Die Zukunft ist der Roboter. Martin Cordemann

Die Zukunft ist der Roboter - Martin Cordemann


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in ihrem Sektor entdeckt. Es flog mit hoher Geschwindigkeit und hatte Kurs auf eine ihrer Kolonien genommen. Eine Identifizierung war auf diese Entfernung leider nicht möglich, also befahl der Kommodore, einen Abfangkurs zu programmieren. Wenn es der Feind war, mussten sie ihn aufhalten. Alle Kanonen waren aufgeladen und der Kommodore war gewillt, die Kolonie seines Volkes zu verteidigen, koste es, was es wolle. Diese Aufgabe gefiel ihm weit besser als die, die er gerade in einem anderen System beendet hatte. Sie bestand darin, Planeten zu finden, die mit dem Feind zusammenarbeiteten, die Bevölkerung zu exekutieren und die Planetenoberfläche zu verwüsten, so dass die Gegenseite den Planeten nicht mehr als Stützpunkt nutzen konnte. Meist handelte es sich um Kulturen auf einem niedrigen Entwicklungsstand, aber was sollte er tun? Er hatte seine Befehle. Außerdem war Krieg.

      Mit zwanzigfacher Lichtgeschwindigkeit näherten sie sich dem fremden Raumschiff. Der Nachrichtenoffizier bestätigte, dass es sich definitiv um ein feindliches Schiff handelte. In wenigen Minuten würde er wissen, um welches, aber noch waren sie nicht nahe genug. Bald würden sie selbst auf dem Radar des Gegners erscheinen. Der Kommodore befahl Gefechtsbereitschaft.

      Durch den Krach der Alarmsirenen geweckt, erhob sich der Captain der Ghandi und eilte zur Brücke. Dort erhielt er umgehend Bericht. Man hatte ein feindliches Schiff geortet, das sich auf einem Abfangkurs befand. Es war ein Zerstörer, beinahe dreimal so groß wie sie selbst. Selbst Fliehen war keine Alternative, da ihnen das Schiff auch an Geschwindigkeit weit überlegen war. Es musste eins ihrer Flaggschiffe sein.

      Wie sollte er sich entscheiden? Was sollte er tun? Er fragte nach der geschätzten Ankunftszeit im Orbit der feindlichen Kolonie. Sieben Minuten. In sechs Minuten würden sie auf den Zerstörer treffen, es gab wenig Spielraum. Er befahl, den Kurs beizubehalten und auf volle Geschwindigkeit zu gehen. Vielleicht konnten sie das Rennen zum Planeten gewinnen. Gegen den Zerstörer hatte er keine Chance, also würde er wenigstens versuchen, seinen Auftrag auszuführen. Schließlich war Krieg.

      Wie der Nachrichtenoffizier gerade mitteilte, handelte es sich bei dem feindlichen Schiff um die Ghandi, einen kleinen Kreuzer, der schon lange für diesen Sektor gemeldet war. Der Kommodore wusste nicht genau, welchen Auftrag das Schiff hier erfüllte, aber er wusste sehr genau, dass es für die Zerstörung einiger ihrer Kolonien verantwortlich war. Und das würde er rächen. Dass sich sein eigener Auftrag von dem des gegnerischen Captains kaum unterschied, ignorierte er, denn solche Gedanken hatten in der Hitze des Gefechts nichts zu suchen.

      Scheinbar wollte der Captain des Schiffes seinen Auftrag noch zu ende bringen, denn er erhöhte die Geschwindigkeit. Der Kommodore befahl, es ihm gleichzutun.

      Die Ghandi raste auf den Planeten zu, dicht gefolgt vom Zerstörer des Kommodores. Der Captain befahl, alle Overkillraketen abzufeuern. Sie waren sehr schnell und noch bevor das Schiff die Umlaufbahn erreicht hatte, sahen sie, wie der Planet zerstört wurde. Man hatte die Raketen während des Krieges entwickelt. Sie waren ausgesprochen effektiv. Der Captain ließ abdrehen und versuchte, eine möglichst große Distanz zwischen sich und den Zerstörer zu bekommen. Für das Overkillmanöver hatte er alle verfügbaren Raketen verbraucht. Erst jetzt, als die Distanz zwischen dem Zerstörer und ihm immer kleiner wurde, merkte er, dass das möglicherweise ein Fehler gewesen war. Vielleicht wäre es vernünftiger gewesen, sie gegen den Zerstörer zu richten und ihn zu vernichten. Aber das war nicht seine vorrangige Direktive. Die Priorität lag auf der Zerstörung von potentiellen strategischen Stützpunkten.

      Raketen lösten sich vom Zerstörer und rasten hinter der fliehenden Ghandi her. Der Planet war zerstört worden und der Kommodore konnte nur noch das dafür verantwortliche Schiff vernichten. Das war seine Pflicht.

