufgenommen habe. Edward überlegte, ob er Dana bitten sollte, ihm die Bilder zu mailen. Aber er wusste, dass er sporadisch vom MI6, dem britischen Geheimdienst, überwacht wurde. Er hatte sich mit einer Story über Korruption keine neuen Freunde im Innenministerium gemacht.

      »Dana, ich komme so schnell wie möglich zu dir, wenn dir das recht ist«, schlug er spontan vor.

      »Ich kann dir die Bilder auch mailen«, entgegnete sie ihm. Allerdings fand sie den Gedanken, Edward wiederzusehen, nicht uninteressant.

      »Ich denke, dass das keine gute Idee ist«, antwortete er.

      »Die Bilder sind sehr brisant und sie sollten nicht in falsche Hände gelangen. Ich würde gerne vorbeikommen«, sagte er.

      »Einverstanden«, antwortete Dana.

      »Ich kann den nächsten Zug ab Waterloo nehmen, der fährt jede halbe Stunde. Dann bin ich in eineinhalb Stunden in Salisbury. Kannst du mich am Bahnhof abholen?«, fragte er sie.

      »Ja, ich werde dich abholen. Hast du dann schon gegessen? Ich könnte für uns was kochen«, offerierte sie ihm.

      »Das tönt gut, aber nichts Grosses. Ich komme wegen der Arbeit«, antwortete er. Dana spürte eine leichte Enttäuschung, die in ihr aufstieg. Sie überlegte sich, was sie kochen wollte. Sie wusste, dass Edward auch, wie sie, italienische Küche mochte. Sie entschied sich, Fusilli mit zwei verschiedenen Saucen, eine mit Basilikum und eine mit Tomaten, zu kochen. Dazu Salat mit italienischer Sauce. Sie erinnerte sich, dass er es pikant mochte.

      »Soll ich den Knoblauch lieber weglassen?«, dachte sie für einen Moment. Sie legte alle Zutaten neben die Kochplatten, so dass sie später schnell das Gericht zubereiten konnte. Danach nahm sie eine Decke, legte sich aufs Sofa und ging nochmals in Gedanken das unglaubliche Ereignis durch.

      Was hatten sie heute gesehen? Eine schwarze Scheibe, etwa so gross wie die Sonne. Weder bewegte sie sich, noch spiegelte sie. War es ein Ufo, gab es eine natürliche Erklärung, war es doch eine Fata Morgana oder etwas in der Art? Oder hatten sie einen Wetterballon gesehen? Was würde Edward mit den Fotos anfangen? Viele Fragen auf einmal. Das mochte sie grundsätzlich nicht. Nach einer Weile entschied sie sich, mit dem Kochen zu beginnen. Sie wurde mit der Zubereitung der beiden Saucen gerade fertig, als es Zeit wurde, zu gehen. Sie stieg in Oliver, also ihren Vauxhall, ein und fuhr zum Bahnhof, um Edward abzuholen. Der Zug hatte eine Viertelstunde Verspätung, so dass Edward ihr erst gegen viertel nach Zehn Uhr zwei kleine Begrüssungsküsse auf die Wangen drücken konnte.

       Die Nacht war schon lange hereingebrochen und der aufkommende kalte Wind sorgte dafür, dass sie schnell ins Auto stiegen. Es herrschte eine eigenartige Stimmung im Auto. Ihr erstes Gespräch gab nicht mehr her ausser Floskeln, wie »wie war die Fahrt, geht’s dir gut, was machst du so?«. Sie fuhren durch die Nacht zu ihr.

      »Fährst du wieder zurück?«, fragte Dana.

      »Ich weiss es noch nicht, wahrscheinlich nicht«, antwortete er ihr. Sie fragte ihn nicht, ob sie für ihn ein Hotel buchen sollte, denn insgeheim wollte sie, dass er bei ihr übernachten würde.

