Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe. J. D. Möckli

Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe - J. D. Möckli


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er sich wieder wie ein Mensch und schiebt zwei Scheiben Toast in den Toaster.

      Er deckt den Tisch, der gerade mal genug Platz für zwei Personen bietet und nur dank der kleinen Größe hier einen Platz gefunden hat. Dabei überlegt er, was er tun soll. Sich für heute krank melden und blau machen? Nein, auf keinen Fall. So schnell wird er sich von Jones nicht unterkriegen lassen! Wenn heute die Kündigung kommen sollte, dann würde er höchstpersönlich zu diesem Mitchell ins Büro stürmen und Gerechtigkeit verlangen. Jawohl! Na ja, oder so ähnlich.

      In die Vorstellung eines energischen Auftritts vertieft, überhört Darius fast das Klappern des Toasters. Sein Kopf hämmert immer noch wie verrückt, weshalb er trotz seines knurrenden Magens mit wenig Appetit frühstückt. Dafür trinkt er noch zwei Tassen Kaffee, bevor er alles aufräumt und zurück ins Schlafzimmer geht, um sich fertigzumachen. Heute zieht er ein einfaches weißes Kurzarmhemd an, das nicht seinem üblichen Stil entspricht, aber er will kleidungstechnisch gewappnet sein, falls ihn Mitchell zu sich ins Büro zitieren sollte.

      ***

      Obwohl er eigentlich zu spät die Wohnung verlassen hat, betritt Darius auf die Minute pünktlich das Büro und fährt seinen Rechner hoch. Währenddessen holt er aus dem Postfach die neu eingetroffenen Dokumente und Skizzen. Dabei fragt er sich wie immer, warum im Zeitalter der E-Mails immer noch alles in Papierform verschickt wird.

      Mit einem frischen Kaffee setzt sich Darius nach einem Abstecher in die Kantine wieder an seinen Schreibtisch. Als er das Mailprogramm öffnet, zieht er die Augenbrauen nach oben. »Gibt es hier etwa Nachtschichten?«, murmelt er vor sich hin, als er die über zwanzig Mails sieht, die gelesen und beantwortet werden wollen. Gestern Abend ist sein E-Mail-Eingang leer gewesen. Da ist er sich ganz sicher.

      Sich mit einem Schluck Kaffee stärkend, macht sich Darius an die Arbeit. Sorgfältig liest und beantwortet er mithilfe der Unterlagen eine Mail nach der anderen. Um kurz vor halb zehn hat er es endlich geschafft und widmet sich der letzten Mail. Die ist erst vor zwanzig Minuten reingekommen, wie er nach einem Blick auf die Uhr feststellt, und von CEO S. Mitchell höchstpersönlich. Mit einem unguten Gefühl im Magen öffnet er sie und schluckt. »Mist!«

      Harold sieht fragend zu ihm rüber. »Was ist denn los?«

      »Ich habe in einer Stunde einen Termin mit Mitchell. Wegen meiner Bewertung. Wie soll ich mich denn in so kurzer Zeit darauf vorbereiten? Das ist doch unmöglich!«

      Harold kommt zu Darius an den Schreibtisch und beugt sich über dessen Schulter, um besser auf den Bildschirm sehen zu können. »Du speicherst deine Leistungsbewertungen doch immer ab. Druck sie aus und nimm sie zusammen mit der aktuellen Bewertung mit. Das sollte doch schon reichen, damit Mitchell sehen kann, dass da was faul ist«, schlägt er vor.

      »Harold, du bist genial! Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen!«, ruft Darius aus und öffnet den Dateiordner, in dem er alle Bewertungen abspeichert. Die Aktuelle muss er allerdings noch einscannen.

      Über den plötzlichen Tatendrang seines Kollegen schmunzelnd, geht Harold wieder zurück an seinen Schreibtisch.

      Schon nach ein paar Minuten liegen die Leistungsbewertungen der letzten fünf Jahre ausgedruckt vor Darius auf dem Schreibtisch. Er markiert die wichtigsten Punkte, insbesondere die Passagen, die Jones Kommentaren direkt widersprechen; das sind nicht gerade wenige.

      Zehn Minuten, bevor er zu Mitchell muss, ist er mit seiner Arbeit immerhin halbwegs zufrieden. Sorgfältig heftet er die Blätter zusammen und schiebt sie fein säuberlich sortiert in eine Mappe. »Wünscht mir Glück«, murmelt er, atmet tief durch und verlässt mit der Mappe das Büro. Mit einem vor Nervosität wild klopfenden Herzen geht er zu den beiden Aufzügen.

      Das Büro des CEOs ist in der obersten Etage des vierstöckigen Gebäudes untergebracht. Während der Aufzugfahrt versucht Darius, sich zu beruhigen. Für seinen Geschmack viel zu schnell öffnen sich die Türen wieder.

