Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1. Dr. Phil. Monika Eichenauer

Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1 - Dr. Phil. Monika Eichenauer


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für Markenschuhe selten unter 500 DM (250 Euro), für Qualitäts-Stiefel 1.000 DM (500 Euro und mehr). Im Restaurant zahlt man ebenso das Doppelte wie für Lebensmittel des täglichen Bedarfs im Supermarkt. Qualitätskontrollen als Gewähr einwandfreier Produkte, die dem Leben zuträglich sind, wurden nachlässig wenn überhaupt durchgeführt. Der Sozialstaat zeigt sich diesbezüglich parteiisch, in dem er nicht entsprechend sanktionierend in die Wirtschaft eingreift. Menschenleben werden selbstverständlich durch Manager aufs Spiel gesetzt und sind als Folge der Marktgesetze des Wettbewerbs eben als Risiko für jeden Menschen zu akzeptieren. Statt dass die gewählten Politiker die finanziell Schwächeren stützen, kontrollieren sie die besitzlosen Bürger völlig durch und bitten sie an jeder Ecke zur Kasse, um die Verschuldung des Staates in den Griff zu bekommen. Dabei ist jede Kontrolle recht und jede Ausgangslage von Themen, die unterschiedliche Meinungen provozieren: ob Erhöhungen von Strafgeldern für Verkehrssünder, oder Anti-Raucher-Gesetze, Steuergesetzgebungen, Elterngelder. Damit geben sich Politiker ein quasi sozialpolitisches Flair. Tatsächlich dient es der Ablenkung von den existenziellen Themen der allermeisten Menschen in Deutschland und in vielen anderen Ländern unserer heutigen Welt. Denn Globalisierung interessiert sich nicht für Menschen – und die Manager der Globalisierung garantieren das.

      Menschlicher wollen Manager werden? Sie möchten verstanden werden? Dann sollen sie ethisch für entsprechende Werte eintreten, danach handeln und leben, dann wird es ihnen besser gehen – und uns auch. Dann wissen sie auch, in welchem Bett sie aufwachen und wie sie nach Beendigung des Jobs im Familienkreis und in der Öffentlichkeit dastehen. Dies gilt ebenso für Politiker, die als Global-Player agieren statt ihr Amt als moralische und ethische Verpflichtung zur Umsetzung demokratischer Ziele (siehe Grundgesetz) begreifen. Der Beruf des Politikers ist kein Managerposten. Er scheint aber zunehmend, folgt man den Pressemitteilungen in der Öffentlichkeit, dazu zu werden: Deutsche Politiker werden aus allen Teilen der Welt weilend in Funk und Fernsehen gemeldet. Widerspricht das Jonglieren mit Werten nicht dem eigentlichen Verständnis eines Politikbegriffs in der Demokratie? Verletzt es das Gleichheitsprinzip? Die gegenwärtige Demokratie erhält und vertieft tagtäglich eine Ordnung, die das Zweiklassensystem zementiert. Haben die Bürger dafür gestimmt? Es wäre schon viel getan, würde nur ein Wert eingehalten: Gleiches Recht für alle – gleiche Strafe für alle, die Gesetze übertreten. Dies betrifft im gleichen Atemzug auch die öffentlichen Vertreter der Demokratie im Staatsdienst. Angesprochen sind damit zum Beispiel die Kontrollen für Fleisch – die Spuren des noch in Gänze aufzudeckenden neuesten Skandals ziehen quer durch Deutschland. Die Kapitalisten oder deren Manager zeigen im Spätkapitalismus keine Scham, kriminelles, und für Mensch und Natur schädliches, Verhalten zur Gewohnheit werden zu lassen. Kalkulierter Schaden für Mensch und Natur wird zum Gewinn der Skrupellosen aufgrund fehlender Ethik und Moral – und fehlender juristischer Konsequenzen und Kontrollen. Beispiele:

      „Im Oktober 2005 werden in einem Kühlhaus in Gelsenkirchen rund drei Tonnen Rostbeef sichergestellt. Später sind es dann 400 Tonnen. Im März 2007 wird einer der Gammelfleischhändler in Essen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Eine ganze Reihe von Funden gibt es im November 2005. In Troisdorf-Spich und Düsseldorf werden rund fünf Tonnen Fleischprodukte beschlagnahmt. Am 11. September 2006 finden Lebensmittelkontrolleure in einem Tiefkühllager in Düsseldorf rund 15 Tonnen an überlagerten Lebensmitteln. Im April 2007 werden nach dem Fund von 18 Tonnen Gammelfleisch auch in NRW 14 Tonnen Putenfleisch sichergestellt.“ (WR, 23.10.2007; ddp)

      Weiter ist die Inflation und Vernichtung von Materie, seien es Produkte, Materialien, Land, Tier, Mensch und deren Arbeitskraft durch weitere Grenzverletzungen und Spiralen von gesetzlichen Interpretationen zu beklagen. Stattdessen sollte Schutz jeglicher Materie gegenüber und Bewahrung von Grundsätzen betrieben werden, die nicht je nach Interessenslage auslegungsfähig gemacht werden. Dazu braucht man die Einhaltung des Gleichheitsprinzips auf allen gesellschaftlichen Ebenen – dafür braucht man eine Demokratie, die Unabhängigkeit von der Wirtschaft demonstriert.