      »Was duftet denn hier so gut nach Basilikum, Knoblauch und Tomaten?«, fragte Edward, als sie die Wohnung im dritten Stock betraten.

      »Es gibt Pasta al Pomodoro e Pesto«, antwortete sie mit italienisch klingenden Worten. Nachdem er sich in der Küche hingesetzt hatte, stellte sie die mit Wasser und wenig Salz gefüllte Pfanne auf die eingeschaltete Kochplatte.

      »Es wird etwa eine Viertelstunde dauern, dann können wir essen«, sagte sie.

      »Das tönt sehr gut und ich habe wirklich auch Appetit, Signora Dana«, sagte er, wobei er versuchte das Wort Signora ganz italienisch klingen zu lassen. Auch Nichtitalienern wäre sofort aufgefallen, dass er in keiner Art und Weise der italienischen Sprache mächtig war.

      »Hast du sie hier?«, wollte er wissen.

      »Du meinst die Fotos?«, erwiderte sie.

      »Ja, kann ich sie sehen?«

      »Wollen wir nicht zuerst essen? Vielleicht vergeht dir der Appetit, wenn du die Bilder gesehen hast.«

      »Sind sie so beeindruckend?«, fragte er.

      »Ja, ich denke schon.«

      Eigentlich wollte sie mit ihm zuerst essen, weil sie wusste, dass er, hätte er die Bilder gesehen, nur noch diese Geschichte im Kopf haben würde.

      »Es wäre wirklich eine Schande, wenn wir deine Kochkünste nicht in gebührendem Masse würdigen würden. Also essen wir zuerst«, gab sich Edward geschlagen.

      »Willst du Wein dazu?«, fragte sie.

      »Besser nicht, denn ich muss vielleicht noch zurück nach London.«

      »Wenigstens ein Glas?«, versuchte sie ihn zu überzeugen.

      »Gut, warum auch nicht. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.«

       Dana brachte eine bereits vor einer Stunde geöffnete Flasche Primitivo aus Apulien, einen zum Pasta-Gericht passenden italienischen Rotwein, den sie bei einem italienischen Händler in Salisbury gekauft hatte. Sie goss beiden ein Glas ein. Die Fusilli waren nun al dente, Dana schüttete das Wasser ab und gab die Teigwaren in eine vorgewärmte Schüssel. Sie stellte die Schüssel auf den Esstisch, wo die beiden Saucen, Salate und geriebener Parmesan schon bereitstanden.

      »Guten Appetit«, sagten beide fast gleichzeitig, was beide zu einem herzhaften Lachen veranlasste.

      »Kompliment, schmeckt sehr gut«, sagte Edward.

      »Wollen wir nicht auf unser Wiedersehen anstossen?«, fragte sie.

      »Aber natürlich!«, erwiderte er.

      »Cheerio!«, prosteten sie sich zu.

      Während des Essens erzählten beide, was zurzeit beruflich so los war. Eigentlich war da nichts Aufregendes, normaler Alltag im Leben eines Journalisten und einer Anthropologin. Sie gaben längst vergangene Anekdoten zum Besten. Im Grunde war alles belangloses Gerede. Dana merkte schon bald, dass Edwards Ungeduld grösser wurde, denn er wollte unbedingt die Fotos sehen. Sie hatte ein Einsehen und räumte den Tisch ab. Danach wechselten sie ins Wohnzimmer. In der Küche schaltete sie die Kaffeemaschine ein. Kurz darauf verbreitete sich ein angenehmer Kaffeeduft in der Wohnung.

       »Hier sind sie«, sagte Dana und schob ihr Smartphone zu Edward hinüber. »Es sind 8 Bilder. Kannst du damit etwas anfangen?«.

      »Heilige Mutter Gottes«, hörte sie ihn sagen, nachdem er die Bilder angeschaut hatte. Dabei wusste sie, dass er alles andere als religiös war.

      »Das sieht nicht natürlich aus!«, meinte er schnell.

      »Kannst du mir eine Kopie davon geben?


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