Voller Lust mit wildem Blick. Conny Hilficker
Polizistin arbeitet schnell, die Personalien von mir und meiner
Tochter sind in wenigen Minuten registriert. Sie sieht mich aufmunternd
an "so nette Kinder, die ersten ihres Alters ohne Handy, und jetzt das.
Gehen wir zu Ihrer Tochter, sie wird von einer Psychologin betreut.
Kommen Sie bitte mit". Schon jetzt kommt in mir ein schrecklicher
Verdacht auf, denn ohne Handy kann ich mir die beiden nicht vorstellen.
Als ich eintrete, rennt Pia weinend auf mich zu, ich nehme sie in die
Arme und kann sie langsam beruhigen. Sie fragt immer wieder, warum sich
da die Polizei eingemischt habe, das sei doch nicht nötig gewesen. Die
Psychologin erklärt, Pia habe einen Schock, aber eine Mutter kennt ihr
Kind besser, ich stelle eher ein bisschen schlechtes Gewissen fest,
nicht einmal allzu viel. Mein Verdacht wird bohrender. Ich muntere
meine Tochter auf "erzähle doch einfach mal, was passiert ist, ganz so
schlimm scheint es ja nun doch nicht zu sein und alles wird bald wieder
gut". Pia wird nochmals ruhiger und schnieft nur noch "Der Daniel war
die letzten Tage immer so eklig und frech zu mir. Heute bin ich deshalb
in der Pause länger im Klassenzimmer geblieben, aber dann ist Daniel
gekommen, wir waren allein, er hat mich gepackt, versuchte mich zu
küssen, ich habe mich gewehrt, dann hat er mir unter den Rock zwischen
die Beine gegriffen und plötzlich war mein Höschen zerrissen, die
Kratzer auf meiner Haut sieht man noch, da habe ich laut geschrien, bis
der Lehrer kam. Der hat mich in das Lehrerzimmer gebracht und die
Polizei gerufen".
"Wo ist das Höschen?", die Polizistin sagt, es sei bereits für die
Spurensicherung bereit und bringt es in einer Plastiktasche. Mir genügt
ein Blick, der Verdacht wird zur Gewissheit. Ich bitte die Polizistin,
heute nichts mehr zu unternehmen um Steuergelder zu sparen. Ob ich mit
Daniel sprechen dürfe. Sie antwortet, Dr. Krenger, sein Vater sei kurz
vor mir eingetroffen und jetzt bei ihm, sie werde fragen.
Kurz darauf werde ich in ein anderes Zimmer geführt, wo Daniel und sein
verzweifelter Vater sitzen. Es sind keine Polizisten dabei. Daniel hat
seit dem Vorfall kein einziges Wort gesprochen, verstockt sitzt er da.
Toller Kerl, wenn mein Verdacht stimmt. Sein alleinerziehender Vater,
den ich von zwei Elternabenden her kenne ist auch ein toller Kerl, aber
jetzt wirklich erschüttert und entsetzt. Er springt sofort auf,
entschuldigt sich bei mir für Daniels Tat. Er möchte dringend mit mir
reden, am liebsten bei einem Nachtessen, aber das gehe wohl nicht wegen
unserer Kinder. Ich bin anderer Ansicht "Sollten wir aber machen, am
liebsten beim Italiener in unserem Quartier, und zwar mit den Kindern.
Zudem schlage ich vor, Daniels Freundin Renate und Pias Freund Thomas
mit zu nehmen. Meiner Meinung nach hangen sie mit drin, denn die vier
sind unzertrennlich". Herr Krenger ist total verblüfft. Dass sein Sohn
eine Freundin hat, ist ihm neu. Ich bitte ihn, er solle für die Kinder
und uns beide separate Tische reservieren, die nicht nebeneinander
stehen.
Wir können die Kinder mit heimnehmen, Herr Krenger lädt mich und Pia
ein, in seinem Auto mit zu fahren. Die Kinder brauchen dringend noch
ihr Schulmaterial, Herr Krenger fährt beim Schulhaus vorbei, danach
flitzen die Finger der Kinder wie verrückt auf ihren Handys herum, die
sie jetzt plötzlich wieder besitzen. Ihre Freunde werden wohl per SMS
gewarnt.
Mit dem Nachtessen klapp alles, die vier Kinder sind richtig aufgemotzt,
als sie beim Italiener nach eigener Wahl bestellen können. Pia und
Daniel scheinen sich wieder bestens zu verstehen. Ich winke Thomas zu
mir "Ich brauche einen guten Detektiv. Pia trägt am liebsten
Jeanshosen. Kannst du herausfinden, warum sie heute, und nur heute den
Minirock getragen hat". Ich sehe befriedigt, dass am Tisch der Kinder
Kriegsrat gehalten wird und rufe Renate. Sie solle Pia sagen, dass die
Abstriche unter den Fingernägeln von ihr und Daniel genetisch mit
ihren Kratzspuren verglichen würden. Ob ich da eine Überraschung
erwarten müsse? Der Kriegsrat am Kindertisch wird jetzt richtig
hektisch. Als nächstes bitte ich Herrn Krenger, seinen Sohn zu rufen
und jage dem einen tüchtigen Schrecken ein "Das Gummiband an der Hüfte
von Pias Höschen war unbeschädigt. Darunter war der Stoff
eingeschnitten und erst von da an gerissen. Da war ein Messer im Spiel,
dafür kannst du eine Erziehungsanstalt kommen. Gib dein Handy deinem
Vater" dann führe ich ihn an den Kindertisch zurück und nehme auch Pia
das Handy ab. Als ich wieder bei Herrn Krenger am Tisch sitze sehe ich
mit Befriedigung, dass am Kindertisch fast Streit aufflammt, dann wird
es still und den Kindern ist der Appetit vergangen. Herr Krenger sieht
mich jetzt auch sehr erschrocken an. Mir tun die Kinder leid, ich rufe
ihnen zu "Meiner Meinung nach habt ihr einen Blödsinn gemacht, aber das
lässt sich richtig stellen. Esst und feiert jetzt ruhig weiter, dann
setzen wir uns zusammen und ihr erzählt mir, was wirklich passiert ist.
Morgen bringe ich die Sache dann in Ordnung". Sofort sind die Kinder
wieder viel fröhlicher. Mit der Hand halb unter dem Tisch durchsuche
ich Pias Handy. Richtig, ausserhalb der normalen Ordner hat es einen
selbst angelegten mit Namen "Spezial", in dem Bilder, Videos und ein
Spiel abgelegt sind. Als ich die Videos abspiele, packt mich das
Entsetzen, die Kinder laden sich Pornos herunter. Ich versuche, mir
nichts anmerken zu lassen.
Als wir nach dem Essen die Kinder an unseren Tisch rufen, klärt sich die
Sache scheinbar schnell auf. Das Geständnis von Daniel und Pia ist so
simpel, dass man erst wie ein Kind denken muss. Daniel wünscht sich
eine Mutter, möglichst eine wie mich, die gut kocht, nachsichtig ist
und die Kinder verwöhnt. Pia wünscht sich einen Vater, möglichst wie
Herrn Krenger, der lustig ist, sich mit den Kindern abgibt und
natürlich Autos hat, einen tollen Sportwagen und eine luxuriöse
Familienkutsche. Und viel Platz in der grossen Villa. Und Ferien in