      In einigen Jahrzehnten wird es für die dann noch lebenden Menschen schwierig sein, nachzuvollziehen, wie politische Unrechtssysteme global durch ausschließlich kapitalistisch orientierte Interessen die gesamte Welt in Oben und Unten einteilen konnten. Es wird wieder Wissenschaftler geben, die recherchieren, dokumentieren und interpretieren. Derweil wird zeitgleich nicht mehr aufzulisten sein, wie viele Millionen Menschen darunter litten und starben. Die Ursachen werden individualisiert und codiert in Diagnosen, die keine Rückschlusse auf die Wirtschaft oder die Politiker zulassen: Denn wer wollte denn allen Ernstes juristisch, medizinisch, psychodiagnostisch oder soziologisch nachweisen und sagen, der Kapitalismus oder die Manager seien Schuld daran, dass Herr Meier und Frau Schulze krank geworden seien und an den Auswirkungen von Unmenschlichkeit im Kapitalismus starben – und dies weitere und weiter reichende Auswirkungen auf die Beziehungen in der Familie und auf die Familienangehörigen hatte? Da wird doch lieber gesagt: „Sie hätten doch machen können, wenn sie nur gewollt hätten!“ Meine Frage lautet dann: „Was hätten sie denn tun können, wo ja nicht einmal das Grundgesetz und die Vertreter der Demokratie dem Kapitalismus Grenzen setzten konnten? Nicht einmal Menschen, denen man in Deutschland zuhört und deren Worte man in Büchern lesen kann, können etwas verändern!“ Was also tun? Sich mit den Worten Gandhis trösten und auf die Zeit setzen?

      „Wenn ich verzweifelt bin, sage ich mir immer wieder, dass in der Geschichte der Weg der Liebe und der Wahrheit immer gesiegt hat. Es mag Tyrannen und Mörder gegeben haben, aber irgendwann wurden sie doch gestürzt.“ (Gandhi – zitiert aus dem gleichnamigen Film).

      Seit diese Worte gefallen sind, sind dennoch unzählige Ungerechtigkeiten und Übel in der Welt angerichtet worden. Auf Einsicht und punktuelle Betroffenheit scheint man nicht als Motor zu Veränderungen im positiven Sinne zählen zu können.

      Die Auswirkungen der guten Taten der Champions und die (un)sichtbaren Mauern im Leben besitzloser Menschen

      Die folgenden Gedanken mögen nostalgisch und romantisch, wenn nicht gar illusorisch angesichts der Realität klingen: Werte von Grund auf unmissverständlich klarstellen und auf das Wohlergehen von Menschen eichen zu wollen, statt auf deren Ausbeutung und Zerstörung, was natürlich nicht gesagt wird, sondern anhand von Fakten belegt, ist dennoch ein schwieriges Unterfangen. Gesagt wird, es müssen Gewinne und Profite erwirtschaftet werden – dann hätten Menschen Arbeit und Brot. Das Gegenteil dieser ehemals wirtschaftlichen Zwangsläufigkeit ist jedoch der Fall. Doch eben dieses illusorisch anmutende Ziel, Werte im Sinne der Menschlichkeit ordnen zu wollen, bestätigt im Gegenteil deren Relevanz – es sei denn, Menschen nehmen sich und andere grundsätzlich in ihrem Menschsein nicht mehr ernst.

      Natürlich schätzt jeder Mensch Beziehungen, die er in Situationen aktivieren kann – die Frage ist nur, zu welchem Zwecke und wie viele Menschen von den Wirkungen zum guten- oder schlechtenhin getroffen werden. Kurz, der Kern des Ziels ist für Handlungen entscheidend. Kern und Ziel gründen in zugrunde gelegte Werte. Sie zeigen den ethischen und moralischen Boden auf, aus dem die Idee geboren ist und als Same in unsere Welt gepflanzt wurde und wird. Die Idee des Kapitalismus, Kapital unter der Eingangsvoraussetzung der Ausbeutung und Ausnutzung von Milliarden besitzloser Menschen durch Besitzende zu mehren, gelangt sowohl von den erzielten Gewinnen her betrachtet, als auch vom erzeugten Leid, an absolute Toleranzgrenzen: „Studie: Verhältnisse immer ungerechter“ lautet der Titel über einem kleinen Artikel im Wirtschaftsteil der Tageszeitung (WR, 14.11.2007). Die durch das Magazin „Geo“ beauftragte Humboldt-Universität hatte eine Umfrage gestartet:

      „Danach fänden 82 % der Bevölkerung, dass, Einkommen und Vermögen in Deutschland ungerecht verteilt sind. Unmut herrsche vor allen Dingen über die exorbitant empfundenen’ Gehälter für Spitzenmanager. Dabei habe die, gefühlte Ungleichverteilung’ einen realen Hintergrund, weil sich die Einkommens- und Vermögensverhältnisse in den vergangenen Jahren, deutlich zugunsten der reichsten zehn Prozent’ der Gesellschaft verschoben hätten. Nur knapp die Hälfte der Bürger glaube heute noch, dass Begabung und Intelligenz belohnt werden. Dies seien deutlich weniger als im Jahr 1991. Zudem wünschten sich der Umfrage zufolge die Deutschen, einen Staat, der mehr soziale Verantwortung übernimmt.’“ (WR, 14.11.2007)

      Das Fazit lautet: Bildung zahlt sich nicht aus – nicht


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