Zwischen meinen Inseln. Ole R. Börgdahl

Zwischen meinen Inseln - Ole R. Börgdahl


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und jetzt wollen sie noch mehr haben. Joy hat in den letzten zwei Wochen hart arbeiten müssen. Sie überlegt jetzt auch, sich einen größeren Einmachkessel zu kaufen, falls die Nachfrage weiter anhält.

      Brisbane, 18. September 1921

      Ich denke Tom hat Glück gehabt, er hat genauso gute Zähne wie Vater und ich. Der Zahnarzt verdient nichts an unserer Familie. Er sagt auch, es wäre wohl Vererbung. Wenn schon die Eltern gute Zähne hätten, kann es bei den Kindern ebenso sein. Wir werden natürlich weiterhin zur Kontrolle gehen.

      Brisbane, 16. November 1921

      Das Camp ist wieder gebucht. Tom, Keith und Paul fahren am 27. Dezember. Jimmy ist diesmal nicht dabei, er besucht mit seinen Eltern Sydney, was auch ein Erlebnis sein kann. Er wollte im Januar noch nachkommen, aber das ist nicht möglich. Jimmy macht allerdings keinen sehr unglücklichen Eindruck, was sich aber noch ändern kann. Tom will bei diesem Camp endlich Kanu fahren. Ich muss mein Einverständnis dazu noch schriftlich abgeben. Die Eltern von Keith und Paul erlauben es auch.

      Brisbane, 4. Dezember 1921

      Im Januar werde ich nicht nach Hatfields Beach reisen. Vater besucht uns über Weihnachten. Nach Hatfields kann ich nicht, ich würde unglücklich zurückkommen. Es ist ja schon schwer, Vater wieder zu verabschieden. Zum Glück bleibt er bis Anfang Januar. Ich habe dann auch Joy geschrieben, dass sie Vater einige ihrer Marmeladen mitgeben soll. In der letzten Woche bin ich hier in Brisbane an einem Feinkostladen vorbeigekommen. Sie bieten auch allerlei Konfitüren an, aber nichts mit Kräutern. Wenn ich von Joy einige Proben habe, dann könnte ich sie dem Feinkostladen anbieten, vielleicht haben sie ja Interesse.

      Brisbane, 20. Dezember 1921

      Tom hat wieder angefangen zu malen und das mit großer Leidenschaft. Er hat auch die Bilder hervorgeholt, die er vor ein oder zwei Jahren mit Mr. Cross gezeichnet hat. Als Vorlage nimmt Tom jetzt aber einen dieser Ginger Meggs-Cartoons aus der Sun. Es ist nicht ganz einfach, immer die aktuelle Ausgabe der Sun zu bekommen, weil sie ja in Sydney erscheint, aber ich habe zum Glück meine Quellen. Tom hat schon einmal eine ganze Geschichte nachgezeichnet. Die Sprechblasen lässt er aber immer fort und er verändert auch die Farben, ganz wie es ihm gefällt. Besonders gut gelingt ihm immer das Gesicht des kleinen Gingers, es sieht fast so aus wie das Original. Manchmal nimmt sich Tom auch Fotografien aus anderen Zeitungen vor und malt Gebäude oder Landschaften, die dort abgebildet sind.

      Brisbane, 23. Dezember 1921

      Vater hat es noch rechtzeitig bis zum Fest geschafft. Ich bin so glücklich. Tom ist auch ganz aufgedreht. Wir werden die Feiertage jetzt ganz in Ruhe begehen. Ich freue mich auch, mit Vater ein paar Tage allein zu sein, wenn Tom am 29. Dezember in sein Camp gefahren ist.

      1922

      Brisbane, 1. Januar 1922

      Ich bin heute Morgen schon früh wach, obwohl unsere Gäste erst gegen vier Uhr in der Früh gegangen sind. Ein spontaner Besuch hat auch sein Schönes. Olga, Helen und die beiden Johns haben uns gestern Abend überrascht. Sie haben alles mitgebracht, alles, was man für eine kleine Silvesterparty braucht.

      Brisbane, 5. Januar 1922

      Ich habe Vater eben zum Zug nach Sydney gebracht. Sein Schiff geht schon morgen Abend. Auf dem Rückweg vom Bahnhof war ich in dem Feinkostladen in der Gordon Street. Ich hatte fünf Gläser von Joys Kirschmarmelade dabei. Der Inhaber war sehr freundlich, er hat mir angeboten, die Marmelade an seine Stammkunden zu verschenken und die Reaktion abzuwarten. Ich habe zugestimmt, die Leute müssen ja schließlich irgendwie auf den Geschmack kommen.

      Brisbane, 12. Januar 1922

      Nach zwei Wochen habe ich das erste Mal große Sehnsucht nach meinem Sohn. Das Haus ist so leer. Es wird noch zwei weitere Wochen so gehen. Es ist nur schade, dass Vater nicht noch länger geblieben ist.