      Seit sie von Mitchell Industries übernommen wurden, wird die Firma schrittweise renoviert, wobei natürlich zuerst die Chefetage und die öffentlichen Bereiche in den Genuss von etwas mehr Farbe gekommen sind und einen neuen Teppich erhalten haben. Hier oben durchbrechen dezente grüne Farbakzente die weiße Farbe an den Wänden und der Linoleumboden ist einem dunklen Teppich gewichen.

      Je näher Darius Mitchells Büro kommt, desto mehr rumort sein Magen. Zwar haben ihm seine Kollegen von der Ansprache des CEOs erzählt, aber irgendwie hilft ihm das gerade auch nicht weiter. Schließlich steht er vor der Milchglastür, die ihn in das Reich von Samantha Grey, der privaten Sekretärin des Oberbosses führen wird. Sie hat schon für den Firmengründer Meyers gearbeitet und jeder in der STM ist froh, dass sie übernommen wurde, als dieser nach über 40 Jahren sein Lebenswerk verkauft hat, um in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.

      Noch einmal atmet er tief durch, setzt ein freundliches Lächeln auf und klopft an, bevor er die Tür aufstößt und das gemütlich eingerichtete Vorzimmer betritt. »Guten Morgen, Samantha: Laut meinem Computer habe ich gleich einen Termin mit Mister Mitchell«, begrüßt er die Fünfzigjährige mit einem Strahlen. »Du siehst einfach umwerfend aus. Warst du im Urlaub?«

      Geschmeichelt lächelnd winkt Samantha ab. »Guten Morgen, du Charmeur. Du weißt doch genau, dass ich erst in einem Monat ein paar Tage Urlaub habe.« Sie streicht sich mit leicht geröteten Wangen eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrer strengen Hochsteckfrisur gelöst hat. »Er steckt noch in einer Telefonkonferenz, du musst dich also noch ein paar Minuten gedulden. Setz dich doch so lange.«

      »Danke, Samantha«, erwidert Darius immer noch strahlend lächelnd und setzt sich auf das überraschend bequeme Sofa. Es ist neu und steht an der Wand, die sich direkt gegenüber ihres Schreibtisches befindet.

      Die wenigen Minuten vergehen viel zu schnell. Schon nickt Samantha ihm zu: »Du kannst jetzt reingehen.«

      Sich straffend, steht Darius auf und folgt ihr die paar Schritte bis zu der weiß gestrichenen Tür, an die Samantha jetzt klopft, bevor sie diese für ihn öffnet.

      »Mister Mitchell? Darius Harper ist da.« Sie lässt ihn eintreten.

      Nur am Rande hört Darius hinter sich die Tür ins Schloss fallen, zu sehr ist sein Blick von der Silhouette des Mannes gefesselt, der mit dem Rücken zu ihm hinter dem Ebenholzschreibtisch steht und mit ineinander verschränkten Händen aus dem Panoramafenster blickt. Ein ungutes Gefühl macht sich in seiner Magengrube breit, als er die hellbraunen Haare und Statur Mitchells mustert. Irgendwie kommt ihm diese Rückenansicht verdammt bekannt vor und er spürt richtiggehend, wie der Klumpen in seinem Magen immer grösser und schwerer wird, je länger er hier steht. Das kann doch nicht …

      »Mister Harper, ich nehme an, Sie wissen, weshalb Sie hier sind?« Wendet sich Mitchell langsam um, nur um mitten in der Bewegung inne zu halten, als sein Blick auf … die Person fällt, die ihn seit dem Wochenende in seinen Gedanken verfolgt.

      »DU!«, rufen sie gleichzeitig aus, während sie sich geschockt anstarren und die Zeit von einer Sekunde auf die andere stehenzubleiben scheint.

      Darius hat schlagartig die Bilder vor Augen, wie er Steves Handgelenke ans Kopfende seines Bettes gefesselt hat und … wird aus seinen Gedanken gerissen.

      Steve räuspert sich. »Nun … setzen Sie sich. Wir müssen … über Ihre aktuelle Leistungsbewertung sprechen«, sagt er mit kratzender Stimme und lässt sich in den ledernen Chefsessel sinken. Er schlägt die Mappe auf, die vor ihm liegt und starrt den Inhalt an. Sich fragend, wie er sich mit nur einer Nacht in so einen Schlamassel manövrieren konnte.

      »Ja … tun wir das!« Darius fängt sich als Erster. »Denn sie ist absolut unfair und entspricht in keinem einzigen Punkt der Wahrheit!« Er legt seine eigene Mappe auf den Tisch. »Ich habe hier meine Leistungsbewertungen der letzten fünf Jahre ausgedruckt und nicht ein einziges Mal so eine schlechte Bewertung bekommen. In keinem einzigen Punkt. Meine früheren Abteilungsleiter waren mit meiner Arbeit immer sehr zufrieden und haben mich auch zu externen Präsentationen geschickt, wenn sie selbst verhindert waren.« Er hat sich so richtig in Rage geredet und ist lauter geworden. Stößt nun aber


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