      Während die Geschosse in das Heck seines Raumschiffs einschlugen, den Hauptantrieb zerstörten und 23 Männer seiner Besatzung töteten, fragte sich der Captain, wo eigentlich der Sinn in diesem Krieg lag. Bis jetzt hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, aber nun war vielleicht der richtige Augenblick dafür gekommen. Er kam zu keinem Ergebnis. Sein Schiff explodierte.

      Der Kommodore sah die Explosion der Ghandi und ließ abdrehen. Sie kehrten noch einmal zum Planeten zurück, um sich ein Bild über das Ausmaß der Zerstörung zu machen. Er gab die entsprechenden Befehle und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte seine Pflicht getan. Die Pflicht, die ihm vom Krieg auferlegt worden war.

      Als sie den Planeten erreichten, fanden sie nur noch Leichen und Trümmer. Die gesamte Bevölkerung war ausgerottet worden, niemand hatte überlebt. Er sah in den Direktivenplan. In geringer Entfernung befand sich eine feindliche Kolonie, die als Vergeltungsmaßnahme vernichtet werden sollte. Der Kommodore hielt es für an der Zeit, dieser seiner Pflicht nachzukommen. Natürlich war es auch nur irgendein unterentwickelter Planet, aber erstens gab es in diesem Sektor nur Planeten dieses Typs und zweitens war ja Krieg und der zwang einen immer zu seltsamen Handlungen.

      Der Kommodore würde so lange mit seiner Tätigkeit fortfahren, bis er entweder starb oder der Krieg ein Ende finden würde.

      Letzteres trat nach einigen Jahren ein. Es waren viele, blutige Jahre, aber irgendwann kam der Krieg zu einem Ende. Lag es daran, dass man nicht mehr wusste, was der eigentliche Grund für den Konflikt gewesen war? Oder war es möglich, dass man sich über eine strittige Frage letztendlich geeinigt hatte? Es war nicht sicher, aber die beiden Imperien schlossen Freundschaft und verbanden sich.

      Jede Seite hatte hohe Verluste erlitten. Zivilisierte Welten war nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, aber viele Raumschiffe waren aus dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt. Verglichen mit den zerstörten Kolonien, war die Zahl der getöteten Soldaten jedoch verschwindend gering. Doch die Kolonien vergaß man. Ebenso die Tatsache, dass während des Krieges mehrere hundert Kulturen und Völker aus rein strategischen Gesichtspunkten vernichtet worden waren, aber so war das nunmal in einem großen Krieg, der von großen Kulturen geführt wurde. Es störte jedoch nicht weiter.

      Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Bevölkerungszahlen der beiden Imperien so sehr anstiegen, dass man nicht mehr wusste, wohin man die Bürger aussiedeln konnte...

      Handbuch für Invasoren

      Sie fielen über die Erde her.

      Sie kamen mit riesigen Raumschiffen.

      Sie schlachteten die Menschen ab.

      „Moment!“ Stuart unterbrach den Großkommandanten. Der sah ihn streng an. „Das soll Ihre Geschichte sein?“ fragte Stuart.

      „Das ist immer unsere Geschichte“, sagte der Großkommandant. „Wir kommen, wir besiegen die Eingeborenen, wir…“

      „Ja, ja“, Stuart winkte ab und in den Augen des Großkommandanten funkelte einen kurzen Moment lang Ärger auf. „Ich weiß, aber… das ist ein bisschen negativ, finden Sie nicht?“

      „Wir sind Eroberer. Wir sind Sieger. Was soll daran negativ sein?“

      „Nun…“ Stuart wusste, dass er sich schon mit seiner ersten Unterbrechung auf sehr dünnes Eis begeben hatte, aber es ging hier um wichtige Dinge und manchmal war es notwendig, dass man auch mal ein Risiko einging. „Ich sehe, das ist Ihre Historie, Ihre Geschichte. Sie sind eine mächtige Rasse, Sie reisen durch den Weltraum, Sie erobern Welten, keine Einwände, das ist sehr erfolgreich.“

      „Aber?“ Die Geduld des Großkommandanten neigte sich merklich ihrem Ende. Noch ein paar Widerworte und er würde diesen Erdling exekutieren lassen und sich einen neuen einheimischen Historiker suchen. Er konnte jedem die Geschichte ihres Siegeszuges diktieren, es musste nicht zwingend der hier sein.

      „Es ist… ein wenig blutig“, sagte Stuart nun. „Ich meine, haben Sie sich mal unsere Geschichte angesehen, die Geschichte der Menschheit? Jede Menge Krieg, jede Menge Gewalt, das ist doch eigentlich nicht schön.“

      „Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen? Heißt es bei euch nicht, die Geschichte wird von Siegern geschrieben?“

      „Auf jeden Fall. Und so ist es ja auch. Des einen hinterhältiger Überfall ist des anderen gerechter Befreiungskrieg. Da war unsere Geschichtsschreibung


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