      Brisbane, 15. Januar 1922

      In den letzten Tagen habe ich ganz offizielle Dinge übersetzt und geprüft. Es handelte sich dabei um Urkunden und Zeugnisse von Einwanderern aus Portugal und Spanien. Der Anwalt, von dem ich die Aufträge erhalten habe, spricht selbst spanisch und auch etwa portugiesisch, aber das hat nicht ausgereicht, denn solche Übersetzungen müssen beeidet werden. Mit meinem College-Abschluss bin ich eigentlich dazu berechtigt, mir fehlte aber bislang noch die behördliche Genehmigung, eine reine Formsache. Ich habe die Gelegenheit genutzt und meine Zeugnisse eingereicht. Ich darf Übersetzungen jetzt auch offiziell beglaubigen, sodass sie vor australischen Behörden Anerkennung finden. An solchen Übersetzungen und Beglaubigungen verdiene ich sehr gut, obwohl sie schnell zu erledigen sind. Es lohnt sich also noch mehr dieser Aufträge zu bekommen. Der Inhaber des Feinkostladens hat mir übrigens auch geschrieben. Er möchte gerne noch mehr von der Marmelade, diesmal will er auch bezahlen. Jetzt muss ich dafür sorgen, dass er sich direkt an Joy wendet.

      Brisbane, 24. Januar 1922

      Ich habe meinen Jungen wieder. Ich glaube diesen Satz schreibe ich jedes Mal, wenn ich ihn für ein paar Wochen nicht gesehen habe, aber es ist eben meine große Freude. Tom hat diesmal wenigstens geschrieben, auch wenn es nur ein einziger Brief war. Er behauptet, der beste Kanufahrer des ganzen Camps zu sein und es war auch gleich das Erste, was er mir bei seiner Ankunft erzählt hat. Ich habe jetzt ein wenig Angst, dass er auch hier ein Kanu haben möchte, um auf dem Fluss zu fahren. Dann höre ich noch, dass das Essen diesmal nicht so gut gewesen sein soll. Wenn ich mir die Jungen allerdings so ansehe, kann ich nicht feststellen, dass sie gehungert haben.

      Brisbane, 17. Februar 1922

      Vater hat jetzt Telefon in Hatfields Beach, leider kann er damit nicht nach Brisbane telefonieren, aber nach Auckland und über die Vermittlung auch ganz nach Wellington. Das Telefon ist eine praktische Sache, wenn man von zu Hause aus telefonieren kann. Tom und ich sollten uns diesen kleinen Luxus auch leisten, es ist gar nicht so teuer. In der Nachbarschaft habe ich schon viele Häuser gesehen, in die solche Telefondrähte hineingehen. Vater benutzt sein Telefon natürlich für den Beruf, wenn er mit den Zeitungen telefoniert und seine Artikel bespricht. Es ist schade, dass ich über das Telefon nicht auch meine Übersetzungen erhalten oder verschicken kann, aber wie sollte das gehen, durch die Drähte kann ja nur Strom fließen und kein Papier.

      Brisbane, 1. März 1922

      Toms viertes Schuljahr ist erst ein paar Wochen alt, da gibt es schon eine kleine Aufregung. Tom wurde für ein Stipendium vorgeschlagen. Er soll zum Halbjahr auf eine private Schule wechseln, auf der er besser gefördert wird. Für Tom ist dies natürlich ein großes Lob, die Aufregung kommt allerdings daher, dass Toms Freunde nicht mitkommen können. Tom ist der Einzige in seiner Klasse, der dieses Stipendium bekommen soll. Für Keith, Paul und Jimmy bleibt nur die staatliche Schule, es sei denn ihre Eltern bezahlen für den Privatunterricht. Noch habe ich mich nicht entschieden. Es besteht auch die Möglichkeit, Tom erst zum nächsten Schuljahr auf die Privatschule zu schicken.

      Brisbane, 17. März 1922

      Gestern ist mein Besuch eingetroffen. Vater hatte ich ja zu meinem Geburtstag ohnehin erwartet. Joy und Alan haben sich dann letzte Woche kurz entschlossen ihn zu begleiten und so ist das Haus voll. Ich habe natürlich darauf bestanden, dass die beiden bei uns wohnen. Tom hat sein Zimmer geräumt, er schläft mit Vater im Arbeitszimmer. Joy und Alan haben großes Gepäck dabei, ein ganzes Sortiment von Marmeladen. Einiges davon ist natürlich auch für mich bestimmt, aber das Meiste haben sie für den Feinkostladen in der Gordon Street mitgebracht. Joy will sich morgen mit dem Inhaber treffen und ihm weitere Sorten anbieten. In Auckland sind ihre Marmeladen bereits eine Institution.


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